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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Zwey vnd viertzigste
Deß haupts ampt ist / den leib schirmen / vnd dem selbigen vorston. Das thuot aber niemandt dann allein Christus / Darumb so bleibt er allein das haupt seiner Kirchen. Besonders dieweil die Kirch ein geistlicher leib Christi ist / vnnd vonn der vrsach wegen nicht mag ein fleischine haupt haben / man wölle dann auß der Kirchen ein Poetischs mißgewächß vnnd meerwunder machen. Dann Christus ist der Kirchen haupt nicht darumb das er ein mensch / sonder darumb das er Gott vnnd mensch ist. So aber die schirmer deß Römischen Abgotts / vnnd die vorfächter deß Römischen gewallts durch das haupt ein Fürsten auff erden verstond / wie Saul inn der geschrifft ein haupt Jsraels genennt wirt / vnnd deßhalben ein Obersten Bischoff (der den vor vorsitz hat vnd zuo oberst sitzt) verstond / so hörind widerumb was die geschrifft sagt / wie die jhren groben jrrthumb widerlegt vnnd spricht3100 : Es erhuob sich ein zanck vnnder den Apostlen / welcher vnder jhnen gehalten wurde das er der grössest sein sölte. Do sprach Jesus zuo jnen / die wältlichen Künig beherrschend die völcker / vnnd die gewaltigen heißt man gnädig Herren / Jr aber nit also: sonder der grössest vnder eüch sol sein wie der jüngst / vnd der fürnempst wie der diener. Dann welcher ist der grössest? der zuotisch sitzt oder der da dienet? Jst es nit der / der zuo tisch sitzt? Jch aber bin mitten vnder eüch wie ein dienender.

Darumb ist das Primat der Römischen Kirchen auß den menschen / vnnd nicht auß der leer oder angäbung Christi / sonder streitet vil mer richtigs mitt der ynsatzung / mitt der leer / vnnd mitt dem exempel Christi / der da nicht will das Apostel vnnd Apostolisch leüt gleich wie die Fürsten diser wält herrschind vnnd regierind. Kirchendiener hatt er verordnet / die der Kirchen dienind. Die Kirch sitzt zuo tisch / die diener aber setzend jhren für die speiß die sie von dem Herren empfangen / vnnd schneidend das wort deß Herren recht Jch geschweig das Christus selb geflohen do man jhn wöllen bekrönen / vnnd das er selb / der doch ein Herr aller dingen ist / gedienet hat? Jtem das er nicht wil / das jhnen auch die diener von deß alters wegen ein fürderling zuo mäßind / Dann er spricht / welcher vnnder eüch der elter ist / der werde wie der Jünger. Heißt deßhalb das sie all gleich sein söllind. Darumb vrtheylet der heilig Hieronymus recht / da er spricht / Es seye auß menschlicher gewonheyt / nicht auß Gottes ynsatzung vnnd ordnung / das einer den Priesteren fürgesetzt / den man ein Bischoff nenne / dieweil vonn alter har / ein Priester vnnd ein Bischoff gleicher ehren / wirde / vnnd gewalts gewesen seyend. Da aber zuo wüssen ist / das der heilig Hieronymus hie nicht redt vonn dem Römischen Primat / sonder vonn allen Bischoffen / die in allen vnnd yeden Stetten über die Priester gesetzt sind. Welches ich nicht darumb anzeüch / das wir auff menschliches ansehen gründind / sonder das wir anzeigind / das dise maioritet / wie sies nennend / auch durch menschliche zeügknuß mag überwisen werden / das sie nicht vonn dem Sun Gottes vnnd auß dem wort Gottes / sonder auß menschen gefallen vnd guot duncken entspringt vnd entsprungen seye / vnd das diserhalb Christus das einig haupt seiner Kirchen bleibt / vnnd der Römisch Bischoff nichts minders seye dann ein haupt der reysenden Kirchen. Wir hangend aber steiff an dem heiligen Euangelio / vnnd an der vnzweifleten leer der Apostlen / die da allen stoltz deß Primats auffhebt / vnnd vnns den treüwen dienst der Kirchen / auch die gleichheyt vnd nidrigkeyt in dem dienst befilcht / Wie der Apostel abermals inn der ersten Epistel zuo den Corintheren an dem vierdten Capitel bezeüget vnd spricht / Darfür halte vnns yederman / namlich für Christi diener / vnnd außspender der geheymnussen Gottes.

3101 Vnnd hiehar gehört fast das gantz zehend Capitel Joannis / inn dem sich der Herr fürstellt als den waaren vnnd auch einigen hirten der allgemeynen

3100 Luc.22.
3101 Die Kirch ist Christi Schafstall.

Die Zwey vnd viertzigste
Deß haupts ampt ist / den leib schirmen / vnd dem selbigen vorston. Das thuͦt aber niemandt dann allein Christus / Darumb so bleibt er allein das haupt seiner Kirchen. Besonders dieweil die Kirch ein geistlicher leib Christi ist / vnnd vonn der vrsach wegen nicht mag ein fleischine haupt haben / man woͤlle dann auß der Kirchen ein Poetischs mißgewaͤchß vnnd meerwunder machen. Dann Christus ist der Kirchen haupt nicht darumb das er ein mensch / sonder darumb das er Gott vnnd mensch ist. So aber die schirmer deß Roͤmischen Abgotts / vnnd die vorfaͤchter deß Roͤmischen gewallts durch das haupt ein Fürsten auff erden verstond / wie Saul inn der geschrifft ein haupt Jsraels genennt wirt / vnnd deßhalben ein Obersten Bischoff (der den vor vorsitz hat vnd zuͦ oberst sitzt) verstond / so hoͤrind widerumb was die geschrifft sagt / wie die jhren groben jrrthumb widerlegt vnnd spricht3100 : Es erhuͦb sich ein zanck vnnder den Apostlen / welcher vnder jhnen gehalten wurde das er der groͤssest sein soͤlte. Do sprach Jesus zuͦ jnen / die waͤltlichen Künig beherrschend die voͤlcker / vnnd die gewaltigen heißt man gnaͤdig Herren / Jr aber nit also: sonder der groͤssest vnder eüch sol sein wie der jüngst / vnd der fürnempst wie der diener. Dann welcher ist der groͤssest? der zuͦtisch sitzt oder der da dienet? Jst es nit der / der zuͦ tisch sitzt? Jch aber bin mitten vnder eüch wie ein dienender.

Darumb ist das Primat der Roͤmischen Kirchen auß den menschen / vnnd nicht auß der leer oder angaͤbung Christi / sonder streitet vil mer richtigs mitt der ynsatzung / mitt der leer / vnnd mitt dem exempel Christi / der da nicht will das Apostel vnnd Apostolisch leüt gleich wie die Fürsten diser waͤlt herrschind vnnd regierind. Kirchendiener hatt er verordnet / die der Kirchen dienind. Die Kirch sitzt zuͦ tisch / die diener aber setzend jhren für die speiß die sie von dem Herren empfangen / vnnd schneidend das wort deß Herren recht Jch geschweig das Christus selb geflohen do man jhn woͤllen bekroͤnen / vnnd das er selb / der doch ein Herr aller dingen ist / gedienet hat? Jtem das er nicht wil / das jhnen auch die diener von deß alters wegen ein fürderling zuͦ maͤßind / Dann er spricht / welcher vnnder eüch der elter ist / der werde wie der Jünger. Heißt deßhalb das sie all gleich sein soͤllind. Darumb vrtheylet der heilig Hieronymus recht / da er spricht / Es seye auß menschlicher gewonheyt / nicht auß Gottes ynsatzung vnnd ordnung / das einer den Priesteren fürgesetzt / den man ein Bischoff nenne / dieweil vonn alter har / ein Priester vnnd ein Bischoff gleicher ehren / wirde / vnnd gewalts gewesen seyend. Da aber zuͦ wüssen ist / das der heilig Hieronymus hie nicht redt vonn dem Roͤmischen Primat / sonder vonn allen Bischoffen / die in allen vnnd yeden Stetten über die Priester gesetzt sind. Welches ich nicht darumb anzeüch / das wir auff menschliches ansehen gründind / sonder das wir anzeigind / das dise maioritet / wie sies nennend / auch durch menschliche zeügknuß mag überwisen werden / das sie nicht vonn dem Sun Gottes vnnd auß dem wort Gottes / sonder auß menschen gefallen vnd guͦt duncken entspringt vnd entsprungen seye / vnd das diserhalb Christus das einig haupt seiner Kirchen bleibt / vnnd der Roͤmisch Bischoff nichts minders seye dann ein haupt der reysenden Kirchen. Wir hangend aber steiff an dem heiligen Euangelio / vnnd an der vnzweifleten leer der Apostlen / die da allen stoltz deß Primats auffhebt / vnnd vnns den treüwen dienst der Kirchen / auch die gleichheyt vnd nidrigkeyt in dem dienst befilcht / Wie der Apostel abermals inn der ersten Epistel zuͦ den Corintheren an dem vierdten Capitel bezeüget vnd spricht / Darfür halte vnns yederman / namlich für Christi diener / vnnd außspender der geheymnussen Gottes.

3101 Vnnd hiehar gehoͤrt fast das gantz zehend Capitel Joannis / inn dem sich der Herr fürstellt als den waaren vnnd auch einigen hirten der allgemeynen

3100 Luc.22.
3101 Die Kirch ist Christi Schafstall.
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[[353]/0798] Die Zwey vnd viertzigste Deß haupts ampt ist / den leib schirmen / vnd dem selbigen vorston. Das thuͦt aber niemandt dann allein Christus / Darumb so bleibt er allein das haupt seiner Kirchen. Besonders dieweil die Kirch ein geistlicher leib Christi ist / vnnd vonn der vrsach wegen nicht mag ein fleischine haupt haben / man woͤlle dann auß der Kirchen ein Poetischs mißgewaͤchß vnnd meerwunder machen. Dann Christus ist der Kirchen haupt nicht darumb das er ein mensch / sonder darumb das er Gott vnnd mensch ist. So aber die schirmer deß Roͤmischen Abgotts / vnnd die vorfaͤchter deß Roͤmischen gewallts durch das haupt ein Fürsten auff erden verstond / wie Saul inn der geschrifft ein haupt Jsraels genennt wirt / vnnd deßhalben ein Obersten Bischoff (der den vor vorsitz hat vnd zuͦ oberst sitzt) verstond / so hoͤrind widerumb was die geschrifft sagt / wie die jhren groben jrrthumb widerlegt vnnd spricht 3100 : Es erhuͦb sich ein zanck vnnder den Apostlen / welcher vnder jhnen gehalten wurde das er der groͤssest sein soͤlte. Do sprach Jesus zuͦ jnen / die waͤltlichen Künig beherrschend die voͤlcker / vnnd die gewaltigen heißt man gnaͤdig Herren / Jr aber nit also: sonder der groͤssest vnder eüch sol sein wie der jüngst / vnd der fürnempst wie der diener. Dann welcher ist der groͤssest? der zuͦtisch sitzt oder der da dienet? Jst es nit der / der zuͦ tisch sitzt? Jch aber bin mitten vnder eüch wie ein dienender. Darumb ist das Primat der Roͤmischen Kirchen auß den menschen / vnnd nicht auß der leer oder angaͤbung Christi / sonder streitet vil mer richtigs mitt der ynsatzung / mitt der leer / vnnd mitt dem exempel Christi / der da nicht will das Apostel vnnd Apostolisch leüt gleich wie die Fürsten diser waͤlt herrschind vnnd regierind. Kirchendiener hatt er verordnet / die der Kirchen dienind. Die Kirch sitzt zuͦ tisch / die diener aber setzend jhren für die speiß die sie von dem Herren empfangen / vnnd schneidend das wort deß Herren recht Jch geschweig das Christus selb geflohen do man jhn woͤllen bekroͤnen / vnnd das er selb / der doch ein Herr aller dingen ist / gedienet hat? Jtem das er nicht wil / das jhnen auch die diener von deß alters wegen ein fürderling zuͦ maͤßind / Dann er spricht / welcher vnnder eüch der elter ist / der werde wie der Jünger. Heißt deßhalb das sie all gleich sein soͤllind. Darumb vrtheylet der heilig Hieronymus recht / da er spricht / Es seye auß menschlicher gewonheyt / nicht auß Gottes ynsatzung vnnd ordnung / das einer den Priesteren fürgesetzt / den man ein Bischoff nenne / dieweil vonn alter har / ein Priester vnnd ein Bischoff gleicher ehren / wirde / vnnd gewalts gewesen seyend. Da aber zuͦ wüssen ist / das der heilig Hieronymus hie nicht redt vonn dem Roͤmischen Primat / sonder vonn allen Bischoffen / die in allen vnnd yeden Stetten über die Priester gesetzt sind. Welches ich nicht darumb anzeüch / das wir auff menschliches ansehen gründind / sonder das wir anzeigind / das dise maioritet / wie sies nennend / auch durch menschliche zeügknuß mag überwisen werden / das sie nicht vonn dem Sun Gottes vnnd auß dem wort Gottes / sonder auß menschen gefallen vnd guͦt duncken entspringt vnd entsprungen seye / vnd das diserhalb Christus das einig haupt seiner Kirchen bleibt / vnnd der Roͤmisch Bischoff nichts minders seye dann ein haupt der reysenden Kirchen. Wir hangend aber steiff an dem heiligen Euangelio / vnnd an der vnzweifleten leer der Apostlen / die da allen stoltz deß Primats auffhebt / vnnd vnns den treüwen dienst der Kirchen / auch die gleichheyt vnd nidrigkeyt in dem dienst befilcht / Wie der Apostel abermals inn der ersten Epistel zuͦ den Corintheren an dem vierdten Capitel bezeüget vnd spricht / Darfür halte vnns yederman / namlich für Christi diener / vnnd außspender der geheymnussen Gottes. 3101 Vnnd hiehar gehoͤrt fast das gantz zehend Capitel Joannis / inn dem sich der Herr fürstellt als den waaren vnnd auch einigen hirten der allgemeynen 3100 Luc.22. 3101 Die Kirch ist Christi Schafstall.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/798>, abgerufen am 22.11.2024.