Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.Die Achtzehende haben / die da schreyend / der glaub
seye ein gab Gottes / Vnnd darumb so sölle man niemand vons glaubens / das ist von
der felschung deß glaubens / vnd von der gottßlesterung wegen straffen.837 Also schrey auch Petilianus vnnd sprach / das seye verr
verr von vnserer gewüßne / dz wir iemand zuo vnserem glauben zwingind / wie
Augustinus sölichs meldet im anderen buoch contra Petiliani literas cap. 83.
Woltend wir nun auch also mit den kätzeren schryen? oder sagen das Gott der Herr
gleichßnerey pflantze in der geschrifft / da er vns mit tröwungen vnd straffen zum
guoten zwingt vnd treibt? Dauid spricht838 / Herr es ist mir guot / das du mich gezüchtiget
hast / vnnd Jeremias839 / O Herr / du hast mich gestrafft / vnd dein züchtigung hab ich angenommen wie ein
vngebraucht kalb. So man niemand zum guoten zwingen sol / warumb heißt dann der
aller weisest Salomon so offt vnnd dick / das man die kind straffen sölle? Wär die
ruoten spart / spricht er / der hasset seinen sun / Du schlagst jhn wol / aber mit
der ruoten erledigest sein seel vom todt. So zeigt auch die täglich erfarung / vnd
die natur aller dingen an / das in dem menschen starcke anfechtungen sind / welche
so man jhnen nicht weert / vnd den zaum ynlegt / sie sich selbs vnnd ander
verderbend / dem aber wol durch ein kleine vnnd ringe straff möchte fürkommen
werden. Dieweil die leüth vnsinnig vnd nit bey jhnen selbs sind / so scheltend sie
es wol / wenn man sie strafft vnd gwalt an sie legt / wenn sie aber widerumb zuo
recht kommend / vnd jetz gsehend / von was grossem übel sie durch die erlediget
sind / die gewalt an sie gelegt vnd sie zwungen habend / so fröwend sie sich / das
sie so mit grossem nutz sind gestrafft worden / vnd lobend jetzund den gewalt /
den sie vor gescholten habend. Wir wöllend aber auch hören was der heilig vnnd wol
geüpt Augustinus hieruon geleert vnnd gehalten habe der schreibt / De ui
cohercendis haereticis ad Vincentium contra Donatilias Epist. 48. also. Mein
meinung (spricht er) ist auch etwan gewesen / das man niemand zuo der einigkeyt
Christi sölte zwingen / sonder man sölte mitt worten handlen / mit disputieren
streyten / mit vrsachen überwinden / damit wir die nicht zuo gleichßneten Christen
vnnd glöubigen machtind / die wir wußtend offne kätzer sein. Aber diß mein meinung
ward überwunden nicht mit worten / sonder mit krafft der exemplen die mir
fürgehalten wurdend. Dann erstlich so ward mir fürgeworffen mein statt (Hippone
nammlich) welche gantz vnnd gar auff deß Donati seyten was / aber durch forcht der
keiserlichen satzungen / ist sie zuo der Catholischen vnnd rechtglöubigen
einigkeit wider bekert worden / also / das sie wie man jetz sicht / ewer
Donatisten verderpliche fräfenheit dermassen scheucht vnnd hasset / als were sie
nie inn jren gewesen. Also auch vil andere mee die mir genent wurdend / das ich
deßhalb inn der warheit sahe / das auch inn dem fall / das recht mocht verstanden
werden das geschrieben stadt840 / Gib dem weysen anlaß / so wirdt er noch weyser daruon. Jtem
/ nit ein jeder der eim schonet / ist sein guoter freünd / auch nicht ein jeder
der einen schlat sein feyend. Vnd die wunden deß freünds sind besser / dann die
kuß deß feyends. Jtem841 / es ist besser lieben mit rühe / dann
mit senfftmütigkeyt betriegen. Vnd welcher einen vnsinnigen bindet / vnd ein
schlaffsüchtigen auffweckt / der ist beden überlegen / vnd liebet
sie doch bede. Wer kan vnd mag vns mee lieben dann Gott? noch so leert er vns nitt
nur freündtlich vnd lieblich / sonder er hört auch nicht auff vns jmmerdar zuo
schrecken. Du meinst man sölle niemand zur gerechtigkeyt zwingen / so du doch
lisest das der haußuatter im Euangelio zuo den knechten sprach / welche jhr
findend die zwingend hinein zuo gon / Jtem so du doch auch lisest / das Saulus der
naher Paulus ward / mit grossem gewalt vonn Christo gezwungen vnnd getriben ist
worden die warheit zuo erkennen vnd zuo behalten? Vnd ad Bonifacium comitem 837 Ob man iemand zum glauben zwingen
sölle vnd möge. 838
Psalm 119. 839 Jer.31. 840
Prou.9. 841
Prou.27.
Die Achtzehende haben / die da schreyend / der glaub
seye ein gab Gottes / Vnnd darumb so soͤlle man niemand vons glaubens / das ist von
der felschung deß glaubens / vnd von der gottßlesterung wegen straffen.837 Also schrey auch Petilianus vnnd sprach / das seye verr
verr von vnserer gewüßne / dz wir iemand zuͦ vnserem glauben zwingind / wie
Augustinus soͤlichs meldet im anderen buͦch contra Petiliani literas cap. 83.
Woltend wir nun auch also mit den kaͤtzeren schryen? oder sagen das Gott der Herr
gleichßnerey pflantze in der geschrifft / da er vns mit troͤwungen vnd straffen zum
guͦten zwingt vnd treibt? Dauid spricht838 / Herr es ist mir guͦt / das du mich gezüchtiget
hast / vnnd Jeremias839 / O Herr / du hast mich gestrafft / vnd dein züchtigung hab ich angenommen wie ein
vngebraucht kalb. So man niemand zum guͦten zwingen sol / warumb heißt dann der
aller weisest Salomon so offt vnnd dick / das man die kind straffen soͤlle? Waͤr die
ruͦten spart / spricht er / der hasset seinen sun / Du schlagst jhn wol / aber mit
der ruͦten erledigest sein seel vom todt. So zeigt auch die taͤglich erfarung / vnd
die natur aller dingen an / das in dem menschen starcke anfechtungen sind / welche
so man jhnen nicht weert / vnd den zaum ynlegt / sie sich selbs vnnd ander
verderbend / dem aber wol durch ein kleine vnnd ringe straff moͤchte fürkommen
werden. Dieweil die leüth vnsinnig vnd nit bey jhnen selbs sind / so scheltend sie
es wol / wenn man sie strafft vnd gwalt an sie legt / wenn sie aber widerumb zuͦ
recht kommend / vnd jetz gsehend / von was grossem übel sie durch die erlediget
sind / die gewalt an sie gelegt vnd sie zwungen habend / so froͤwend sie sich / das
sie so mit grossem nutz sind gestrafft worden / vnd lobend jetzund den gewalt /
den sie vor gescholten habend. Wir woͤllend aber auch hoͤren was der heilig vnnd wol
geuͤpt Augustinus hieruͦn geleert vnnd gehalten habe der schreibt / De ui
cohercendis haereticis ad Vincentium contra Donatilias Epist. 48. also. Mein
meinung (spricht er) ist auch etwan gewesen / das man niemand zuͦ der einigkeyt
Christi soͤlte zwingen / sonder man soͤlte mitt worten handlen / mit disputieren
streyten / mit vrsachen überwinden / damit wir die nicht zuͦ gleichßneten Christen
vnnd gloͤubigen machtind / die wir wußtend offne kaͤtzer sein. Aber diß mein meinung
ward überwunden nicht mit worten / sonder mit krafft der exemplen die mir
fürgehalten wurdend. Dann erstlich so ward mir fürgeworffen mein statt (Hippone
nammlich) welche gantz vnnd gar auff deß Donati seyten was / aber durch forcht der
keiserlichen satzungen / ist sie zuͦ der Catholischen vnnd rechtgloͤubigen
einigkeit wider bekert worden / also / das sie wie man jetz sicht / ewer
Donatisten verderpliche fraͤfenheit dermassen scheucht vnnd hasset / als were sie
nie inn jren gewesen. Also auch vil andere mee die mir genent wurdend / das ich
deßhalb inn der warheit sahe / das auch inn dem fall / das recht mocht verstanden
werden das geschrieben stadt840 / Gib dem weysen anlaß / so wirdt er noch weyser daruͦn. Jtem
/ nit ein jeder der eim schonet / ist sein guͦter freünd / auch nicht ein jeder
der einen schlat sein feyend. Vnd die wunden deß freünds sind besser / dann die
kuß deß feyends. Jtem841 / es ist besser lieben mit rühe / dann
mit senfftmütigkeyt betriegen. Vnd welcher einen vnsinnigen bindet / vnd ein
schlaffsüchtigen auffweckt / der ist beden überlegen / vnd liebet
sie doch bede. Wer kan vnd mag vns mee lieben dann Gott? noch so leert er vns nitt
nur freündtlich vnd lieblich / sonder er hoͤrt auch nicht auff vns jmmerdar zuͦ
schrecken. Du meinst man soͤlle niemand zur gerechtigkeyt zwingen / so du doch
lisest das der haußuatter im Euangelio zuͦ den knechten sprach / welche jhr
findend die zwingend hinein zuͦ gon / Jtem so du doch auch lisest / das Saulus der
naher Paulus ward / mit grossem gewalt vonn Christo gezwungen vnnd getriben ist
worden die warheit zuͦ erkennen vnd zuͦ behalten? Vnd ad Bonifacium comitem 837 Ob man iemand zum glauben zwingen
soͤlle vnd moͤge. 838
Psalm 119. 839 Jer.31. 840
Prou.9. 841
Prou.27.
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Die Achtzehende
haben / die da schreyend / der glaub seye ein gab Gottes / Vnnd darumb so soͤlle man niemand vons glaubens / das ist von der felschung deß glaubens / vnd von der gottßlesterung wegen straffen.
837 Also schrey auch Petilianus vnnd sprach / das seye verr verr von vnserer gewüßne / dz wir iemand zuͦ vnserem glauben zwingind / wie Augustinus soͤlichs meldet im anderen buͦch contra Petiliani literas cap. 83. Woltend wir nun auch also mit den kaͤtzeren schryen? oder sagen das Gott der Herr gleichßnerey pflantze in der geschrifft / da er vns mit troͤwungen vnd straffen zum guͦten zwingt vnd treibt? Dauid spricht 838 / Herr es ist mir guͦt / das du mich gezüchtiget hast / vnnd Jeremias 839 / O Herr / du hast mich gestrafft / vnd dein züchtigung hab ich angenommen wie ein vngebraucht kalb. So man niemand zum guͦten zwingen sol / warumb heißt dann der aller weisest Salomon so offt vnnd dick / das man die kind straffen soͤlle? Waͤr die ruͦten spart / spricht er / der hasset seinen sun / Du schlagst jhn wol / aber mit der ruͦten erledigest sein seel vom todt. So zeigt auch die taͤglich erfarung / vnd die natur aller dingen an / das in dem menschen starcke anfechtungen sind / welche so man jhnen nicht weert / vnd den zaum ynlegt / sie sich selbs vnnd ander verderbend / dem aber wol durch ein kleine vnnd ringe straff moͤchte fürkommen werden. Dieweil die leüth vnsinnig vnd nit bey jhnen selbs sind / so scheltend sie es wol / wenn man sie strafft vnd gwalt an sie legt / wenn sie aber widerumb zuͦ recht kommend / vnd jetz gsehend / von was grossem übel sie durch die erlediget sind / die gewalt an sie gelegt vnd sie zwungen habend / so froͤwend sie sich / das sie so mit grossem nutz sind gestrafft worden / vnd lobend jetzund den gewalt / den sie vor gescholten habend. Wir woͤllend aber auch hoͤren was der heilig vnnd wol geuͤpt Augustinus hieruͦn geleert vnnd gehalten habe der schreibt / De ui cohercendis haereticis ad Vincentium contra Donatilias Epist. 48. also. Mein meinung (spricht er) ist auch etwan gewesen / das man niemand zuͦ der einigkeyt Christi soͤlte zwingen / sonder man soͤlte mitt worten handlen / mit disputieren streyten / mit vrsachen überwinden / damit wir die nicht zuͦ gleichßneten Christen vnnd gloͤubigen machtind / die wir wußtend offne kaͤtzer sein. Aber diß mein meinung ward überwunden nicht mit worten / sonder mit krafft der exemplen die mir fürgehalten wurdend. Dann erstlich so ward mir fürgeworffen mein statt (Hippone nammlich) welche gantz vnnd gar auff deß Donati seyten was / aber durch forcht der keiserlichen satzungen / ist sie zuͦ der Catholischen vnnd rechtgloͤubigen einigkeit wider bekert worden / also / das sie wie man jetz sicht / ewer Donatisten verderpliche fraͤfenheit dermassen scheucht vnnd hasset / als were sie nie inn jren gewesen. Also auch vil andere mee die mir genent wurdend / das ich deßhalb inn der warheit sahe / das auch inn dem fall / das recht mocht verstanden werden das geschrieben stadt 840 / Gib dem weysen anlaß / so wirdt er noch weyser daruͦn. Jtem / nit ein jeder der eim schonet / ist sein guͦter freünd / auch nicht ein jeder der einen schlat sein feyend. Vnd die wunden deß freünds sind besser / dann die kuß deß feyends. Jtem 841 / es ist besser lieben mit rühe / dann mit senfftmütigkeyt betriegen. Vnd welcher einen vnsinnigen bindet / vnd ein schlaffsüchtigen auffweckt / der ist beden überlegen / vnd liebet sie doch bede. Wer kan vnd mag vns mee lieben dann Gott? noch so leert er vns nitt nur freündtlich vnd lieblich / sonder er hoͤrt auch nicht auff vns jmmerdar zuͦ schrecken. Du meinst man soͤlle niemand zur gerechtigkeyt zwingen / so du doch lisest das der haußuatter im Euangelio zuͦ den knechten sprach / welche jhr findend die zwingend hinein zuͦ gon / Jtem so du doch auch lisest / das Saulus der naher Paulus ward / mit grossem gewalt vonn Christo gezwungen vnnd getriben ist worden die warheit zuͦ erkennen vnd zuͦ behalten? Vnd ad Bonifacium comitem
837 Ob man iemand zum glauben zwingen soͤlle vnd moͤge.
838 Psalm 119.
839 Jer.31.
840 Prou.9.
841 Prou.27.
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(2014-03-16T11:00:00Z)
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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat
(2014-03-16T11:00:00Z)
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(2014-03-12T12:00:00Z)
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