Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.
Diese Thatsache könnte als gewichtiges Ar- 1) Biese Thatsache ist von den Vegetarianern bisher gar
nicht beachtet worden, obgleich ich bereits vor 11 Jahren darauf aufmerksam gemacht habe. Zeitschrift für Biologie. 1874. Bd. X. S. 317.
Diese Thatsache könnte als gewichtiges Ar- 1) Biese Thatsache ist von den Vegetarianern bisher gar
nicht beachtet worden, obgleich ich bereits vor 11 Jahren darauf aufmerksam gemacht habe. Zeitschrift für Biologie. 1874. Bd. X. S. 317. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0013" n="12"/><lb/> des Fleischfressers, die vegetabilische Nahrung da-<lb/> gegen und die Milch des Pflanzenfressers sind weit<lb/> reicher an Kali und ärmer an Natron. In der Men-<lb/> schenmilch aber ist das Verhältnis des Kali zum<lb/> Natron meist noch höher als in der Milch der<lb/> pflanzenfressenden Thiere. Also auch in dieser Hin-<lb/> sicht tritt der Character der Pflanzenfressermilch am<lb/> deutlichsten in der Menschenmilch hervor<note place="foot" n="1)"> Biese Thatsache ist von den Vegetarianern bisher gar<lb/> nicht beachtet worden, obgleich ich bereits vor 11 Jahren<lb/> darauf aufmerksam gemacht habe. Zeitschrift für Biologie.<lb/> 1874. Bd. X. S. 317.</note> Dieses<lb/> isi eine sehr beachtenswerthe Thatsache: obgleich<lb/> das Menschengeschlecht in unserem Welttheile seit<lb/> Jahrtausenden von gemischter Kost gelebt hat und<lb/> vorher nachweislich im Nomadenzuatande von rein<lb/> animalischer Kost, so hat dennoch die Milch den<lb/> Charakter der Pflanzenfressermilch bewahrt.<lb/></p> <p> Diese Thatsache könnte als gewichtiges Ar-<lb/> gument erscheinen zu Gunsten der Vegetarianer. Es<lb/> wäre zwar nur ein Analogieschluss, aber zwischen<lb/> einem Analogieschluss und einem inductiven Beweise<lb/> besteht keine scharfe Grenze. Der Analogieschluss<lb/> gewinnt an Beweiskraft in dem Masse, als das Ma-<lb/> terial, aus dem er sich ziehen lässt, wächst. Das<lb/> Material aber ist in diesem Falle ein sehr geringes.<lb/> Wir besitzen nur wenige zuverlässige Milchanalysen<lb/> und nur von sehr wenigen Thierarten, insbesondere<lb/> nur von einem einzigen Omnivoren Thiere, dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [12/0013]
des Fleischfressers, die vegetabilische Nahrung da-
gegen und die Milch des Pflanzenfressers sind weit
reicher an Kali und ärmer an Natron. In der Men-
schenmilch aber ist das Verhältnis des Kali zum
Natron meist noch höher als in der Milch der
pflanzenfressenden Thiere. Also auch in dieser Hin-
sicht tritt der Character der Pflanzenfressermilch am
deutlichsten in der Menschenmilch hervor 1) Dieses
isi eine sehr beachtenswerthe Thatsache: obgleich
das Menschengeschlecht in unserem Welttheile seit
Jahrtausenden von gemischter Kost gelebt hat und
vorher nachweislich im Nomadenzuatande von rein
animalischer Kost, so hat dennoch die Milch den
Charakter der Pflanzenfressermilch bewahrt.
Diese Thatsache könnte als gewichtiges Ar-
gument erscheinen zu Gunsten der Vegetarianer. Es
wäre zwar nur ein Analogieschluss, aber zwischen
einem Analogieschluss und einem inductiven Beweise
besteht keine scharfe Grenze. Der Analogieschluss
gewinnt an Beweiskraft in dem Masse, als das Ma-
terial, aus dem er sich ziehen lässt, wächst. Das
Material aber ist in diesem Falle ein sehr geringes.
Wir besitzen nur wenige zuverlässige Milchanalysen
und nur von sehr wenigen Thierarten, insbesondere
nur von einem einzigen Omnivoren Thiere, dem
1) Biese Thatsache ist von den Vegetarianern bisher gar
nicht beachtet worden, obgleich ich bereits vor 11 Jahren
darauf aufmerksam gemacht habe. Zeitschrift für Biologie.
1874. Bd. X. S. 317.
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