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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd dreissigste
das Meer außgossen / das sie alle ding wüßind / vnnd allenthalben zuogegen sygind. Sie sind auch nicht allmächtig / dann sonst wärind sie inn die Göttlich natur verwandlet / vnnd hortind auff geschöpfften zuo sein. Sie bleibend aber Creaturen vnnd geschöpfften / ob sie wol durch Christum die ewig säligkeyt niessend / vnd sind drumb nicht allwüssend oder allmächtig / darumb sol man sie auch nit anrüffen. Es opfferend ye vil tausent menschen jre gebätt auff ein puncten vnnd ein augenblick / Da muoß ye / ders erhören sol / auff ein puncten vnnd augenblick / vnuerzogenlich / alle ding wüssen vnnd vermögen / vnnd deßhalb in einem augenblick allensamen zuo hilff kommen. Welches / wie es kein Creatur / Gott gäb wie fürträffenlich sie seye / vermag / also vermag es Gott der allwüssend vnnd allmächtig / alles / vnnd sol deßhalb allein angerüfft werden. Was aber die schirmer der himmlischen Patronen vnd nothälfferen hie entgegen werffind / weiß ich wol / namlich / sie sehind vnd hörind wol nicht auß jrer natur / was von vns auff erden geschehe / sie sehind aber im angesicht Gottes als in einem lauteren spiegel alles das jhnen Gott wölle offnen / vnnd also vernämmind sie auch vnsere sachen vnd hälffind vns. Diß zweiffelhafftig gedicht mag aber mit keiner heiligen gschrifft bewärt werden / sonder die heilig geschrifft bezeüget grad das widerspil von den heiligen im himmel. Dann im Esaia spricht der Herr2291 / Du O Gott / bist vnser vatter / dann Abraham weißt vns nit / vnd Jsrael erkennt vns nitt / sonder du Herr bist vnser vatter vnd erlöser. Habend nun dise Ertzvätter die doch ein söliche sorg für jr volck tragen / nit gewüßt was es thäte / wän wöllend wir dann gäben vnder allen helgen / der da wüsse was wir thügind / vnnd der sich in die sachen der läbendigen einlasse? Dann es ist ye gewüßlich war / das der heilig Psalmist redt2292 / Mein vatter vnd mein muoter habend mich verlassen / aber der Herr hatt mich auffgenommen. Verlassend vns dann vnsere elteren / wie wüssend vnd versorgend sie dann vnsere sachen? Darumb so söllend wir vns dessen vernügen / deß sich Dauid überauß vernügt hat / da er spricht / Der Herr aber hat mich auffgenommen. Von Josia läsend wir2293 / das er auß disem läben in das ander genommen seye / damit er das übel nit sähe / das jhm der Herr fürgenommen hat zuo bringen über das volck Jsraels von wegen jres lasterhafften läbens. Darumb so niessend die lieben säligen seelen das angesicht Gottes / vnd empfahend von dem selben ewigs liecht vnd ewige fröud / vnnd wüssend von vnseren sachen nichts / ist auch nicht not das sie es wüßind / dieweil es der Herr allein alles verwaltet.

Jtem so ist auch das offenbar / das daß anrüffen auß dem glauben / wie ein frucht auß der wurtzel entspringt. Dann Paulus2294 / da er den spruch deß Propheten anzeücht / welcher den Nammen deß Herren anrüffen wirt / der wirt sälig / setzt er gleich drauf / Wie wöllend sie aber den anrüffen / in den sie nicht glaubt? Sich wie der Apostel eins auß dem anderen fürt. Den rüfft man nicht an / in den man nicht glaubt / Darumb in den wir glaubend / den rüffend wir auch an. Wir glaubend aber allein in Gott / darumb so rüffend wir auch den selbigen allein an. Dann wo waarer glaub ist / da ist auch die gab deß heiligen geists. Dann der Apostel spricht / Welcher den geist Christi nicht hat / der ist nicht sein. Jtem / jr habend nicht ein knächtlichen geist empfangen / das jr eüch förchten müßind / sonder jhr habend einen kindtlichen geist empfangen / durch welchen wir schreyend / Abba vatter. Darumb2295 welche mit waarem vertrauwen begabet sind / die rüffend Gott an / den sie allein ein vatter vnser aller sein erkennend. Darzuo so mag auch nit das aller wenigist stückle in der allgemeynen form deß gebätts / die vns vom sun Gottes ist angegeben worden / den heiligen einiger weiß zuogäben werden. Deßhalb so sol man allein Gott anrüffen.

2291 Esai.63.
2292 Psal.26.
2293 4.Reg.22.
2294 Rom.10.
2295 Math.6.

Die Fünff vnd dreissigste
das Meer außgossen / das sie alle ding wüßind / vnnd allenthalben zuͦgegen sygind. Sie sind auch nicht allmaͤchtig / dann sonst waͤrind sie inn die Goͤttlich natur verwandlet / vnnd hortind auff geschoͤpfften zuͦ sein. Sie bleibend aber Creaturen vnnd geschoͤpfften / ob sie wol durch Christum die ewig saͤligkeyt niessend / vnd sind drumb nicht allwüssend oder allmaͤchtig / darumb sol man sie auch nit anruͤffen. Es opfferend ye vil tausent menschen jre gebaͤtt auff ein puncten vnnd ein augenblick / Da muͦß ye / ders erhoͤren sol / auff ein puncten vnnd augenblick / vnuerzogenlich / alle ding wüssen vnnd vermoͤgen / vnnd deßhalb in einem augenblick allensamen zuͦ hilff kommen. Welches / wie es kein Creatur / Gott gaͤb wie fürtraͤffenlich sie seye / vermag / also vermag es Gott der allwüssend vnnd allmaͤchtig / alles / vnnd sol deßhalb allein angeruͤfft werden. Was aber die schirmer der himmlischen Patronen vnd nothaͤlfferen hie entgegen werffind / weiß ich wol / namlich / sie sehind vnd hoͤrind wol nicht auß jrer natur / was von vns auff erden geschehe / sie sehind aber im angesicht Gottes als in einem lauteren spiegel alles das jhnen Gott woͤlle offnen / vnnd also vernaͤmmind sie auch vnsere sachen vnd haͤlffind vns. Diß zweiffelhafftig gedicht mag aber mit keiner heiligen gschrifft bewaͤrt werden / sonder die heilig geschrifft bezeüget grad das widerspil von den heiligen im himmel. Dann im Esaia spricht der Herr2291 / Du O Gott / bist vnser vatter / dann Abraham weißt vns nit / vnd Jsrael erkennt vns nitt / sonder du Herr bist vnser vatter vnd erloͤser. Habend nun dise Ertzvaͤtter die doch ein soͤliche sorg für jr volck tragen / nit gewüßt was es thaͤte / waͤn woͤllend wir dann gaͤben vnder allen helgen / der da wüsse was wir thuͤgind / vnnd der sich in die sachen der laͤbendigen einlasse? Dann es ist ye gewüßlich war / das der heilig Psalmist redt2292 / Mein vatter vnd mein muͦter habend mich verlassen / aber der Herr hatt mich auffgenommen. Verlassend vns dann vnsere elteren / wie wüssend vnd versorgend sie dann vnsere sachen? Darumb so soͤllend wir vns dessen vernuͤgen / deß sich Dauid überauß vernuͤgt hat / da er spricht / Der Herr aber hat mich auffgenommen. Von Josia laͤsend wir2293 / das er auß disem laͤben in das ander genommen seye / damit er das übel nit saͤhe / das jhm der Herr fürgenommen hat zuͦ bringen über das volck Jsraels von wegen jres lasterhafften laͤbens. Darumb so niessend die lieben saͤligen seelen das angesicht Gottes / vnd empfahend von dem selben ewigs liecht vnd ewige froͤud / vnnd wüssend von vnseren sachen nichts / ist auch nicht not das sie es wüßind / dieweil es der Herr allein alles verwaltet.

Jtem so ist auch das offenbar / das daß anruͤffen auß dem glauben / wie ein frucht auß der wurtzel entspringt. Dann Paulus2294 / da er den spruch deß Propheten anzeücht / welcher den Nammen deß Herren anruͤffen wirt / der wirt saͤlig / setzt er gleich drauf / Wie woͤllend sie aber den anruͤffen / in den sie nicht glaubt? Sich wie der Apostel eins auß dem anderen fuͤrt. Den ruͤfft man nicht an / in den man nicht glaubt / Darumb in den wir glaubend / den ruͤffend wir auch an. Wir glaubend aber allein in Gott / darumb so ruͤffend wir auch den selbigen allein an. Dann wo waarer glaub ist / da ist auch die gab deß heiligen geists. Dann der Apostel spricht / Welcher den geist Christi nicht hat / der ist nicht sein. Jtem / jr habend nicht ein knaͤchtlichen geist empfangen / das jr eüch foͤrchten muͤßind / sonder jhr habend einen kindtlichen geist empfangen / durch welchen wir schreyend / Abba vatter. Darumb2295 welche mit waarem vertrauwen begabet sind / die ruͤffend Gott an / den sie allein ein vatter vnser aller sein erkennend. Darzuͦ so mag auch nit das aller wenigist stückle in der allgemeynen form deß gebaͤtts / die vns vom sun Gottes ist angegeben worden / den heiligen einiger weiß zuͦgaͤben werden. Deßhalb so sol man allein Gott anruͤffen.

2291 Esai.63.
2292 Psal.26.
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                   / ob sie wol durch Christum die ewig sa&#x0364;ligkeyt niessend / vnd sind drumb nicht
                   allwüssend oder allma&#x0364;chtig / darumb sol man sie auch nit anru&#x0364;ffen. Es opfferend
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[[272]/0636] Die Fünff vnd dreissigste das Meer außgossen / das sie alle ding wüßind / vnnd allenthalben zuͦgegen sygind. Sie sind auch nicht allmaͤchtig / dann sonst waͤrind sie inn die Goͤttlich natur verwandlet / vnnd hortind auff geschoͤpfften zuͦ sein. Sie bleibend aber Creaturen vnnd geschoͤpfften / ob sie wol durch Christum die ewig saͤligkeyt niessend / vnd sind drumb nicht allwüssend oder allmaͤchtig / darumb sol man sie auch nit anruͤffen. Es opfferend ye vil tausent menschen jre gebaͤtt auff ein puncten vnnd ein augenblick / Da muͦß ye / ders erhoͤren sol / auff ein puncten vnnd augenblick / vnuerzogenlich / alle ding wüssen vnnd vermoͤgen / vnnd deßhalb in einem augenblick allensamen zuͦ hilff kommen. Welches / wie es kein Creatur / Gott gaͤb wie fürtraͤffenlich sie seye / vermag / also vermag es Gott der allwüssend vnnd allmaͤchtig / alles / vnnd sol deßhalb allein angeruͤfft werden. Was aber die schirmer der himmlischen Patronen vnd nothaͤlfferen hie entgegen werffind / weiß ich wol / namlich / sie sehind vnd hoͤrind wol nicht auß jrer natur / was von vns auff erden geschehe / sie sehind aber im angesicht Gottes als in einem lauteren spiegel alles das jhnen Gott woͤlle offnen / vnnd also vernaͤmmind sie auch vnsere sachen vnd haͤlffind vns. Diß zweiffelhafftig gedicht mag aber mit keiner heiligen gschrifft bewaͤrt werden / sonder die heilig geschrifft bezeüget grad das widerspil von den heiligen im himmel. Dann im Esaia spricht der Herr 2291 / Du O Gott / bist vnser vatter / dann Abraham weißt vns nit / vnd Jsrael erkennt vns nitt / sonder du Herr bist vnser vatter vnd erloͤser. Habend nun dise Ertzvaͤtter die doch ein soͤliche sorg für jr volck tragen / nit gewüßt was es thaͤte / waͤn woͤllend wir dann gaͤben vnder allen helgen / der da wüsse was wir thuͤgind / vnnd der sich in die sachen der laͤbendigen einlasse? Dann es ist ye gewüßlich war / das der heilig Psalmist redt 2292 / Mein vatter vnd mein muͦter habend mich verlassen / aber der Herr hatt mich auffgenommen. Verlassend vns dann vnsere elteren / wie wüssend vnd versorgend sie dann vnsere sachen? Darumb so soͤllend wir vns dessen vernuͤgen / deß sich Dauid überauß vernuͤgt hat / da er spricht / Der Herr aber hat mich auffgenommen. Von Josia laͤsend wir 2293 / das er auß disem laͤben in das ander genommen seye / damit er das übel nit saͤhe / das jhm der Herr fürgenommen hat zuͦ bringen über das volck Jsraels von wegen jres lasterhafften laͤbens. Darumb so niessend die lieben saͤligen seelen das angesicht Gottes / vnd empfahend von dem selben ewigs liecht vnd ewige froͤud / vnnd wüssend von vnseren sachen nichts / ist auch nicht not das sie es wüßind / dieweil es der Herr allein alles verwaltet. Jtem so ist auch das offenbar / das daß anruͤffen auß dem glauben / wie ein frucht auß der wurtzel entspringt. Dann Paulus 2294 / da er den spruch deß Propheten anzeücht / welcher den Nammen deß Herren anruͤffen wirt / der wirt saͤlig / setzt er gleich drauf / Wie woͤllend sie aber den anruͤffen / in den sie nicht glaubt? Sich wie der Apostel eins auß dem anderen fuͤrt. Den ruͤfft man nicht an / in den man nicht glaubt / Darumb in den wir glaubend / den ruͤffend wir auch an. Wir glaubend aber allein in Gott / darumb so ruͤffend wir auch den selbigen allein an. Dann wo waarer glaub ist / da ist auch die gab deß heiligen geists. Dann der Apostel spricht / Welcher den geist Christi nicht hat / der ist nicht sein. Jtem / jr habend nicht ein knaͤchtlichen geist empfangen / das jr eüch foͤrchten muͤßind / sonder jhr habend einen kindtlichen geist empfangen / durch welchen wir schreyend / Abba vatter. Darumb 2295 welche mit waarem vertrauwen begabet sind / die ruͤffend Gott an / den sie allein ein vatter vnser aller sein erkennend. Darzuͦ so mag auch nit das aller wenigist stückle in der allgemeynen form deß gebaͤtts / die vns vom sun Gottes ist angegeben worden / den heiligen einiger weiß zuͦgaͤben werden. Deßhalb so sol man allein Gott anruͤffen. 2291 Esai.63. 2292 Psal.26. 2293 4.Reg.22. 2294 Rom.10. 2295 Math.6.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [272]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/636>, abgerufen am 22.11.2024.