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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd viertzig
zuobätten vnnd zuoflehen mitt fasten / sack vnnd äschen. Dergleichen finst auch beim Jona vnnd Joel / Ja im Euangelio vnnd inn den geschrifften der Apostlen begegnet vnns das offt / Wachend / haltend an im gebätt / seind nüchter. Dann bey vollem bauch bättet man nicht oder gar law ding. Dahar man lißt das Augustinus gesprochen / Wilt du das dein gebätt zuo Gott fliege / so mach jhm zwen flügel / das fasten vnnd das allmuosen. Dann es spricht auch in den geschichten der Apostlen3318 der Engel deß Herren zuo Cornelio dem Hauptman / dein gebätt vnnd dein almuosen seind hinuff kommen inn gedechnuß für Gott.

3319 Vnnd Gott erforderet zwar von vns ein einbrünstig gebätt / das muoß aber kalt vnnd law sein / das nicht durch die liebe angezünt wirt. Darumb so könnend die grimmigen / vnd die so jren brüderen jhre fäler nicht verzeihen wellend / sonder haß gegen jnen tragend vor dem Herren nitt bätten / der da spricht3320 / Vnnd wenn jr stond vnnd bättend / so vergäbend wo jr etwas wider jemands habend / auff das auch eüwer Vatter in Himmlen eüch vergäbe eüwer missethat. Jtem3321 / So jr den menschen vergäbend jhre jrrsäl / so wirt eüch eüwer himmlischer vatter auch vergäben. Wo jr aber den menschen nicht vergäbend jhre jrrsäll / so wirt eüch eüwer vatter auch nicht vergäben eüwere jrrsäl. Dann er spricht auch an einem anderen ort3322 / Darumb wenn du dein gab auff den Altar opfferist / vnnd wirst ja yngedenck / das dein bruoder etwas wider dich hat / so laß do vor dem Altar dein gab / vnd gang vorhin vnd versüne dich mitt deinem bruoder / vnnd denn gang vnnd opffer dein gab / dann sonst werdend alle deine gaben Gott vnangenäm sein. Darumb söllend wir gern verzeihen / vnsere nechsten lieben vnd jhnen guots thuon / also wirt vnser gebätt die himmel durchtringen.

3323 Zuo dem gehört auch das / daß wir nit allein mit dem mund oder mit der stimm / sonder mitt dem gemüt vnnd jnnerister bewegung vnnd begird deß hertzens vnd geists bättind. Man hort kein stimm von Mose vnd von Anna der muoter Samuels / do sie bättetend / sie schrüwend aber starck in dem geist zuo Gott / welcher sie auch erhort / vnnd Mosen vnuerletzt mitt sampt dem gantzen volck Jsraels durch das rot Meer auß den bluotigen henden der Egypteren entfürt / Annam aber die vnfruchtbar was / fruchtbar machet. Dargegen läsend wir aber das der Herr in dem Euangelio dise wort auß dem Esaia wider die Phariseer braucht3324 / das volck nahet sich mir mit seinem mund / vnnd ehret mich mit seinen läfftzen / aber jhr hertz ist veer von mir. Aber vergäblich dienend sie mir / dieweyl sie leerend söliche leer / die nichts dann menschengebott sind. Darumb spricht Paulus inn der ersten Epistel zuo den Corintheren an dem viertzehenden Capitel recht / Jch wil bätten mitt dem athem vnd wil auch bätten mit dem verstand: da er den geist oder athem nennt den läblichen geist vnd die menschlich stimm. Mit disen Göttlichen zeügknussen werdend deren gebätt verworffen / die vil vnnd brochne wort mit wunderbarer schnälle der zungen inn kurtzer zeit hinauß schnätterend / vnnd also die stimmen außgiessend on verstand: Dann jhr gemüt ist darzwüschend über fäld vnnd niendert bey jhnen. So wirt auch kein begird vnd verlangen von jnen verstanden / man wölle dann das für ein begird vnnd verlangen halten / daß sie mitt grosser schnälle begirlich fächtend mitt dem gebätt endtschafft zuo machen. Vnnder welchen die München vnnd Pfaffen die fürnempsten sind / die vmb gält vnnd lon bättend / das ist die dem vnsinnigen volck das daß nichts ist / teür verkauffend: nicht das daß gebätt für sich selb ytel vnnd nichts seye / sonder das es also gebraucht ytel vnnd nichts ist. Von denen hatt der Herr inn dem Euangelio Matthei an dem drey vnd zwentzigsten Capitel gesprochen / Wee eüch

3318 Acto.10.
3319 Das gebätt sol auß liebe fliessen vnd harkommen.
3320 Mar.11.
3321 Matth.6.
3322 Matth.5.
3323 Das mann mit nur mit dem mund sonder von hertzen bätte.
3324 Matth.15.

Die Fünff vnd viertzig
zuͦbaͤtten vnnd zuͦflehen mitt fasten / sack vnnd aͤschen. Dergleichen finst auch beim Jona vnnd Joel / Ja im Euangelio vnnd inn den geschrifften der Apostlen begegnet vnns das offt / Wachend / haltend an im gebaͤtt / seind nuͤchter. Dann bey vollem bauch baͤttet man nicht oder gar law ding. Dahar man lißt das Augustinus gesprochen / Wilt du das dein gebaͤtt zuͦ Gott fliege / so mach jhm zwen flügel / das fasten vnnd das allmuͦsen. Dann es spricht auch in den geschichten der Apostlen3318 der Engel deß Herren zuͦ Cornelio dem Hauptman / dein gebaͤtt vnnd dein almuͦsen seind hinuff kommen inn gedechnuß für Gott.

3319 Vnnd Gott erforderet zwar von vns ein einbrünstig gebaͤtt / das muͦß aber kalt vnnd law sein / das nicht durch die liebe angezünt wirt. Darumb so koͤnnend die grimmigen / vnd die so jren bruͤderen jhre faͤler nicht verzeihen wellend / sonder haß gegen jnen tragend vor dem Herren nitt baͤtten / der da spricht3320 / Vnnd wenn jr stond vnnd baͤttend / so vergaͤbend wo jr etwas wider jemands habend / auff das auch eüwer Vatter in Himmlen eüch vergaͤbe eüwer missethat. Jtem3321 / So jr den menschen vergaͤbend jhre jrrsaͤl / so wirt eüch eüwer himmlischer vatter auch vergaͤben. Wo jr aber den menschen nicht vergaͤbend jhre jrrsaͤll / so wirt eüch eüwer vatter auch nicht vergaͤben eüwere jrrsaͤl. Dann er spricht auch an einem anderen ort3322 / Darumb wenn du dein gab auff den Altar opfferist / vnnd wirst ja yngedenck / das dein bruͦder etwas wider dich hat / so laß do vor dem Altar dein gab / vnd gang vorhin vnd versuͤne dich mitt deinem bruͦder / vnnd denn gang vnnd opffer dein gab / dann sonst werdend alle deine gaben Gott vnangenaͤm sein. Darumb soͤllend wir gern verzeihen / vnsere nechsten lieben vnd jhnen guͦts thuͦn / also wirt vnser gebaͤtt die himmel durchtringen.

3323 Zuͦ dem gehoͤrt auch das / daß wir nit allein mit dem mund oder mit der stimm / sonder mitt dem gemuͤt vnnd jnnerister bewegung vnnd begird deß hertzens vnd geists baͤttind. Man hort kein stimm von Mose vnd von Anna der muͦter Samuels / do sie baͤttetend / sie schrüwend aber starck in dem geist zuͦ Gott / welcher sie auch erhort / vnnd Mosen vnuerletzt mitt sampt dem gantzen volck Jsraels durch das rot Meer auß den bluͦtigen henden der Egypteren entfuͤrt / Annam aber die vnfruchtbar was / fruchtbar machet. Dargegen laͤsend wir aber das der Herr in dem Euangelio dise wort auß dem Esaia wider die Phariseer braucht3324 / das volck nahet sich mir mit seinem mund / vnnd ehret mich mit seinen laͤfftzen / aber jhr hertz ist veer von mir. Aber vergaͤblich dienend sie mir / dieweyl sie leerend soͤliche leer / die nichts dann menschengebott sind. Darumb spricht Paulus inn der ersten Epistel zuͦ den Corintheren an dem viertzehenden Capitel recht / Jch wil baͤtten mitt dem athem vnd wil auch baͤtten mit dem verstand: da er den geist oder athem nennt den laͤblichen geist vnd die menschlich stimm. Mit disen Goͤttlichen zeügknussen werdend deren gebaͤtt verworffen / die vil vnnd brochne wort mit wunderbarer schnaͤlle der zungen inn kurtzer zeit hinauß schnaͤtterend / vnnd also die stimmen außgiessend on verstand: Dann jhr gemuͤt ist darzwüschend über faͤld vnnd niendert bey jhnen. So wirt auch kein begird vnd verlangen von jnen verstanden / man woͤlle dann das für ein begird vnnd verlangen halten / daß sie mitt grosser schnaͤlle begirlich faͤchtend mitt dem gebaͤtt endtschafft zuͦ machen. Vnnder welchen die München vnnd Pfaffen die fürnempsten sind / die vmb gaͤlt vnnd lon baͤttend / das ist die dem vnsinnigen volck das daß nichts ist / teür verkauffend: nicht das daß gebaͤtt für sich selb ytel vnnd nichts seye / sonder das es also gebraucht ytel vnnd nichts ist. Von denen hatt der Herr inn dem Euangelio Matthei an dem drey vnd zwentzigsten Capitel gesprochen / Wee eüch

3318 Acto.10.
3319 Das gebaͤtt sol auß liebe fliessen vnd harkommen.
3320 Mar.11.
3321 Matth.6.
3322 Matth.5.
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [381]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/854>, abgerufen am 31.10.2024.