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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Vierte
geoffenbaret / also sol man auch die durch den selbigen außlegen. Da nun etlich reglen vnnd anzeygungen sind / wie man Gottes wort mit Gottes wort außlegen sölle / namlich / das die außlegung nicht sye wider die artickel deß glaubens / oder mit der liebe Gottes vnd deß nechsten streyte / sonder das sie syge vmbsichtig / vnd genommen auß vorgendem vnnd nachgendem / mitt fleißiger betrachtung aller vmbständen / vnd vergleichung andrer geschrifften vnd orten. Vorauß aber das daß gmüt vnd hertz deß außlegers Gottsförchtig sye / vnd begirig die tugenden zepflantzen / die laster außzereütten / vnd das es auch ernstliche vnd stäte gebätt zuo Gott thüge / das er vnsere hertzen erleüchten wölle / damitt sein namm in allem gelobt vnd prisen werde. Jm sye lob ehr vnd preyß in ewigkeyt / Amen.

Die Vierte Predig.

Von dem waaren glauben / wohar der kömme / vnd das er sye ein steiffe vnd gwüsse
berednuß deß gemüts / vnd allein gründe auff Gott vnd sein wort.

JNn der nächsten Predig hab ich anzeygt vnd geleert vnder anderen / das die waare vnd gesunde außlegung der geschrifft nit sölle der regel deß glaubens / noch der liebe Gottes vnnd deß nechsten zuo wider sein / dann wölcher verstand der geschrifft mit der regel deß glaubens vnnd der liebe streytet / kan vnd mag nit ein gesunder vnd rechter verstand sein. Vnnd darumb / so müssend wir yetz volgends auch reden von dem waaren glauben vnd von der liebe Gottes vnd deß nechsten / damit hie niemand nützit mangle. Erstlich aber wöllend wir mitt der hilff Gottes / (vmb die jhr inn ernstlichem bitten wöllind) vom waarem glauben reden.

131 Das wörtli glauben streckt sich weyt inn dem gmeynen brauch zereden auß / dann es wirt etwan genommen für ein yede religion vnd Gottsdienst / als wie wir sagend / der Christen glaub / der Juden glaub / der Türckisch glaub. Demnach so wirt glauben auch genommen für ein meynung die do geschöpfft ist vß etwas reden / als so wir hörend etwas sagen von den Jüdischen oder Ethyopischen geschichten / dauon wir wol sagend wir glaubinds / setzend aber kein vertrauwen darein / verhoffend auch nützit darauß zuo erlangen. Jn disem verstand / spricht S.Jacob132 glaube auch der Teüffel vnnd erzittere. Zuoletst / wirt glauben genommen für ein gwüsses vngezweiflets vertrauwen inn Gott vnd sein wort. Jnn der Hebreischen spraach hat der glaub den nammen har von der waarheyt gwüsse vnd bestand. Jn latin heißt er Fides, vom wörtlin fieri, das do heißt geschehen / darumb das es geschicht was da geredt wirt. Darumb jhener spricht / Jch frag dich ob du glaubist? du sagst / ich glauben / thuo das du sagst / so ists ein glaub. Darumb so vil vnser fürnemmen vnd handlung hie belanget / so ist der glaub ein vngezweiflets gwüsses vertrauwen.

133 Diser glaub nun der also ein gwüsses vngezweiflets wüssen vnd vertrauwen ist vnnd sich gründet auff Gott vnd auff sein wort / wirt auff mancherley weiß beschriben von den reineren Theologis. S. Paul spricht134 / der glaub ist ein beständig wäsen der dingen die man hofft / vnd ein klare anzeygung der dingen die man nit sicht. Substantz oder hypostasis / welchs wörtli Paulus hie braucht / heißt ein vesten grund oder pfimment / darauff wir vns lassend vnd darauff gwiß vnd sicher vertrauwend. Die ding die man hoffet / sind die himmlischen ewigen vnsichtbaren ding. Darumb spricht Paulus / der glaub sye ein vnbewegts / beständigs / gwüsses vertrauwen deren dingen die Gott verheissen / namlich deß

131 Das wörtli Glauben.
132 Jac.2.
133 Beschreybungen deß glaubens.
134 Hebr.11.

Die Vierte
geoffenbaret / also sol man auch die durch den selbigen außlegen. Da nun etlich reglen vnnd anzeygungen sind / wie man Gottes wort mit Gottes wort außlegen soͤlle / namlich / das die außlegung nicht sye wider die artickel deß glaubens / oder mit der liebe Gottes vnd deß nechsten streyte / sonder das sie syge vmbsichtig / vnd genommen auß vorgendem vnnd nachgendem / mitt fleißiger betrachtung aller vmbstaͤnden / vnd vergleichung andrer geschrifften vnd orten. Vorauß aber das daß gmuͤt vnd hertz deß außlegers Gottsfoͤrchtig sye / vnd begirig die tugenden zepflantzen / die laster außzereütten / vnd das es auch ernstliche vnd staͤte gebaͤtt zuͦ Gott thuͤge / das er vnsere hertzen erleüchten woͤlle / damitt sein namm in allem gelobt vnd prisen werde. Jm sye lob ehr vnd preyß in ewigkeyt / Amen.

Die Vierte Predig.

Von dem waaren glauben / wohar der koͤmme / vnd das er sye ein steiffe vnd gwüsse
berednuß deß gemuͤts / vnd allein gründe auff Gott vnd sein wort.

JNn der naͤchsten Predig hab ich anzeygt vnd geleert vnder anderen / das die waare vnd gesunde außlegung der geschrifft nit soͤlle der regel deß glaubens / noch der liebe Gottes vnnd deß nechsten zuͦ wider sein / dann woͤlcher verstand der geschrifft mit der regel deß glaubens vnnd der liebe streytet / kan vnd mag nit ein gesunder vnd rechter verstand sein. Vnnd darumb / so muͤssend wir yetz volgends auch reden von dem waaren glauben vnd von der liebe Gottes vnd deß nechsten / damit hie niemand nützit mangle. Erstlich aber woͤllend wir mitt der hilff Gottes / (vmb die jhr inn ernstlichem bitten woͤllind) vom waarem glauben reden.

131 Das woͤrtli glauben streckt sich weyt inn dem gmeynen brauch zereden auß / dann es wirt etwan genommen für ein yede religion vnd Gottsdienst / als wie wir sagend / der Christen glaub / der Juden glaub / der Türckisch glaub. Demnach so wirt glauben auch genommen für ein meynung die do geschoͤpfft ist vß etwas reden / als so wir hoͤrend etwas sagen von den Jüdischen oder Ethyopischen geschichten / dauon wir wol sagend wir glaubinds / setzend aber kein vertrauwen darein / verhoffend auch nützit darauß zuͦ erlangen. Jn disem verstand / spricht S.Jacob132 glaube auch der Teüffel vnnd erzittere. Zuͦletst / wirt glauben genommen für ein gwüsses vngezweiflets vertrauwen inn Gott vnd sein wort. Jnn der Hebreischen spraach hat der glaub den nammen har von der waarheyt gwüsse vnd bestand. Jn latin heißt er Fides, vom woͤrtlin fieri, das do heißt geschehen / darumb das es geschicht was da geredt wirt. Darumb jhener spricht / Jch frag dich ob du glaubist? du sagst / ich glauben / thuͦ das du sagst / so ists ein glaub. Darumb so vil vnser fürnemmen vnd handlung hie belanget / so ist der glaub ein vngezweiflets gwüsses vertrauwen.

133 Diser glaub nun der also ein gwüsses vngezweiflets wüssen vnd vertrauwen ist vnnd sich gründet auff Gott vnd auff sein wort / wirt auff mancherley weiß beschriben von den reineren Theologis. S. Paul spricht134 / der glaub ist ein bestaͤndig waͤsen der dingen die man hofft / vnd ein klare anzeygung der dingen die man nit sicht. Substantz oder hypostasis / welchs woͤrtli Paulus hie braucht / heißt ein vesten grund oder pfimment / darauff wir vns lassend vnd darauff gwiß vnd sicher vertrauwend. Die ding die man hoffet / sind die himmlischen ewigen vnsichtbaren ding. Darumb spricht Paulus / der glaub sye ein vnbewegts / bestaͤndigs / gwüsses vertrauwen deren dingen die Gott verheissen / namlich deß

131 Das woͤrtli Glauben.
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133 Beschreybungen deß glaubens.
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[[13]/0118] Die Vierte geoffenbaret / also sol man auch die durch den selbigen außlegen. Da nun etlich reglen vnnd anzeygungen sind / wie man Gottes wort mit Gottes wort außlegen soͤlle / namlich / das die außlegung nicht sye wider die artickel deß glaubens / oder mit der liebe Gottes vnd deß nechsten streyte / sonder das sie syge vmbsichtig / vnd genommen auß vorgendem vnnd nachgendem / mitt fleißiger betrachtung aller vmbstaͤnden / vnd vergleichung andrer geschrifften vnd orten. Vorauß aber das daß gmuͤt vnd hertz deß außlegers Gottsfoͤrchtig sye / vnd begirig die tugenden zepflantzen / die laster außzereütten / vnd das es auch ernstliche vnd staͤte gebaͤtt zuͦ Gott thuͤge / das er vnsere hertzen erleüchten woͤlle / damitt sein namm in allem gelobt vnd prisen werde. Jm sye lob ehr vnd preyß in ewigkeyt / Amen. Die Vierte Predig. Von dem waaren glauben / wohar der koͤmme / vnd das er sye ein steiffe vnd gwüsse berednuß deß gemuͤts / vnd allein gründe auff Gott vnd sein wort. JNn der naͤchsten Predig hab ich anzeygt vnd geleert vnder anderen / das die waare vnd gesunde außlegung der geschrifft nit soͤlle der regel deß glaubens / noch der liebe Gottes vnnd deß nechsten zuͦ wider sein / dann woͤlcher verstand der geschrifft mit der regel deß glaubens vnnd der liebe streytet / kan vnd mag nit ein gesunder vnd rechter verstand sein. Vnnd darumb / so muͤssend wir yetz volgends auch reden von dem waaren glauben vnd von der liebe Gottes vnd deß nechsten / damit hie niemand nützit mangle. Erstlich aber woͤllend wir mitt der hilff Gottes / (vmb die jhr inn ernstlichem bitten woͤllind) vom waarem glauben reden. 131 Das woͤrtli glauben streckt sich weyt inn dem gmeynen brauch zereden auß / dann es wirt etwan genommen für ein yede religion vnd Gottsdienst / als wie wir sagend / der Christen glaub / der Juden glaub / der Türckisch glaub. Demnach so wirt glauben auch genommen für ein meynung die do geschoͤpfft ist vß etwas reden / als so wir hoͤrend etwas sagen von den Jüdischen oder Ethyopischen geschichten / dauon wir wol sagend wir glaubinds / setzend aber kein vertrauwen darein / verhoffend auch nützit darauß zuͦ erlangen. Jn disem verstand / spricht S.Jacob 132 glaube auch der Teüffel vnnd erzittere. Zuͦletst / wirt glauben genommen für ein gwüsses vngezweiflets vertrauwen inn Gott vnd sein wort. Jnn der Hebreischen spraach hat der glaub den nammen har von der waarheyt gwüsse vnd bestand. Jn latin heißt er Fides, vom woͤrtlin fieri, das do heißt geschehen / darumb das es geschicht was da geredt wirt. Darumb jhener spricht / Jch frag dich ob du glaubist? du sagst / ich glauben / thuͦ das du sagst / so ists ein glaub. Darumb so vil vnser fürnemmen vnd handlung hie belanget / so ist der glaub ein vngezweiflets gwüsses vertrauwen. 133 Diser glaub nun der also ein gwüsses vngezweiflets wüssen vnd vertrauwen ist vnnd sich gründet auff Gott vnd auff sein wort / wirt auff mancherley weiß beschriben von den reineren Theologis. S. Paul spricht 134 / der glaub ist ein bestaͤndig waͤsen der dingen die man hofft / vnd ein klare anzeygung der dingen die man nit sicht. Substantz oder hypostasis / welchs woͤrtli Paulus hie braucht / heißt ein vesten grund oder pfimment / darauff wir vns lassend vnd darauff gwiß vnd sicher vertrauwend. Die ding die man hoffet / sind die himmlischen ewigen vnsichtbaren ding. Darumb spricht Paulus / der glaub sye ein vnbewegts / bestaͤndigs / gwüsses vertrauwen deren dingen die Gott verheissen / namlich deß 131 Das woͤrtli Glauben. 132 Jac.2. 133 Beschreybungen deß glaubens. 134 Hebr.11.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [13]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/118>, abgerufen am 24.11.2024.