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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
Dann sie brauchend offt vnd vil gemeyne sententz vnnd sprüch / sprüchwörter / gleichnussen / parablen / gegensätz/ angemaßte beyspil / exempel / vnd dergleichen stuck / da nützit ist das den gemeynen verstand deß menschens mer bewege vnd baß leere. 105 Es entstadt wol in der geschrifft etwas tünckle / ist waar / auß vnuerstand der art der geschrifft / vnd den figürlichen reden / auch auß dem vnderscheid vnd vngwone der spraachen. Aber dem mag allem wol geholffen werden / durch fleiß / übung / treüw vnd wolgeübte der außlegeren. Es spricht zwar auch der heilig Apostel Petrus 106 / das in den Epistlen S. Pauli etliche ding schwers verstands syend / er setzt aber auch gleich hinzuo / wölche die vngeleerten / vnd leichtfertigen felschend / vnd biegend / wie auch die andern geschrifften zuo jrer eignen verdammnuß. Darauß wir fein sehend / das die heilig geschrifft / den vngelerten / vnerfarnen / vngeübten / boßhaften vnd verderbten köpffen / nit frommen vnd fleissigen läsern oder zuohörern / dunckel / schwär vnd vnuerstäntlich ist. Darumb auch Paulus (da er spricht107 / Jst vnser Euangelium verdeckt / so ist es in denen die verloren werdend verdeckt / vnder wölchen der Gott diser welt verblendet hatt die sinn der vnglöubigen / das jnen nit schine die erleüchtung deß Euangelions von der klarheit Christi / wölcher ist die bildtnuß Gottes etc.) Jn wölchen worten er die schuld der dünckle nitt auff das wort Gottes / sonder vff die vngeschickten zuohörer legt. Darumb müssend wir / so wir begirig sind das wort Gottes recht zuo verstan / sorg haben / dz der Teüffel vnsere gemüter nit behamle / vnd vns die augen verkleibe. Dann es hat auch vnser Heyland im Euangelio gesprochen108 / dz ist die verdammnuß / dz daß liecht kommen ist inn dise welt / die menschen aber habend die finsternuß mer geliebet dann das liecht. Wir läsend sonst niendert das die heiligen Propheten oder Apostel Gottes das wort Gottes oder die heilig geschrift finsternuß / vnd dünckle genennt habind / sonder vil mer ein heytere vnd ein liecht. Dauid spricht ye109 / dein wort ist ein kertzen meinen füssen / vnd ein liecht meinen wägen. Was ist nun offenbarers / dann das man in duncklen zweifelhafftigen sachen / die selben zuo erklären / niemand weißt zuo finsteren vngwissen dingen / sonder wz vngwiß vnd vnuerständtlich ist / das erleütteret man durch das das heyterer / klärer vnd verständtlicher ist. Wenn dann nun in glaubens händlen ein frag oder span entstadt / so ist yederman deß sinns das söllichs auß der geschriftft söll gericht vnd entscheiden werden / darauß dann volget / das die geschrifft lauter / klar / verständlich vnd gewissz sye.

110 Wiewol nun die heilig geschrifft vnd das wort Gottes heyter vnd klar / noch so erforderts ein glöubige vnd Christenliche außlegung / ja ein guote außlegung ziert das wort Gottes wol / vnnd bringt bey einem frommen zuohörer vil frucht. Sittmal aber vil sind die nicht wöllind das man die geschrifft außlege / so wil ich mitt vnwidersprächlichen exemplen anzeygen / das man sie ja außleggen sölle / dann Gott selb die wort deß gsatztes die er vor der gantzen gemeynd Jsraels geredt vnd inn zwo Tafelen geschriben hat / durch Mosen / mit dem er viertzig tag auff dem berg / vnd auch die viertzig gantze jar inn der wüste vil gespräch gehebt / außgelegt hatt. Wölcher Moses auch ettliche bücher / besonders das Fünfft / geschriben hat als ein außlegung deß gsatzts Gottes. Auff den sind kommen die heiligen Propheten / wölche das gsatzt Mosis außgelegt / vnd es zogen auff die zeit / ort vnd personen / in deren / an dem / vnd mit denen sie gelebt / vnd habend auch jre predgenen gleich als vßlegungen deß gsatzts Gottes in geschrifft hinder jnen gelassen. Jm achten cap. Nehemie läsend wir111 / wie Esra der priester bracht habe dz gsatzbuoch Mosis für die gmeynd / beide männer vnd weiber / vnd alle dies verston kontend / vnd sye gstanden vff einem höltzinen grüst / namlich vff einer Cantzel / die sie zuo der sach gmacht hattend/ Da habe er dz buoch vffthon / vor dem gantzen volck / vnd die Leuiten sygend bey jm gestanden. Er aber habe

105 Tünckle der heiligen geschrifft.
106 2.Pet.3.
107 2.Cor.4.
108 Joan.3.
109 Psal.119.
110 Das daß wort Gottes außlegung erfordere.
111 Offenliche außlegung deß worts Gottes.

Predig.
Dann sie brauchend offt vnd vil gemeyne sententz vnnd sprüch / sprüchwoͤrter / gleichnussen / parablen / gegensaͤtz/ angemaßte beyspil / exempel / vnd dergleichen stuck / da nützit ist das den gemeynen verstand deß menschens mer bewege vnd baß leere. 105 Es entstadt wol in der geschrifft etwas tünckle / ist waar / auß vnuerstand der art der geschrifft / vnd den figürlichen reden / auch auß dem vnderscheid vnd vngwone der spraachen. Aber dem mag allem wol geholffen werden / durch fleiß / uͤbung / treüw vnd wolgeuͤbte der außlegeren. Es spricht zwar auch der heilig Apostel Petrus 106 / das in den Epistlen S. Pauli etliche ding schwers verstands syend / er setzt aber auch gleich hinzuͦ / woͤlche die vngeleerten / vnd leichtfertigen felschend / vnd biegend / wie auch die andern geschrifften zuͦ jrer eignen verdammnuß. Darauß wir fein sehend / das die heilig geschrifft / den vngelerten / vnerfarnen / vngeuͤbten / boßhaften vnd verderbten koͤpffen / nit frommen vnd fleissigen laͤsern oder zuͦhoͤrern / dunckel / schwaͤr vnd vnuerstaͤntlich ist. Darumb auch Paulus (da er spricht107 / Jst vnser Euangelium verdeckt / so ist es in denen die verloren werdend verdeckt / vnder woͤlchen der Gott diser welt verblendet hatt die sinn der vngloͤubigen / das jnen nit schine die erleüchtung deß Euangelions von der klarheit Christi / woͤlcher ist die bildtnuß Gottes ꝛc.) Jn woͤlchen worten er die schuld der dünckle nitt auff das wort Gottes / sonder vff die vngeschickten zuͦhoͤrer legt. Darumb muͤssend wir / so wir begirig sind das wort Gottes recht zuͦ verstan / sorg haben / dz der Teüffel vnsere gemuͤter nit behamle / vnd vns die augen verkleibe. Dann es hat auch vnser Heyland im Euangelio gesprochen108 / dz ist die verdammnuß / dz daß liecht kommen ist inn dise welt / die menschen aber habend die finsternuß mer geliebet dann das liecht. Wir laͤsend sonst niendert das die heiligen Propheten oder Apostel Gottes das wort Gottes oder die heilig geschrift finsternuß / vnd dünckle genennt habind / sonder vil mer ein heytere vnd ein liecht. Dauid spricht ye109 / dein wort ist ein kertzen meinen fuͤssen / vnd ein liecht meinen waͤgen. Was ist nun offenbarers / dann das man in duncklen zweifelhafftigen sachen / die selben zuͦ erklaͤren / niemand weißt zuͦ finsteren vngwissen dingen / sonder wz vngwiß vnd vnuerstaͤndtlich ist / das erleütteret man durch das das heyterer / klaͤrer vnd verstaͤndtlicher ist. Wenn dann nun in glaubens haͤndlen ein frag oder span entstadt / so ist yederman deß sinns das soͤllichs auß der geschriftft soͤll gericht vnd entscheiden werden / darauß dann volget / das die geschrifft lauter / klar / verstaͤndlich vnd gewissz sye.

110 Wiewol nun die heilig geschrifft vnd das wort Gottes heyter vnd klar / noch so erforderts ein gloͤubige vnd Christenliche außlegung / ja ein guͦte außlegung ziert das wort Gottes wol / vnnd bringt bey einem frommen zuͦhoͤrer vil frucht. Sittmal aber vil sind die nicht woͤllind das man die geschrifft außlege / so wil ich mitt vnwiderspraͤchlichen exemplen anzeygen / das man sie ja außleggen soͤlle / dann Gott selb die wort deß gsatztes die er vor der gantzen gemeynd Jsraels geredt vnd inn zwo Tafelen geschriben hat / durch Mosen / mit dem er viertzig tag auff dem berg / vnd auch die viertzig gantze jar inn der wuͤste vil gespraͤch gehebt / außgelegt hatt. Woͤlcher Moses auch ettliche buͤcher / besonders das Fünfft / geschriben hat als ein außlegung deß gsatzts Gottes. Auff den sind kommen die heiligen Propheten / woͤlche das gsatzt Mosis außgelegt / vnd es zogen auff die zeit / ort vnd personen / in deren / an dem / vnd mit denen sie gelebt / vnd habend auch jre predgenen gleich als vßlegungen deß gsatzts Gottes in geschrifft hinder jnen gelassen. Jm achten cap. Nehemie laͤsend wir111 / wie Esra der priester bracht habe dz gsatzbuͦch Mosis für die gmeynd / beide maͤnner vnd weiber / vnd alle dies verston kontend / vnd sye gstanden vff einem hoͤltzinen grüst / namlich vff einer Cantzel / die sie zuͦ der sach gmacht hattend/ Da habe er dz buͦch vffthon / vor dem gantzen volck / vnd die Leuiten sygend bey jm gestanden. Er aber habe

105 Tünckle der heiligen geschrifft.
106 2.Pet.3.
107 2.Cor.4.
108 Joan.3.
109 Psal.119.
110 Das daß wort Gottes außlegung erfordere.
111 Offenliche außlegung deß worts Gottes.
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                   dz daß liecht kommen ist inn dise welt / die menschen aber habend die finsternuß
                   mer geliebet dann das liecht. Wir la&#x0364;send sonst niendert das die heiligen
                   Propheten oder Apostel Gottes das wort Gottes oder die heilig geschrift finsternuß
                   / vnd dünckle genennt habind / sonder vil mer ein heytere vnd ein
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                   vnd klar / noch so erforderts ein glo&#x0364;ubige vnd Christenliche außlegung /
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[XI./0113] Predig. Dann sie brauchend offt vnd vil gemeyne sententz vnnd sprüch / sprüchwoͤrter / gleichnussen / parablen / gegensaͤtz/ angemaßte beyspil / exempel / vnd dergleichen stuck / da nützit ist das den gemeynen verstand deß menschens mer bewege vnd baß leere. 105 Es entstadt wol in der geschrifft etwas tünckle / ist waar / auß vnuerstand der art der geschrifft / vnd den figürlichen reden / auch auß dem vnderscheid vnd vngwone der spraachen. Aber dem mag allem wol geholffen werden / durch fleiß / uͤbung / treüw vnd wolgeuͤbte der außlegeren. Es spricht zwar auch der heilig Apostel Petrus 106 / das in den Epistlen S. Pauli etliche ding schwers verstands syend / er setzt aber auch gleich hinzuͦ / woͤlche die vngeleerten / vnd leichtfertigen felschend / vnd biegend / wie auch die andern geschrifften zuͦ jrer eignen verdammnuß. Darauß wir fein sehend / das die heilig geschrifft / den vngelerten / vnerfarnen / vngeuͤbten / boßhaften vnd verderbten koͤpffen / nit frommen vnd fleissigen laͤsern oder zuͦhoͤrern / dunckel / schwaͤr vnd vnuerstaͤntlich ist. Darumb auch Paulus (da er spricht 107 / Jst vnser Euangelium verdeckt / so ist es in denen die verloren werdend verdeckt / vnder woͤlchen der Gott diser welt verblendet hatt die sinn der vngloͤubigen / das jnen nit schine die erleüchtung deß Euangelions von der klarheit Christi / woͤlcher ist die bildtnuß Gottes ꝛc.) Jn woͤlchen worten er die schuld der dünckle nitt auff das wort Gottes / sonder vff die vngeschickten zuͦhoͤrer legt. Darumb muͤssend wir / so wir begirig sind das wort Gottes recht zuͦ verstan / sorg haben / dz der Teüffel vnsere gemuͤter nit behamle / vnd vns die augen verkleibe. Dann es hat auch vnser Heyland im Euangelio gesprochen 108 / dz ist die verdammnuß / dz daß liecht kommen ist inn dise welt / die menschen aber habend die finsternuß mer geliebet dann das liecht. Wir laͤsend sonst niendert das die heiligen Propheten oder Apostel Gottes das wort Gottes oder die heilig geschrift finsternuß / vnd dünckle genennt habind / sonder vil mer ein heytere vnd ein liecht. Dauid spricht ye 109 / dein wort ist ein kertzen meinen fuͤssen / vnd ein liecht meinen waͤgen. Was ist nun offenbarers / dann das man in duncklen zweifelhafftigen sachen / die selben zuͦ erklaͤren / niemand weißt zuͦ finsteren vngwissen dingen / sonder wz vngwiß vnd vnuerstaͤndtlich ist / das erleütteret man durch das das heyterer / klaͤrer vnd verstaͤndtlicher ist. Wenn dann nun in glaubens haͤndlen ein frag oder span entstadt / so ist yederman deß sinns das soͤllichs auß der geschriftft soͤll gericht vnd entscheiden werden / darauß dann volget / das die geschrifft lauter / klar / verstaͤndlich vnd gewissz sye. 110 Wiewol nun die heilig geschrifft vnd das wort Gottes heyter vnd klar / noch so erforderts ein gloͤubige vnd Christenliche außlegung / ja ein guͦte außlegung ziert das wort Gottes wol / vnnd bringt bey einem frommen zuͦhoͤrer vil frucht. Sittmal aber vil sind die nicht woͤllind das man die geschrifft außlege / so wil ich mitt vnwiderspraͤchlichen exemplen anzeygen / das man sie ja außleggen soͤlle / dann Gott selb die wort deß gsatztes die er vor der gantzen gemeynd Jsraels geredt vnd inn zwo Tafelen geschriben hat / durch Mosen / mit dem er viertzig tag auff dem berg / vnd auch die viertzig gantze jar inn der wuͤste vil gespraͤch gehebt / außgelegt hatt. Woͤlcher Moses auch ettliche buͤcher / besonders das Fünfft / geschriben hat als ein außlegung deß gsatzts Gottes. Auff den sind kommen die heiligen Propheten / woͤlche das gsatzt Mosis außgelegt / vnd es zogen auff die zeit / ort vnd personen / in deren / an dem / vnd mit denen sie gelebt / vnd habend auch jre predgenen gleich als vßlegungen deß gsatzts Gottes in geschrifft hinder jnen gelassen. Jm achten cap. Nehemie laͤsend wir 111 / wie Esra der priester bracht habe dz gsatzbuͦch Mosis für die gmeynd / beide maͤnner vnd weiber / vnd alle dies verston kontend / vnd sye gstanden vff einem hoͤltzinen grüst / namlich vff einer Cantzel / die sie zuͦ der sach gmacht hattend/ Da habe er dz buͦch vffthon / vor dem gantzen volck / vnd die Leuiten sygend bey jm gestanden. Er aber habe 105 Tünckle der heiligen geschrifft. 106 2.Pet.3. 107 2.Cor.4. 108 Joan.3. 109 Psal.119. 110 Das daß wort Gottes außlegung erfordere. 111 Offenliche außlegung deß worts Gottes.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. XI.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/113>, abgerufen am 16.05.2024.