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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
abilder); Imparato (Dom und S. M. la nuova) u. a. geben zusammen
das Bild einer zwar entarteten, aber von der michelangelesken Nach-
ahmung nur wenig angesteckten Schule; es fehlt zwar im Componiren
an Mässigung und im Ganzen an höherm Geist, allein auch die falsche
Bravour fehlt, und die Verwilderung ist keine so unwürdige wie in
Rom und anderwärts. Arpino, der eigentlich mit in diese Reihe ge-
hört, machte sich es nur zu leicht. -- Der einzige Michelangelist,
bMarco da Siena, kam von aussen. Seine Bilder im Museum sind
meist äusserst widrig; die angenehmern Seiten, namentlich ein brillan-
ctes Colorit, entwickelt er in dem "ungläubigen Thomas" (Dom, 2. Cap.
dlinks) und in der Taufe Christi (S. Domenico maggiore, 4. Cap. r.).
(Cola della Matrice malte noch um 1550 in der Art des XV.
eJahrh.; ein Bild in der Galerie des Capitols.)


Ehe wir den Apennin überschreiten, ist es auch in Betreff der
bis jetzt Genannten und einiger ihrer Zeitgenossen eine Forderung der
Billigkeit, der guten und selbst sehr vorzüglichen Leistungen zu ge-
denken. Dieselben beginnen da wo der falsche Pompstyl aufhört.

Von der florentinischen Schule, hauptsächlich von den grossen
Porträtmalern 1) Bronzino und Pontormo ging fortwährend ein
belebender Strahl nach dieser Richtung aus. Die Bildnisse Vasari's
f(sein Haus 2) in Arezzo; Uffizien und Academie in Florenz) und der
gbeiden Zuccaro (Pal. Pitti und ein Zimmer in Casa Bartholdy zu
Rom, wo die sämmtlichen Mitglieder der Familie in Lunetten al fresco
gemalt sind) sind in der Auffassung fast ganz naiv und in der Aus-
führung wahr. Dem Federigo gelingt auch auf dem idealen Gebiet

1) Bei diesem Anlass mag der bedeutenden Sammlung von Miniaturporträts in
*Öl gedacht werden, welche zu Florenz theils in den Uffizien (Säle rechts von
**der Tribuna) theils im Pal. Pitti (Durchgang zu den hintern Zimmern der
Galerie) immer mehrere zusammen eingerahmt sich vorfinden. Sie geben
eine reiche Übersicht dieser ganzen Kunstgattung für die Zeit von 1550 bis
1650. Es lassen sich Deutsche und Venezianer des XVI. Jahrh., Niederlän-
der und Florentiner des XVII. Jahrh. wohl ausscheiden von der dabei am
meisten vertretenen Richtung des Bronzino und Scipione Gaetano. -- Eine
+kleine Sammlung auch im Pal. Guadagni.
2) Jetzt Casa Montauti.

Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen.
abilder); Imparato (Dom und S. M. la nuova) u. a. geben zusammen
das Bild einer zwar entarteten, aber von der michelangelesken Nach-
ahmung nur wenig angesteckten Schule; es fehlt zwar im Componiren
an Mässigung und im Ganzen an höherm Geist, allein auch die falsche
Bravour fehlt, und die Verwilderung ist keine so unwürdige wie in
Rom und anderwärts. Arpino, der eigentlich mit in diese Reihe ge-
hört, machte sich es nur zu leicht. — Der einzige Michelangelist,
bMarco da Siena, kam von aussen. Seine Bilder im Museum sind
meist äusserst widrig; die angenehmern Seiten, namentlich ein brillan-
ctes Colorit, entwickelt er in dem „ungläubigen Thomas“ (Dom, 2. Cap.
dlinks) und in der Taufe Christi (S. Domenico maggiore, 4. Cap. r.).
(Cola della Matrice malte noch um 1550 in der Art des XV.
eJahrh.; ein Bild in der Galerie des Capitols.)


Ehe wir den Apennin überschreiten, ist es auch in Betreff der
bis jetzt Genannten und einiger ihrer Zeitgenossen eine Forderung der
Billigkeit, der guten und selbst sehr vorzüglichen Leistungen zu ge-
denken. Dieselben beginnen da wo der falsche Pompstyl aufhört.

Von der florentinischen Schule, hauptsächlich von den grossen
Porträtmalern 1) Bronzino und Pontormo ging fortwährend ein
belebender Strahl nach dieser Richtung aus. Die Bildnisse Vasari’s
f(sein Haus 2) in Arezzo; Uffizien und Academie in Florenz) und der
gbeiden Zuccaro (Pal. Pitti und ein Zimmer in Casa Bartholdy zu
Rom, wo die sämmtlichen Mitglieder der Familie in Lunetten al fresco
gemalt sind) sind in der Auffassung fast ganz naiv und in der Aus-
führung wahr. Dem Federigo gelingt auch auf dem idealen Gebiet

1) Bei diesem Anlass mag der bedeutenden Sammlung von Miniaturporträts in
*Öl gedacht werden, welche zu Florenz theils in den Uffizien (Säle rechts von
**der Tribuna) theils im Pal. Pitti (Durchgang zu den hintern Zimmern der
Galerie) immer mehrere zusammen eingerahmt sich vorfinden. Sie geben
eine reiche Übersicht dieser ganzen Kunstgattung für die Zeit von 1550 bis
1650. Es lassen sich Deutsche und Venezianer des XVI. Jahrh., Niederlän-
der und Florentiner des XVII. Jahrh. wohl ausscheiden von der dabei am
meisten vertretenen Richtung des Bronzino und Scipione Gaetano. — Eine
kleine Sammlung auch im Pal. Guadagni.
2) Jetzt Casa Montauti.
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[998/1020] Malerei des XVI. Jahrhunderts. Die Manieristen. bilder); Imparato (Dom und S. M. la nuova) u. a. geben zusammen das Bild einer zwar entarteten, aber von der michelangelesken Nach- ahmung nur wenig angesteckten Schule; es fehlt zwar im Componiren an Mässigung und im Ganzen an höherm Geist, allein auch die falsche Bravour fehlt, und die Verwilderung ist keine so unwürdige wie in Rom und anderwärts. Arpino, der eigentlich mit in diese Reihe ge- hört, machte sich es nur zu leicht. — Der einzige Michelangelist, Marco da Siena, kam von aussen. Seine Bilder im Museum sind meist äusserst widrig; die angenehmern Seiten, namentlich ein brillan- tes Colorit, entwickelt er in dem „ungläubigen Thomas“ (Dom, 2. Cap. links) und in der Taufe Christi (S. Domenico maggiore, 4. Cap. r.). (Cola della Matrice malte noch um 1550 in der Art des XV. Jahrh.; ein Bild in der Galerie des Capitols.) a b c d e Ehe wir den Apennin überschreiten, ist es auch in Betreff der bis jetzt Genannten und einiger ihrer Zeitgenossen eine Forderung der Billigkeit, der guten und selbst sehr vorzüglichen Leistungen zu ge- denken. Dieselben beginnen da wo der falsche Pompstyl aufhört. Von der florentinischen Schule, hauptsächlich von den grossen Porträtmalern 1) Bronzino und Pontormo ging fortwährend ein belebender Strahl nach dieser Richtung aus. Die Bildnisse Vasari’s (sein Haus 2) in Arezzo; Uffizien und Academie in Florenz) und der beiden Zuccaro (Pal. Pitti und ein Zimmer in Casa Bartholdy zu Rom, wo die sämmtlichen Mitglieder der Familie in Lunetten al fresco gemalt sind) sind in der Auffassung fast ganz naiv und in der Aus- führung wahr. Dem Federigo gelingt auch auf dem idealen Gebiet f g 1) Bei diesem Anlass mag der bedeutenden Sammlung von Miniaturporträts in Öl gedacht werden, welche zu Florenz theils in den Uffizien (Säle rechts von der Tribuna) theils im Pal. Pitti (Durchgang zu den hintern Zimmern der Galerie) immer mehrere zusammen eingerahmt sich vorfinden. Sie geben eine reiche Übersicht dieser ganzen Kunstgattung für die Zeit von 1550 bis 1650. Es lassen sich Deutsche und Venezianer des XVI. Jahrh., Niederlän- der und Florentiner des XVII. Jahrh. wohl ausscheiden von der dabei am meisten vertretenen Richtung des Bronzino und Scipione Gaetano. — Eine kleine Sammlung auch im Pal. Guadagni. 2) Jetzt Casa Montauti.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 998. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1020>, abgerufen am 05.12.2024.