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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Drey vnd zwentzigste
fallend / glöubige vnd vnglöubige / so erlangend sie doch vngleiches end. Daß der vnglöubig vnd gottloß wirt von dem zeitlichen tod zur hellen gerissen / das er da ewigklich brünne / der glöubig aber vnd fromb fart von stund an gen himmel / das er da bey seinem Herren Christo / dem er sich vertrauwt vnnd auffgeopffert hatt / läbe. Von welchem handel deßgleich auch vonn den vrsachen der trübsalen der heiligen Gottes / ich mich nicht beschwären wil ewer lieb vor zuoläsen das schön ort deß heiligen Augustini1099 / das da stadt inn seinem ersten buoch de ciuitate Dei / da er also spricht. Es sol niemand meinen / das die guoten vnnd bösen die gleiche straff vnd trübsal leidend / darumb nit vnderscheiden seyend / darumb das daß nicht vnderscheiden ist / das sie zuo beden seyten lydend. Dann wie in einem feür das gold glantzet / der spreüwer aber reücht / vnd vnder einem pflegel das strow zerschlagen / das korn aber gesüberet wirt / vnnd die öltrüsen darumb nit vnder das öl kumpt / darumb das es vnder einer präßen außtruckt wirt / Also bewärt / reiniget vnnd leüteret ein trübsal die guoten / die bösen aber verdampts / verderbts vnd reütets auß. Darumb fluochend auch in einer trübsal die bösen vnd lesterend Gott den Herren / die guoten aber bättend zuo jhm vnd lobend jn. Sölicher vnderscheid ist nicht in dem / was einer leyde / sonder wer der seye der also leydet. Dann wenn man kat vnnd köstlich salb gleich vil rürt / so stinckt das ein vnmenschlich übel / das ander aber schmöckt lieblich vnd wol. Darumb was habend die Christen inn diser grossen zerstörung vnnd ynfal der frömbden völckeren gelitten / das jhnen (so sies eigentlich vnnd mit glauben bedenckend) nicht mee zuo guotem dienet haben? Erstlich / das sie darbey gelernet den sünden mit reüwen nachdencken / von welcher wegen Gott erzürnt / die wält mit sölicher angst vnd trübsal erfüllt hatt. 1100 Dann wiewol sie weit sind von den grossen übeltheteren vnd gar gottlosen vnnd lasterhafften / noch so haltend sie sich selbs so gar für rein vnnd lauter von sünden nit / das sie drumb meinind / sie seyend nit wärt / das sie zeitliche übel vnd straffen darfür leiden söllind. Dann über das / das ein jeder / wie frombklich eerlich vnnd loblich er joch jmmer läpt / etwarinn der fleischlichen begird statt gibt vnd weicht / ob wol nicht zuo grossen lasteren vnd wuost aller sünden vnnd allem greüwel deß gottlosen wäsens / doch zuo etlichen sünden / die er eintweders dest weniger / oder dest öffter begadt / so vil sie grösser oder kleiner sind. Vber das / sprich ich / wo wirst du bald einen finden / der die (von deren grausammen hoffart / muotwillen / gyts / auch schantlichen sünden / boßheiten vnd gottlosen wäsens wägen Gott wie er es tröwt vnd vorgesaget hat das land verderpt vnnd schleitzt.) also halte / wie man sie halten sol / vnd also mit jnen läbe / wie man mit sölichen leüthen läben sol? Dann der mertheil / übersicht jnen vnd entzeücht sich sie zuo leeren / zuo warnen / auch etwan zuo schälten vnd zuo straffen / dann eintweders so verdreüßt vns der arbeit / oder wir wöllend sie nit erzürnen / so wir bey jhnen sind / oder wir ladend jhr feyentschafft nit gern auff vns / damit sie vns in zeitlichen dingen die eintweders vnsere begird noch gern überkäme / oder die vnsere schwacheit besorget / das sie es verliere / nit verhinderind / noch vns schadind. Also / das wiewol der bösen läben den guoten mißfalt / vnd sie deßhalb nicht mit jhnen fallend inn die verdammnuß / die sölichen leüthen nach disem läben zuobereitet ist / noch dieweil sie jnen von wegen jrer verdammlichen sünden verschonend / darumb das sie jrer lichten vnd verzichlichen sünden halb förchtend / so werdend sie billich zeytlichen mit jhnen geschlagen / wiewol sie ewigklich drumb nit mit jnen gestrafft vnd verdampt werdend. Vnd wirt jnen dises läben billich mit jnen so sie also von Gott gestrafft werdend bitter / dieweil sie sich von desselben süsse wägen / den sündenden nicht habend wöllen bitter machen. Vnd bedunckt mich dises nit ein geringe vrsach sein / von deren wegen die guoten mit den bösen so es Gott also gefalt die sünd auch

1099 S.Augustin.
1100 Warumb die frommen mit den gottlosen gestrafft werdind.

Die Drey vnd zwentzigste
fallend / gloͤubige vnd vngloͤubige / so erlangend sie doch vngleiches end. Daß der vngloͤubig vnd gottloß wirt von dem zeitlichen tod zur hellen gerissen / das er da ewigklich brünne / der gloͤubig aber vnd fromb fart von stund an gen himmel / das er da bey seinem Herren Christo / dem er sich vertrauwt vnnd auffgeopffert hatt / laͤbe. Von welchem handel deßgleich auch vonn den vrsachen der truͤbsalen der heiligen Gottes / ich mich nicht beschwaͤren wil ewer lieb vor zuͦlaͤsen das schoͤn ort deß heiligen Augustini1099 / das da stadt inn seinem ersten buͦch de ciuitate Dei / da er also spricht. Es sol niemand meinen / das die guͦten vnnd boͤsen die gleiche straff vnd truͤbsal leidend / darumb nit vnderscheiden seyend / darumb das daß nicht vnderscheiden ist / das sie zuͦ beden seyten lydend. Dann wie in einem feür das gold glantzet / der spreüwer aber reücht / vnd vnder einem pflegel das strow zerschlagen / das korn aber gesüberet wirt / vnnd die oͤltruͤsen darumb nit vnder das oͤl kumpt / darumb das es vnder einer praͤßen außtruckt wirt / Also bewaͤrt / reiniget vnnd leüteret ein truͤbsal die guͦten / die boͤsen aber verdampts / verderbts vnd reütets auß. Darumb fluͦchend auch in einer truͤbsal die boͤsen vnd lesterend Gott den Herren / die guͦten aber baͤttend zuͦ jhm vnd lobend jn. Soͤlicher vnderscheid ist nicht in dem / was einer leyde / sonder wer der seye der also leydet. Dann wenn man kat vnnd koͤstlich salb gleich vil ruͤrt / so stinckt das ein vnmenschlich übel / das ander aber schmoͤckt lieblich vnd wol. Darumb was habend die Christen inn diser grossen zerstoͤrung vnnd ynfal der froͤmbden voͤlckeren gelitten / das jhnen (so sies eigentlich vnnd mit glauben bedenckend) nicht mee zuͦ guͦtem dienet haben? Erstlich / das sie darbey gelernet den sünden mit reüwen nachdencken / von welcher wegen Gott erzürnt / die waͤlt mit soͤlicher angst vnd truͤbsal erfüllt hatt. 1100 Dann wiewol sie weit sind von den grossen übeltheteren vnd gar gottlosen vnnd lasterhafften / noch so haltend sie sich selbs so gar für rein vnnd lauter von sünden nit / das sie drumb meinind / sie seyend nit waͤrt / das sie zeitliche übel vnd straffen darfür leiden soͤllind. Dann über das / das ein jeder / wie frombklich eerlich vnnd loblich er joch jmmer laͤpt / etwarinn der fleischlichen begird statt gibt vnd weicht / ob wol nicht zuͦ grossen lasteren vnd wuͦst aller sünden vnnd allem greüwel deß gottlosen waͤsens / doch zuͦ etlichen sünden / die er eintweders dest weniger / oder dest oͤffter begadt / so vil sie groͤsser oder kleiner sind. Vber das / sprich ich / wo wirst du bald einen finden / der die (von deren grausammen hoffart / muͦtwillen / gyts / auch schantlichen sünden / boßheiten vnd gottlosen waͤsens waͤgen Gott wie er es troͤwt vnd vorgesaget hat das land verderpt vnnd schleitzt.) also halte / wie man sie halten sol / vnd also mit jnen laͤbe / wie man mit soͤlichen leüthen laͤben sol? Dann der mertheil / übersicht jnen vnd entzeücht sich sie zuͦ leeren / zuͦ warnen / auch etwan zuͦ schaͤlten vnd zuͦ straffen / dann eintweders so verdreüßt vns der arbeit / oder wir woͤllend sie nit erzürnen / so wir bey jhnen sind / oder wir ladend jhr feyentschafft nit gern auff vns / damit sie vns in zeitlichen dingen die eintweders vnsere begird noch gern überkaͤme / oder die vnsere schwacheit besorget / das sie es verliere / nit verhinderind / noch vns schadind. Also / das wiewol der boͤsen laͤben den guͦten mißfalt / vnd sie deßhalb nicht mit jhnen fallend inn die verdammnuß / die soͤlichen leüthen nach disem laͤben zuͦbereitet ist / noch dieweil sie jnen von wegen jrer verdammlichen sünden verschonend / darumb das sie jrer lichten vnd verzichlichen sünden halb foͤrchtend / so werdend sie billich zeytlichen mit jhnen geschlagen / wiewol sie ewigklich drumb nit mit jnen gestrafft vnd verdampt werdend. Vnd wirt jnen dises laͤben billich mit jnen so sie also von Gott gestrafft werdend bitter / dieweil sie sich von desselben suͤsse waͤgen / den sündenden nicht habend woͤllen bitter machen. Vnd bedunckt mich dises nit ein geringe vrsach sein / von deren wegen die guͦten mit den boͤsen so es Gott also gefalt die sünd auch

1099 S.Augustin.
1100 Warumb die frommen mit den gottlosen gestrafft werdind.
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                   sünden / die er eintweders dest weniger / oder dest o&#x0364;ffter begadt / so vil sie
                   gro&#x0364;sser oder kleiner sind. Vber das / sprich ich / wo wirst du bald einen finden /
                   der die (von deren grausammen hoffart / mu&#x0366;twillen / gyts / auch schantlichen
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[[125]/0342] Die Drey vnd zwentzigste fallend / gloͤubige vnd vngloͤubige / so erlangend sie doch vngleiches end. Daß der vngloͤubig vnd gottloß wirt von dem zeitlichen tod zur hellen gerissen / das er da ewigklich brünne / der gloͤubig aber vnd fromb fart von stund an gen himmel / das er da bey seinem Herren Christo / dem er sich vertrauwt vnnd auffgeopffert hatt / laͤbe. Von welchem handel deßgleich auch vonn den vrsachen der truͤbsalen der heiligen Gottes / ich mich nicht beschwaͤren wil ewer lieb vor zuͦlaͤsen das schoͤn ort deß heiligen Augustini 1099 / das da stadt inn seinem ersten buͦch de ciuitate Dei / da er also spricht. Es sol niemand meinen / das die guͦten vnnd boͤsen die gleiche straff vnd truͤbsal leidend / darumb nit vnderscheiden seyend / darumb das daß nicht vnderscheiden ist / das sie zuͦ beden seyten lydend. Dann wie in einem feür das gold glantzet / der spreüwer aber reücht / vnd vnder einem pflegel das strow zerschlagen / das korn aber gesüberet wirt / vnnd die oͤltruͤsen darumb nit vnder das oͤl kumpt / darumb das es vnder einer praͤßen außtruckt wirt / Also bewaͤrt / reiniget vnnd leüteret ein truͤbsal die guͦten / die boͤsen aber verdampts / verderbts vnd reütets auß. Darumb fluͦchend auch in einer truͤbsal die boͤsen vnd lesterend Gott den Herren / die guͦten aber baͤttend zuͦ jhm vnd lobend jn. Soͤlicher vnderscheid ist nicht in dem / was einer leyde / sonder wer der seye der also leydet. Dann wenn man kat vnnd koͤstlich salb gleich vil ruͤrt / so stinckt das ein vnmenschlich übel / das ander aber schmoͤckt lieblich vnd wol. Darumb was habend die Christen inn diser grossen zerstoͤrung vnnd ynfal der froͤmbden voͤlckeren gelitten / das jhnen (so sies eigentlich vnnd mit glauben bedenckend) nicht mee zuͦ guͦtem dienet haben? Erstlich / das sie darbey gelernet den sünden mit reüwen nachdencken / von welcher wegen Gott erzürnt / die waͤlt mit soͤlicher angst vnd truͤbsal erfüllt hatt. 1100 Dann wiewol sie weit sind von den grossen übeltheteren vnd gar gottlosen vnnd lasterhafften / noch so haltend sie sich selbs so gar für rein vnnd lauter von sünden nit / das sie drumb meinind / sie seyend nit waͤrt / das sie zeitliche übel vnd straffen darfür leiden soͤllind. Dann über das / das ein jeder / wie frombklich eerlich vnnd loblich er joch jmmer laͤpt / etwarinn der fleischlichen begird statt gibt vnd weicht / ob wol nicht zuͦ grossen lasteren vnd wuͦst aller sünden vnnd allem greüwel deß gottlosen waͤsens / doch zuͦ etlichen sünden / die er eintweders dest weniger / oder dest oͤffter begadt / so vil sie groͤsser oder kleiner sind. Vber das / sprich ich / wo wirst du bald einen finden / der die (von deren grausammen hoffart / muͦtwillen / gyts / auch schantlichen sünden / boßheiten vnd gottlosen waͤsens waͤgen Gott wie er es troͤwt vnd vorgesaget hat das land verderpt vnnd schleitzt.) also halte / wie man sie halten sol / vnd also mit jnen laͤbe / wie man mit soͤlichen leüthen laͤben sol? Dann der mertheil / übersicht jnen vnd entzeücht sich sie zuͦ leeren / zuͦ warnen / auch etwan zuͦ schaͤlten vnd zuͦ straffen / dann eintweders so verdreüßt vns der arbeit / oder wir woͤllend sie nit erzürnen / so wir bey jhnen sind / oder wir ladend jhr feyentschafft nit gern auff vns / damit sie vns in zeitlichen dingen die eintweders vnsere begird noch gern überkaͤme / oder die vnsere schwacheit besorget / das sie es verliere / nit verhinderind / noch vns schadind. Also / das wiewol der boͤsen laͤben den guͦten mißfalt / vnd sie deßhalb nicht mit jhnen fallend inn die verdammnuß / die soͤlichen leüthen nach disem laͤben zuͦbereitet ist / noch dieweil sie jnen von wegen jrer verdammlichen sünden verschonend / darumb das sie jrer lichten vnd verzichlichen sünden halb foͤrchtend / so werdend sie billich zeytlichen mit jhnen geschlagen / wiewol sie ewigklich drumb nit mit jnen gestrafft vnd verdampt werdend. Vnd wirt jnen dises laͤben billich mit jnen so sie also von Gott gestrafft werdend bitter / dieweil sie sich von desselben suͤsse waͤgen / den sündenden nicht habend woͤllen bitter machen. Vnd bedunckt mich dises nit ein geringe vrsach sein / von deren wegen die guͦten mit den boͤsen so es Gott also gefalt die sünd auch 1099 S.Augustin. 1100 Warumb die frommen mit den gottlosen gestrafft werdind.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [125]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/342>, abgerufen am 23.11.2024.