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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwey vnd zwentzigste
Mit disem stimpt auch das Nehem. am viij.capitel auff dise meynung geläsen wirt / Vnd Esdras mit sampt den Leuiten / sprachend zuo allem volck / Diser tag ist heilig dem Herren eüwerem Gott / darumb sind nit traurig / vnnd weynend nit / gond hin vnd ässend die feißte / vnnd trinckend das süß / vnd sendend denen auch teyl / die nichts für sich bereit habend etc. Es erforderet der Herr nicht von vns menschen / dz wir wie die stöck vnd stein kein empfindtnuß habind / vnd nicht bewegt werdind ab den wolthaten vnd lüsten / mit denen er vns auß seinen gnaden überschüttet. Dann er hat vns darumb allen empfindtnuß deß guoten vnnd bösen / deß bitteren vnd süssen eingäben. So hat er auch nach seiner ewigen güte vnd weißheit allen seinen geschöpfften ein anerborne schöne einpflantzet / vnnd sie also geziert / so lustig vnd lieblich gmachet / das wir müssend ein begird vnnd neigung darzuo haben / also hat er jnen die eigenschafft vns zuo belustigen eingäben vnd eingepflantzet. Dann Dauid spricht also1051 / Vnnd den wein (hast du erschaffen) welcher deß menschen hertz erfröuwt / vnd das öl / das angesicht lauter zemachen / vnd das brot / dz es deß menschen hertz stercke. So sind auch die böum voll guots saffts / vnd die Cedern Libani / die du gepflantzet hast / das die vögel daselbst nistind vnd singind. So lißt man auch vom Ertzuatter Jacob / das er truncken habe vnd sey frölich worden. Also redt auch die gschrifft1052 vom Joseph vnd seinen brüderen / sie habind truncken vnd sygind frölich worden vor jm. Dz sol niemand von muotwilliger oder überflüßiger trunckenheit verston / welche die geschrifft allenthalben verdampt / sonder von frölicher ersettigung / das sie ersettiget / mit fröuden sind ergetzt vnd guoter dingen worden. Dann die vnsinnig voll trunckenheit macht allen verstand zenichte / vnnd macht den menschen nit recht frölich vnd guoter dingen / sonder vnrichtig / vnwirsch / traurig / vnflätig / zur sauw vnd zum wilden schwein. Ein söliche art zereden braucht auch der heilig Prophet Haggeus da er spricht1053 / Trachtend eüwere wäg in üweren hertzen / Jr säyend vil / aber wenig einkommens habend jr / Jr ässend / aber jr werdend nit satt / Jr trinckend / aber jr werdend nit truncken / das ist / jhr werdend nit satt vnd frölich / dz jr gnuog habind vnd frölich sygind / vnd nützit mer wunschtind / vnd deßhalb dem Herren eüwerem guotthäter dancketind. Dises alles erklären ich dest weitlöuffiger von wegen der Töufferen vnnd etlicher semperer apostützleren / vnd neüwen gleichßneren vnd Cartheüseren / welche wie sie auß den leüten vnderstond gar stöck zemachen / also verdammend sie auch mit grossem vngestümem geschrey allen zimmlichen vnd nachgelaßnen wollust / vnd mißbrauchend vil ort der gschrifft / diß jr fürnemmen zuo färben vnd den leüten auffzuotrucken / als namlich das / Wee eüch / die jr yetz satt sind / vnd die jr yetz lachend / es kumpt die zeit das jhr werdend weynen vnd trauren. Dise vnd dergleichen wort der heiligen gschrifft sind von dem Herren geredt worden / wider die gottlosen / vndanckbaren / vnd die so die guotthaten Gottes mißbrauchend. Doch so ist das mein meynung in dem allem sammen das ich bißhar von disem handel geredt / das sich alle frommen träffenlich hütind / das sie der geylheit / dem muotwillen / vnd dem überfluß niendert statt gäbind / vnnd weder zuo vil noch zuo wenig dran thügind / dann wie in allen anderen dingen / also sol in disem auch maß vnd bescheidenheyt gebrucht vnd gehalten werden.

1054 Demnach so sol auch das zeitlich guot dienen den ehren vnd der früntligkeit / dann ehr vnnd fründtligkeyt sind wir schuldig vnseren fründen / verwandten / gesellen / bekannten / heimschen vnd auch frömbden. Dann wir söllend nit nur den vnseren allein / sonder auch den frömbden guots thuon vnnd gastfrey gegen jnen sein / so ferr es in vnserem vermögen ist / dann wenn einer kaum hat das er sein eigen haußgesind erneeren mag / so ist er weder von Gottes noch von anderer billicher rechten wegen schuldig dz sein anderen anzehencken. Es ist gnuog

1051 Psal. 104.
1052 Gen.43.
1053 Hag.1.
1054 Das guot sol auch den eeren vnd der fründtlgkeyt dienen.

Die Zwey vnd zwentzigste
Mit disem stimpt auch das Nehem. am viij.capitel auff dise meynung gelaͤsen wirt / Vnd Esdras mit sampt den Leuiten / sprachend zuͦ allem volck / Diser tag ist heilig dem Herren eüwerem Gott / darumb sind nit traurig / vnnd weynend nit / gond hin vnd aͤssend die feißte / vnnd trinckend das suͤß / vnd sendend denen auch teyl / die nichts für sich bereit habend ꝛc. Es erforderet der Herr nicht von vns menschen / dz wir wie die stoͤck vnd stein kein empfindtnuß habind / vnd nicht bewegt werdind ab den wolthaten vnd lüsten / mit denen er vns auß seinen gnaden überschüttet. Dann er hat vns darumb allen empfindtnuß deß guͦten vnnd boͤsen / deß bitteren vnd suͤssen eingaͤben. So hat er auch nach seiner ewigen guͤte vnd weißheit allen seinen geschoͤpfften ein anerborne schoͤne einpflantzet / vnnd sie also geziert / so lustig vnd lieblich gmachet / das wir muͤssend ein begird vnnd neigung darzuͦ haben / also hat er jnen die eigenschafft vns zuͦ belustigen eingaͤben vnd eingepflantzet. Dann Dauid spricht also1051 / Vnnd den wein (hast du erschaffen) welcher deß menschen hertz erfroͤuwt / vnd das oͤl / das angesicht lauter zemachen / vnd das brot / dz es deß menschen hertz stercke. So sind auch die boͤum voll guͦts saffts / vnd die Cedern Libani / die du gepflantzet hast / das die voͤgel daselbst nistind vnd singind. So lißt man auch vom Ertzuatter Jacob / das er truncken habe vnd sey froͤlich worden. Also redt auch die gschrifft1052 vom Joseph vnd seinen bruͤderen / sie habind truncken vnd sygind froͤlich worden vor jm. Dz sol niemand von muͦtwilliger oder überflüßiger trunckenheit verston / welche die geschrifft allenthalben verdampt / sonder von froͤlicher ersettigung / das sie ersettiget / mit froͤuden sind ergetzt vnd guͦter dingen worden. Dann die vnsinnig voll trunckenheit macht allen verstand zenichte / vnnd macht den menschen nit recht froͤlich vnd guͦter dingen / sonder vnrichtig / vnwirsch / traurig / vnflaͤtig / zur sauw vnd zum wilden schwein. Ein soͤliche art zereden braucht auch der heilig Prophet Haggeus da er spricht1053 / Trachtend eüwere waͤg in üweren hertzen / Jr saͤyend vil / aber wenig einkommens habend jr / Jr aͤssend / aber jr werdend nit satt / Jr trinckend / aber jr werdend nit truncken / das ist / jhr werdend nit satt vnd froͤlich / dz jr gnuͦg habind vnd froͤlich sygind / vnd nützit mer wunschtind / vnd deßhalb dem Herren eüwerem guͦtthaͤter dancketind. Dises alles erklaͤren ich dest weitloͤuffiger von wegen der Toͤufferen vnnd etlicher semperer apostützleren / vnd neüwen gleichßneren vnd Cartheüseren / welche wie sie auß den leüten vnderstond gar stoͤck zemachen / also verdammend sie auch mit grossem vngestuͤmem geschrey allen zimmlichen vnd nachgelaßnen wollust / vnd mißbrauchend vil ort der gschrifft / diß jr fürnemmen zuͦ faͤrben vnd den leüten auffzuͦtrucken / als namlich das / Wee eüch / die jr yetz satt sind / vnd die jr yetz lachend / es kumpt die zeit das jhr werdend weynen vnd trauren. Dise vnd dergleichen wort der heiligen gschrifft sind von dem Herren geredt worden / wider die gottlosen / vndanckbaren / vnd die so die guͦtthaten Gottes mißbrauchend. Doch so ist das mein meynung in dem allem sammen das ich bißhar von disem handel geredt / das sich alle frommen traͤffenlich huͤtind / das sie der geylheit / dem muͦtwillen / vnd dem überfluß niendert statt gaͤbind / vnnd weder zuͦ vil noch zuͦ wenig dran thuͤgind / dann wie in allen anderen dingen / also sol in disem auch maß vnd bescheidenheyt gebrucht vnd gehalten werden.

1054 Demnach so sol auch das zeitlich guͦt dienen den ehren vnd der früntligkeit / dann ehr vnnd fründtligkeyt sind wir schuldig vnseren fründen / verwandten / gesellen / bekannten / heimschen vnd auch froͤmbden. Dann wir soͤllend nit nur den vnseren allein / sonder auch den froͤmbden guͦts thuͦn vnnd gastfrey gegen jnen sein / so ferr es in vnserem vermoͤgen ist / dann wenn einer kaum hat das er sein eigen haußgesind erneeren mag / so ist er weder von Gottes noch von anderer billicher rechten wegen schuldig dz sein anderen anzehencken. Es ist gnuͦg

1051 Psal. 104.
1052 Gen.43.
1053 Hag.1.
1054 Das guͦt sol auch den eeren vnd der fründtlgkeyt dienen.
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                   gepflantzet hast / das die vo&#x0364;gel daselbst nistind vnd singind. So lißt man auch
                   vom Ertzuatter Jacob / das er truncken habe vnd sey fro&#x0364;lich worden. Also redt auch
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                   jm. Dz sol niemand von mu&#x0366;twilliger oder überflüßiger trunckenheit verston /
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                   trinckend / aber jr werdend nit truncken / das ist / jhr werdend nit satt vnd
                   fro&#x0364;lich / dz jr gnu&#x0366;g habind vnd fro&#x0364;lich sygind / vnd nützit mer wunschtind / vnd
                   deßhalb dem Herren eüwerem gu&#x0366;ttha&#x0364;ter dancketind. Dises alles erkla&#x0364;ren ich dest
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                   leüten vnderstond gar sto&#x0364;ck zemachen / also verdammend sie auch mit grossem vngestu&#x0364;mem geschrey allen zimmlichen vnd nachgelaßnen wollust /
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                   vnd dergleichen wort der heiligen gschrifft sind von dem Herren geredt worden /
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[[120]/0332] Die Zwey vnd zwentzigste Mit disem stimpt auch das Nehem. am viij.capitel auff dise meynung gelaͤsen wirt / Vnd Esdras mit sampt den Leuiten / sprachend zuͦ allem volck / Diser tag ist heilig dem Herren eüwerem Gott / darumb sind nit traurig / vnnd weynend nit / gond hin vnd aͤssend die feißte / vnnd trinckend das suͤß / vnd sendend denen auch teyl / die nichts für sich bereit habend ꝛc. Es erforderet der Herr nicht von vns menschen / dz wir wie die stoͤck vnd stein kein empfindtnuß habind / vnd nicht bewegt werdind ab den wolthaten vnd lüsten / mit denen er vns auß seinen gnaden überschüttet. Dann er hat vns darumb allen empfindtnuß deß guͦten vnnd boͤsen / deß bitteren vnd suͤssen eingaͤben. So hat er auch nach seiner ewigen guͤte vnd weißheit allen seinen geschoͤpfften ein anerborne schoͤne einpflantzet / vnnd sie also geziert / so lustig vnd lieblich gmachet / das wir muͤssend ein begird vnnd neigung darzuͦ haben / also hat er jnen die eigenschafft vns zuͦ belustigen eingaͤben vnd eingepflantzet. Dann Dauid spricht also 1051 / Vnnd den wein (hast du erschaffen) welcher deß menschen hertz erfroͤuwt / vnd das oͤl / das angesicht lauter zemachen / vnd das brot / dz es deß menschen hertz stercke. So sind auch die boͤum voll guͦts saffts / vnd die Cedern Libani / die du gepflantzet hast / das die voͤgel daselbst nistind vnd singind. So lißt man auch vom Ertzuatter Jacob / das er truncken habe vnd sey froͤlich worden. Also redt auch die gschrifft 1052 vom Joseph vnd seinen bruͤderen / sie habind truncken vnd sygind froͤlich worden vor jm. Dz sol niemand von muͦtwilliger oder überflüßiger trunckenheit verston / welche die geschrifft allenthalben verdampt / sonder von froͤlicher ersettigung / das sie ersettiget / mit froͤuden sind ergetzt vnd guͦter dingen worden. Dann die vnsinnig voll trunckenheit macht allen verstand zenichte / vnnd macht den menschen nit recht froͤlich vnd guͦter dingen / sonder vnrichtig / vnwirsch / traurig / vnflaͤtig / zur sauw vnd zum wilden schwein. Ein soͤliche art zereden braucht auch der heilig Prophet Haggeus da er spricht 1053 / Trachtend eüwere waͤg in üweren hertzen / Jr saͤyend vil / aber wenig einkommens habend jr / Jr aͤssend / aber jr werdend nit satt / Jr trinckend / aber jr werdend nit truncken / das ist / jhr werdend nit satt vnd froͤlich / dz jr gnuͦg habind vnd froͤlich sygind / vnd nützit mer wunschtind / vnd deßhalb dem Herren eüwerem guͦtthaͤter dancketind. Dises alles erklaͤren ich dest weitloͤuffiger von wegen der Toͤufferen vnnd etlicher semperer apostützleren / vnd neüwen gleichßneren vnd Cartheüseren / welche wie sie auß den leüten vnderstond gar stoͤck zemachen / also verdammend sie auch mit grossem vngestuͤmem geschrey allen zimmlichen vnd nachgelaßnen wollust / vnd mißbrauchend vil ort der gschrifft / diß jr fürnemmen zuͦ faͤrben vnd den leüten auffzuͦtrucken / als namlich das / Wee eüch / die jr yetz satt sind / vnd die jr yetz lachend / es kumpt die zeit das jhr werdend weynen vnd trauren. Dise vnd dergleichen wort der heiligen gschrifft sind von dem Herren geredt worden / wider die gottlosen / vndanckbaren / vnd die so die guͦtthaten Gottes mißbrauchend. Doch so ist das mein meynung in dem allem sammen das ich bißhar von disem handel geredt / das sich alle frommen traͤffenlich huͤtind / das sie der geylheit / dem muͦtwillen / vnd dem überfluß niendert statt gaͤbind / vnnd weder zuͦ vil noch zuͦ wenig dran thuͤgind / dann wie in allen anderen dingen / also sol in disem auch maß vnd bescheidenheyt gebrucht vnd gehalten werden. 1054 Demnach so sol auch das zeitlich guͦt dienen den ehren vnd der früntligkeit / dann ehr vnnd fründtligkeyt sind wir schuldig vnseren fründen / verwandten / gesellen / bekannten / heimschen vnd auch froͤmbden. Dann wir soͤllend nit nur den vnseren allein / sonder auch den froͤmbden guͦts thuͦn vnnd gastfrey gegen jnen sein / so ferr es in vnserem vermoͤgen ist / dann wenn einer kaum hat das er sein eigen haußgesind erneeren mag / so ist er weder von Gottes noch von anderer billicher rechten wegen schuldig dz sein anderen anzehencken. Es ist gnuͦg 1051 Psal. 104. 1052 Gen.43. 1053 Hag.1. 1054 Das guͦt sol auch den eeren vnd der fründtlgkeyt dienen.

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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [120]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/332>, abgerufen am 28.11.2024.