Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.Predig. dann Gott wirt weder durch die süsse vnd
liebliche menschlicher stimm bewegt / noch durch die heisere außsprechung deß
gebätts erzürnt. Jm glauben vnnd in der gottsäligkeit deß gmüts / in keinem
ausseren scheyn / stadt das lob deß gebätts. Die ausseren ding werdend vil mer
gebraucht / daß wir damit erweckt werdind. Wiewol sy auch da wenig schaffend /
wenn nit der geist deß Herren vnsere hertzen entzündet. Das aber der brauch deß
singens gar alt seye / mag niemants verlöugnen: dann es bezeügend die Biblischen
historien3345 / daß
die Leuiten in der alten kirchen lang vor den zeyten Christi gesungen / vnd ja auß
Gottes heissen vnd befelch gesungen habind. Darby aber achten ich daß auch das
niemants löugne / daß die vilfaltig vnd arbeitsam Music durch den Dauid in den tempel Gottes gebracht worden / zuo
den ceremonien gezelt werde / vnnd mit sampt dem tempel vnd den ceremonien
aufgehebt vnd verschwunden seye. Von vnserem Herren Jesu Christo / welcher der war
Messias / vnd die vollkommen erfüllung deß gesatzes ist / läsend wir nit daß er
yenen gesungen / weder im tempel noch aussert dem tempel: oder daß er seine jünger
ye habe geleert singen / oder jnen gebotten habe daß sy den kirchen das gsang
angäbind. Dann das man beym Mattheo3346 vnd beym Marco3347 lißt / Vnd als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen
an den Oelberg / ist dermaß / daß es nit erzwingt daß man von nöten verston müsse
/ daß der Herr mit seinen jüngeren gesungen habe. Dann ein lobgsang mag auch one
singen der stimm andächtigklich gesprochen werden. Der alte Tolmätsch
vertolmätschets an beiden orten beym Mattheo vnnd beym Marco gleych / namlich: Vnd
als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen an den Oelberg. Erasmus hat
es im Mattheo also tolmätschet: Vnd als sy das lobgsang gesungen. Aber im Marco da
er den selben vertolmätschet / spricht er: Vnd als sy das lobgsang gesprochen /
etc. Da aber an beiden orten / das wörtli [fremdsprachliches Material] stadt.
Es heißt aber [fremdsprachliches Material] / Jch loben: oder / Jch preysen: welches
zwar mit gsang / item auch one gsang gmeinlich gschicht.3349 Wiewol man aber nit lißt / daß der Herr den jüngeren das gsang
befolhen vnd gebotten / noch daß sy es den kirchen angegäben / oder daß sy in den
Geschichten der Apostlen in den gmeinden vnd versamlungen gesungen / so hat doch
Paulus der gmeind zuo Corintho / die eintweders von jr selbs / oder auß etwas
imitation vnnd nachuolg der alten kirchen / anfieng Psalmen singen / sölichs nit
geweert / dieweyl er sach daß zwüschend disem vnnd dem alten grosser vnderscheid
was. Darumb hat er das psallieren nachgelassen / hat aber doch darnebend die
prophecey / oder das predigampt höher gehalten: hat auch von den psallierenden ein
maß / vnnd daß es mit verstand von hertzen geschähe / erforderet / on welche ding
on zweyfel beide das gebätt vnd das gsang nit nun vnnütz / sonder auch schädlich
sind. 3350 Jch
wil bätten mit dem athem / spricht er: vnnd wil auch bätten mit dem verstand. Jch
wil singen mit dem athem / vnd wil auch singen mit dem verstand. Jch weiß auch nit
daß Paulus sunst yenen deß gsangs / so in den versamlungen geschicht / gedencke /
man wölle dann hiehär ziehen das er zuon Coloss. am 3. cap. geschriben hat: wiewol
das selbig auch für ein besondere vnderrichtung mag geachtet werden. Dann das er
in der Epistel zuon Epheseren mit disen worten schreybt3351 / Sauffend euch nitt voll weyns /
darauß ein vnordenlich wäsen volget / sonder werdend voll geists / vnnd redend
vnder einanderen von Psalmen vnd lobgsangen / vnd geistlichen liederen: singend
vnnd psallierend dem Herren in eüweren hertzen / vnd sagend danck alle zeyt vor
yederman Gott vnnd dem vatter / in dem nammen vnsers Herren Jesu Christi / etc. Da
sicht man auß dem anlaß vnnd auß der ordnung der worten wol / wie es zuo verston
seye. Dann er sagt 3345 2.Para.29. 3346
Matth.26. 3347 Marc.14. 3349 Paulus weeret denen nit die
singend. 3350 1.Corint.14. 3351 Ephes.5.
Predig. dann Gott wirt weder durch die suͤsse vnd
liebliche menschlicher stimm bewegt / noch durch die heisere außsprechung deß
gebaͤtts erzürnt. Jm glauben vnnd in der gottsaͤligkeit deß gmuͤts / in keinem
ausseren scheyn / stadt das lob deß gebaͤtts. Die ausseren ding werdend vil mer
gebraucht / daß wir damit erweckt werdind. Wiewol sy auch da wenig schaffend /
wenn nit der geist deß Herren vnsere hertzen entzündet. Das aber der brauch deß
singens gar alt seye / mag niemants verloͤugnen: dann es bezeügend die Biblischen
historien3345 / daß
die Leuiten in der alten kirchen lang vor den zeyten Christi gesungen / vnd ja auß
Gottes heissen vnd befelch gesungen habind. Darby aber achten ich daß auch das
niemants loͤugne / daß die vilfaltig vnd arbeitsam Music durch den Dauid in den tempel Gottes gebracht worden / zuͦ
den ceremonien gezelt werde / vnnd mit sampt dem tempel vnd den ceremonien
aufgehebt vnd verschwunden seye. Von vnserem Herren Jesu Christo / welcher der war
Messias / vnd die vollkommen erfüllung deß gesatzes ist / laͤsend wir nit daß er
yenen gesungen / weder im tempel noch aussert dem tempel: oder daß er seine jünger
ye habe geleert singen / oder jnen gebotten habe daß sy den kirchen das gsang
angaͤbind. Dann das man beym Mattheo3346 vnd beym Marco3347 lißt / Vnd als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen
an den Oelberg / ist dermaß / daß es nit erzwingt daß man von noͤten verston muͤsse
/ daß der Herr mit seinen jüngeren gesungen habe. Dann ein lobgsang mag auch one
singen der stimm andaͤchtigklich gesprochen werden. Der alte Tolmaͤtsch
vertolmaͤtschets an beiden orten beym Mattheo vnnd beym Marco gleych / namlich: Vnd
als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen an den Oelberg. Erasmus hat
es im Mattheo also tolmaͤtschet: Vnd als sy das lobgsang gesungen. Aber im Marco da
er den selben vertolmaͤtschet / spricht er: Vnd als sy das lobgsang gesprochen /
ꝛc. Da aber an beiden orten / das woͤrtli [fremdsprachliches Material] stadt.
Es heißt aber [fremdsprachliches Material] / Jch loben: oder / Jch preysen: welches
zwar mit gsang / item auch one gsang gmeinlich gschicht.3349 Wiewol man aber nit lißt / daß der Herr den jüngeren das gsang
befolhen vnd gebotten / noch daß sy es den kirchen angegaͤben / oder daß sy in den
Geschichten der Apostlen in den gmeinden vnd versamlungen gesungen / so hat doch
Paulus der gmeind zuͦ Corintho / die eintweders von jr selbs / oder auß etwas
imitation vnnd nachuͦlg der alten kirchen / anfieng Psalmen singen / soͤlichs nit
geweert / dieweyl er sach daß zwüschend disem vnnd dem alten grosser vnderscheid
was. Darumb hat er das psallieren nachgelassen / hat aber doch darnebend die
prophecey / oder das predigampt hoͤher gehalten: hat auch von den psallierenden ein
maß / vnnd daß es mit verstand von hertzen geschaͤhe / erforderet / on welche ding
on zweyfel beide das gebaͤtt vnd das gsang nit nun vnnütz / sonder auch schaͤdlich
sind. 3350 Jch
wil baͤtten mit dem athem / spricht er: vnnd wil auch baͤtten mit dem verstand. Jch
wil singen mit dem athem / vnd wil auch singen mit dem verstand. Jch weiß auch nit
daß Paulus sunst yenen deß gsangs / so in den versamlungen geschicht / gedencke /
man woͤlle dann hiehaͤr ziehen das er zuͦn Coloss. am 3. cap. geschriben hat: wiewol
das selbig auch für ein besondere vnderrichtung mag geachtet werden. Dann das er
in der Epistel zuͦn Epheseren mit disen worten schreybt3351 / Sauffend euch nitt voll weyns /
darauß ein vnordenlich waͤsen volget / sonder werdend voll geists / vnnd redend
vnder einanderen von Psalmen vnd lobgsangen / vnd geistlichen liederen: singend
vnnd psallierend dem Herren in eüweren hertzen / vnd sagend danck alle zeyt vor
yederman Gott vnnd dem vatter / in dem nammen vnsers Herren Jesu Christi / ꝛc. Da
sicht man auß dem anlaß vnnd auß der ordnung der worten wol / wie es zuͦ verston
seye. Dann er sagt 3345 2.Para.29. 3346
Matth.26. 3347 Marc.14. 3349 Paulus weeret denen nit die
singend. 3350 1.Corint.14. 3351 Ephes.5.
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Predig.
dann Gott wirt weder durch die suͤsse vnd liebliche menschlicher stimm bewegt / noch durch die heisere außsprechung deß gebaͤtts erzürnt. Jm glauben vnnd in der gottsaͤligkeit deß gmuͤts / in keinem ausseren scheyn / stadt das lob deß gebaͤtts. Die ausseren ding werdend vil mer gebraucht / daß wir damit erweckt werdind. Wiewol sy auch da wenig schaffend / wenn nit der geist deß Herren vnsere hertzen entzündet. Das aber der brauch deß singens gar alt seye / mag niemants verloͤugnen: dann es bezeügend die Biblischen historien 3345 / daß die Leuiten in der alten kirchen lang vor den zeyten Christi gesungen / vnd ja auß Gottes heissen vnd befelch gesungen habind. Darby aber achten ich daß auch das niemants loͤugne / daß die vilfaltig vnd arbeitsam Music durch den Dauid in den tempel Gottes gebracht worden / zuͦ den ceremonien gezelt werde / vnnd mit sampt dem tempel vnd den ceremonien aufgehebt vnd verschwunden seye. Von vnserem Herren Jesu Christo / welcher der war Messias / vnd die vollkommen erfüllung deß gesatzes ist / laͤsend wir nit daß er yenen gesungen / weder im tempel noch aussert dem tempel: oder daß er seine jünger ye habe geleert singen / oder jnen gebotten habe daß sy den kirchen das gsang angaͤbind. Dann das man beym Mattheo 3346 vnd beym Marco 3347 lißt / Vnd als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen an den Oelberg / ist dermaß / daß es nit erzwingt daß man von noͤten verston muͤsse / daß der Herr mit seinen jüngeren gesungen habe. Dann ein lobgsang mag auch one singen der stimm andaͤchtigklich gesprochen werden. Der alte Tolmaͤtsch vertolmaͤtschets an beiden orten beym Mattheo vnnd beym Marco gleych / namlich: Vnd als sy das lobgsang gesprochen / sind sy hinauß gangen an den Oelberg. Erasmus hat es im Mattheo also tolmaͤtschet: Vnd als sy das lobgsang gesungen. Aber im Marco da er den selben vertolmaͤtschet / spricht er: Vnd als sy das lobgsang gesprochen / ꝛc. Da aber an beiden orten / das woͤrtli _ stadt. Es heißt aber _ / Jch loben: oder / Jch preysen: welches zwar mit gsang / item auch one gsang gmeinlich gschicht.
3349 Wiewol man aber nit lißt / daß der Herr den jüngeren das gsang befolhen vnd gebotten / noch daß sy es den kirchen angegaͤben / oder daß sy in den Geschichten der Apostlen in den gmeinden vnd versamlungen gesungen / so hat doch Paulus der gmeind zuͦ Corintho / die eintweders von jr selbs / oder auß etwas imitation vnnd nachuͦlg der alten kirchen / anfieng Psalmen singen / soͤlichs nit geweert / dieweyl er sach daß zwüschend disem vnnd dem alten grosser vnderscheid was. Darumb hat er das psallieren nachgelassen / hat aber doch darnebend die prophecey / oder das predigampt hoͤher gehalten: hat auch von den psallierenden ein maß / vnnd daß es mit verstand von hertzen geschaͤhe / erforderet / on welche ding on zweyfel beide das gebaͤtt vnd das gsang nit nun vnnütz / sonder auch schaͤdlich sind. 3350 Jch wil baͤtten mit dem athem / spricht er: vnnd wil auch baͤtten mit dem verstand. Jch wil singen mit dem athem / vnd wil auch singen mit dem verstand. Jch weiß auch nit daß Paulus sunst yenen deß gsangs / so in den versamlungen geschicht / gedencke / man woͤlle dann hiehaͤr ziehen das er zuͦn Coloss. am 3. cap. geschriben hat: wiewol das selbig auch für ein besondere vnderrichtung mag geachtet werden. Dann das er in der Epistel zuͦn Epheseren mit disen worten schreybt 3351 / Sauffend euch nitt voll weyns / darauß ein vnordenlich waͤsen volget / sonder werdend voll geists / vnnd redend vnder einanderen von Psalmen vnd lobgsangen / vnd geistlichen liederen: singend vnnd psallierend dem Herren in eüweren hertzen / vnd sagend danck alle zeyt vor yederman Gott vnnd dem vatter / in dem nammen vnsers Herren Jesu Christi / ꝛc. Da sicht man auß dem anlaß vnnd auß der ordnung der worten wol / wie es zuͦ verston seye. Dann er sagt
3345 2.Para.29.
3346 Matth.26.
3347 Marc.14.
3349 Paulus weeret denen nit die singend.
3350 1.Corint.14.
3351 Ephes.5.
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