Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 3. Von den Assecuranzen.
oder die Rheder andere Gründe haben, denselben vor
angetretener Reise seines Dienstes zu entsezen.

§. 9.

V. Daß Ein Ort der Bestimmung in der Polize
benannt werden müsse, versteht sich von selbst. Aber
wenn aus Gründen, deren ich Cap. 1. §. 7. erwähnt
habe, ein Schiff seine Fahrt auf mehrere Oerter rich-
tet, so muß in der Polize aufs Schiff ein jeder Ort
benannt werden, wohin dasselbe auch nur muhtmaß-
lich gehen mögte. Es geht z. B. in die Mittellän-
dische See, wo es der Reihe nach in Cartagena, Ali-
cante, Barcelona seine Fracht teilweise entladet, oder
Fracht in diesen Häfen sucht, so muß dies in der Po-
lize angegeben werden, und der Versicherer ist frei,
wenn das Schiff anders, als durch Noht gedrungen
in einen nicht benannten Hafen, z. B. in Malaga
einläuft. Ja dies hat sogar Statt, wenn der Hafen
näher liegt, als der angegebene Bestimmungsort.
Dieser sei z. B. Lissabon, der Schiffer aber entschliesse
sich in Bilbao einzulaufen, und dort Fracht zu su-
chen. Denn in einem so wichtigen Contract muß
alles durchaus nach dem Buchstaben gehen; und der
Assecuradör hat Recht, wenn er im Fall eines Un-
glüks saget: eben das Unglük, welches dem
Schiffe begegnet ist, da es seine Fahrt auf Bilbao
richtete, würde ihm nicht begegnet sein, wenn es

Cap. 3. Von den Aſſecuranzen.
oder die Rheder andere Gruͤnde haben, denſelben vor
angetretener Reiſe ſeines Dienſtes zu entſezen.

§. 9.

V. Daß Ein Ort der Beſtimmung in der Polize
benannt werden muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Aber
wenn aus Gruͤnden, deren ich Cap. 1. §. 7. erwaͤhnt
habe, ein Schiff ſeine Fahrt auf mehrere Oerter rich-
tet, ſo muß in der Polize aufs Schiff ein jeder Ort
benannt werden, wohin daſſelbe auch nur muhtmaß-
lich gehen moͤgte. Es geht z. B. in die Mittellaͤn-
diſche See, wo es der Reihe nach in Cartagena, Ali-
cante, Barcelona ſeine Fracht teilweiſe entladet, oder
Fracht in dieſen Haͤfen ſucht, ſo muß dies in der Po-
lize angegeben werden, und der Verſicherer iſt frei,
wenn das Schiff anders, als durch Noht gedrungen
in einen nicht benannten Hafen, z. B. in Malaga
einlaͤuft. Ja dies hat ſogar Statt, wenn der Hafen
naͤher liegt, als der angegebene Beſtimmungsort.
Dieſer ſei z. B. Liſſabon, der Schiffer aber entſchlieſſe
ſich in Bilbao einzulaufen, und dort Fracht zu ſu-
chen. Denn in einem ſo wichtigen Contract muß
alles durchaus nach dem Buchſtaben gehen; und der
Aſſecuradoͤr hat Recht, wenn er im Fall eines Un-
gluͤks ſaget: eben das Ungluͤk, welches dem
Schiffe begegnet iſt, da es ſeine Fahrt auf Bilbao
richtete, wuͤrde ihm nicht begegnet ſein, wenn es

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0067" n="59"/><fw place="top" type="header">Cap. 3. Von den A&#x017F;&#x017F;ecuranzen.</fw><lb/>
oder die Rheder andere Gru&#x0364;nde haben, den&#x017F;elben vor<lb/>
angetretener Rei&#x017F;e &#x017F;eines Dien&#x017F;tes zu ent&#x017F;ezen.</p>
              </div><lb/>
              <div n="5">
                <head>§. 9.</head><lb/>
                <p><hi rendition="#aq">V.</hi> Daß Ein Ort der Be&#x017F;timmung in der Polize<lb/>
benannt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, ver&#x017F;teht &#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t. Aber<lb/>
wenn aus Gru&#x0364;nden, deren ich Cap. 1. §. 7. erwa&#x0364;hnt<lb/>
habe, ein Schiff &#x017F;eine Fahrt auf mehrere Oerter rich-<lb/>
tet, &#x017F;o muß in der Polize aufs Schiff ein jeder Ort<lb/>
benannt werden, wohin da&#x017F;&#x017F;elbe auch nur muhtmaß-<lb/>
lich gehen mo&#x0364;gte. Es geht z. B. in die Mittella&#x0364;n-<lb/>
di&#x017F;che See, wo es der Reihe nach in Cartagena, Ali-<lb/>
cante, Barcelona &#x017F;eine Fracht teilwei&#x017F;e entladet, oder<lb/>
Fracht in die&#x017F;en Ha&#x0364;fen &#x017F;ucht, &#x017F;o muß dies in der Po-<lb/>
lize angegeben werden, und der Ver&#x017F;icherer i&#x017F;t frei,<lb/>
wenn das Schiff anders, als durch Noht gedrungen<lb/>
in einen nicht benannten Hafen, z. B. in Malaga<lb/>
einla&#x0364;uft. Ja dies hat &#x017F;ogar Statt, wenn der Hafen<lb/>
na&#x0364;her liegt, als der angegebene Be&#x017F;timmungsort.<lb/>
Die&#x017F;er &#x017F;ei z. B. Li&#x017F;&#x017F;abon, der Schiffer aber ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ich in Bilbao einzulaufen, und dort Fracht zu &#x017F;u-<lb/>
chen. Denn in einem &#x017F;o wichtigen Contract muß<lb/>
alles durchaus nach dem Buch&#x017F;taben gehen; und der<lb/>
A&#x017F;&#x017F;ecurado&#x0364;r hat Recht, wenn er im Fall eines Un-<lb/>
glu&#x0364;ks &#x017F;aget: <hi rendition="#g">eben das Unglu&#x0364;k</hi>, welches dem<lb/>
Schiffe begegnet i&#x017F;t, da es &#x017F;eine Fahrt <choice><sic>au&#x017F;</sic><corr>auf</corr></choice> Bilbao<lb/>
richtete, wu&#x0364;rde ihm nicht begegnet &#x017F;ein, wenn es<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[59/0067] Cap. 3. Von den Aſſecuranzen. oder die Rheder andere Gruͤnde haben, denſelben vor angetretener Reiſe ſeines Dienſtes zu entſezen. §. 9. V. Daß Ein Ort der Beſtimmung in der Polize benannt werden muͤſſe, verſteht ſich von ſelbſt. Aber wenn aus Gruͤnden, deren ich Cap. 1. §. 7. erwaͤhnt habe, ein Schiff ſeine Fahrt auf mehrere Oerter rich- tet, ſo muß in der Polize aufs Schiff ein jeder Ort benannt werden, wohin daſſelbe auch nur muhtmaß- lich gehen moͤgte. Es geht z. B. in die Mittellaͤn- diſche See, wo es der Reihe nach in Cartagena, Ali- cante, Barcelona ſeine Fracht teilweiſe entladet, oder Fracht in dieſen Haͤfen ſucht, ſo muß dies in der Po- lize angegeben werden, und der Verſicherer iſt frei, wenn das Schiff anders, als durch Noht gedrungen in einen nicht benannten Hafen, z. B. in Malaga einlaͤuft. Ja dies hat ſogar Statt, wenn der Hafen naͤher liegt, als der angegebene Beſtimmungsort. Dieſer ſei z. B. Liſſabon, der Schiffer aber entſchlieſſe ſich in Bilbao einzulaufen, und dort Fracht zu ſu- chen. Denn in einem ſo wichtigen Contract muß alles durchaus nach dem Buchſtaben gehen; und der Aſſecuradoͤr hat Recht, wenn er im Fall eines Un- gluͤks ſaget: eben das Ungluͤk, welches dem Schiffe begegnet iſt, da es ſeine Fahrt auf Bilbao richtete, wuͤrde ihm nicht begegnet ſein, wenn es

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/67
Zitationshilfe: Büsch, Johann Georg: Theoretisch-Praktische Darstellung der Handlung in deren mannigfaltigen Geschäften. Bd. 2. Hamburg, 1792, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/buesch_handlung02_1792/67>, abgerufen am 24.11.2024.