Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.C. 4. In Ansehung des Manuf. Handels. in Piemont die grosse Seiden-Windemühle so langestudirt hatte, daß er sie in England nachzuahmen sich getraute, war auf 14 Jahr privilegiirt worden, sie allein benuzen zu dürfen. Das Parlament sah aber seinen Fehler ein, kaufte ihm das gegebene Pri- vilegium wieder ab, und gab nun jedermann Frei- heit sie anzulegen. In jedem andern Fall aber, zu- mal wenn der Gegenstand eine Manufactur-Waare von sehr allgemeinem Verbrauch ist, haben derglei- chen Monopolien die schädlichsten Folgen. Die ge- wisseste Folge ist, daß der Monopolist, weil er keine Concurrenz im Lande fürchtet, seine Waare nicht so vollkommen macht, als er sonst tuhn würde. Es kömmt also niemals dahin, daß sie durch Güte und Wolfeilheit zum auswärtigen Vertrieb gelangte. Das gewöhnliche ist dabei auch, daß ein solcher Mo- nopolist vorstellt, er könne noch nicht so viel Waare verfertigen, als das Land erfodert, und dem zufolge sich die Erlaubnis geben läßt, vors erste fremde Waa- ren einführen, aber auch allein verkaufen zu dürfen. §. 24. In dem jezigen Bestreben guter Staatswirte, C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels. in Piemont die groſſe Seiden-Windemuͤhle ſo langeſtudirt hatte, daß er ſie in England nachzuahmen ſich getraute, war auf 14 Jahr privilegiirt worden, ſie allein benuzen zu duͤrfen. Das Parlament ſah aber ſeinen Fehler ein, kaufte ihm das gegebene Pri- vilegium wieder ab, und gab nun jedermann Frei- heit ſie anzulegen. In jedem andern Fall aber, zu- mal wenn der Gegenſtand eine Manufactur-Waare von ſehr allgemeinem Verbrauch iſt, haben derglei- chen Monopolien die ſchaͤdlichſten Folgen. Die ge- wiſſeſte Folge iſt, daß der Monopoliſt, weil er keine Concurrenz im Lande fuͤrchtet, ſeine Waare nicht ſo vollkommen macht, als er ſonſt tuhn wuͤrde. Es koͤmmt alſo niemals dahin, daß ſie durch Guͤte und Wolfeilheit zum auswaͤrtigen Vertrieb gelangte. Das gewoͤhnliche iſt dabei auch, daß ein ſolcher Mo- nopoliſt vorſtellt, er koͤnne noch nicht ſo viel Waare verfertigen, als das Land erfodert, und dem zufolge ſich die Erlaubnis geben laͤßt, vors erſte fremde Waa- ren einfuͤhren, aber auch allein verkaufen zu duͤrfen. §. 24. In dem jezigen Beſtreben guter Staatswirte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <p><pb facs="#f0243" n="235"/><fw place="top" type="header">C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.</fw><lb/> in Piemont die groſſe Seiden-Windemuͤhle ſo lange<lb/> ſtudirt hatte, daß er ſie in England nachzuahmen<lb/> ſich getraute, war auf 14 Jahr privilegiirt worden,<lb/> ſie allein benuzen zu duͤrfen. Das Parlament ſah<lb/> aber ſeinen Fehler ein, kaufte ihm das gegebene Pri-<lb/> vilegium wieder ab, und gab nun jedermann Frei-<lb/> heit ſie anzulegen. In jedem andern Fall aber, zu-<lb/> mal wenn der Gegenſtand eine Manufactur-Waare<lb/> von ſehr allgemeinem Verbrauch iſt, haben derglei-<lb/> chen Monopolien die ſchaͤdlichſten Folgen. Die ge-<lb/> wiſſeſte Folge iſt, daß der Monopoliſt, weil er keine<lb/> Concurrenz im Lande fuͤrchtet, ſeine Waare nicht ſo<lb/> vollkommen macht, als er ſonſt tuhn wuͤrde. Es<lb/> koͤmmt alſo niemals dahin, daß ſie durch Guͤte und<lb/> Wolfeilheit zum auswaͤrtigen Vertrieb gelangte.<lb/> Das gewoͤhnliche iſt dabei auch, daß ein ſolcher Mo-<lb/> nopoliſt vorſtellt, er koͤnne noch nicht ſo viel Waare<lb/> verfertigen, als das Land erfodert, und dem zufolge<lb/> ſich die Erlaubnis geben laͤßt, vors erſte fremde Waa-<lb/> ren einfuͤhren, aber auch allein verkaufen zu duͤrfen.</p> </div><lb/> <div n="5"> <head>§. 24.</head><lb/> <p>In dem jezigen Beſtreben guter Staatswirte,<lb/> den Wolſtand ihrer Voͤlker durch Manufacturen zu<lb/> heben, ſind der Beiſpiele ſo viel von mislungenen,<lb/> als von gelungenen Unternehmungen. Friedrichs<lb/> des Groſſen Meiſterwerk war, daß er ſeinen Staa-<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [235/0243]
C. 4. In Anſehung des Manuf. Handels.
in Piemont die groſſe Seiden-Windemuͤhle ſo lange
ſtudirt hatte, daß er ſie in England nachzuahmen
ſich getraute, war auf 14 Jahr privilegiirt worden,
ſie allein benuzen zu duͤrfen. Das Parlament ſah
aber ſeinen Fehler ein, kaufte ihm das gegebene Pri-
vilegium wieder ab, und gab nun jedermann Frei-
heit ſie anzulegen. In jedem andern Fall aber, zu-
mal wenn der Gegenſtand eine Manufactur-Waare
von ſehr allgemeinem Verbrauch iſt, haben derglei-
chen Monopolien die ſchaͤdlichſten Folgen. Die ge-
wiſſeſte Folge iſt, daß der Monopoliſt, weil er keine
Concurrenz im Lande fuͤrchtet, ſeine Waare nicht ſo
vollkommen macht, als er ſonſt tuhn wuͤrde. Es
koͤmmt alſo niemals dahin, daß ſie durch Guͤte und
Wolfeilheit zum auswaͤrtigen Vertrieb gelangte.
Das gewoͤhnliche iſt dabei auch, daß ein ſolcher Mo-
nopoliſt vorſtellt, er koͤnne noch nicht ſo viel Waare
verfertigen, als das Land erfodert, und dem zufolge
ſich die Erlaubnis geben laͤßt, vors erſte fremde Waa-
ren einfuͤhren, aber auch allein verkaufen zu duͤrfen.
§. 24.
In dem jezigen Beſtreben guter Staatswirte,
den Wolſtand ihrer Voͤlker durch Manufacturen zu
heben, ſind der Beiſpiele ſo viel von mislungenen,
als von gelungenen Unternehmungen. Friedrichs
des Groſſen Meiſterwerk war, daß er ſeinen Staa-
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