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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
geschrifftgeleerten vnnd Phariseer / jhr gleichßner / die jhr der wittwen heüser frässend / vnd wendend für lange gebätt / Darumb werdend jhr dester mer verdammnuß empfahen. Nun weiß ich aber wol was die wortverköuffer zuo schirm jhres vmb lon erkaufften gebätts herfür bringend vnnd zuo wort habend / aber ich wil jhnen den knopff mitt kurtzen worten fürstellen auffzuolösen / namlich / daß dise bätter eintweders glauben vnnd liebe habend oder nit: habend sies / so bättend sie vergebens auß liebe: habend sies nicht / so sind jhre gebätt ytel vnnd vergäben / vnd betriegend deßhalb mit dem falschen schein den torechtigen gemeynen man / der daß gelt vmb rechtes bätt außgibt / so jhm aber die vnrechts darfür gäbend. Vnnd so es gleich recht wäre / so solt es doch keins wegs weder kaufft noch verkaufft werden.

3325 Es wirt auch das vonn dem bättenden erforderet / das er nicht begäre Gott vngebürliche ding / oder die dem gesatzt Gottes zuo wider seyend. Dann der heilig Apostel Joannes spricht / So wir ettwas begärend nach seinem willen / so erhört er vnns. Darumb wenn wir begärend daß Gott nicht gebürt / so erhört er vnns nicht. Darzuo so söllend wir allweg vnnd inn allem vnnserem gebätt / vnnseren willen vnnd vnnsere wünsch / Gott vnnd seinem willen vnnderwerffen. Darumb sol sich niemand vnnderstan Gott an gewüsse vmstend wider sein willen anzuobinden: niemand sol Gott fürschreiben / was er zuo yeder zeit / an disem oder jhenem ort / oder auff was weiß er es thuon sölle / das er thuon wil. Gott der allein weiß weyßt die gelägenheyt zuo hälffen. So ist er auch treuw vnnd allmächtig / der mehr thuon mag / dann wir begärind oder verstandind. Welches auch Sanct Paulus geredt hatt. 3326 Darumb hatt die ehrliche wittfrauw die Judith nicht on vrsach schwärlich zürnet an Osiam den Priester / das er dem Herren ein gewüsse zal tagen fürstallt / inn deren er sie erloßte / oder sie wöltind sich auffgeben. Dann es sprach die Judith / Was ist das / darin Ozias verwilliget hatt / das er die Statt / so Gott in fünff tagen nicht hilfft / den Assyriern übergäben wil? Wär sind doch jhr / das jhr den Herren versuochend? Diser rathschlag erwirbt nicht gnad vonn Gott / sonder reitzt jhn zuo zorn vnnd vnwürse. Söllend jhr der barmhertzigkeyt deß Herren ein zeit setzen / vnnd jhm ein tag nach eüwerem willen bestimmen? Dieweyl aber der Herr dultmütig ist / so lassend vnns vil mehr vnns besseren / vnnd sein gnad mitt außgegoßnen trähen begären. Darumb lißt man auch im anderen buoch Samuels an dem fünfftzehenden Capitel / daß Dauid inn seiner höchsten gefar mitt grossem glauben gesagt / Wird ich gnad finden vor dem Herren / so wirt er mich wider holen: Spricht er aber also / ich hab nicht lust zuo dir / sihe / hie bin ich / er mach es mitt mir / wie es jhm wol gefalt.

3327 Weiter so ist auch stätes verharren im gebätt von nöten / Bittend / spricht der Herr im Euangelio / so wirt eüch gegeben / suochend / so werdend jr finden / klopffend an / so wirt eüch auffgethon. Mit disen auff einanderen gehauffeten worten / wil der das verharren im gebätt leeren. Bittend / spricht er / ernstlich vnd verharrlich / wie die thuond / die vmb notwendige ding bittend: suochend / als die thuond / die etwas kostlichs vnd verborgens suochend: klopffend an / wie die so mit höchster begird begärend zuo einem fründ hinyn zegon. Dann die ding alle bedeütend nicht nur ein begird / sonder auch ein verharrlichen fleiß zuo erlangen das einer begärt. Vnnd im Euangelio Luce an dem achtzehenden Capitel stellt vns der Herr ein gleichnuß für / daß man alle zeit bätten sölle vnd nit laß werden / die gehört auch hiehar. Es spricht auch Paulus:3328 Sind alle zeit frölich / bättend on vnderlaß / sind danckbar in allen dingen. Da sol aber nieman meynen /

3325 Dz wir nüt ungebürlichs oder das wider Got seye / begärind.
3326 Judith 8.
3327 Dz man im gebätt verharren müsse.
3328 1.Thess.5.

Predig.
geschrifftgeleerten vnnd Phariseer / jhr gleichßner / die jhr der wittwen heüser fraͤssend / vnd wendend für lange gebaͤtt / Darumb werdend jhr dester mer verdammnuß empfahen. Nun weiß ich aber wol was die wortverkoͤuffer zuͦ schirm jhres vmb lon erkaufften gebaͤtts herfür bringend vnnd zuͦ wort habend / aber ich wil jhnen den knopff mitt kurtzen worten fürstellen auffzuͦloͤsen / namlich / daß dise baͤtter eintweders glauben vnnd liebe habend oder nit: habend sies / so baͤttend sie vergebens auß liebe: habend sies nicht / so sind jhre gebaͤtt ytel vnnd vergaͤben / vnd betriegend deßhalb mit dem falschen schein den torechtigen gemeynen man / der daß gelt vmb rechtes baͤtt außgibt / so jhm aber die vnrechts darfür gaͤbend. Vnnd so es gleich recht waͤre / so solt es doch keins wegs weder kaufft noch verkaufft werden.

3325 Es wirt auch das vonn dem baͤttenden erforderet / das er nicht begaͤre Gott vngebürliche ding / oder die dem gesatzt Gottes zuͦ wider seyend. Dann der heilig Apostel Joannes spricht / So wir ettwas begaͤrend nach seinem willen / so erhoͤrt er vnns. Darumb wenn wir begaͤrend daß Gott nicht gebürt / so erhoͤrt er vnns nicht. Darzuͦ so soͤllend wir allweg vnnd inn allem vnnserem gebaͤtt / vnnseren willen vnnd vnnsere wünsch / Gott vnnd seinem willen vnnderwerffen. Darumb sol sich niemand vnnderstan Gott an gewüsse vmstend wider sein willen anzuͦbinden: niemand sol Gott fürschreiben / was er zuͦ yeder zeit / an disem oder jhenem ort / oder auff was weiß er es thuͦn soͤlle / das er thuͦn wil. Gott der allein weiß weyßt die gelaͤgenheyt zuͦ haͤlffen. So ist er auch treuw vnnd allmaͤchtig / der mehr thuͦn mag / dann wir begaͤrind oder verstandind. Welches auch Sanct Paulus geredt hatt. 3326 Darumb hatt die ehrliche wittfrauw die Judith nicht on vrsach schwaͤrlich zürnet an Osiam den Priester / das er dem Herren ein gewüsse zal tagen fürstallt / inn deren er sie erloßte / oder sie woͤltind sich auffgeben. Dann es sprach die Judith / Was ist das / darin Ozias verwilliget hatt / das er die Statt / so Gott in fünff tagen nicht hilfft / den Assyriern übergaͤben wil? Waͤr sind doch jhr / das jhr den Herren versuͦchend? Diser rathschlag erwirbt nicht gnad vonn Gott / sonder reitzt jhn zuͦ zorn vnnd vnwürse. Soͤllend jhr der barmhertzigkeyt deß Herren ein zeit setzen / vnnd jhm ein tag nach eüwerem willen bestimmen? Dieweyl aber der Herr dultmuͤtig ist / so lassend vnns vil mehr vnns besseren / vnnd sein gnad mitt außgegoßnen traͤhen begaͤren. Darumb lißt man auch im anderen buͦch Samuels an dem fünfftzehenden Capitel / daß Dauid inn seiner hoͤchsten gefar mitt grossem glauben gesagt / Wird ich gnad finden vor dem Herren / so wirt er mich wider holen: Spricht er aber also / ich hab nicht lust zuͦ dir / sihe / hie bin ich / er mach es mitt mir / wie es jhm wol gefalt.

3327 Weiter so ist auch staͤtes verharren im gebaͤtt von noͤten / Bittend / spricht der Herr im Euangelio / so wirt eüch gegeben / suͦchend / so werdend jr finden / klopffend an / so wirt eüch auffgethon. Mit disen auff einanderen gehauffeten worten / wil der das verharren im gebaͤtt leeren. Bittend / spricht er / ernstlich vnd verharrlich / wie die thuͦnd / die vmb notwendige ding bittend: suͦchend / als die thuͦnd / die etwas kostlichs vnd verborgens suͦchend: klopffend an / wie die so mit hoͤchster begird begaͤrend zuͦ einem fründ hinyn zegon. Dann die ding alle bedeütend nicht nur ein begird / sonder auch ein verharrlichen fleiß zuͦ erlangen das einer begaͤrt. Vnnd im Euangelio Luce an dem achtzehenden Capitel stellt vns der Herr ein gleichnuß für / daß man alle zeit baͤtten soͤlle vnd nit laß werden / die gehoͤrt auch hiehar. Es spricht auch Paulus:3328 Sind alle zeit froͤlich / baͤttend on vnderlaß / sind danckbar in allen dingen. Da sol aber nieman meynen /

3325 Dz wir nüt ungebürlichs oder das wider Got seye / begaͤrind.
3326 Judith 8.
3327 Dz man im gebaͤtt verharren muͤsse.
3328 1.Thess.5.
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[CCCLXXII./0855] Predig. geschrifftgeleerten vnnd Phariseer / jhr gleichßner / die jhr der wittwen heüser fraͤssend / vnd wendend für lange gebaͤtt / Darumb werdend jhr dester mer verdammnuß empfahen. Nun weiß ich aber wol was die wortverkoͤuffer zuͦ schirm jhres vmb lon erkaufften gebaͤtts herfür bringend vnnd zuͦ wort habend / aber ich wil jhnen den knopff mitt kurtzen worten fürstellen auffzuͦloͤsen / namlich / daß dise baͤtter eintweders glauben vnnd liebe habend oder nit: habend sies / so baͤttend sie vergebens auß liebe: habend sies nicht / so sind jhre gebaͤtt ytel vnnd vergaͤben / vnd betriegend deßhalb mit dem falschen schein den torechtigen gemeynen man / der daß gelt vmb rechtes baͤtt außgibt / so jhm aber die vnrechts darfür gaͤbend. Vnnd so es gleich recht waͤre / so solt es doch keins wegs weder kaufft noch verkaufft werden. 3325 Es wirt auch das vonn dem baͤttenden erforderet / das er nicht begaͤre Gott vngebürliche ding / oder die dem gesatzt Gottes zuͦ wider seyend. Dann der heilig Apostel Joannes spricht / So wir ettwas begaͤrend nach seinem willen / so erhoͤrt er vnns. Darumb wenn wir begaͤrend daß Gott nicht gebürt / so erhoͤrt er vnns nicht. Darzuͦ so soͤllend wir allweg vnnd inn allem vnnserem gebaͤtt / vnnseren willen vnnd vnnsere wünsch / Gott vnnd seinem willen vnnderwerffen. Darumb sol sich niemand vnnderstan Gott an gewüsse vmstend wider sein willen anzuͦbinden: niemand sol Gott fürschreiben / was er zuͦ yeder zeit / an disem oder jhenem ort / oder auff was weiß er es thuͦn soͤlle / das er thuͦn wil. Gott der allein weiß weyßt die gelaͤgenheyt zuͦ haͤlffen. So ist er auch treuw vnnd allmaͤchtig / der mehr thuͦn mag / dann wir begaͤrind oder verstandind. Welches auch Sanct Paulus geredt hatt. 3326 Darumb hatt die ehrliche wittfrauw die Judith nicht on vrsach schwaͤrlich zürnet an Osiam den Priester / das er dem Herren ein gewüsse zal tagen fürstallt / inn deren er sie erloßte / oder sie woͤltind sich auffgeben. Dann es sprach die Judith / Was ist das / darin Ozias verwilliget hatt / das er die Statt / so Gott in fünff tagen nicht hilfft / den Assyriern übergaͤben wil? Waͤr sind doch jhr / das jhr den Herren versuͦchend? Diser rathschlag erwirbt nicht gnad vonn Gott / sonder reitzt jhn zuͦ zorn vnnd vnwürse. Soͤllend jhr der barmhertzigkeyt deß Herren ein zeit setzen / vnnd jhm ein tag nach eüwerem willen bestimmen? Dieweyl aber der Herr dultmuͤtig ist / so lassend vnns vil mehr vnns besseren / vnnd sein gnad mitt außgegoßnen traͤhen begaͤren. Darumb lißt man auch im anderen buͦch Samuels an dem fünfftzehenden Capitel / daß Dauid inn seiner hoͤchsten gefar mitt grossem glauben gesagt / Wird ich gnad finden vor dem Herren / so wirt er mich wider holen: Spricht er aber also / ich hab nicht lust zuͦ dir / sihe / hie bin ich / er mach es mitt mir / wie es jhm wol gefalt. 3327 Weiter so ist auch staͤtes verharren im gebaͤtt von noͤten / Bittend / spricht der Herr im Euangelio / so wirt eüch gegeben / suͦchend / so werdend jr finden / klopffend an / so wirt eüch auffgethon. Mit disen auff einanderen gehauffeten worten / wil der das verharren im gebaͤtt leeren. Bittend / spricht er / ernstlich vnd verharrlich / wie die thuͦnd / die vmb notwendige ding bittend: suͦchend / als die thuͦnd / die etwas kostlichs vnd verborgens suͦchend: klopffend an / wie die so mit hoͤchster begird begaͤrend zuͦ einem fründ hinyn zegon. Dann die ding alle bedeütend nicht nur ein begird / sonder auch ein verharrlichen fleiß zuͦ erlangen das einer begaͤrt. Vnnd im Euangelio Luce an dem achtzehenden Capitel stellt vns der Herr ein gleichnuß für / daß man alle zeit baͤtten soͤlle vnd nit laß werden / die gehoͤrt auch hiehar. Es spricht auch Paulus: 3328 Sind alle zeit froͤlich / baͤttend on vnderlaß / sind danckbar in allen dingen. Da sol aber nieman meynen / 3325 Dz wir nüt ungebürlichs oder das wider Got seye / begaͤrind. 3326 Judith 8. 3327 Dz man im gebaͤtt verharren muͤsse. 3328 1.Thess.5.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCLXXII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/855>, abgerufen am 23.11.2024.