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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
anderen / den du darzuo triben vnd angereisest hast / dir nit anderst zuogerechnet werden / dann hettest du den mit eigner hand zetodt geschlagen. Welches dann kein wunder ist / dieweil auch der heilig Euangelist vnd Apostel Joannes den hassz einen todtschlag nennt.

705 Vber das müssend wir auch weiter bedencken auß was vrsachen der todtschlag oder der zuogefügt schaden beschähe / dann nach dem vnnd die vrsachen sind / nach dem nimpt auch das laster zuo. Dann es geschehend etwan todtschleg / vnnd wirt dem nechsten schaden zuogefügt / eintweders auß vnwüssenheit ongeferd / oder auß boßheit vnd bösen fürnemmen / auß vnwüssenheit vnd ongeferd / so einem etwan die sach mißrath / vnnd vnfal darzuoschlacht / oder es Gott auß seiner fürsichtigkeit also schickt / das einer den anderen / das er doch nit im sinn hat vmb bringt. Als wenn ich zuo einem hirtzen oder gewild schusse / vnnd träffe aber etwan ein menschen / der inn dem Wald holtz hüwe / von dem ich nicht wüßte / oder so ich ongeferd einem gifft gebe / da ich aber meynte ich gebe jhm guote heylsamme artzney. 706 Für sölliche fäl hat Gott im gsatzt vnnd bey allen völckeren freyheiten auffgerichtet. Auß boßheit aber geschehend todtschleg / als so ich auß böser begird verblendet / einem vnderstünde das sein zenemmen / vnd so er sich wölte weeren / ich jn darzuo zetodt schlüge / wie dann der mertheil krieg etlicher maß der gattung sind / vorauß aber mörderey vnnd was dergleichen. Oder so ich mich mitt todtschlag an einem anderen rächen wölte / von wegen das er mir schaden zuogefügt hat / Jtem so mich der zorn / oder trunckenheit überwindt / das ich den andern zetodt schlahen / den ich sonst lieb hette vnd guots gonnte / wenn mich die böß anfechtung nit begriffen hette. Das sey nun von den vrsachen deß todtschlags geredt.

707 Wz grossen sünd vnd laster aber todtschlag sey / der also auß boßheit kompt / müssend wir yetz auch bsehen vnd erwegen. Dann so wir söllichs eigentlich bedächtind / so wurde on zweifel der todtschlag nit so gmeyn sein / vnd wurde sich ein yeder dest mer fleissen / dz er seinen zorn im zaum behielte / vnd die bildtnuß Gottes nitt verdarpte. Dann todtschlag streitet stracks vnd fräfenlich wider den ewigen waaren Gott / der dz heil vnd dz leben der welt ist / dann er löscht auß die bildtnuß Gottes / den menschen namlich / der nach der bildtnuß vnd gleichnuß Gottes erschaffen ist. Wenn nun yemand auff der gassz etwan eins künigs oder Fürsten bildtnuß vmbwurffe / der wurde müssen sterben / als der die Maiestet vnd Oberkeit verletzt vnd geschmächt hette. Wie vil mer sündet dann der / der ein vernünfftige lebendige seelhaffte bildtnuß Gottes / namlich ein menschen vmbbringt vnd tödet? Wir läsend vom Keiser Theodosio / das er jm auff ein zeit fürgenommen habe vil burger zuo Antiochia vmbzebringen / von keiner anderen vrsach wegen / dann das sie hattend die seül vnd bildtnuß der Keiserin Placille auff dem marckt vmbgeworffen. Da seye aber ein Einsidel mitt nammen Macedonius zuo deß Keisers anwälten kommen vnd hab gesprochen / O lieben Herren vnd fründ / sagend dem Keiser also / Du bist nicht nur ein Keiser / sonder auch ein mensch / vnnd darumb so solt du die bildtnuß Gottes nicht so grimmigklich lassen vmb bringen / dann du erzürnest den schöpffer so da sein bildtnuß vmbbringst.Bedenck das du dich allein von einer ehrinen bildtnuß wegen also bekümmerist vnd erzürnist. Wie vil grösser aber ein ding sey das da lebt / seel vnnd vernunfft hatt / dann dz / das es nit hat / ist einem yeden offenbar. Darzuo so ist es ring zethuon / das man für ein ehrine seül vnd bildtnuß / vil andere mache / denen aber die erschlagen sind / ist vnmüglich ein haar wider zebringen etc. Demnach so streittet auch todtschlag gar vnnd gantz mitt der natur deß menschen / dann es ist dem menschen also einpflantzet das er sein leben liebet / vnd das daß fleisch sich selb nicht vmb bringt / sonder vil mer erhaltet vnd neert. Nun sind aber wir menschen

705 Vrsachen deß todtschlags.
706 Freiheyten.
707 Was grossen lasters todtschlag sey.

Predig.
anderen / den du darzuͦ triben vnd angereisest hast / dir nit anderst zuͦgerechnet werden / dann hettest du den mit eigner hand zetodt geschlagen. Welches dann kein wunder ist / dieweil auch der heilig Euangelist vnd Apostel Joannes den hassz einen todtschlag nennt.

705 Vber das muͤssend wir auch weiter bedencken auß was vrsachen der todtschlag oder der zuͦgefuͤgt schaden beschaͤhe / dann nach dem vnnd die vrsachen sind / nach dem nimpt auch das laster zuͦ. Dann es geschehend etwan todtschleg / vnnd wirt dem nechsten schaden zuͦgefuͤgt / eintweders auß vnwüssenheit ongeferd / oder auß boßheit vnd boͤsen fürnemmen / auß vnwüssenheit vnd ongeferd / so einem etwan die sach mißrath / vnnd vnfal darzuͦschlacht / oder es Gott auß seiner fürsichtigkeit also schickt / das einer den anderen / das er doch nit im sinn hat vmb bringt. Als wenn ich zuͦ einem hirtzen oder gewild schusse / vnnd traͤffe aber etwan ein menschen / der inn dem Wald holtz hüwe / von dem ich nicht wüßte / oder so ich ongeferd einem gifft gebe / da ich aber meynte ich gebe jhm guͦte heylsamme artzney. 706 Für soͤlliche faͤl hat Gott im gsatzt vnnd bey allen voͤlckeren freyheiten auffgerichtet. Auß boßheit aber geschehend todtschleg / als so ich auß boͤser begird verblendet / einem vnderstuͤnde das sein zenemmen / vnd so er sich woͤlte weeren / ich jn darzuͦ zetodt schluͤge / wie dann der mertheil krieg etlicher maß der gattung sind / vorauß aber moͤrderey vnnd was dergleichen. Oder so ich mich mitt todtschlag an einem anderen raͤchen woͤlte / von wegen das er mir schaden zuͦgefuͤgt hat / Jtem so mich der zorn / oder trunckenheit überwindt / das ich den andern zetodt schlahen / den ich sonst lieb hette vnd guͦts gonnte / wenn mich die boͤß anfechtung nit begriffen hette. Das sey nun von den vrsachen deß todtschlags geredt.

707 Wz grossen sünd vnd laster aber todtschlag sey / der also auß boßheit kompt / muͤssend wir yetz auch bsehen vnd erwegen. Dann so wir soͤllichs eigentlich bedaͤchtind / so wurde on zweifel der todtschlag nit so gmeyn sein / vnd wurde sich ein yeder dest mer fleissen / dz er seinen zorn im zaum behielte / vnd die bildtnuß Gottes nitt verdarpte. Dann todtschlag streitet stracks vnd fraͤfenlich wider den ewigen waaren Gott / der dz heil vnd dz leben der welt ist / dann er loͤscht auß die bildtnuß Gottes / den menschen namlich / der nach der bildtnuß vnd gleichnuß Gottes erschaffen ist. Wenn nun yemand auff der gassz etwan eins künigs oder Fürsten bildtnuß vmbwurffe / der wurde muͤssen sterben / als der die Maiestet vnd Oberkeit verletzt vnd geschmaͤcht hette. Wie vil mer sündet dann der / der ein vernünfftige lebendige seelhaffte bildtnuß Gottes / namlich ein menschen vmbbringt vnd toͤdet? Wir laͤsend vom Keiser Theodosio / das er jm auff ein zeit fürgenommen habe vil burger zuͦ Antiochia vmbzebringen / von keiner anderen vrsach wegen / dann das sie hattend die seül vnd bildtnuß der Keiserin Placille auff dem marckt vmbgeworffen. Da seye aber ein Einsidel mitt nammen Macedonius zuͦ deß Keisers anwaͤlten kommen vnd hab gesprochen / O lieben Herren vnd fründ / sagend dem Keiser also / Du bist nicht nur ein Keiser / sonder auch ein mensch / vnnd darumb so solt du die bildtnuß Gottes nicht so grimmigklich lassen vmb bringen / dann du erzürnest den schoͤpffer so da sein bildtnuß vmbbringst.Bedenck das du dich allein von einer ehrinen bildtnuß wegen also bekümmerist vnd erzürnist. Wie vil groͤsser aber ein ding sey das da lebt / seel vnnd vernunfft hatt / dann dz / das es nit hat / ist einem yeden offenbar. Darzuͦ so ist es ring zethuͦn / das man für ein ehrine seül vnd bildtnuß / vil andere mache / denen aber die erschlagen sind / ist vnmüglich ein haar wider zebringen ꝛc. Demnach so streittet auch todtschlag gar vnnd gantz mitt der natur deß menschen / dann es ist dem menschen also einpflantzet das er sein leben liebet / vnd das daß fleisch sich selb nicht vmb bringt / sonder vil mer erhaltet vnd neert. Nun sind aber wir menschen

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[LXXV./0241] Predig. anderen / den du darzuͦ triben vnd angereisest hast / dir nit anderst zuͦgerechnet werden / dann hettest du den mit eigner hand zetodt geschlagen. Welches dann kein wunder ist / dieweil auch der heilig Euangelist vnd Apostel Joannes den hassz einen todtschlag nennt. 705 Vber das muͤssend wir auch weiter bedencken auß was vrsachen der todtschlag oder der zuͦgefuͤgt schaden beschaͤhe / dann nach dem vnnd die vrsachen sind / nach dem nimpt auch das laster zuͦ. Dann es geschehend etwan todtschleg / vnnd wirt dem nechsten schaden zuͦgefuͤgt / eintweders auß vnwüssenheit ongeferd / oder auß boßheit vnd boͤsen fürnemmen / auß vnwüssenheit vnd ongeferd / so einem etwan die sach mißrath / vnnd vnfal darzuͦschlacht / oder es Gott auß seiner fürsichtigkeit also schickt / das einer den anderen / das er doch nit im sinn hat vmb bringt. Als wenn ich zuͦ einem hirtzen oder gewild schusse / vnnd traͤffe aber etwan ein menschen / der inn dem Wald holtz hüwe / von dem ich nicht wüßte / oder so ich ongeferd einem gifft gebe / da ich aber meynte ich gebe jhm guͦte heylsamme artzney. 706 Für soͤlliche faͤl hat Gott im gsatzt vnnd bey allen voͤlckeren freyheiten auffgerichtet. Auß boßheit aber geschehend todtschleg / als so ich auß boͤser begird verblendet / einem vnderstuͤnde das sein zenemmen / vnd so er sich woͤlte weeren / ich jn darzuͦ zetodt schluͤge / wie dann der mertheil krieg etlicher maß der gattung sind / vorauß aber moͤrderey vnnd was dergleichen. Oder so ich mich mitt todtschlag an einem anderen raͤchen woͤlte / von wegen das er mir schaden zuͦgefuͤgt hat / Jtem so mich der zorn / oder trunckenheit überwindt / das ich den andern zetodt schlahen / den ich sonst lieb hette vnd guͦts gonnte / wenn mich die boͤß anfechtung nit begriffen hette. Das sey nun von den vrsachen deß todtschlags geredt. 707 Wz grossen sünd vnd laster aber todtschlag sey / der also auß boßheit kompt / muͤssend wir yetz auch bsehen vnd erwegen. Dann so wir soͤllichs eigentlich bedaͤchtind / so wurde on zweifel der todtschlag nit so gmeyn sein / vnd wurde sich ein yeder dest mer fleissen / dz er seinen zorn im zaum behielte / vnd die bildtnuß Gottes nitt verdarpte. Dann todtschlag streitet stracks vnd fraͤfenlich wider den ewigen waaren Gott / der dz heil vnd dz leben der welt ist / dann er loͤscht auß die bildtnuß Gottes / den menschen namlich / der nach der bildtnuß vnd gleichnuß Gottes erschaffen ist. Wenn nun yemand auff der gassz etwan eins künigs oder Fürsten bildtnuß vmbwurffe / der wurde muͤssen sterben / als der die Maiestet vnd Oberkeit verletzt vnd geschmaͤcht hette. Wie vil mer sündet dann der / der ein vernünfftige lebendige seelhaffte bildtnuß Gottes / namlich ein menschen vmbbringt vnd toͤdet? Wir laͤsend vom Keiser Theodosio / das er jm auff ein zeit fürgenommen habe vil burger zuͦ Antiochia vmbzebringen / von keiner anderen vrsach wegen / dann das sie hattend die seül vnd bildtnuß der Keiserin Placille auff dem marckt vmbgeworffen. Da seye aber ein Einsidel mitt nammen Macedonius zuͦ deß Keisers anwaͤlten kommen vnd hab gesprochen / O lieben Herren vnd fründ / sagend dem Keiser also / Du bist nicht nur ein Keiser / sonder auch ein mensch / vnnd darumb so solt du die bildtnuß Gottes nicht so grimmigklich lassen vmb bringen / dann du erzürnest den schoͤpffer so da sein bildtnuß vmbbringst.Bedenck das du dich allein von einer ehrinen bildtnuß wegen also bekümmerist vnd erzürnist. Wie vil groͤsser aber ein ding sey das da lebt / seel vnnd vernunfft hatt / dann dz / das es nit hat / ist einem yeden offenbar. Darzuͦ so ist es ring zethuͦn / das man für ein ehrine seül vnd bildtnuß / vil andere mache / denen aber die erschlagen sind / ist vnmüglich ein haar wider zebringen ꝛc. Demnach so streittet auch todtschlag gar vnnd gantz mitt der natur deß menschen / dann es ist dem menschen also einpflantzet das er sein leben liebet / vnd das daß fleisch sich selb nicht vmb bringt / sonder vil mer erhaltet vnd neert. Nun sind aber wir menschen 705 Vrsachen deß todtschlags. 706 Freiheyten. 707 Was grossen lasters todtschlag sey.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. LXXV.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/241>, abgerufen am 25.11.2024.