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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
volkommen / vnd erforderet Gott einen frölichen gäber. Es sol auch das fasten zimmlich vnd mäßig sein / vnd ye nach gelägenheit vnd grösse der orten / der personen / der gfaren vnd versuochungen auffgesetzt vnd fürgenommen werden. Mag es schon nitt sein so lang biß wir erlößt werdend / so sey doch dest öffter / biß wir erlößt werdend. Es sol auch sein on alle superstition vnd gleichßnerey / wie vns dann Christus vnser Herr geleert hat Matth. am vj. cap. Dahar besonders wol dienend die wort S. Hieronymi / der vom fasten an den Nepotianum also schreibt / Leg dir zuo fasten ein sölliche maß auff / das du es ertragen mögist. Dein fasten sol sein rein / künsch / einfalt / zimmlich / vnd nit aberglöubisch. Was sol es nützen wenn einer nit öl jsset / vnd aber darnebend seltzame vnbekommliche speiß suocht / als dür feigen / pfäffer / nussz / dattlen / simmelmäl / honig etc. Man hat inn allen gärten zeschaffen / allein das wir gemeyn brot nit äßind. So wir aber also schläcklinen nachgond / so werden wir vom Reich der himmlen abzogen. Jch vernimm dz auch etlich sygind / die wider aller menschen vnd anderer dingen natur kein wasser trinckind / vnd kein brot äßind / sonder allein neißwas schläckerhaffter brülinen supfind / vnd den safft auß Mangolt vnd anderen kreüteren außtruckt / nit auß bächeren / sonder auß schalen oder muschelen trinckind. Pfuch der schanden / schämmend wir vns nit söllicher vngschickter dingen / verdreüßt vns nit sölcher superstition vnnd aberglaubens? Das schreibt Hieronymus. Nun ist aber offenbar / das dises laster auff den heütigen tag bey den reichen vnd genanten geistlichen gar gemeyn ist.

960 Das end aber vnd der zweck deß fastens sol sein / dz sich die gmeynd oder der sünder vor Gott demütige / vnd das dz fleisch dem geist gehorsam vnd vnderthänig sey / dz es sich nit widersetze / so er thuon wil das recht ist / vnd das sein andacht vnd anfächtung dest grösser sey gegen Gott / so er bätten wil. Dann das fasten ist der wercken eins / die nit für sich selb bloß guote werck sind / sonder eingesetzt vnd angesehen zuo einem anderen vnd von anderer dingen wegen. Also ist fasten / ein behilff vnd fürdernuß der glöubigen zum gebätt vnd zuo allen tugenden. Darumb lißt man auch in den Propheten / das der Juden fasten Gott mißfallen habe / dann sie thetend anders nichts / dann das sie fastetend / das ist / sie enthieltend sich zuo gwüsser vnd bestimpter zeit von gewonter speiß / darnebend enthieltend sie sich aber nit vor sünden vnd lasteren / sonder liessend dem fleisch nichts dest minder den zoum / so sie vil mee dem selbigen söltend alle anläß vnd fürdernussen entzogen haben / damitt es dest schwecher / der geist aber guote werck zuo würcken dest stercker gewesen wäre. Darumb spricht auch der Herr Söllichs fasten gefalt mir nit / vnd anders mer das dann am selben ort darauff volget / namlich Esa. am lviij. vnd Zachar. am sibenden vnd achten Capitel.

961 Paulus der heilig Apostel vnsers Herren Jesu Christi spricht heiter / Die speiß fürderet vns vor Gott nüt / essend wir / so werdend wir darumb nit besser sein / essend wir nit / so werdend wir darumb nit minder sein. Darumb so fastet der nit recht / der nichts anders thuot dann das er sich zuo gwüsser zeit enthaltet von gwüsser speiß / besonders der sich darumb enthaltet von allem dem dardurch dz fleisch gesterckt wirt / damit er das fleisch dem geist vnderwerffe / vnnd gott gefellige werck deß glaubens vnd der liebe würcke. Darumb wilt du recht fasten / so iß trinck schlaaff / vnd thuo deinem leib also in allweg / das er sich nicht erhebe. Fast von allen sünden / iß kein speiß der boßheit / nieß keine trachten deß wollusts / laß dich nicht den wein deß muotwillens entzünden. Fast von bösen handlungen / enthalt dich von bösen worten vnnd reden / entzeüch dich von allen bösen gedancken. Dann es spricht auch Basilius / Das recht fasten / ist aller lasteren ledig sein / Jtem bescheidenheyt der zungen / hinderhaltung deß zorns / abschneidung der bösen begirden / nachred / luginen / meyneyd etc. Wie aber auch

960 Was das end deß fastens sein sölle.
961 Von deem rechten vnd waaren fasten. 1.Cor.8.

Predig.
volkommen / vnd erforderet Gott einen froͤlichen gaͤber. Es sol auch das fasten zimmlich vnd maͤßig sein / vnd ye nach gelaͤgenheit vnd groͤsse der orten / der personen / der gfaren vnd versuͦchungen auffgesetzt vnd fürgenommen werden. Mag es schon nitt sein so lang biß wir erloͤßt werdend / so sey doch dest oͤffter / biß wir erloͤßt werdend. Es sol auch sein on alle superstition vnd gleichßnerey / wie vns dann Christus vnser Herr geleert hat Matth. am vj. cap. Dahar besonders wol dienend die wort S. Hieronymi / der vom fasten an den Nepotianum also schreibt / Leg dir zuͦ fasten ein soͤlliche maß auff / das du es ertragen moͤgist. Dein fasten sol sein rein / künsch / einfalt / zimmlich / vnd nit abergloͤubisch. Was sol es nützen wenn einer nit oͤl jsset / vnd aber darnebend seltzame vnbekommliche speiß suͦcht / als dür feigen / pfaͤffer / nussz / dattlen / simmelmaͤl / honig ꝛc. Man hat inn allen gaͤrten zeschaffen / allein das wir gemeyn brot nit aͤßind. So wir aber also schlaͤcklinen nachgond / so werden wir vom Reich der himmlen abzogen. Jch vernimm dz auch etlich sygind / die wider aller menschen vnd anderer dingen natur kein wasser trinckind / vnd kein brot aͤßind / sonder allein neißwas schlaͤckerhaffter bruͤlinen supfind / vnd den safft auß Mangolt vnd anderen kreüteren außtruckt / nit auß baͤcheren / sonder auß schalen oder muschelen trinckind. Pfuch der schanden / schaͤmmend wir vns nit soͤllicher vngschickter dingen / verdreüßt vns nit soͤlcher superstition vnnd aberglaubens? Das schreibt Hieronymus. Nun ist aber offenbar / das dises laster auff den heütigen tag bey den reichen vnd genanten geistlichen gar gemeyn ist.

960 Das end aber vnd der zweck deß fastens sol sein / dz sich die gmeynd oder der sünder vor Gott demuͤtige / vnd das dz fleisch dem geist gehorsam vnd vnderthaͤnig sey / dz es sich nit widersetze / so er thuͦn wil das recht ist / vnd das sein andacht vnd anfaͤchtung dest groͤsser sey gegen Gott / so er baͤtten wil. Dann das fasten ist der wercken eins / die nit für sich selb bloß guͦte werck sind / sonder eingesetzt vnd angesehen zuͦ einem anderen vnd von anderer dingen wegen. Also ist fasten / ein behilff vnd fürdernuß der gloͤubigen zum gebaͤtt vnd zuͦ allen tugenden. Darumb lißt man auch in den Propheten / das der Juden fasten Gott mißfallen habe / dann sie thetend anders nichts / dann das sie fastetend / das ist / sie enthieltend sich zuͦ gwüsser vnd bestimpter zeit von gewonter speiß / darnebend enthieltend sie sich aber nit vor sünden vnd lasteren / sonder liessend dem fleisch nichts dest minder den zoum / so sie vil mee dem selbigen soͤltend alle anlaͤß vnd fürdernussen entzogen haben / damitt es dest schwecher / der geist aber guͦte werck zuͦ würcken dest stercker gewesen waͤre. Darumb spricht auch der Herr Soͤllichs fasten gefalt mir nit / vnd anders mer das dann am selben ort darauff volget / namlich Esa. am lviij. vnd Zachar. am sibenden vnd achten Capitel.

961 Paulus der heilig Apostel vnsers Herren Jesu Christi spricht heiter / Die speiß fürderet vns vor Gott nüt / essend wir / so werdend wir darumb nit besser sein / essend wir nit / so werdend wir darumb nit minder sein. Darumb so fastet der nit recht / der nichts anders thuͦt dann das er sich zuͦ gwüsser zeit enthaltet von gwüsser speiß / besonders der sich darumb enthaltet von allem dem dardurch dz fleisch gesterckt wirt / damit er das fleisch dem geist vnderwerffe / vnnd gott gefellige werck deß glaubens vnd der liebe würcke. Darumb wilt du recht fasten / so iß trinck schlaaff / vnd thuͦ deinem leib also in allweg / das er sich nicht erhebe. Fast von allen sünden / iß kein speiß der boßheit / nieß keine trachten deß wollusts / laß dich nicht den wein deß muͦtwillens entzünden. Fast von boͤsen handlungen / enthalt dich von boͤsen worten vnnd reden / entzeüch dich von allen boͤsen gedancken. Dann es spricht auch Basilius / Das recht fasten / ist aller lasteren ledig sein / Jtem bescheidenheyt der zungen / hinderhaltung deß zorns / abschneidung der boͤsen begirden / nachred / luginen / meyneyd ꝛc. Wie aber auch

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                   doch dest o&#x0364;ffter / biß wir erlo&#x0364;ßt werdend. Es sol auch sein on alle superstition
                   vnd gleichßnerey / wie vns dann Christus vnser Herr geleert hat
                   Matth. am vj. cap. Dahar besonders wol dienend die wort S. Hieronymi / der vom
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CIX.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/309>, abgerufen am 24.11.2024.