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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Die Fünff vnd viertzig
gemeynen vnnd muotersprach gehandlet vnnd geredt. So habend sie auch bücher inn jhrer gemeynen sprach geschriben. Die gemeyn sprach hatt auch Christus vnser Herr mitt sampt seinen Apostlen gebraucht. Den Apostlen hatt er die gab der zungen vnnd sprachen gegeben / das sie mitt allen völckeren reden köndtind. Vnnd dieweyl die Griechisch sprach zuo der selben zeyt die aller überflüßigest vnnd gemeynist was / so habend die Apostel nicht Hebreisch / sonder inn der gemeynen Griechischen sprach geschriben. Es gebürt sich ye / das was man in dem gemeynen Tempel vor der gantzen gemeynd handlet / das das von yederman verstanden werde. Dann sonst kämind vergebens so vil leüt in die gemeynd zuosammen. Deßhalb so ist es heiterer dann der tag / das die alle ding verwirt / vnnd den yfer der gemüteren außgelöscht / deßgleichen das gebätt selb vnnd den brauch deß gebätts / darzuo auch die frucht der Kirchenbreüchen auß den Kirchen genommen habind / die also frömbde sprachen inn die Kirchen Gottes yngefürt habend. Vnnd zwar so hatt der Latinisch Bapst disen Latinischen greüwel inn die Kirchen Gottes yngefürt. Der schreyt es seye vngöttlich gehandlet / wenn Teütschland / Engelland / Franckreich / Poland / Vngerland etc. nicht inn der Römischen oder Latinischen / sonder ein yedes land inn seiner sprach bätte vnnd alle Kirchenämpter brauche vnnd übe. Paulus zerlegt disen span mitt außtruckten worten mit einanderen / da er spricht in der ersten zuo den Corinth. am xiiij. Capitel / So ich mitt der zungen bätten / so bättet mein athem / aber mein jnnerlicher verstand empfacht kein frucht. Wie sol es aber denn sein? namlich also / Jch wil bätten mitt dem athem / vnnd wil auch bätten mitt dem verstand: ich will singen mitt dem athem / vnd wil auch singen mitt dem verstand. Sonst wenn du Gott lobest mit dem athem / wie sol der so an statt deß leyen stat / Amen sagen auff dein dancksagung / sittmals er nicht weißt was du sagst? Du sagst wol fein danck / aber der ander wirdt nicht daruon erbauwen. Jch danck meinem Gott / das ich mehr mitt zungen reden dann jhr alle: Noch so wil ich inn der gemeynd lieber fünff wort reden mitt verstand / auff das ich auch andere vnnderweise / dann sonst zehen tausend wort mitt den zungen. Vnnd dises ort zeücht auch der Keyser Justinianus an in Nouell. Const. 123. Da er den Bischoffen vnnd Priesteren richtig gebeütet / das sie das heilig opffer vnnd das gebätt das man braucht zuo dem Tauff / nicht stiller weiß / sonder mitt lauter stimm / die vonn dem volck möge gehört werden / verläsind / damitt die gemüter der zuohörenden darnach sich dest mitt grösserer andacht das lob Gottes außzuosprächen erhebind. So ist auch offenbar das der groß Gregorius selb inn landtlicher sprach mitt seinen burgeren inn der Statt Rom geredt: Welches er selb bezeüget inn der Vorred deß Comments über den Ezechiel ad Marianum Episcopum. Vonn den Griechischen Bischoffen ist niemand der nicht wüsse / das sie alle heiligen breüch inn jhren Kirchen mitt jhrer sprach verrichtet / inn deren sie auch vnns jhre geschrifften verlassen habend. Darumb so wurdind wir auch billich für taub vnnd vnsinnig gehalten / wenn wir nicht vnnsere sprach inn der Kirchen brauchtind / so wir die heiligen breüch verhandlend / dieweyl doch so vil vnnd so herrliche exempel so vil fürtreffenlicher Kirchen / vnnd so vil verrümpter vorständeren der Kirchen / vnns vorgangen / das ich erst nicht wideräfere die außgetruckt leer deß heiligen Apostels Pauli.

3344 Diß ort erforderet dz ich auch etwz rede vom kirchengsang vnd den siben zeiten / wie mans nennt. Da sol nun niemand meynen / das dz gebätt so durch menschliche stimm gesungen wirt Gott angenämer seye / dann wenn es einfaltig gsprochen wärde /

3344 Vom Kirchengesang.

Die Fünff vnd viertzig
gemeynen vnnd muͦtersprach gehandlet vnnd geredt. So habend sie auch buͤcher inn jhrer gemeynen sprach geschriben. Die gemeyn sprach hatt auch Christus vnser Herr mitt sampt seinen Apostlen gebraucht. Den Apostlen hatt er die gab der zungen vnnd sprachen gegeben / das sie mitt allen voͤlckeren reden koͤndtind. Vnnd dieweyl die Griechisch sprach zuͦ der selben zeyt die aller überflüßigest vnnd gemeynist was / so habend die Apostel nicht Hebreisch / sonder inn der gemeynen Griechischen sprach geschriben. Es gebürt sich ye / das was man in dem gemeynen Tempel vor der gantzen gemeynd handlet / das das von yederman verstanden werde. Dann sonst kaͤmind vergebens so vil leüt in die gemeynd zuͦsammen. Deßhalb so ist es heiterer dann der tag / das die alle ding verwirt / vnnd den yfer der gemuͤteren außgeloͤscht / deßgleichen das gebaͤtt selb vnnd den brauch deß gebaͤtts / darzuͦ auch die frucht der Kirchenbreüchen auß den Kirchen genommen habind / die also froͤmbde sprachen inn die Kirchen Gottes yngefuͤrt habend. Vnnd zwar so hatt der Latinisch Bapst disen Latinischen greüwel inn die Kirchen Gottes yngefuͤrt. Der schreyt es seye vngoͤttlich gehandlet / wenn Teütschland / Engelland / Franckreich / Poland / Vngerland ꝛc. nicht inn der Roͤmischen oder Latinischen / sonder ein yedes land inn seiner sprach baͤtte vnnd alle Kirchenaͤmpter brauche vnnd uͤbe. Paulus zerlegt disen span mitt außtruckten worten mit einanderen / da er spricht in der ersten zuͦ den Corinth. am xiiij. Capitel / So ich mitt der zungen baͤtten / so baͤttet mein athem / aber mein jnnerlicher verstand empfacht kein frucht. Wie sol es aber denn sein? namlich also / Jch wil baͤtten mitt dem athem / vnnd wil auch baͤtten mitt dem verstand: ich will singen mitt dem athem / vnd wil auch singen mitt dem verstand. Sonst wenn du Gott lobest mit dem athem / wie sol der so an statt deß leyen stat / Amen sagen auff dein dancksagung / sittmals er nicht weißt was du sagst? Du sagst wol fein danck / aber der ander wirdt nicht daruͦn erbauwen. Jch danck meinem Gott / das ich mehr mitt zungen reden dann jhr alle: Noch so wil ich inn der gemeynd lieber fünff wort reden mitt verstand / auff das ich auch andere vnnderweise / dann sonst zehen tausend wort mitt den zungen. Vnnd dises ort zeücht auch der Keyser Justinianus an in Nouell. Const. 123. Da er den Bischoffen vnnd Priesteren richtig gebeütet / das sie das heilig opffer vnnd das gebaͤtt das man braucht zuͦ dem Tauff / nicht stiller weiß / sonder mitt lauter stimm / die vonn dem volck moͤge gehoͤrt werden / verlaͤsind / damitt die gemuͤter der zuͦhoͤrenden darnach sich dest mitt groͤsserer andacht das lob Gottes außzuͦspraͤchen erhebind. So ist auch offenbar das der groß Gregorius selb inn landtlicher sprach mitt seinen burgeren inn der Statt Rom geredt: Welches er selb bezeüget inn der Vorred deß Comments über den Ezechiel ad Marianum Episcopum. Vonn den Griechischen Bischoffen ist niemand der nicht wüsse / das sie alle heiligen breüch inn jhren Kirchen mitt jhrer sprach verrichtet / inn deren sie auch vnns jhre geschrifften verlassen habend. Darumb so wurdind wir auch billich für taub vnnd vnsinnig gehalten / wenn wir nicht vnnsere sprach inn der Kirchen brauchtind / so wir die heiligen breüch verhandlend / dieweyl doch so vil vnnd so herrliche exempel so vil fürtreffenlicher Kirchen / vnnd so vil verruͤmpter vorstaͤnderen der Kirchen / vnns vorgangen / das ich erst nicht wideraͤfere die außgetruckt leer deß heiligen Apostels Pauli.

3344 Diß ort erforderet dz ich auch etwz rede vom kirchengsang vnd den siben zeiten / wie mans nennt. Da sol nun niemand meynen / das dz gebaͤtt so durch menschliche stimm gesungen wirt Gott angenaͤmer seye / dann wenn es einfaltig gsprochen waͤrde /

3344 Vom Kirchengesang.
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                   jnnerlicher verstand empfacht kein frucht. Wie sol es aber denn sein? namlich also
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                   singen mitt dem athem / vnd wil auch singen mitt dem verstand. Sonst wenn du Gott
                   lobest mit dem athem / wie sol der so an statt deß leyen stat / Amen sagen auff
                   dein dancksagung / sittmals er nicht weißt was du sagst? Du sagst wol fein danck /
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                   reden mitt verstand / auff das ich auch andere vnnderweise / dann sonst zehen
                   tausend wort mitt den zungen. Vnnd dises ort zeücht auch der Keyser Justinianus an
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[[384]/0860] Die Fünff vnd viertzig gemeynen vnnd muͦtersprach gehandlet vnnd geredt. So habend sie auch buͤcher inn jhrer gemeynen sprach geschriben. Die gemeyn sprach hatt auch Christus vnser Herr mitt sampt seinen Apostlen gebraucht. Den Apostlen hatt er die gab der zungen vnnd sprachen gegeben / das sie mitt allen voͤlckeren reden koͤndtind. Vnnd dieweyl die Griechisch sprach zuͦ der selben zeyt die aller überflüßigest vnnd gemeynist was / so habend die Apostel nicht Hebreisch / sonder inn der gemeynen Griechischen sprach geschriben. Es gebürt sich ye / das was man in dem gemeynen Tempel vor der gantzen gemeynd handlet / das das von yederman verstanden werde. Dann sonst kaͤmind vergebens so vil leüt in die gemeynd zuͦsammen. Deßhalb so ist es heiterer dann der tag / das die alle ding verwirt / vnnd den yfer der gemuͤteren außgeloͤscht / deßgleichen das gebaͤtt selb vnnd den brauch deß gebaͤtts / darzuͦ auch die frucht der Kirchenbreüchen auß den Kirchen genommen habind / die also froͤmbde sprachen inn die Kirchen Gottes yngefuͤrt habend. Vnnd zwar so hatt der Latinisch Bapst disen Latinischen greüwel inn die Kirchen Gottes yngefuͤrt. Der schreyt es seye vngoͤttlich gehandlet / wenn Teütschland / Engelland / Franckreich / Poland / Vngerland ꝛc. nicht inn der Roͤmischen oder Latinischen / sonder ein yedes land inn seiner sprach baͤtte vnnd alle Kirchenaͤmpter brauche vnnd uͤbe. Paulus zerlegt disen span mitt außtruckten worten mit einanderen / da er spricht in der ersten zuͦ den Corinth. am xiiij. Capitel / So ich mitt der zungen baͤtten / so baͤttet mein athem / aber mein jnnerlicher verstand empfacht kein frucht. Wie sol es aber denn sein? namlich also / Jch wil baͤtten mitt dem athem / vnnd wil auch baͤtten mitt dem verstand: ich will singen mitt dem athem / vnd wil auch singen mitt dem verstand. Sonst wenn du Gott lobest mit dem athem / wie sol der so an statt deß leyen stat / Amen sagen auff dein dancksagung / sittmals er nicht weißt was du sagst? Du sagst wol fein danck / aber der ander wirdt nicht daruͦn erbauwen. Jch danck meinem Gott / das ich mehr mitt zungen reden dann jhr alle: Noch so wil ich inn der gemeynd lieber fünff wort reden mitt verstand / auff das ich auch andere vnnderweise / dann sonst zehen tausend wort mitt den zungen. Vnnd dises ort zeücht auch der Keyser Justinianus an in Nouell. Const. 123. Da er den Bischoffen vnnd Priesteren richtig gebeütet / das sie das heilig opffer vnnd das gebaͤtt das man braucht zuͦ dem Tauff / nicht stiller weiß / sonder mitt lauter stimm / die vonn dem volck moͤge gehoͤrt werden / verlaͤsind / damitt die gemuͤter der zuͦhoͤrenden darnach sich dest mitt groͤsserer andacht das lob Gottes außzuͦspraͤchen erhebind. So ist auch offenbar das der groß Gregorius selb inn landtlicher sprach mitt seinen burgeren inn der Statt Rom geredt: Welches er selb bezeüget inn der Vorred deß Comments über den Ezechiel ad Marianum Episcopum. Vonn den Griechischen Bischoffen ist niemand der nicht wüsse / das sie alle heiligen breüch inn jhren Kirchen mitt jhrer sprach verrichtet / inn deren sie auch vnns jhre geschrifften verlassen habend. Darumb so wurdind wir auch billich für taub vnnd vnsinnig gehalten / wenn wir nicht vnnsere sprach inn der Kirchen brauchtind / so wir die heiligen breüch verhandlend / dieweyl doch so vil vnnd so herrliche exempel so vil fürtreffenlicher Kirchen / vnnd so vil verruͤmpter vorstaͤnderen der Kirchen / vnns vorgangen / das ich erst nicht wideraͤfere die außgetruckt leer deß heiligen Apostels Pauli. 3344 Diß ort erforderet dz ich auch etwz rede vom kirchengsang vnd den siben zeiten / wie mans nennt. Da sol nun niemand meynen / das dz gebaͤtt so durch menschliche stimm gesungen wirt Gott angenaͤmer seye / dann wenn es einfaltig gsprochen waͤrde / 3344 Vom Kirchengesang.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. [384]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/860>, abgerufen am 23.11.2024.