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Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558.

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Predig.
gschrifft / auß denen man vngerympte ding on zal eynfüren wurde / wenn yemants darauß vnderstünde gmeine beyspil vnd gsatzte zemachen. Zuo dem daß Moses am selbigen ort ein stuck eines zornigen / nit eines gottsförchtigen weybs / die Gott einen dienst beweysen wölte / beschreybt? Dann mit vngestüme tobet sy wider jren mann / vnd deßhalben auch wider Gott / vnd warff die abgeschnitten vorhaut deß suns zun füssen deß vatters deß kinds jres Eemanns / vnd sprach nit on ein schmutz / Du bist mir ein bluotbreütgam: als wölte sy sagen / Jch hab wol einen bluotigen mann an dir. Vnnd wiewol der engel von Mose abließ / welches sich dann ansehen laßt / als ob deß weybs that dardurch als ein gottgefellige that / geprisen werde / so ist doch söliches mer der gnad Gottes dann der menschlichen gerechtigkeit zuozeschreyben. 3694 Es hat Gott träffenlich mißfallen / dz Dauid Vriam vmbbracht / vnd erst Bersabeam darüber jm selbs zuo weyb nam / noch so nennt er auß sonderbarer güte vnd gnad den Solomonem / der auß diser Bersabea geboren was Jedidia / darumb daß jn der Herr lieb hatt. Also wirt der gütig Gott auch mit Mose versünt / der eintweders auß seiner eignen hinlässigkeit / oder auß schuld deß Madianitischen weybs / die beschneydung am leyb seines suns wider das gsatz zuo lang verzogen hatt / vnnd nimpt die beschneydung die vom weyb mer auß zorn dann auß gottsforcht beschähen was / an / vnd hats für guot. Doch so wil er darnebend nit / daß ander leüten beschneydungen nach diser / als nach einer vollkommnen form vnd weyß / beschähind. 3695 Man muoß aber / sprichst du / mit dem daß die weyber tauffend / die gfar deß ewigen todts vnd der verdamnuß fürkommen / dareyn das kind kumpt / wennes vntaufft auß diser zeyt verscheidet. Antwort: Wenn das kind das yetz vonmuoter leyb kumpt schnäll stirbt / daß die elteren es nit mögend / wenn sy gleych gern wöltind / dem diener der kirchen zetauffen bringen / so reicht jm söliche notwendigkeit nit zum tod / als das durch die gnad Gottes in pundt aufgenommen ist / vnd von wegen deß bluots deß suns Gottes vom tod erlößt wirt. Deß habend wir guote kundtschafften in der heiligen gschrifft. Jm gsatz dorfft man das kind nit beschneyden vor dem achtenden tag. Nun ist aber gwüß daß vil vor dem achtenden tag auß diser zeyt verscheiden sind: noch ward dem das etwan drey oder vier tag nach seiner geburt starb / kein verdamnuß zuogerechnet. Sunst hette Dauid / der in der religion gar ein vfrechter mann wz / vnd seine kind träffenlich liebet / vnd gantz begirig was deß heils seines haußgsinds / sich nit so frölich können noch mögen / do jm sein kind starb / das jm von der Bersabe geboren was vor seinen hofleüten stellen / denen er auch sagt / dz er hingon wurde zuo dem abgestorbnen kind / namlich in das land der läbenden. Darzuo so es den töchterlinen nichts schuod daß sy vnbeschnitten sturbend: dann sy wurdend vnbeschnitten sälig: so wirt es freylich auch den knäblinen nit verdamlich seyn / wenn es nit anders seyn kan / so sy gleych vngetaufft verscheidend. Dann wir habend offt gesagt / daß der heilig tauff an statt der beschneydung kommen seye. Hiehär dienend auch die zeügnussen auß dem gsatz vnd auß den propheten. Dann im gsatz bezeüget Gott nit nun an einem ort / daß er der kinden gwüsse achtung vnd rechnung habe. Jtem im Jona spricht er heiter3696 / daß er deren verschone / die noch nit zuo den jaren kommen / daß sy vnder jrer rechten vnnd lincken ein vnderscheid wüssind. Dann von deren wegen hat Gott zum teil der fürträffenlichen statt Niniue verschonet.

Sprichst du / dise kundtschafften deß Alten Testaments gangind vns nichts an / die wir vnder dem Neuwen Testament läbind. So antworten ich / dz vns Gott nach der zuokunfft Christi ins fleisch nit strenger worden seye / dann er vor der zuokunfft Christi gewesen. Dann was wurdind wir sunst anders sagen / dann Christus wäre nit kommen die verheissungen Gottes zuo erfüllen / sonder aufzeheben

3694 2.Sam.12.
3695 Von der kinden heil die vntaufft sterbend.
3696 Jone 4.

Predig.
gschrifft / auß denen man vngerympte ding on zal eynfuͤren wurde / wenn yemants darauß vnderstuͤnde gmeine beyspil vnd gsatzte zemachen. Zuͦ dem daß Moses am selbigen ort ein stuck eines zornigen / nit eines gottsfoͤrchtigen weybs / die Gott einen dienst beweysen woͤlte / beschreybt? Dann mit vngestüme tobet sy wider jren mann / vnd deßhalben auch wider Gott / vnd warff die abgeschnitten vorhaut deß suns zun fuͤssen deß vatters deß kinds jres Eemanns / vnd sprach nit on ein schmutz / Du bist mir ein bluͦtbreütgam: als woͤlte sy sagen / Jch hab wol einen bluͦtigen mann an dir. Vnnd wiewol der engel von Mose abließ / welches sich dann ansehen laßt / als ob deß weybs that dardurch als ein gottgefellige that / geprisen werde / so ist doch soͤliches mer der gnad Gottes dann der menschlichen gerechtigkeit zuͦzeschreyben. 3694 Es hat Gott traͤffenlich mißfallen / dz Dauid Vriam vmbbracht / vnd erst Bersabeam darüber jm selbs zuͦ weyb nam / noch so nennt er auß sonderbarer guͤte vnd gnad den Solomonem / der auß diser Bersabea geboren was Jedidia / darumb daß jn der Herr lieb hatt. Also wirt der guͤtig Gott auch mit Mose versuͤnt / der eintweders auß seiner eignen hinlaͤssigkeit / oder auß schuld deß Madianitischen weybs / die beschneydung am leyb seines suns wider das gsatz zuͦ lang verzogen hatt / vnnd nimpt die beschneydung die vom weyb mer auß zorn dann auß gottsforcht beschaͤhen was / an / vnd hats für guͦt. Doch so wil er darnebend nit / daß ander leüten beschneydungen nach diser / als nach einer vollkommnen form vnd weyß / beschaͤhind. 3695 Man muͦß aber / sprichst du / mit dem daß die weyber tauffend / die gfar deß ewigen todts vnd der verdamnuß fürkommen / dareyn das kind kumpt / wennes vntaufft auß diser zeyt verscheidet. Antwort: Wenn das kind das yetz vonmuͦter leyb kumpt schnaͤll stirbt / daß die elteren es nit moͤgend / wenn sy gleych gern woͤltind / dem diener der kirchen zetauffen bringen / so reicht jm soͤliche notwendigkeit nit zum tod / als das durch die gnad Gottes in pundt aufgenommen ist / vnd von wegen deß bluͦts deß suns Gottes vom tod erloͤßt wirt. Deß habend wir guͦte kundtschafften in der heiligen gschrifft. Jm gsatz dorfft man das kind nit beschneyden vor dem achtenden tag. Nun ist aber gwüß daß vil vor dem achtenden tag auß diser zeyt verscheiden sind: noch ward dem das etwan drey oder vier tag nach seiner geburt starb / kein verdamnuß zuͦgerechnet. Sunst hette Dauid / der in der religion gar ein vfrechter mann wz / vnd seine kind traͤffenlich liebet / vnd gantz begirig was deß heils seines haußgsinds / sich nit so froͤlich koͤnnen noch moͤgen / do jm sein kind starb / das jm von der Bersabe geboren was vor seinen hofleüten stellen / denen er auch sagt / dz er hingon wurde zuͦ dem abgestorbnen kind / namlich in das land der laͤbenden. Darzuͦ so es den toͤchterlinen nichts schuͦd daß sy vnbeschnitten sturbend: dann sy wurdend vnbeschnitten saͤlig: so wirt es freylich auch den knaͤblinen nit verdamlich seyn / wenn es nit anders seyn kan / so sy gleych vngetaufft verscheidend. Dann wir habend offt gesagt / daß der heilig tauff an statt der beschneydung kommen seye. Hiehaͤr dienend auch die zeügnussen auß dem gsatz vnd auß den propheten. Dann im gsatz bezeüget Gott nit nun an einem ort / daß er der kinden gwüsse achtung vnd rechnung habe. Jtem im Jona spricht er heiter3696 / daß er deren verschone / die noch nit zuͦ den jaren kommen / daß sy vnder jrer rechten vnnd lincken ein vnderscheid wüssind. Dann von deren wegen hat Gott zum teil der fürtraͤffenlichen statt Niniue verschonet.

Sprichst du / dise kundtschafften deß Alten Testaments gangind vns nichts an / die wir vnder dem Neuwen Testament laͤbind. So antworten ich / dz vns Gott nach der zuͦkunfft Christi ins fleisch nit strenger worden seye / dann er vor der zuͦkunfft Christi gewesen. Dann was wurdind wir sunst anders sagen / dann Christus waͤre nit kommen die verheissungen Gottes zuͦ erfüllen / sonder aufzeheben

3694 2.Sam.12.
3695 Von der kinden heil die vntaufft sterbend.
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                   mit vngestüme tobet sy wider jren mann / vnd deßhalben auch wider Gott / vnd warff
                   die abgeschnitten vorhaut deß suns zun fu&#x0364;ssen deß vatters deß kinds jres Eemanns
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                   zorn dann auß gottsforcht bescha&#x0364;hen was / an / vnd hats für gu&#x0366;t. Doch so wil er
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                   daß die elteren es nit mo&#x0364;gend / wenn sy gleych gern wo&#x0364;ltind / dem diener der
                   kirchen zetauffen bringen / so reicht jm so&#x0364;liche notwendigkeit nit zum tod / als
                   das durch die gnad Gottes in pundt aufgenommen ist / vnd von wegen deß blu&#x0366;ts deß
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                   heiligen gschrifft. Jm gsatz dorfft man das kind nit beschneyden vor dem achtenden
                   tag. Nun ist aber gwüß daß vil vor dem achtenden tag auß diser zeyt verscheiden
                   sind: noch ward dem das etwan drey oder vier tag nach seiner geburt starb / kein
                   verdamnuß zu&#x0366;gerechnet. Sunst hette Dauid / der in der religion gar ein vfrechter
                   mann wz / vnd seine kind tra&#x0364;ffenlich liebet / vnd gantz begirig was deß heils
                   seines haußgsinds / sich nit so fro&#x0364;lich ko&#x0364;nnen noch mo&#x0364;gen / do jm sein kind starb
                   / das jm von der Bersabe geboren was vor seinen hofleüten stellen / denen er auch
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[CCCCXXXIIII./0959] Predig. gschrifft / auß denen man vngerympte ding on zal eynfuͤren wurde / wenn yemants darauß vnderstuͤnde gmeine beyspil vnd gsatzte zemachen. Zuͦ dem daß Moses am selbigen ort ein stuck eines zornigen / nit eines gottsfoͤrchtigen weybs / die Gott einen dienst beweysen woͤlte / beschreybt? Dann mit vngestüme tobet sy wider jren mann / vnd deßhalben auch wider Gott / vnd warff die abgeschnitten vorhaut deß suns zun fuͤssen deß vatters deß kinds jres Eemanns / vnd sprach nit on ein schmutz / Du bist mir ein bluͦtbreütgam: als woͤlte sy sagen / Jch hab wol einen bluͦtigen mann an dir. Vnnd wiewol der engel von Mose abließ / welches sich dann ansehen laßt / als ob deß weybs that dardurch als ein gottgefellige that / geprisen werde / so ist doch soͤliches mer der gnad Gottes dann der menschlichen gerechtigkeit zuͦzeschreyben. 3694 Es hat Gott traͤffenlich mißfallen / dz Dauid Vriam vmbbracht / vnd erst Bersabeam darüber jm selbs zuͦ weyb nam / noch so nennt er auß sonderbarer guͤte vnd gnad den Solomonem / der auß diser Bersabea geboren was Jedidia / darumb daß jn der Herr lieb hatt. Also wirt der guͤtig Gott auch mit Mose versuͤnt / der eintweders auß seiner eignen hinlaͤssigkeit / oder auß schuld deß Madianitischen weybs / die beschneydung am leyb seines suns wider das gsatz zuͦ lang verzogen hatt / vnnd nimpt die beschneydung die vom weyb mer auß zorn dann auß gottsforcht beschaͤhen was / an / vnd hats für guͦt. Doch so wil er darnebend nit / daß ander leüten beschneydungen nach diser / als nach einer vollkommnen form vnd weyß / beschaͤhind. 3695 Man muͦß aber / sprichst du / mit dem daß die weyber tauffend / die gfar deß ewigen todts vnd der verdamnuß fürkommen / dareyn das kind kumpt / wennes vntaufft auß diser zeyt verscheidet. Antwort: Wenn das kind das yetz vonmuͦter leyb kumpt schnaͤll stirbt / daß die elteren es nit moͤgend / wenn sy gleych gern woͤltind / dem diener der kirchen zetauffen bringen / so reicht jm soͤliche notwendigkeit nit zum tod / als das durch die gnad Gottes in pundt aufgenommen ist / vnd von wegen deß bluͦts deß suns Gottes vom tod erloͤßt wirt. Deß habend wir guͦte kundtschafften in der heiligen gschrifft. Jm gsatz dorfft man das kind nit beschneyden vor dem achtenden tag. Nun ist aber gwüß daß vil vor dem achtenden tag auß diser zeyt verscheiden sind: noch ward dem das etwan drey oder vier tag nach seiner geburt starb / kein verdamnuß zuͦgerechnet. Sunst hette Dauid / der in der religion gar ein vfrechter mann wz / vnd seine kind traͤffenlich liebet / vnd gantz begirig was deß heils seines haußgsinds / sich nit so froͤlich koͤnnen noch moͤgen / do jm sein kind starb / das jm von der Bersabe geboren was vor seinen hofleüten stellen / denen er auch sagt / dz er hingon wurde zuͦ dem abgestorbnen kind / namlich in das land der laͤbenden. Darzuͦ so es den toͤchterlinen nichts schuͦd daß sy vnbeschnitten sturbend: dann sy wurdend vnbeschnitten saͤlig: so wirt es freylich auch den knaͤblinen nit verdamlich seyn / wenn es nit anders seyn kan / so sy gleych vngetaufft verscheidend. Dann wir habend offt gesagt / daß der heilig tauff an statt der beschneydung kommen seye. Hiehaͤr dienend auch die zeügnussen auß dem gsatz vnd auß den propheten. Dann im gsatz bezeüget Gott nit nun an einem ort / daß er der kinden gwüsse achtung vnd rechnung habe. Jtem im Jona spricht er heiter 3696 / daß er deren verschone / die noch nit zuͦ den jaren kommen / daß sy vnder jrer rechten vnnd lincken ein vnderscheid wüssind. Dann von deren wegen hat Gott zum teil der fürtraͤffenlichen statt Niniue verschonet. Sprichst du / dise kundtschafften deß Alten Testaments gangind vns nichts an / die wir vnder dem Neuwen Testament laͤbind. So antworten ich / dz vns Gott nach der zuͦkunfft Christi ins fleisch nit strenger worden seye / dann er vor der zuͦkunfft Christi gewesen. Dann was wurdind wir sunst anders sagen / dann Christus waͤre nit kommen die verheissungen Gottes zuͦ erfüllen / sonder aufzeheben 3694 2.Sam.12. 3695 Von der kinden heil die vntaufft sterbend. 3696 Jone 4.

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Zitationshilfe: Bullinger, Heinrich: Haußbuoch. Zürich, 1558, S. CCCCXXXIIII.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bullinger_haussbuoch_1558/959>, abgerufen am 22.11.2024.