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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
Testament seye der alten vnnd neüwen kirchen Gottes / das auch allein ein einiger wäg deß waren heils aller deren die je sälig worden vnnd noch sälig werdend in diser wält seye. Jr werdend auch verston / wz vnderscheid seye zwüschend dem alten vnd neüwen Testament. Vnnd wirt dise tractation gantz notwendig vnd nutz sein eins theils vil örter der heiligen gschrifft zuo verston / anders theils das wir auch alles das so wir bißhär von dem gsatzt Gottes geredt / mit sampt dem heilsamen brauch desselben / dester baß vnnd heiterer verstandind. Der Herr der deß gsatztes vrhab / gemüt / vnnd volkommenheit ist / verleihe vns das daruon zuo reden / das da diene zuo herrlikeit vnnd glori seines nammens / vnd zuo vnserer seelen heil. Amen.

1472 Der brauch deß gsatzts Gottes ist vilfaltig vnd mengerley / doch mag er inn drü stuck getheilt werden / vnd sagen deßhalb das der brauch deß gsatzts drifalt seye. Dann zum ersten / so ist das fürnempst vnnd eigenlich ampt deß gsatztes / alle menschen deß vberzügen vnd vberwinden / dz sie der sünd vnderworffen vnd auß eigner schuld kinder deß tods seyend. Dann das gsatzt legt vns den heiligen willen Gottes für / vnd mit dem für legen erforderet es von vns volkomne gerechtigkeit. Dann darumb wirt das gsatzt gemeinlich ein zeügnuß deß willens Gottes / vnd 1473 ein volkommen exemplar Göttlicher reinikeit genennt. Dahär dienet das der Herr im Euangelio die summ der gebotten Gottes zuosammen fasset vnd spricht / Das erst vnd oberest gebott ist / hör Jsrael / der Herr eüwer Got ist ein einiger Gott / vnd du solt den Herren deinen Gott lieben von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / vnd von gantzem deinem gmüt / vnd von allen deinen krefften. Das ist dz erst gebott / dz ander aber dem gleich / lieb deinen nechsten wie dich selber / grösser gebott ist nit dann dise. Es dienet auch hiehär dz Paulus spricht / das end deß gebotts ist / liebe auß reinem hertzen / vnd guoter gewüssne / vnd vngeglißnetem glauben. Dieweil nun dz gsatzt so volkommne grechtikeit vnd liebe / ja ein rein hertz von vns erforderet / so verdampt es je alle menschen der sünden der vngerechtigkeit vnd deß tods. Dann im gsatzt Gottes stat auch dises außtrucklich / verflücht seye ein jeder der nicht bleibt in allem dem / das geschriben ist im buoch deß gsatztes / dz ers thüge. 1474 Wer ist aber vnder vns / der da thüge alles dz daß gsatzt erforderet? welcher mensch hat / oder hatt je gehept ein rein hertz? wer liebet oder wer hatt Gott gliebet von gantzem hertzen / von gantzer seel vnd von gantzem gemüt? welcher mensch hat je nichts böses begert? oder wer ist der nit teglich begere? Darumb so wirt die vnuolkommenheit vnd sünd durchs gsatzt / oder durch die anzeigung deß gsatztes inn dem menschen (damit ich nicht zum scherffsten daruon rede) erfunden. Dann was wöllend wir darzuo sagen? Lieber wo erscheint jenen an dem menschen die Göttlich vnnd volkommen gerechtigkeit / die das gsatzt erforderet? Job spricht1475 / Jch weiß gewüß das der mensch nit gerechtgemachet wirt gegen Gott gehalten. Oder / wie wil der mensch gerecht erfunden werden so er mit Gott vergleicht wirt? vnd ob er mit jhm zancken wölte / möchte er vnder tausenden nicht auff eins antworten. Jtem / vnd ob ich dann gleich grecht vnd fromm wäre / wölt ich mich doch mit antwort nicht wider jhn setzen / sonder meinen richter demütiglich flehen etc. Mit dem stimpt auch der heilig Apostel Johannes vnd spricht / So wir sagend / wir habind kein sünd / so triegend wir vns selb / vnd die warheit ist nicht inn vns. Jtem / so wir sagend / wir habind nicht gesündet so machend wir jhn zum lugner / vnnd sein wort ist nicht inn vns. 1476 Darumb so ist auff dise weyß das gsatzt gleich als ein spiegel / inn dem wir vnser verböserung / schwachheit / vnuermüglikeyt / vnuolkommenheyt / vnnd vnser vrtheil / das ist vnsere billiche verdammnuß sehend. Dann der Apostel redt heiter / das gsatzt seye gegeben / das es die vberträttungen offne / vnnd hiemit die menschen zwinge zuo erkanntnuß jhrer

1472 Von dem brauch vnd der würckung deß gsatzts Gottes.
1473 Das im gsatzt volkomne gerechtikeit vonn vns erforderet werde.
1474 Das kein mensch volkommen seye.
1475 Job.9.
1476 Das gsatzt offnet vnsere sünd vnd arbendsälikeit.

Predig.
Testament seye der alten vnnd neüwen kirchen Gottes / das auch allein ein einiger waͤg deß waren heils aller deren die je saͤlig worden vnnd noch saͤlig werdend in diser waͤlt seye. Jr werdend auch verston / wz vnderscheid seye zwüschend dem alten vnd neüwen Testament. Vnnd wirt dise tractation gantz notwendig vnd nutz sein eins theils vil oͤrter der heiligen gschrifft zuͦ verston / anders theils das wir auch alles das so wir bißhaͤr von dem gsatzt Gottes geredt / mit sampt dem heilsamen brauch desselben / dester baß vnnd heiterer verstandind. Der Herr der deß gsatztes vrhab / gemuͤt / vnnd volkommenheit ist / verleihe vns das daruͦn zuͦ reden / das da diene zuͦ herrlikeit vnnd glori seines nammens / vnd zuͦ vnserer seelen heil. Amen.

1472 Der brauch deß gsatzts Gottes ist vilfaltig vnd mengerley / doch mag er inn drü stuck getheilt werden / vnd sagen deßhalb das der brauch deß gsatzts drifalt seye. Dann zum ersten / so ist das fürnempst vnnd eigenlich ampt deß gsatztes / alle menschen deß vberzügen vnd vberwinden / dz sie der sünd vnderworffen vnd auß eigner schuld kinder deß tods seyend. Dann das gsatzt legt vns den heiligen willen Gottes für / vnd mit dem für legen erforderet es von vns volkomne gerechtigkeit. Dann darumb wirt das gsatzt gemeinlich ein zeügnuß deß willens Gottes / vnd 1473 ein volkommen exemplar Goͤttlicher reinikeit genennt. Dahaͤr dienet das der Herr im Euangelio die summ der gebotten Gottes zuͦsammen fasset vnd spricht / Das erst vnd oberest gebott ist / hoͤr Jsrael / der Herr eüwer Got ist ein einiger Gott / vnd du solt den Herren deinen Gott lieben von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / vnd von gantzem deinem gmuͤt / vnd von allen deinen krefften. Das ist dz erst gebott / dz ander aber dem gleich / lieb deinen nechsten wie dich selber / groͤsser gebott ist nit dann dise. Es dienet auch hiehaͤr dz Paulus spricht / das end deß gebotts ist / liebe auß reinem hertzen / vnd guͦter gewüssne / vnd vngeglißnetem glauben. Dieweil nun dz gsatzt so volkommne grechtikeit vnd liebe / ja ein rein hertz von vns erforderet / so verdampt es je alle menschen der sünden der vngerechtigkeit vnd deß tods. Dann im gsatzt Gottes stat auch dises außtrucklich / verfluͤcht seye ein jeder der nicht bleibt in allem dem / das geschriben ist im buͦch deß gsatztes / dz ers thuͤge. 1474 Wer ist aber vnder vns / der da thuͤge alles dz daß gsatzt erforderet? welcher mensch hat / oder hatt je gehept ein rein hertz? wer liebet oder wer hatt Gott gliebet von gantzem hertzen / von gantzer seel vnd von gantzem gemuͤt? welcher mensch hat je nichts boͤses begert? oder wer ist der nit teglich begere? Darumb so wirt die vnuͦlkommenheit vnd sünd durchs gsatzt / oder durch die anzeigung deß gsatztes inn dem menschen (damit ich nicht zum scherffsten daruͦn rede) erfunden. Dann was woͤllend wir darzuͦ sagen? Lieber wo erscheint jenen an dem menschen die Goͤttlich vnnd volkommen gerechtigkeit / die das gsatzt erforderet? Job spricht1475 / Jch weiß gewüß das der mensch nit gerechtgemachet wirt gegen Gott gehalten. Oder / wie wil der mensch gerecht erfunden werden so er mit Gott vergleicht wirt? vnd ob er mit jhm zancken woͤlte / moͤchte er vnder tausenden nicht auff eins antworten. Jtem / vnd ob ich dann gleich grecht vnd fromm waͤre / woͤlt ich mich doch mit antwort nicht wider jhn setzen / sonder meinen richter demuͤtiglich flehen ꝛc. Mit dem stimpt auch der heilig Apostel Johannes vnd spricht / So wir sagend / wir habind kein sünd / so triegend wir vns selb / vnd die warheit ist nicht inn vns. Jtem / so wir sagend / wir habind nicht gesündet so machend wir jhn zum lugner / vnnd sein wort ist nicht inn vns. 1476 Darumb so ist auff dise weyß das gsatzt gleich als ein spiegel / inn dem wir vnser verboͤserung / schwachheit / vnuermüglikeyt / vnuͦlkommenheyt / vnnd vnser vrtheil / das ist vnsere billiche verdammnuß sehend. Dann der Apostel redt heiter / das gsatzt seye gegeben / das es die vbertraͤttungen offne / vnnd hiemit die menschen zwinge zuͦ erkanntnuß jhrer

1472 Von dem brauch vnd der würckung deß gsatzts Gottes.
1473 Das im gsatzt volkomne gerechtikeit vonn vns erforderet werde.
1474 Das kein mensch volkommen seye.
1475 Job.9.
1476 Das gsatzt offnet vnsere sünd vnd arbendsaͤlikeit.
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[CLXVIII./0427] Predig. Testament seye der alten vnnd neüwen kirchen Gottes / das auch allein ein einiger waͤg deß waren heils aller deren die je saͤlig worden vnnd noch saͤlig werdend in diser waͤlt seye. Jr werdend auch verston / wz vnderscheid seye zwüschend dem alten vnd neüwen Testament. Vnnd wirt dise tractation gantz notwendig vnd nutz sein eins theils vil oͤrter der heiligen gschrifft zuͦ verston / anders theils das wir auch alles das so wir bißhaͤr von dem gsatzt Gottes geredt / mit sampt dem heilsamen brauch desselben / dester baß vnnd heiterer verstandind. Der Herr der deß gsatztes vrhab / gemuͤt / vnnd volkommenheit ist / verleihe vns das daruͦn zuͦ reden / das da diene zuͦ herrlikeit vnnd glori seines nammens / vnd zuͦ vnserer seelen heil. Amen. 1472 Der brauch deß gsatzts Gottes ist vilfaltig vnd mengerley / doch mag er inn drü stuck getheilt werden / vnd sagen deßhalb das der brauch deß gsatzts drifalt seye. Dann zum ersten / so ist das fürnempst vnnd eigenlich ampt deß gsatztes / alle menschen deß vberzügen vnd vberwinden / dz sie der sünd vnderworffen vnd auß eigner schuld kinder deß tods seyend. Dann das gsatzt legt vns den heiligen willen Gottes für / vnd mit dem für legen erforderet es von vns volkomne gerechtigkeit. Dann darumb wirt das gsatzt gemeinlich ein zeügnuß deß willens Gottes / vnd 1473 ein volkommen exemplar Goͤttlicher reinikeit genennt. Dahaͤr dienet das der Herr im Euangelio die summ der gebotten Gottes zuͦsammen fasset vnd spricht / Das erst vnd oberest gebott ist / hoͤr Jsrael / der Herr eüwer Got ist ein einiger Gott / vnd du solt den Herren deinen Gott lieben von gantzem deinem hertzen / von gantzer deiner seel / vnd von gantzem deinem gmuͤt / vnd von allen deinen krefften. Das ist dz erst gebott / dz ander aber dem gleich / lieb deinen nechsten wie dich selber / groͤsser gebott ist nit dann dise. Es dienet auch hiehaͤr dz Paulus spricht / das end deß gebotts ist / liebe auß reinem hertzen / vnd guͦter gewüssne / vnd vngeglißnetem glauben. Dieweil nun dz gsatzt so volkommne grechtikeit vnd liebe / ja ein rein hertz von vns erforderet / so verdampt es je alle menschen der sünden der vngerechtigkeit vnd deß tods. Dann im gsatzt Gottes stat auch dises außtrucklich / verfluͤcht seye ein jeder der nicht bleibt in allem dem / das geschriben ist im buͦch deß gsatztes / dz ers thuͤge. 1474 Wer ist aber vnder vns / der da thuͤge alles dz daß gsatzt erforderet? welcher mensch hat / oder hatt je gehept ein rein hertz? wer liebet oder wer hatt Gott gliebet von gantzem hertzen / von gantzer seel vnd von gantzem gemuͤt? welcher mensch hat je nichts boͤses begert? oder wer ist der nit teglich begere? Darumb so wirt die vnuͦlkommenheit vnd sünd durchs gsatzt / oder durch die anzeigung deß gsatztes inn dem menschen (damit ich nicht zum scherffsten daruͦn rede) erfunden. Dann was woͤllend wir darzuͦ sagen? Lieber wo erscheint jenen an dem menschen die Goͤttlich vnnd volkommen gerechtigkeit / die das gsatzt erforderet? Job spricht 1475 / Jch weiß gewüß das der mensch nit gerechtgemachet wirt gegen Gott gehalten. Oder / wie wil der mensch gerecht erfunden werden so er mit Gott vergleicht wirt? vnd ob er mit jhm zancken woͤlte / moͤchte er vnder tausenden nicht auff eins antworten. Jtem / vnd ob ich dann gleich grecht vnd fromm waͤre / woͤlt ich mich doch mit antwort nicht wider jhn setzen / sonder meinen richter demuͤtiglich flehen ꝛc. Mit dem stimpt auch der heilig Apostel Johannes vnd spricht / So wir sagend / wir habind kein sünd / so triegend wir vns selb / vnd die warheit ist nicht inn vns. Jtem / so wir sagend / wir habind nicht gesündet so machend wir jhn zum lugner / vnnd sein wort ist nicht inn vns. 1476 Darumb so ist auff dise weyß das gsatzt gleich als ein spiegel / inn dem wir vnser verboͤserung / schwachheit / vnuermüglikeyt / vnuͦlkommenheyt / vnnd vnser vrtheil / das ist vnsere billiche verdammnuß sehend. Dann der Apostel redt heiter / das gsatzt seye gegeben / das es die vbertraͤttungen offne / vnnd hiemit die menschen zwinge zuͦ erkanntnuß jhrer 1472 Von dem brauch vnd der würckung deß gsatzts Gottes. 1473 Das im gsatzt volkomne gerechtikeit vonn vns erforderet werde. 1474 Das kein mensch volkommen seye. 1475 Job.9. 1476 Das gsatzt offnet vnsere sünd vnd arbendsaͤlikeit.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CLXVIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/427>, abgerufen am 22.11.2024.