Engel haben selten Zeit zum Musiciren. -- Ein eigenthümliches Glo- rienbild des Bonone steht in S. Benedetto zu Ferrara auf d. 3. Alt.a links; der Auferstandene wird von neun auf Wolken um ihn grup- pirten benedictinischen Heiligen verehrt, geküsst, angebetet, bestaunt; die santa conversazione wird zur gemeinschaftlichen ekstatischen Ver- klärung (Parallele: Fiesole's Fresco in S. Marco, S. 790, c.)
Vor allem aber sind die Glorien der Hauptgegenstand für die Kuppel- und Gewölbemalereien (S. 386, ff.). Coreggio's ge- fährliches und unerreichbares Vorbild wird Anfangs ernst genommen. Es ist unmöglich, einer Arbeit die Achtung zu versagen wie z. B. den Fresken des Lodovico Caracci an dem Bogen vor der Chor-b nische des Domes von Piacenza; diese jubelnden Engel welche Bücher halten und Blumen streuen, haben ein grandioses Leben und einen fast ganz echten monumentalen Styl. Domenichino's 4 Evangelistenc an den Pendentifs der Kuppel von S. Andrea della Valle zu Rom sind zum Theil grossartiger als irgend eine Pendentifgestalt in Parma; und wenn er mit den allegorischen, noch sehr schön gezeichneten Fi-d guren der Pendentifs von S. Carlo a' catinari gleichgültig lässt, wenn er in den auffallend geringern Pendentifs des Tesoro im Dom vone Neapel Allegorisches, Historisches und Überweltliches auf anstössige Weise mischt, so geben wir dort der Allegorie als solcher, hier der gedrückten Stimmung des arg misshandelten Meisters die Schuld. -- Guido bringt in seinem (sehr übermalten) Engelconcert bei S. Gre-f gorio in Rom (von den 3 Capellen daneben diejenige rechts) wenig- stens einen ganz naiven und heitern Eindruck hervor durch die schö- nen jugendlichen Gestalten ohne Pathos. In der Glorie des heil. Dominicus (Halbkuppel der Cap. des Heiligen in S. Domenico zu Bo-g logna) richten zwar die musicirenden Engel einen conventionellen Blick nach oben, Christus und Maria sind im Ausdruck des Empfan- gens ganz unbedeutend, allein höchst grandios schwebt der Heilige, dessen schwarzer Mantel von Putten ausgespannt wird. -- Zu diesen frühen, mit höherer Anstrengung gemalten Glorien gehört auch Bo- none's schöne Halbkuppel in S. Maria in vado zu Ferrara, anbetendeh Patriarchen und Propheten. -- Unter den Neapolitanern ist Stan-
B. Cicerone. 66
Glorien. Gewölbemalereien.
Engel haben selten Zeit zum Musiciren. — Ein eigenthümliches Glo- rienbild des Bonone steht in S. Benedetto zu Ferrara auf d. 3. Alt.a links; der Auferstandene wird von neun auf Wolken um ihn grup- pirten benedictinischen Heiligen verehrt, geküsst, angebetet, bestaunt; die santa conversazione wird zur gemeinschaftlichen ekstatischen Ver- klärung (Parallele: Fiesole’s Fresco in S. Marco, S. 790, c.)
Vor allem aber sind die Glorien der Hauptgegenstand für die Kuppel- und Gewölbemalereien (S. 386, ff.). Coreggio’s ge- fährliches und unerreichbares Vorbild wird Anfangs ernst genommen. Es ist unmöglich, einer Arbeit die Achtung zu versagen wie z. B. den Fresken des Lodovico Caracci an dem Bogen vor der Chor-b nische des Domes von Piacenza; diese jubelnden Engel welche Bücher halten und Blumen streuen, haben ein grandioses Leben und einen fast ganz echten monumentalen Styl. Domenichino’s 4 Evangelistenc an den Pendentifs der Kuppel von S. Andrea della Valle zu Rom sind zum Theil grossartiger als irgend eine Pendentifgestalt in Parma; und wenn er mit den allegorischen, noch sehr schön gezeichneten Fi-d guren der Pendentifs von S. Carlo a’ catinari gleichgültig lässt, wenn er in den auffallend geringern Pendentifs des Tesoro im Dom vone Neapel Allegorisches, Historisches und Überweltliches auf anstössige Weise mischt, so geben wir dort der Allegorie als solcher, hier der gedrückten Stimmung des arg misshandelten Meisters die Schuld. — Guido bringt in seinem (sehr übermalten) Engelconcert bei S. Gre-f gorio in Rom (von den 3 Capellen daneben diejenige rechts) wenig- stens einen ganz naiven und heitern Eindruck hervor durch die schö- nen jugendlichen Gestalten ohne Pathos. In der Glorie des heil. Dominicus (Halbkuppel der Cap. des Heiligen in S. Domenico zu Bo-g logna) richten zwar die musicirenden Engel einen conventionellen Blick nach oben, Christus und Maria sind im Ausdruck des Empfan- gens ganz unbedeutend, allein höchst grandios schwebt der Heilige, dessen schwarzer Mantel von Putten ausgespannt wird. — Zu diesen frühen, mit höherer Anstrengung gemalten Glorien gehört auch Bo- none’s schöne Halbkuppel in S. Maria in vado zu Ferrara, anbetendeh Patriarchen und Propheten. — Unter den Neapolitanern ist Stan-
B. Cicerone. 66
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Glorien. Gewölbemalereien.
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rienbild des Bonone steht in S. Benedetto zu Ferrara auf d. 3. Alt.
links; der Auferstandene wird von neun auf Wolken um ihn grup-
pirten benedictinischen Heiligen verehrt, geküsst, angebetet, bestaunt;
die santa conversazione wird zur gemeinschaftlichen ekstatischen Ver-
klärung (Parallele: Fiesole’s Fresco in S. Marco, S. 790, c.)
a
Vor allem aber sind die Glorien der Hauptgegenstand für die
Kuppel- und Gewölbemalereien (S. 386, ff.). Coreggio’s ge-
fährliches und unerreichbares Vorbild wird Anfangs ernst genommen.
Es ist unmöglich, einer Arbeit die Achtung zu versagen wie z. B.
den Fresken des Lodovico Caracci an dem Bogen vor der Chor-
nische des Domes von Piacenza; diese jubelnden Engel welche Bücher
halten und Blumen streuen, haben ein grandioses Leben und einen fast
ganz echten monumentalen Styl. Domenichino’s 4 Evangelisten
an den Pendentifs der Kuppel von S. Andrea della Valle zu Rom
sind zum Theil grossartiger als irgend eine Pendentifgestalt in Parma;
und wenn er mit den allegorischen, noch sehr schön gezeichneten Fi-
guren der Pendentifs von S. Carlo a’ catinari gleichgültig lässt, wenn
er in den auffallend geringern Pendentifs des Tesoro im Dom von
Neapel Allegorisches, Historisches und Überweltliches auf anstössige
Weise mischt, so geben wir dort der Allegorie als solcher, hier der
gedrückten Stimmung des arg misshandelten Meisters die Schuld. —
Guido bringt in seinem (sehr übermalten) Engelconcert bei S. Gre-
gorio in Rom (von den 3 Capellen daneben diejenige rechts) wenig-
stens einen ganz naiven und heitern Eindruck hervor durch die schö-
nen jugendlichen Gestalten ohne Pathos. In der Glorie des heil.
Dominicus (Halbkuppel der Cap. des Heiligen in S. Domenico zu Bo-
logna) richten zwar die musicirenden Engel einen conventionellen
Blick nach oben, Christus und Maria sind im Ausdruck des Empfan-
gens ganz unbedeutend, allein höchst grandios schwebt der Heilige,
dessen schwarzer Mantel von Putten ausgespannt wird. — Zu diesen
frühen, mit höherer Anstrengung gemalten Glorien gehört auch Bo-
none’s schöne Halbkuppel in S. Maria in vado zu Ferrara, anbetende
Patriarchen und Propheten. — Unter den Neapolitanern ist Stan-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 1041. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/1063>, abgerufen am 05.12.2024.
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