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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Vasari; die Zuccari; Arpino etc.
ihn vom Schlimmsten zurückhält. -- Ganz im Argen liegen erst die
Brüder Zuccaro, Taddeo (1529--1566) und Federigo (st. 1609),
indem sie den grössten systematischen Hochmuth mit einer bei ihrer
Bildung wahrhaft gewissenlosen Formliederlichkeit verbinden. Erträg-
lich und bisweilen überraschend durch Züge grossen Talentes in ihren
Darstellungen der Zeitgeschichte (vordere Säle im Pal. Farnese zua
Rom; Sala regia des Vaticans; Schloss Caprarola mit der farnesischenb
Hausgeschichte) werden sie in ihren unergründlichen (weil literarisch
erarbeiteten) Allegorien (Casa Bartholdy in Rom, und Domkuppel zuc
Florenz) komisch bedauernswerth. -- Ein anderer grosser Entrepre-
neur, hauptsächlich für Rom und Neapel, war in der spätern Zeit des
XVI. Jahrh. der Cavaliere d'Arpino (eigentl. Giuseppe Cesari, geb.
um 1560, st. 1640); nicht barock, aber mit einer seelenlosen allge-
meinen Schönheit oder Eleganz behaftet, die nur selten (Cap. Olgiatid
in S. Prassede zu Rom; Zwickelbilder der Cap. Pauls V in S. Mariae
maggiore) einer edlern Wärme Platz macht. -- Die Mitstrebenden
dieser vielbewunderten Meister haben vorzüglich in Rom eine unglaub-
liche Menge von Fresken hinterlassen. -- Von dem ältern Tempesta
und Roncalli dalle Pomarance rühren z. B. die vielen gräss-
lichen Marterbilder in S. Stefano rotondo her, merkwürdig als Belegf
dessen, was die Kunst sich wieder von Tendenzgegenständen musste
aufbürden lassen, seitdem sie sich selbst erniedrigt hatte. -- Von Cir-
cignani-Pomarancio, Paris Nogari, Baglioni, Baldas-
sare Croce
(die 2 grossen Seitenbilder in S. Susanna) enthält fastg
jede Kirche die alt genug ist, irgend etwas, das man nur sieht um
es baldigst wieder zu vergessen. Denn was nicht empfunden ist, kann
auch nicht nachempfunden werden und prägt sich dem Gedächtniss
nur äusserlich und mit Mühe ein. Bisweilen entschädigt der mehr
decorative Theil, z. B. Füll- und Tragefiguren, den Sinn einigermassen.

In Neapel ist einer der besten Manieristen dieser Zeit Simone
Papa
d. jüng. (Fresken im Chor von S. Maria la nuova). Auch derh
stets rüstige, oft wüste Improvisator Belisario Corenzio (überall);
der ältere Santafede (Deckenbild in S. Maria la nuova, anderei
Deckenbilder von ihm und der ganzen Schule besonders im Dom);k
der jüngere Santafede (Auferstehung in der Capelle des Monte
di Pieta, gegenüber der Assunta des Ippolito Borghese, beides Haupt-l

Vasari; die Zuccari; Arpino etc.
ihn vom Schlimmsten zurückhält. — Ganz im Argen liegen erst die
Brüder Zuccaro, Taddeo (1529—1566) und Federigo (st. 1609),
indem sie den grössten systematischen Hochmuth mit einer bei ihrer
Bildung wahrhaft gewissenlosen Formliederlichkeit verbinden. Erträg-
lich und bisweilen überraschend durch Züge grossen Talentes in ihren
Darstellungen der Zeitgeschichte (vordere Säle im Pal. Farnese zua
Rom; Sala regia des Vaticans; Schloss Caprarola mit der farnesischenb
Hausgeschichte) werden sie in ihren unergründlichen (weil literarisch
erarbeiteten) Allegorien (Casa Bartholdy in Rom, und Domkuppel zuc
Florenz) komisch bedauernswerth. — Ein anderer grosser Entrepre-
neur, hauptsächlich für Rom und Neapel, war in der spätern Zeit des
XVI. Jahrh. der Cavaliere d’Arpino (eigentl. Giuseppe Cesari, geb.
um 1560, st. 1640); nicht barock, aber mit einer seelenlosen allge-
meinen Schönheit oder Eleganz behaftet, die nur selten (Cap. Olgiatid
in S. Prassede zu Rom; Zwickelbilder der Cap. Pauls V in S. Mariae
maggiore) einer edlern Wärme Platz macht. — Die Mitstrebenden
dieser vielbewunderten Meister haben vorzüglich in Rom eine unglaub-
liche Menge von Fresken hinterlassen. — Von dem ältern Tempesta
und Roncalli dalle Pomarance rühren z. B. die vielen gräss-
lichen Marterbilder in S. Stefano rotondo her, merkwürdig als Belegf
dessen, was die Kunst sich wieder von Tendenzgegenständen musste
aufbürden lassen, seitdem sie sich selbst erniedrigt hatte. — Von Cir-
cignani-Pomarancio, Paris Nogari, Baglioni, Baldas-
sare Croce
(die 2 grossen Seitenbilder in S. Susanna) enthält fastg
jede Kirche die alt genug ist, irgend etwas, das man nur sieht um
es baldigst wieder zu vergessen. Denn was nicht empfunden ist, kann
auch nicht nachempfunden werden und prägt sich dem Gedächtniss
nur äusserlich und mit Mühe ein. Bisweilen entschädigt der mehr
decorative Theil, z. B. Füll- und Tragefiguren, den Sinn einigermassen.

In Neapel ist einer der besten Manieristen dieser Zeit Simone
Papa
d. jüng. (Fresken im Chor von S. Maria la nuova). Auch derh
stets rüstige, oft wüste Improvisator Belisario Corenzio (überall);
der ältere Santafede (Deckenbild in S. Maria la nuova, anderei
Deckenbilder von ihm und der ganzen Schule besonders im Dom);k
der jüngere Santafede (Auferstehung in der Capelle des Monte
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[997/1019] Vasari; die Zuccari; Arpino etc. ihn vom Schlimmsten zurückhält. — Ganz im Argen liegen erst die Brüder Zuccaro, Taddeo (1529—1566) und Federigo (st. 1609), indem sie den grössten systematischen Hochmuth mit einer bei ihrer Bildung wahrhaft gewissenlosen Formliederlichkeit verbinden. Erträg- lich und bisweilen überraschend durch Züge grossen Talentes in ihren Darstellungen der Zeitgeschichte (vordere Säle im Pal. Farnese zu Rom; Sala regia des Vaticans; Schloss Caprarola mit der farnesischen Hausgeschichte) werden sie in ihren unergründlichen (weil literarisch erarbeiteten) Allegorien (Casa Bartholdy in Rom, und Domkuppel zu Florenz) komisch bedauernswerth. — Ein anderer grosser Entrepre- neur, hauptsächlich für Rom und Neapel, war in der spätern Zeit des XVI. Jahrh. der Cavaliere d’Arpino (eigentl. Giuseppe Cesari, geb. um 1560, st. 1640); nicht barock, aber mit einer seelenlosen allge- meinen Schönheit oder Eleganz behaftet, die nur selten (Cap. Olgiati in S. Prassede zu Rom; Zwickelbilder der Cap. Pauls V in S. Maria maggiore) einer edlern Wärme Platz macht. — Die Mitstrebenden dieser vielbewunderten Meister haben vorzüglich in Rom eine unglaub- liche Menge von Fresken hinterlassen. — Von dem ältern Tempesta und Roncalli dalle Pomarance rühren z. B. die vielen gräss- lichen Marterbilder in S. Stefano rotondo her, merkwürdig als Beleg dessen, was die Kunst sich wieder von Tendenzgegenständen musste aufbürden lassen, seitdem sie sich selbst erniedrigt hatte. — Von Cir- cignani-Pomarancio, Paris Nogari, Baglioni, Baldas- sare Croce (die 2 grossen Seitenbilder in S. Susanna) enthält fast jede Kirche die alt genug ist, irgend etwas, das man nur sieht um es baldigst wieder zu vergessen. Denn was nicht empfunden ist, kann auch nicht nachempfunden werden und prägt sich dem Gedächtniss nur äusserlich und mit Mühe ein. Bisweilen entschädigt der mehr decorative Theil, z. B. Füll- und Tragefiguren, den Sinn einigermassen. a b c d e f g In Neapel ist einer der besten Manieristen dieser Zeit Simone Papa d. jüng. (Fresken im Chor von S. Maria la nuova). Auch der stets rüstige, oft wüste Improvisator Belisario Corenzio (überall); der ältere Santafede (Deckenbild in S. Maria la nuova, andere Deckenbilder von ihm und der ganzen Schule besonders im Dom); der jüngere Santafede (Auferstehung in der Capelle des Monte di Pietà, gegenüber der Assunta des Ippolito Borghese, beides Haupt- h i k l

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 997. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1019>, abgerufen am 05.12.2024.