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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Ein vnd dreissigste
ist / auff welchen auch der heilig Apostel Paulus disen fluoch gesetzt1917 / wenn ich / oder ein Engel von himmel euch ein anders Euangelion verkünden wurde / dann das euch verkündet ist / so seye er verfluocht.

Die ander vrsach darumb guot vnd notwendig ist dise leer gantz vnnd vngefelscht in der kirchen zuo behalten / ist die / das so dise auffgelößt / die eer Christi zuo scheyteren gon wurde. Dann die wirt in den hertzen der menschen verduncklet vnd zerstört (wiewol sie in jr selb allweg gantz vnd klar bleibt) so wir anfahend die gerechtikeit durch die wir vor Gott bestond / vnseren wercken vnd verdiensten zuo theilen. Dann dises ist die eer deß Suns Gottes / das kein anderer nam den menschen vnder dem himmel gegeben ist / darinnen wir mögind sälig werden. Dahär auch Paulus spricht1918 / Christus ist euch kein nütz wenn jr durchs gsatzt gerecht werden wöllend / vnd sind von der gnad gefallen. Jtem1919 / Jch verwirff die gnad Gottes nit / dann so durch das gesatzt die gerechtikeit kumpt / so ist Christus vergeblich gestorben. Jst er dann vergeblich gestorben / so ist die eer seines creützes zuo nüte worden.

Die dritte vrsach / ist die gwüß vnd bestendig rechnung vnsers heils. Dann dz wäre vngewüß / so es an vnseren wercken vnd verdiensten hangete / die wir von wegen vnserer anerbornen verderbte (wo wir nit vnsinnig sind) mit dem h. Job sprechend1920 / ob ich gleich etwas gerechtikeit hette / wölt ich mich doch mit antwort nicht wider jn setzen / sonder meinen richter demütigklich flehen. Darumb spricht S. Paul recht.1921 So das erb auß dem gsatzt ist / so ist der glaub auß / vnd hört die verheissung auff / derhalben ist die verheissung geschehen durch den glauben / auff dz es gienge nach der gnad / damit die verheissung vest bestünde allem samen.

Die vierdte vrsach ist / das durch dise leer sonnderlich inn vnns die bildtnuß Gottes / nach deren wir anfencklich erschaffen warend / widerbracht wirt. Dann durch den glauben wonet vnd läbt Christus in vns / der ein gefallen hat an vnser nidrikeit vnd demuot. Dann es erhept sich inn vns die bildtnuß deß Teüffels wenn wir anfahend inn vns selb hoffertig werden / vnd vns selb die eer Gottes zuomassen. Das geschicht aber on allen zweyfel denn / wenn wir vns selbs die gerechtikeit vnnd das heil zuogäbend / als ob wir das reych Gottes mit vnnseren wercken vnd verdiensten verdienind. Der Teüffel ist hoffertig / vnd vnderstat die eer Gottes an sich zuo ziehen. Die heiligen vnd glöubigen erkennend das sie auß lauter gnad vnd barmhertzikeit Gottes sälig werdind / vnd darumb so gäbend sie alle eer Gott / jnen selbs aber schmach vnd scham zuo. Dahin on zweyfel dienet die Euangelisch parabel von dem Phariseer der sich rümpt inn seinen guoten wercken / vnd vom offnen sünder der da schrey / Herr biß mir armen sünder gnedig / von welchem man lißt das er mee gerechtgmachet heim seye gangen zuo hauß dann der ander.

Die fünffte vrsach ist / die großhaltung der sünden / dann das hatt man nit für ein grosse sünd vnd schuld / die mit menschlichen wercken vor Gott mag betragen vnd versünt werden. Die heilig geschrifft zeigt aber an / das die sünden nicht habind mögen versünt werden / dann durch das vnschuldig bluot vnd den tod deß Suns Gottes. Darauß nun ein jeder verstendiger abnimbt / das die sünd in den augen Gottes ein gar greülich vnd scheützlich ding seye. Darumb so entspricht auch gleich in den glöubigen ein fleißigs auffsehen vnnd wachen auff die sünd / vnd ein jmmerwärends beweinen vnsers armen vnnd verderpten wäsens / auch ein gebürliche grosse scham vnd niderträchtikeit. Vnd diser vrsachen möchte ich nun hie meer anzeigen / warumb es gebüre / das man mit allem fleiß vnd ernst anhalte / vnd dahin arbeite / das man dise leer / nammlich das die allgemein kirchen Gottes / auß Gottes gnaden / in dem eingebornen Sun

1917 Gal.1.
1918 Gal.5.
1919 Gal.2.
1920 Job 9.
1921 Rom.4.

Die Ein vnd dreissigste
ist / auff welchen auch der heilig Apostel Paulus disen fluͦch gesetzt1917 / wenn ich / oder ein Engel von himmel euch ein anders Euangelion verkünden wurde / dann das euch verkündet ist / so seye er verfluͦcht.

Die ander vrsach darumb guͦt vnd notwendig ist dise leer gantz vnnd vngefelscht in der kirchen zuͦ behalten / ist die / das so dise auffgeloͤßt / die eer Christi zuͦ scheyteren gon wurde. Dann die wirt in den hertzen der menschen verduncklet vnd zerstoͤrt (wiewol sie in jr selb allweg gantz vnd klar bleibt) so wir anfahend die gerechtikeit durch die wir vor Gott bestond / vnseren wercken vnd verdiensten zuͦ theilen. Dann dises ist die eer deß Suns Gottes / das kein anderer nam den menschen vnder dem himmel gegeben ist / darinnen wir moͤgind saͤlig werden. Dahaͤr auch Paulus spricht1918 / Christus ist euch kein nütz wenn jr durchs gsatzt gerecht werden woͤllend / vnd sind von der gnad gefallen. Jtem1919 / Jch verwirff die gnad Gottes nit / dann so durch das gesatzt die gerechtikeit kumpt / so ist Christus vergeblich gestorben. Jst er dann vergeblich gestorben / so ist die eer seines creützes zuͦ nüte worden.

Die dritte vrsach / ist die gwüß vnd bestendig rechnung vnsers heils. Dann dz waͤre vngewüß / so es an vnseren wercken vnd verdiensten hangete / die wir von wegen vnserer anerbornen verderbte (wo wir nit vnsinnig sind) mit dem h. Job sprechend1920 / ob ich gleich etwas gerechtikeit hette / woͤlt ich mich doch mit antwort nicht wider jn setzen / sonder meinen richter demuͤtigklich flehen. Darumb spricht S. Paul recht.1921 So das erb auß dem gsatzt ist / so ist der glaub auß / vnd hoͤrt die verheissung auff / derhalben ist die verheissung geschehen durch den glauben / auff dz es gienge nach der gnad / damit die verheissung vest bestünde allem samen.

Die vierdte vrsach ist / das durch dise leer sonnderlich inn vnns die bildtnuß Gottes / nach deren wir anfencklich erschaffen warend / widerbracht wirt. Dann durch den glauben wonet vnd laͤbt Christus in vns / der ein gefallen hat an vnser nidrikeit vnd demuͦt. Dann es erhept sich inn vns die bildtnuß deß Teüffels wenn wir anfahend inn vns selb hoffertig werden / vnd vns selb die eer Gottes zuͦmassen. Das geschicht aber on allen zweyfel denn / wenn wir vns selbs die gerechtikeit vnnd das heil zuͦgaͤbend / als ob wir das reych Gottes mit vnnseren wercken vnd verdiensten verdienind. Der Teüffel ist hoffertig / vnd vnderstat die eer Gottes an sich zuͦ ziehen. Die heiligen vnd gloͤubigen erkennend das sie auß lauter gnad vnd barmhertzikeit Gottes saͤlig werdind / vnd darumb so gaͤbend sie alle eer Gott / jnen selbs aber schmach vnd scham zuͦ. Dahin on zweyfel dienet die Euangelisch parabel von dem Phariseer der sich ruͤmpt inn seinen guͦten wercken / vnd vom offnen sünder der da schrey / Herr biß mir armen sünder gnedig / von welchem man lißt das er mee gerechtgmachet heim seye gangen zuͦ hauß dann der ander.

Die fünffte vrsach ist / die großhaltung der sünden / dann das hatt man nit für ein grosse sünd vnd schuld / die mit menschlichen wercken vor Gott mag betragen vnd versuͤnt werden. Die heilig geschrifft zeigt aber an / das die sünden nicht habind moͤgen versuͤnt werden / dann durch das vnschuldig bluͦt vnd den tod deß Suns Gottes. Darauß nun ein jeder verstendiger abnimbt / das die sünd in den augen Gottes ein gar greülich vnd scheützlich ding seye. Darumb so entspricht auch gleich in den gloͤubigen ein fleißigs auffsehen vnnd wachen auff die sünd / vnd ein jmmerwaͤrends beweinen vnsers armen vnnd verderpten waͤsens / auch ein gebürliche grosse scham vnd nidertraͤchtikeit. Vnd diser vrsachen moͤchte ich nun hie meer anzeigen / warumb es gebüre / das man mit allem fleiß vnd ernst anhalte / vnd dahin arbeite / das man dise leer / nammlich das die allgemein kirchen Gottes / auß Gottes gnaden / in dem eingebornen Sun

1917 Gal.1.
1918 Gal.5.
1919 Gal.2.
1920 Job 9.
1921 Rom.4.
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[[232]/0556] Die Ein vnd dreissigste ist / auff welchen auch der heilig Apostel Paulus disen fluͦch gesetzt 1917 / wenn ich / oder ein Engel von himmel euch ein anders Euangelion verkünden wurde / dann das euch verkündet ist / so seye er verfluͦcht. Die ander vrsach darumb guͦt vnd notwendig ist dise leer gantz vnnd vngefelscht in der kirchen zuͦ behalten / ist die / das so dise auffgeloͤßt / die eer Christi zuͦ scheyteren gon wurde. Dann die wirt in den hertzen der menschen verduncklet vnd zerstoͤrt (wiewol sie in jr selb allweg gantz vnd klar bleibt) so wir anfahend die gerechtikeit durch die wir vor Gott bestond / vnseren wercken vnd verdiensten zuͦ theilen. Dann dises ist die eer deß Suns Gottes / das kein anderer nam den menschen vnder dem himmel gegeben ist / darinnen wir moͤgind saͤlig werden. Dahaͤr auch Paulus spricht 1918 / Christus ist euch kein nütz wenn jr durchs gsatzt gerecht werden woͤllend / vnd sind von der gnad gefallen. Jtem 1919 / Jch verwirff die gnad Gottes nit / dann so durch das gesatzt die gerechtikeit kumpt / so ist Christus vergeblich gestorben. Jst er dann vergeblich gestorben / so ist die eer seines creützes zuͦ nüte worden. Die dritte vrsach / ist die gwüß vnd bestendig rechnung vnsers heils. Dann dz waͤre vngewüß / so es an vnseren wercken vnd verdiensten hangete / die wir von wegen vnserer anerbornen verderbte (wo wir nit vnsinnig sind) mit dem h. Job sprechend 1920 / ob ich gleich etwas gerechtikeit hette / woͤlt ich mich doch mit antwort nicht wider jn setzen / sonder meinen richter demuͤtigklich flehen. Darumb spricht S. Paul recht. 1921 So das erb auß dem gsatzt ist / so ist der glaub auß / vnd hoͤrt die verheissung auff / derhalben ist die verheissung geschehen durch den glauben / auff dz es gienge nach der gnad / damit die verheissung vest bestünde allem samen. Die vierdte vrsach ist / das durch dise leer sonnderlich inn vnns die bildtnuß Gottes / nach deren wir anfencklich erschaffen warend / widerbracht wirt. Dann durch den glauben wonet vnd laͤbt Christus in vns / der ein gefallen hat an vnser nidrikeit vnd demuͦt. Dann es erhept sich inn vns die bildtnuß deß Teüffels wenn wir anfahend inn vns selb hoffertig werden / vnd vns selb die eer Gottes zuͦmassen. Das geschicht aber on allen zweyfel denn / wenn wir vns selbs die gerechtikeit vnnd das heil zuͦgaͤbend / als ob wir das reych Gottes mit vnnseren wercken vnd verdiensten verdienind. Der Teüffel ist hoffertig / vnd vnderstat die eer Gottes an sich zuͦ ziehen. Die heiligen vnd gloͤubigen erkennend das sie auß lauter gnad vnd barmhertzikeit Gottes saͤlig werdind / vnd darumb so gaͤbend sie alle eer Gott / jnen selbs aber schmach vnd scham zuͦ. Dahin on zweyfel dienet die Euangelisch parabel von dem Phariseer der sich ruͤmpt inn seinen guͦten wercken / vnd vom offnen sünder der da schrey / Herr biß mir armen sünder gnedig / von welchem man lißt das er mee gerechtgmachet heim seye gangen zuͦ hauß dann der ander. Die fünffte vrsach ist / die großhaltung der sünden / dann das hatt man nit für ein grosse sünd vnd schuld / die mit menschlichen wercken vor Gott mag betragen vnd versuͤnt werden. Die heilig geschrifft zeigt aber an / das die sünden nicht habind moͤgen versuͤnt werden / dann durch das vnschuldig bluͦt vnd den tod deß Suns Gottes. Darauß nun ein jeder verstendiger abnimbt / das die sünd in den augen Gottes ein gar greülich vnd scheützlich ding seye. Darumb so entspricht auch gleich in den gloͤubigen ein fleißigs auffsehen vnnd wachen auff die sünd / vnd ein jmmerwaͤrends beweinen vnsers armen vnnd verderpten waͤsens / auch ein gebürliche grosse scham vnd nidertraͤchtikeit. Vnd diser vrsachen moͤchte ich nun hie meer anzeigen / warumb es gebüre / das man mit allem fleiß vnd ernst anhalte / vnd dahin arbeite / das man dise leer / nammlich das die allgemein kirchen Gottes / auß Gottes gnaden / in dem eingebornen Sun 1917 Gal.1. 1918 Gal.5. 1919 Gal.2. 1920 Job 9. 1921 Rom.4.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [232]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/556>, abgerufen am 22.11.2024.