Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

ihr furchtbares Schicksal dom Alkohol zu danken
haben1). Es steht zweifellos lest, dass ein ganzes
Heer von anderen Krankheiten durch den Alkohol
entsteht und dass viele dieser Krankheiten, ins-
besondere die vielfachen durch Alkohol acquirirtcn
Nervenleiden -- von der leichtesten Nervosität bis
zum ausgesprochenen Wahnsinn -- in hohem Grade
erblich sind. Wurde doch beispielsweise constatiri,
dass "unter 300 Blödsinnigen, deren Eltern nach
Lebensweise, Gesundheitszustand u. s. w. genau er-
forscht wurden, sich 145 befanden, deren Eltern
Gewohnheitstrinker waren"2). Es sei schliesslich
noch hervorgehoben, dass auch ein bedeutender
Procentsatz aller Selbstmorde dem Alkohol zu-
geschrieben wird -- in Russland 38 pCt.3)

Wohl weiss ich, dass man diese Zahlen be-
zweifeln kann. Sie lassen sich ja nicht genau fest-
stellen. Der Verwechselung von Ursache und Wirkung
ist ein weiter Spielraum gelassen. Die Zahlen könnten
zu hoch sein. -- Sie könnten aber auch zu niedrig

1) Baer, U c. Abschnitt III. U. "Trunksucht und Gei
sfcesstörung." S. 36t". Ganghüfner, "Ueber den Einfluss
des Alkoholismus auf den Menschon". 1879. $, 7. ln der
Leidesdorff'sehen Klinik waren unter Nil männlichen
Geisteskranken, an denen die Amte die Krankheitsursache
glaubten ctmstaliren zu können, 80. welche durch Alkohol-
missbrauch geisteskrank geworden waren, also 37|iOt., unter
den 70 weiblichen Bat. nur 3, also 4 pCt.
2) 2) Ganghofner, 1. c. S. 7.
3) Ganghofner, 1. c. S. 10.

ihr furchtbares Schicksal dom Alkohol zu danken
haben1). Es steht zweifellos lest, dass ein ganzes
Heer von anderen Krankheiten durch den Alkohol
entsteht und dass viele dieser Krankheiten, ins-
besondere die vielfachen durch Alkohol acquirirtcn
Nervenleiden — von der leichtesten Nervosität bis
zum ausgesprochenen Wahnsinn — in hohem Grade
erblich sind. Wurde doch beispielsweise constatiri,
dass „unter 300 Blödsinnigen, deren Eltern nach
Lebensweise, Gesundheitszustand u. s. w. genau er-
forscht wurden, sich 145 befanden, deren Eltern
Gewohnheitstrinker waren“2). Es sei schliesslich
noch hervorgehoben, dass auch ein bedeutender
Procentsatz aller Selbstmorde dem Alkohol zu-
geschrieben wird — in Russland 38 pCt.3)

Wohl weiss ich, dass man diese Zahlen be-
zweifeln kann. Sie lassen sich ja nicht genau fest-
stellen. Der Verwechselung von Ursache und Wirkung
ist ein weiter Spielraum gelassen. Die Zahlen könnten
zu hoch sein. — Sie könnten aber auch zu niedrig

1) Baer, U c. Abschnitt III. U. „Trunksucht und Gei
sfcesstörung.“ S. 36t». Ganghüfner, „Ueber den Einfluss
des Alkoholismus auf den Menschon“. 1879. $, 7. ln der
Leidesdorff’sehen Klinik waren unter Nil männlichen
Geisteskranken, an denen die Amte die Krankheitsursache
glaubten ctmstaliren zu können, 80. welche durch Alkohol-
missbrauch geisteskrank geworden waren, also 37|iOt., unter
den 70 weiblichen Bat. nur 3, also 4 pCt.
2) 2) Ganghofner, 1. c. S. 7.
3) Ganghofner, 1. c. S. 10.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0028" n="27"/>
ihr furchtbares Schicksal dom Alkohol zu danken<lb/>
haben<note place="foot" n="1)">Baer, U c. Abschnitt III. U. &#x201E;Trunksucht und Gei<lb/>
sfcesstörung.&#x201C; S. 36t». Ganghüfner, &#x201E;Ueber den Einfluss<lb/>
des Alkoholismus auf den Menschon&#x201C;. 1879. $, 7. ln der<lb/>
Leidesdorff&#x2019;sehen Klinik waren unter Nil männlichen<lb/>
Geisteskranken, an denen die Amte die Krankheitsursache<lb/>
glaubten ctmstaliren zu können, 80. welche durch Alkohol-<lb/>
missbrauch geisteskrank geworden waren, also 37|iOt., unter<lb/>
den 70 weiblichen Bat. nur 3, also 4 pCt.</note>. Es steht zweifellos lest, dass ein ganzes<lb/>
Heer von anderen Krankheiten durch den Alkohol<lb/>
entsteht und dass viele dieser Krankheiten, ins-<lb/>
besondere die vielfachen durch Alkohol acquirirtcn<lb/>
Nervenleiden &#x2014; von der leichtesten Nervosität bis<lb/>
zum ausgesprochenen Wahnsinn &#x2014; in hohem Grade<lb/>
erblich sind. Wurde doch beispielsweise constatiri,<lb/>
dass &#x201E;unter 300 Blödsinnigen, deren Eltern nach<lb/>
Lebensweise, Gesundheitszustand u. s. w. genau er-<lb/>
forscht wurden, sich 145 befanden, deren Eltern<lb/>
Gewohnheitstrinker waren&#x201C;<note place="foot" n="2)"> 2) Ganghofner, 1. c. S. 7.</note>. Es sei schliesslich<lb/>
noch hervorgehoben, dass auch ein bedeutender<lb/>
Procentsatz aller Selbstmorde dem Alkohol zu-<lb/>
geschrieben wird &#x2014; in Russland 38 pCt.<note place="foot" n="3)">Ganghofner, 1. c. S. 10.</note><lb/></p>
        <p> Wohl weiss ich, dass man diese Zahlen be-<lb/>
zweifeln kann. Sie lassen sich ja nicht genau fest-<lb/>
stellen. Der Verwechselung von Ursache und Wirkung<lb/>
ist ein weiter Spielraum gelassen. Die Zahlen könnten<lb/>
zu hoch sein. &#x2014; Sie könnten aber auch zu niedrig<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0028] ihr furchtbares Schicksal dom Alkohol zu danken haben 1). Es steht zweifellos lest, dass ein ganzes Heer von anderen Krankheiten durch den Alkohol entsteht und dass viele dieser Krankheiten, ins- besondere die vielfachen durch Alkohol acquirirtcn Nervenleiden — von der leichtesten Nervosität bis zum ausgesprochenen Wahnsinn — in hohem Grade erblich sind. Wurde doch beispielsweise constatiri, dass „unter 300 Blödsinnigen, deren Eltern nach Lebensweise, Gesundheitszustand u. s. w. genau er- forscht wurden, sich 145 befanden, deren Eltern Gewohnheitstrinker waren“ 2). Es sei schliesslich noch hervorgehoben, dass auch ein bedeutender Procentsatz aller Selbstmorde dem Alkohol zu- geschrieben wird — in Russland 38 pCt. 3) Wohl weiss ich, dass man diese Zahlen be- zweifeln kann. Sie lassen sich ja nicht genau fest- stellen. Der Verwechselung von Ursache und Wirkung ist ein weiter Spielraum gelassen. Die Zahlen könnten zu hoch sein. — Sie könnten aber auch zu niedrig 1) Baer, U c. Abschnitt III. U. „Trunksucht und Gei sfcesstörung.“ S. 36t». Ganghüfner, „Ueber den Einfluss des Alkoholismus auf den Menschon“. 1879. $, 7. ln der Leidesdorff’sehen Klinik waren unter Nil männlichen Geisteskranken, an denen die Amte die Krankheitsursache glaubten ctmstaliren zu können, 80. welche durch Alkohol- missbrauch geisteskrank geworden waren, also 37|iOt., unter den 70 weiblichen Bat. nur 3, also 4 pCt. 2) 2) Ganghofner, 1. c. S. 7. 3) Ganghofner, 1. c. S. 10.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885/28
Zitationshilfe: Bunge, Gustav von: Der Vegetarianismus. Berlin, 1885, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bunge_vegetarianismus_1885/28>, abgerufen am 23.11.2024.