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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
vnd nachlassen der sünd. Dann er laßt vns nach daß wir jm nit zuo bezalen habend. Dahär wir im Euangelio läsend3394 / Do jn die schuldner nit zuo bezalen hattend / schanckt ers jnen beiden. Ein gleychs findt man auch Matthei am xviij. capitel. Darumb so bittend wir von keins vnsers verdiensts / von keiner vnser gnuogthuoung wägen / sonder daß vns durch die gnad vnnd güte Gottes von Christi wägen die sünden geschenckt vnnd verzigen werdind. Es zweyflend auch die glöubigen an der gwüsse der verzyhung nichts. Dann der Herr hat im Euangelio gesprochen: Was jr in meinem Nammen bitten werdend / glaubend so werdend jrs empfahen. Darumb so zweyflend die so mit glauben bättend nicht / dann daß jnen von Christi wägen jre sünd verzigen seye. Dann also bekennend wir auch in den articklen deß glaubens: Jch glauben verzyhung der sünden.

3395 Darauf setzend wir von stundan / Als auch wir vergebend vnseren schuldneren. Nit das wir vermeinind / daß wir von vnserer verzyhung wägen nachlassung vnnd vergebung vnserer sünden verdienind: dann sunst so wäre es nit ein verzyhung. Dann wär etwas bringt oder thuot von deßwägen die sünd aufgehebt wirt / oder damit er für die sünd gnuog thuot / dem wirt nicht vergeben / sonder vil mer widergolten. Darumb so ist dises von anderer vrsachen wegen hinzuothon worden. Erstlich / dieweyl wir vmb die verzyhung sorgfeltig sind / an deren vil zweyflend / so hat der Herr vnser schwachheit hiemit wöllen trösten / daß er dises gleych als ein zeichen hinzuo setzt / bey dem wir verstandind daß vns vnsere sünd so gwüß von Gott verzigen vnnd vergäben seygind / so gwüß wir anderen jre fäler / mit denen sy vns verletzt hattend / verzigen vnd geschenckt habend. Darnach hat er vns aber auch damit die faulkeit wöllen außnemmen / vnd vns die übung der liebe eynblüwen / vnd vns vnsers ampts erinneren / das so noch etwas alter feyndschafft in vnseren hertzen stäcke / daß wir wüssind daß wir dasselbig gentzlich hinlegen vnnd von hertzen schlahen / vnnd ja yetz Gott anrüffen söllind / daß er vnsere hertzen bewege / daß wirs mögind. Wir lassend alten zorn vnnd hassz kum fallen. Aber es ist billich / daß wir den brüderen das minder verzyhind / die wir der aller grösten sünden vergäbung von vnserem gütigen vatter empfangen habend: wir wöllind dann daß es vns gange wie dem in der Euangelischen gleychnuß / der auch die grosse gnad vnnd freygäbe deß herren erfaren hatt / vnnd er aber harw vnnd grimm gegen seinem bruoder was im eynziehen der kleinen vnnd ringen schuld. Welche parabel gantz bekannt ist Matthei am achtzehenden capitel.

3396 Die sechßte vnd letste bitt ist / Vnd für vns nit in versuochung / sonder erlöß vns von dem bösen. Dann die sünd wirdt nimmer dermassen verzigen / daß nit die begird im fleysch bleybe / welche dann durch die versuochungen erweckt / in vil vnd mancherley sünd härfür zogen wirdt. Deren versuochungen sind mancherley. Dann erstlich versuocht vns Gott / wenn er vns etwas fürwirfft / mit dem er vns bewärt: als da er den Abraham heißt seinen sun aufopfferen: oder wenn er vns widerwertigkeit zuoschickt / daß er vnseren glauben übe / vnnd den wuost der sünden mit dem fheür der versuochung auß vns koche . Dise göttlichen versuochungen reichend zum heil der glöubigen. Darumb so bättend wir nit einfaltig / daß wir nit versuocht werdind. Dann die göttlich versuochung ist nütz vnnd guot.3397 Dann sälig wirdt der mann genennt / der versuochung leydet: dann nach dem er bewärt ist / wirdt er die kron deß läbens empfahen. Wir bittend aber / daß wir nit in versuochung gefürt werdind. Dann es versuocht vns auch der teüfel: auch werdend wir von der wält

3394 Luc.7.
3395 Als auch wir vergäben vnseren schuldneren.
3396 Vnd für vns nit in versuochung.
3397 Jac.1.

Predig.
vnd nachlassen der sünd. Dann er laßt vns nach daß wir jm nit zuͦ bezalen habend. Dahaͤr wir im Euangelio laͤsend3394 / Do jn die schuldner nit zuͦ bezalen hattend / schanckt ers jnen beiden. Ein gleychs findt man auch Matthei am xviij. capitel. Darumb so bittend wir von keins vnsers verdiensts / von keiner vnser gnuͦgthuͦung waͤgen / sonder daß vns durch die gnad vnnd guͤte Gottes von Christi waͤgen die sünden geschenckt vnnd verzigen werdind. Es zweyflend auch die gloͤubigen an der gwüsse der verzyhung nichts. Dann der Herr hat im Euangelio gesprochen: Was jr in meinem Nammen bitten werdend / glaubend so werdend jrs empfahen. Darumb so zweyflend die so mit glauben baͤttend nicht / dann daß jnen von Christi waͤgen jre sünd verzigen seye. Dann also bekennend wir auch in den articklen deß glaubens: Jch glauben verzyhung der sünden.

3395 Darauf setzend wir von stundan / Als auch wir vergebend vnseren schuldneren. Nit das wir vermeinind / daß wir von vnserer verzyhung waͤgen nachlassung vnnd vergebung vnserer sünden verdienind: dann sunst so waͤre es nit ein verzyhung. Dann waͤr etwas bringt oder thuͦt von deßwaͤgen die sünd aufgehebt wirt / oder damit er für die sünd gnuͦg thuͦt / dem wirt nicht vergeben / sonder vil mer widergolten. Darumb so ist dises von anderer vrsachen wegen hinzuͦthon worden. Erstlich / dieweyl wir vmb die verzyhung sorgfeltig sind / an deren vil zweyflend / so hat der Herr vnser schwachheit hiemit woͤllen troͤsten / daß er dises gleych als ein zeichen hinzuͦ setzt / bey dem wir verstandind daß vns vnsere sünd so gwüß von Gott verzigen vnnd vergaͤben seygind / so gwüß wir anderen jre faͤler / mit denen sy vns verletzt hattend / verzigen vnd geschenckt habend. Darnach hat er vns aber auch damit die faulkeit woͤllen außnemmen / vnd vns die uͤbung der liebe eynblüwen / vnd vns vnsers ampts erinneren / das so noch etwas alter feyndschafft in vnseren hertzen staͤcke / daß wir wüssind daß wir dasselbig gentzlich hinlegen vnnd von hertzen schlahen / vnnd ja yetz Gott anruͤffen soͤllind / daß er vnsere hertzen bewege / daß wirs moͤgind. Wir lassend alten zorn vnnd hassz kum fallen. Aber es ist billich / daß wir den bruͤderen das minder verzyhind / die wir der aller groͤsten sünden vergaͤbung von vnserem guͤtigen vatter empfangen habend: wir woͤllind dann daß es vns gange wie dem in der Euangelischen gleychnuß / der auch die grosse gnad vnnd freygaͤbe deß herren erfaren hatt / vnnd er aber harw vnnd grimm gegen seinem bruͦder was im eynziehen der kleinen vnnd ringen schuld. Welche parabel gantz bekannt ist Matthei am achtzehenden capitel.

3396 Die sechßte vnd letste bitt ist / Vnd fuͤr vns nit in versuͦchung / sonder erloͤß vns von dem boͤsen. Dann die sünd wirdt nimmer dermassen verzigen / daß nit die begird im fleysch bleybe / welche dann durch die versuͦchungen erweckt / in vil vnd mancherley sünd haͤrfür zogen wirdt. Deren versuͦchungen sind mancherley. Dann erstlich versuͦcht vns Gott / wenn er vns etwas fürwirfft / mit dem er vns bewaͤrt: als da er den Abraham heißt seinen sun aufopfferen: oder wenn er vns widerwertigkeit zuͦschickt / daß er vnseren glauben uͤbe / vnnd den wuͦst der sünden mit dem fheür der versuͦchung auß vns koche . Dise goͤttlichen versuͦchungen reichend zum heil der gloͤubigen. Darumb so baͤttend wir nit einfaltig / daß wir nit versuͦcht werdind. Dann die goͤttlich versuͦchung ist nütz vnnd guͦt.3397 Dann saͤlig wirdt der mann genennt / der versuͦchung leydet: dann nach dem er bewaͤrt ist / wirdt er die kron deß laͤbens empfahen. Wir bittend aber / daß wir nit in versuͦchung gefuͤrt werdind. Dann es versuͦcht vns auch der teüfel: auch werdend wir von der waͤlt

3394 Luc.7.
3395 Als auch wir vergaͤben vnseren schuldneren.
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[CCCXCII./0875] Predig. vnd nachlassen der sünd. Dann er laßt vns nach daß wir jm nit zuͦ bezalen habend. Dahaͤr wir im Euangelio laͤsend 3394 / Do jn die schuldner nit zuͦ bezalen hattend / schanckt ers jnen beiden. Ein gleychs findt man auch Matthei am xviij. capitel. Darumb so bittend wir von keins vnsers verdiensts / von keiner vnser gnuͦgthuͦung waͤgen / sonder daß vns durch die gnad vnnd guͤte Gottes von Christi waͤgen die sünden geschenckt vnnd verzigen werdind. Es zweyflend auch die gloͤubigen an der gwüsse der verzyhung nichts. Dann der Herr hat im Euangelio gesprochen: Was jr in meinem Nammen bitten werdend / glaubend so werdend jrs empfahen. Darumb so zweyflend die so mit glauben baͤttend nicht / dann daß jnen von Christi waͤgen jre sünd verzigen seye. Dann also bekennend wir auch in den articklen deß glaubens: Jch glauben verzyhung der sünden. 3395 Darauf setzend wir von stundan / Als auch wir vergebend vnseren schuldneren. Nit das wir vermeinind / daß wir von vnserer verzyhung waͤgen nachlassung vnnd vergebung vnserer sünden verdienind: dann sunst so waͤre es nit ein verzyhung. Dann waͤr etwas bringt oder thuͦt von deßwaͤgen die sünd aufgehebt wirt / oder damit er für die sünd gnuͦg thuͦt / dem wirt nicht vergeben / sonder vil mer widergolten. Darumb so ist dises von anderer vrsachen wegen hinzuͦthon worden. Erstlich / dieweyl wir vmb die verzyhung sorgfeltig sind / an deren vil zweyflend / so hat der Herr vnser schwachheit hiemit woͤllen troͤsten / daß er dises gleych als ein zeichen hinzuͦ setzt / bey dem wir verstandind daß vns vnsere sünd so gwüß von Gott verzigen vnnd vergaͤben seygind / so gwüß wir anderen jre faͤler / mit denen sy vns verletzt hattend / verzigen vnd geschenckt habend. Darnach hat er vns aber auch damit die faulkeit woͤllen außnemmen / vnd vns die uͤbung der liebe eynblüwen / vnd vns vnsers ampts erinneren / das so noch etwas alter feyndschafft in vnseren hertzen staͤcke / daß wir wüssind daß wir dasselbig gentzlich hinlegen vnnd von hertzen schlahen / vnnd ja yetz Gott anruͤffen soͤllind / daß er vnsere hertzen bewege / daß wirs moͤgind. Wir lassend alten zorn vnnd hassz kum fallen. Aber es ist billich / daß wir den bruͤderen das minder verzyhind / die wir der aller groͤsten sünden vergaͤbung von vnserem guͤtigen vatter empfangen habend: wir woͤllind dann daß es vns gange wie dem in der Euangelischen gleychnuß / der auch die grosse gnad vnnd freygaͤbe deß herren erfaren hatt / vnnd er aber harw vnnd grimm gegen seinem bruͦder was im eynziehen der kleinen vnnd ringen schuld. Welche parabel gantz bekannt ist Matthei am achtzehenden capitel. 3396 Die sechßte vnd letste bitt ist / Vnd fuͤr vns nit in versuͦchung / sonder erloͤß vns von dem boͤsen. Dann die sünd wirdt nimmer dermassen verzigen / daß nit die begird im fleysch bleybe / welche dann durch die versuͦchungen erweckt / in vil vnd mancherley sünd haͤrfür zogen wirdt. Deren versuͦchungen sind mancherley. Dann erstlich versuͦcht vns Gott / wenn er vns etwas fürwirfft / mit dem er vns bewaͤrt: als da er den Abraham heißt seinen sun aufopfferen: oder wenn er vns widerwertigkeit zuͦschickt / daß er vnseren glauben uͤbe / vnnd den wuͦst der sünden mit dem fheür der versuͦchung auß vns koche . Dise goͤttlichen versuͦchungen reichend zum heil der gloͤubigen. Darumb so baͤttend wir nit einfaltig / daß wir nit versuͦcht werdind. Dann die goͤttlich versuͦchung ist nütz vnnd guͦt. 3397 Dann saͤlig wirdt der mann genennt / der versuͦchung leydet: dann nach dem er bewaͤrt ist / wirdt er die kron deß laͤbens empfahen. Wir bittend aber / daß wir nit in versuͦchung gefuͤrt werdind. Dann es versuͦcht vns auch der teüfel: auch werdend wir von der waͤlt 3394 Luc.7. 3395 Als auch wir vergaͤben vnseren schuldneren. 3396 Vnd fuͤr vns nit in versuͦchung. 3397 Jac.1.

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Jurgita Baranauskaite, Justus-Liebig-Universität: Konvertierung nach DTA-Basisformat (2014-03-16T11:00:00Z)
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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCXCII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/875>, abgerufen am 24.11.2024.