Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0012" n="11"/><lb/> fressenden Thiere zeigt eine quantitativ verschiedene<lb/> Zusammensetzung. Der Säugling erhält schon in<lb/> der Milch die drei Hauptgruppen der organischen<lb/> Nahrungsstoffe — Eiweiss, Fette und Kohlehydrate<lb/> — nahezu in demselben Verhältnis wie in der<lb/> späteren Nahrung. Der charakteristische Unterschied<lb/> der vegetabilischen und animalischen Nahrung be-<lb/> steht bekanntlich darin, dass die Pflanzennahrung<lb/> reicher ist an Kohlehydraten, ärmer an Fett und<lb/> Eiweiss, die Fleischnahrung dagegen reich an Eiweiss<lb/> und Fett, arm an Kohlehydraten. Dementsprechend<lb/> ist auch die Milch des Pflanzenfressers reich an<lb/> Zucker, arm an Eiweiss und Fett, die Milch des<lb/> Fleischfressers reich an Eiweiss und Fett, arm an<lb/> Zucker. Die Milch des Omnivoren Schweines steht<lb/> der quantitativen Zusammensetzung nach in der<lb/> Mitte zwischen der Milch der Fleisch- und Pflanzen-<lb/> fresser. Wie ist nun die Menschenmilch zusammen-<lb/> gesetzt? Aus den zuverlässigsten Analysen ergiebt<lb/> sich, dass die Menschenmilch noch ärmer an Eiweiss<lb/> und Fett und relativ reicher ist an Zucker als die<lb/> Milch der pflanzenfressenden Thiere, dass also der<lb/> Charakter der Pflanzenfresserrailch in der Menschen-<lb/> milch am stärksten ausgeprägt ist. Wie in der<lb/> quantitativen Zusammensetzung der organischen, so<lb/> zeigen auch in der quantitativen Zusammensetzung<lb/> der anorganischen ßestandtheile die animalische und<lb/> vegetabilische Nahrung einen characteristischen Unter-<lb/> schied: die animalische Nahrung enthält Kali und<lb/> Natron in aequivalenten Mengen, ebenso die Milch<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0012]
fressenden Thiere zeigt eine quantitativ verschiedene
Zusammensetzung. Der Säugling erhält schon in
der Milch die drei Hauptgruppen der organischen
Nahrungsstoffe — Eiweiss, Fette und Kohlehydrate
— nahezu in demselben Verhältnis wie in der
späteren Nahrung. Der charakteristische Unterschied
der vegetabilischen und animalischen Nahrung be-
steht bekanntlich darin, dass die Pflanzennahrung
reicher ist an Kohlehydraten, ärmer an Fett und
Eiweiss, die Fleischnahrung dagegen reich an Eiweiss
und Fett, arm an Kohlehydraten. Dementsprechend
ist auch die Milch des Pflanzenfressers reich an
Zucker, arm an Eiweiss und Fett, die Milch des
Fleischfressers reich an Eiweiss und Fett, arm an
Zucker. Die Milch des Omnivoren Schweines steht
der quantitativen Zusammensetzung nach in der
Mitte zwischen der Milch der Fleisch- und Pflanzen-
fresser. Wie ist nun die Menschenmilch zusammen-
gesetzt? Aus den zuverlässigsten Analysen ergiebt
sich, dass die Menschenmilch noch ärmer an Eiweiss
und Fett und relativ reicher ist an Zucker als die
Milch der pflanzenfressenden Thiere, dass also der
Charakter der Pflanzenfresserrailch in der Menschen-
milch am stärksten ausgeprägt ist. Wie in der
quantitativen Zusammensetzung der organischen, so
zeigen auch in der quantitativen Zusammensetzung
der anorganischen ßestandtheile die animalische und
vegetabilische Nahrung einen characteristischen Unter-
schied: die animalische Nahrung enthält Kali und
Natron in aequivalenten Mengen, ebenso die Milch
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