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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd viertzig
nichts von dem gmeinen gsang / das man in den templen gmeinlich singt / sonder von der besonderen weyß zuo singen: vnd sicht auff die muotwilligen malzeyten / in denen gemeinlich vnuerschampte lieder von den wolbezächten gesungen werdend. Darumb spricht er: Jr aber sauffend euch nit vollen weyns / vnnd singend nit vnuerschampte lieder / sonder vil mer wenn euch zuo singen gelustet / so singend Psalmen vnnd geistliche lieder. Zuo welchem auch das dienet / das er in disem singen mer das frolocken deß hertzens / dann das woltönen der stimm erforderet: so verr ist es daß er jm yenen vngerympts geschrey / es seye offentlich in der gemeind / oder anderschwo besonders / habe lassen gefallen. Wiewol das der einfaltiger verstand ist / daß wir verstandind / Jm hertzen / gesagt seyn / für / Von hertzen. Darumb so mag vnnd sol niemants zimlichs vnd gottsförchtigs Psalmen singen / es beschähe in der gmeind vnd versamlung / oder daheim besonders / schälten. 3352 Vnd findst zwar vil zeügnussen in historia Ecclesiastica / durch den Eusebium vnd Sozomenum beschriben / die da bezeügend / daß die kirchen gegen Aufgang gleych von der Apostel zeyt an / Christo dem Herren Psalmen vnd lobgsang gesungen habind. Du findst auch das / das in den Concilijs mit etlichen Decreten gesetzt ist / dz in den heiligen gmeinden vnd versamlungen nichts anders geläsen oder gesungen werde dann die heilig gschrifft. Dann es ward zeytlich in der kirchen kein maß mer gehalten / vnnd laß man nit allein die heilig gschrifft mer / von wegen das etliche andere auch jre lieder hinzuo thettend.

3353 Hie muoß ich aber eüwer lieb in disem handel zweyer fürträffenlichen stucken warne vnd erinneren. Das ein / Daß der alten kirchen gsang vil ein anders gewesen / dann das auff den heüttigen tag im brauch ist. Dann Erasmus Roterodamus vrteilet recht / daß der alten gsang nichts anders gewesen seye / dann ein wol vnderscheidens vnd sittigs außsprechen / wie noch auff den heüttigen tag seye das singen der Psalmen / deß Euangelij / vnd deß Vatter vnsers. Plinius zwar / der Landtuogt in Asia / hatt auß eigentlichem nachfragen vnd erkundigen erlernet / daß die Christen zuo gwüssen tagen vor tag zuosamen kämind / vnd Christo als Gott / ein lied oder lobgsang vnder einanderen sprächind. Dises ort Plinij findt man in seiner Epistel an Traianum / epist. lid. x. So spricht auch Rabanus Maurus lib. Instit. Cler. 2. cap. 48. Die erste kirch psalliert also / daß der psallierende mit wenig enderung die stimm erhuob / also / daß er einem sprechenden gleycher was dann einem singenden. Dises hat er genommen auß dem 33. cap. deß 10. buochs Confes. S. Augustini / der am selbigen ort heiter bekennt / er sünde / wenn er mer lusts habe an der süsse der stimm / dann am verstand der worten / vnnd darumb so wölte er gern / daß alle melodey der lieblichen gesangen / auff die man den Psalter Dauids offt singe / von seinen vnnd der kirchen oren dennen gethon wurde / dann das achte er für das sicherer / das er wol eyndenck seye jm offt von dem Alexandrinischen Bischoff Arbanasio gesagt seyn / daß er verordnet habe daß der Läser deß Psalmens / die stimm so wenig geenderet / daß er einem sprechenden gleycher gewesen dann einem singenden. 3354 Das ander / Daß das gsang / wiewol es ein alts ansehen / doch nie allgemein vnnd der kirchen mit notwendigkeit vnnd zwang aufgelegt / sonder frey / vnnd nit allzeyt in allen kirchen gebraucht seye worden. Zuo welchen gehört / das auch Sozomenus bezeüget / das die so gesungen / nit gleyche gebätt / oder Psalmengsang / oder lätzgen gehebt / oder auch die selbigen zuo einerley zeyt gebraucht habind. Socrates im fünfften buoch seiner histori am 22. capitel spricht: Jn summa / du wirst allenthalben in allen landen / nit zwo kirchen mögen finden / die mit dem gebätt in allweg zuosammen stimmind. Vnd das die kirchen gegen Nidergang

3352 Das das kirchengsang gar alt.
3353 Wie der alten gsang seye gewesen.
3354 Daß das gesang frey / vnd nit allgmein gewesen. Sozom. lib.7. cap.19.

Die Fünff vnd viertzig
nichts von dem gmeinen gsang / das man in den templen gmeinlich singt / sonder von der besonderen weyß zuͦ singen: vnd sicht auff die muͦtwilligen malzeyten / in denen gemeinlich vnuerschampte lieder von den wolbezaͤchten gesungen werdend. Darumb spricht er: Jr aber sauffend euch nit vollen weyns / vnnd singend nit vnuerschampte lieder / sonder vil mer wenn euch zuͦ singen gelustet / so singend Psalmen vnnd geistliche lieder. Zuͦ welchem auch das dienet / das er in disem singen mer das frolocken deß hertzens / dann das woltoͤnen der stimm erforderet: so verr ist es daß er jm yenen vngerympts geschrey / es seye offentlich in der gemeind / oder anderschwo besonders / habe lassen gefallen. Wiewol das der einfaltiger verstand ist / daß wir verstandind / Jm hertzen / gesagt seyn / für / Von hertzen. Darumb so mag vnnd sol niemants zimlichs vnd gottsfoͤrchtigs Psalmen singen / es beschaͤhe in der gmeind vnd versamlung / oder daheim besonders / schaͤlten. 3352 Vnd findst zwar vil zeügnussen in historia Ecclesiastica / durch den Eusebium vnd Sozomenum beschriben / die da bezeügend / daß die kirchen gegen Aufgang gleych von der Apostel zeyt an / Christo dem Herren Psalmen vnd lobgsang gesungen habind. Du findst auch das / das in den Concilijs mit etlichen Decreten gesetzt ist / dz in den heiligen gmeinden vnd versamlungen nichts anders gelaͤsen oder gesungen werde dann die heilig gschrifft. Dann es ward zeytlich in der kirchen kein maß mer gehalten / vnnd laß man nit allein die heilig gschrifft mer / von wegen das etliche andere auch jre lieder hinzuͦ thettend.

3353 Hie muͦß ich aber eüwer lieb in disem handel zweyer fürtraͤffenlichen stucken warne vnd erinneren. Das ein / Daß der alten kirchen gsang vil ein anders gewesen / dann das auff den heüttigen tag im brauch ist. Dann Erasmus Roterodamus vrteilet recht / daß der alten gsang nichts anders gewesen seye / dann ein wol vnderscheidens vnd sittigs außsprechen / wie noch auff den heüttigen tag seye das singen der Psalmen / deß Euangelij / vnd deß Vatter vnsers. Plinius zwar / der Landtuͦgt in Asia / hatt auß eigentlichem nachfragen vnd erkundigen erlernet / daß die Christen zuͦ gwüssen tagen vor tag zuͦsamen kaͤmind / vnd Christo als Gott / ein lied oder lobgsang vnder einanderen spraͤchind. Dises ort Plinij findt man in seiner Epistel an Traianum / epist. lid. x. So spricht auch Rabanus Maurus lib. Instit. Cler. 2. cap. 48. Die erste kirch psalliert also / daß der psallierende mit wenig enderung die stimm erhuͦb / also / daß er einem sprechenden gleycher was dann einem singenden. Dises hat er genommen auß dem 33. cap. deß 10. buͦchs Confes. S. Augustini / der am selbigen ort heiter bekennt / er sünde / wenn er mer lusts habe an der suͤsse der stimm / dann am verstand der worten / vnnd darumb so woͤlte er gern / daß alle melodey der lieblichen gesangen / auff die man den Psalter Dauids offt singe / von seinen vnnd der kirchen oren dennen gethon wurde / dann das achte er für das sicherer / das er wol eyndenck seye jm offt von dem Alexandrinischen Bischoff Arbanasio gesagt seyn / daß er verordnet habe daß der Laͤser deß Psalmens / die stimm so wenig geenderet / daß er einem sprechenden gleycher gewesen dann einem singenden. 3354 Das ander / Daß das gsang / wiewol es ein alts ansehen / doch nie allgemein vnnd der kirchen mit notwendigkeit vnnd zwang aufgelegt / sonder frey / vnnd nit allzeyt in allen kirchen gebraucht seye worden. Zuͦ welchen gehoͤrt / das auch Sozomenus bezeüget / das die so gesungen / nit gleyche gebaͤtt / oder Psalmengsang / oder laͤtzgen gehebt / oder auch die selbigen zuͦ einerley zeyt gebraucht habind. Socrates im fünfften buͦch seiner histori am 22. capitel spricht: Jn summa / du wirst allenthalben in allen landen / nit zwo kirchen moͤgen finden / die mit dem gebaͤtt in allweg zuͦsammen stimmind. Vnd das die kirchen gegen Nidergang

3352 Das das kirchengsang gar alt.
3353 Wie der alten gsang seye gewesen.
3354 Daß das gesang frey / vnd nit allgmein gewesen. Sozom. lib.7. cap.19.
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                   Erasmus Roterodamus vrteilet recht / daß der alten gsang nichts anders gewesen
                   seye / dann ein wol vnderscheidens vnd sittigs außsprechen / wie noch auff den
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[[385]/0862] Die Fünff vnd viertzig nichts von dem gmeinen gsang / das man in den templen gmeinlich singt / sonder von der besonderen weyß zuͦ singen: vnd sicht auff die muͦtwilligen malzeyten / in denen gemeinlich vnuerschampte lieder von den wolbezaͤchten gesungen werdend. Darumb spricht er: Jr aber sauffend euch nit vollen weyns / vnnd singend nit vnuerschampte lieder / sonder vil mer wenn euch zuͦ singen gelustet / so singend Psalmen vnnd geistliche lieder. Zuͦ welchem auch das dienet / das er in disem singen mer das frolocken deß hertzens / dann das woltoͤnen der stimm erforderet: so verr ist es daß er jm yenen vngerympts geschrey / es seye offentlich in der gemeind / oder anderschwo besonders / habe lassen gefallen. Wiewol das der einfaltiger verstand ist / daß wir verstandind / Jm hertzen / gesagt seyn / für / Von hertzen. Darumb so mag vnnd sol niemants zimlichs vnd gottsfoͤrchtigs Psalmen singen / es beschaͤhe in der gmeind vnd versamlung / oder daheim besonders / schaͤlten. 3352 Vnd findst zwar vil zeügnussen in historia Ecclesiastica / durch den Eusebium vnd Sozomenum beschriben / die da bezeügend / daß die kirchen gegen Aufgang gleych von der Apostel zeyt an / Christo dem Herren Psalmen vnd lobgsang gesungen habind. Du findst auch das / das in den Concilijs mit etlichen Decreten gesetzt ist / dz in den heiligen gmeinden vnd versamlungen nichts anders gelaͤsen oder gesungen werde dann die heilig gschrifft. Dann es ward zeytlich in der kirchen kein maß mer gehalten / vnnd laß man nit allein die heilig gschrifft mer / von wegen das etliche andere auch jre lieder hinzuͦ thettend. 3353 Hie muͦß ich aber eüwer lieb in disem handel zweyer fürtraͤffenlichen stucken warne vnd erinneren. Das ein / Daß der alten kirchen gsang vil ein anders gewesen / dann das auff den heüttigen tag im brauch ist. Dann Erasmus Roterodamus vrteilet recht / daß der alten gsang nichts anders gewesen seye / dann ein wol vnderscheidens vnd sittigs außsprechen / wie noch auff den heüttigen tag seye das singen der Psalmen / deß Euangelij / vnd deß Vatter vnsers. Plinius zwar / der Landtuͦgt in Asia / hatt auß eigentlichem nachfragen vnd erkundigen erlernet / daß die Christen zuͦ gwüssen tagen vor tag zuͦsamen kaͤmind / vnd Christo als Gott / ein lied oder lobgsang vnder einanderen spraͤchind. Dises ort Plinij findt man in seiner Epistel an Traianum / epist. lid. x. So spricht auch Rabanus Maurus lib. Instit. Cler. 2. cap. 48. Die erste kirch psalliert also / daß der psallierende mit wenig enderung die stimm erhuͦb / also / daß er einem sprechenden gleycher was dann einem singenden. Dises hat er genommen auß dem 33. cap. deß 10. buͦchs Confes. S. Augustini / der am selbigen ort heiter bekennt / er sünde / wenn er mer lusts habe an der suͤsse der stimm / dann am verstand der worten / vnnd darumb so woͤlte er gern / daß alle melodey der lieblichen gesangen / auff die man den Psalter Dauids offt singe / von seinen vnnd der kirchen oren dennen gethon wurde / dann das achte er für das sicherer / das er wol eyndenck seye jm offt von dem Alexandrinischen Bischoff Arbanasio gesagt seyn / daß er verordnet habe daß der Laͤser deß Psalmens / die stimm so wenig geenderet / daß er einem sprechenden gleycher gewesen dann einem singenden. 3354 Das ander / Daß das gsang / wiewol es ein alts ansehen / doch nie allgemein vnnd der kirchen mit notwendigkeit vnnd zwang aufgelegt / sonder frey / vnnd nit allzeyt in allen kirchen gebraucht seye worden. Zuͦ welchen gehoͤrt / das auch Sozomenus bezeüget / das die so gesungen / nit gleyche gebaͤtt / oder Psalmengsang / oder laͤtzgen gehebt / oder auch die selbigen zuͦ einerley zeyt gebraucht habind. Socrates im fünfften buͦch seiner histori am 22. capitel spricht: Jn summa / du wirst allenthalben in allen landen / nit zwo kirchen moͤgen finden / die mit dem gebaͤtt in allweg zuͦsammen stimmind. Vnd das die kirchen gegen Nidergang 3352 Das das kirchengsang gar alt. 3353 Wie der alten gsang seye gewesen. 3354 Daß das gesang frey / vnd nit allgmein gewesen. Sozom. lib.7. cap.19.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [385]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/862>, abgerufen am 24.11.2024.