Gebälkstück und ihre antike Bildung, die Bögen ihre verzierten Pro- file; den gewölbten Seitenschiffen schliessen sich die Capellen als nie- drigere Nischen reihenweise an, alles mit streng durchgeführter Be- kleidung von Pilastern und Gesimsen, dergleichen damals wohl noch an römischen Nischenbauten erhalten war. Die Decke des Haupt- und Querschiffes (wohl nicht mehr die alte) ist flach; über der Kreuzung eine einfache Kuppel ohne Cylinder, welche weislich keinen Anspruch macht, da sie bei ihrer Kleinheit die Kirche doch nicht beherrschen könnte. Die reichen Rundformen sparte Brunellesco für die Sacristei auf, welche über ihrem Quadrat eine polygone niedrige Kuppel und über dem zierlichen Ausbau für den Altar eine kleine Flachkuppel hat. -- Aussen am Oberschiff ein regelmässiges römisches Gebälk über der sonst glatten Mauer; Brunellesco konnte sich auf die Römer berufen, welche ebenfalls die Gebälke über blosse Mauern hingeführt hatten (Tempel des Antonin und der Faustina). Die Fassade, für welche nach Brunellesco auch Rafael und Michelangelo Entwürfe machen mussten, ist vor lauter grossen Absichten ein Rohbau ge- blieben. Auch der erste Klosterhof soll nach Brunellesco's Entwurf gebaut sein.
Lange nach Brunellesco's Tode (1470) wurde eine zweite Basilica S. Spirito, nach seinen (wie man glaubt, sehr frei benützten) Zeich-a nungen begonnen. Hier sind die Capellennischen mit den Nebenschiffen gleich hoch und dafür wie für alles Detail ist Brunellesco kaum ver- antwortlich zu machen. (Die übertrieben grossen Portalakroterien; das Zusammentreffen zweier Fenster in einer Ecke aussen!) Auch die kleinliche Kuppel mit Cylinder über dem Kreuz (die er an S. Lo- renzo vermied) ist vielleicht nicht sein Gedanke; wohl aber die Her- umführung der Nebenschiffe um Querbau und Chor, trotz der oft getadelten Zweitheiligkeit der Abschlüsse. Unser Auge ist an Schluss- Intervalle von ungerader Zahl zu sehr gewöhnt, um dieser Freiheit leicht gerecht zu werden; an sich ist der perspectivische Durchblick dieser hintern Theile sehr schön.
Für die ganze Entwicklung der Renaissance von grosser Bedeu- tung ist die Capelle des Geschlechtes Pazzi, im vordern Klosterhofb von S. Croce in Florenz. Die polygone Flachkuppel mit Rundfenstern über dem griechischen Kreuz ist in dieser Gestalt eine Lieblingsform
S. Lorenzo. S. Spirito. Cap. de’ Pazzi.
Gebälkstück und ihre antike Bildung, die Bögen ihre verzierten Pro- file; den gewölbten Seitenschiffen schliessen sich die Capellen als nie- drigere Nischen reihenweise an, alles mit streng durchgeführter Be- kleidung von Pilastern und Gesimsen, dergleichen damals wohl noch an römischen Nischenbauten erhalten war. Die Decke des Haupt- und Querschiffes (wohl nicht mehr die alte) ist flach; über der Kreuzung eine einfache Kuppel ohne Cylinder, welche weislich keinen Anspruch macht, da sie bei ihrer Kleinheit die Kirche doch nicht beherrschen könnte. Die reichen Rundformen sparte Brunellesco für die Sacristei auf, welche über ihrem Quadrat eine polygone niedrige Kuppel und über dem zierlichen Ausbau für den Altar eine kleine Flachkuppel hat. — Aussen am Oberschiff ein regelmässiges römisches Gebälk über der sonst glatten Mauer; Brunellesco konnte sich auf die Römer berufen, welche ebenfalls die Gebälke über blosse Mauern hingeführt hatten (Tempel des Antonin und der Faustina). Die Fassade, für welche nach Brunellesco auch Rafael und Michelangelo Entwürfe machen mussten, ist vor lauter grossen Absichten ein Rohbau ge- blieben. Auch der erste Klosterhof soll nach Brunellesco’s Entwurf gebaut sein.
Lange nach Brunellesco’s Tode (1470) wurde eine zweite Basilica S. Spirito, nach seinen (wie man glaubt, sehr frei benützten) Zeich-a nungen begonnen. Hier sind die Capellennischen mit den Nebenschiffen gleich hoch und dafür wie für alles Detail ist Brunellesco kaum ver- antwortlich zu machen. (Die übertrieben grossen Portalakroterien; das Zusammentreffen zweier Fenster in einer Ecke aussen!) Auch die kleinliche Kuppel mit Cylinder über dem Kreuz (die er an S. Lo- renzo vermied) ist vielleicht nicht sein Gedanke; wohl aber die Her- umführung der Nebenschiffe um Querbau und Chor, trotz der oft getadelten Zweitheiligkeit der Abschlüsse. Unser Auge ist an Schluss- Intervalle von ungerader Zahl zu sehr gewöhnt, um dieser Freiheit leicht gerecht zu werden; an sich ist der perspectivische Durchblick dieser hintern Theile sehr schön.
Für die ganze Entwicklung der Renaissance von grosser Bedeu- tung ist die Capelle des Geschlechtes Pazzi, im vordern Klosterhofb von S. Croce in Florenz. Die polygone Flachkuppel mit Rundfenstern über dem griechischen Kreuz ist in dieser Gestalt eine Lieblingsform
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S. Lorenzo. S. Spirito. Cap. de’ Pazzi.
Gebälkstück und ihre antike Bildung, die Bögen ihre verzierten Pro-
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drigere Nischen reihenweise an, alles mit streng durchgeführter Be-
kleidung von Pilastern und Gesimsen, dergleichen damals wohl noch
an römischen Nischenbauten erhalten war. Die Decke des Haupt-
und Querschiffes (wohl nicht mehr die alte) ist flach; über der Kreuzung
eine einfache Kuppel ohne Cylinder, welche weislich keinen Anspruch
macht, da sie bei ihrer Kleinheit die Kirche doch nicht beherrschen
könnte. Die reichen Rundformen sparte Brunellesco für die Sacristei
auf, welche über ihrem Quadrat eine polygone niedrige Kuppel und
über dem zierlichen Ausbau für den Altar eine kleine Flachkuppel
hat. — Aussen am Oberschiff ein regelmässiges römisches Gebälk
über der sonst glatten Mauer; Brunellesco konnte sich auf die Römer
berufen, welche ebenfalls die Gebälke über blosse Mauern hingeführt
hatten (Tempel des Antonin und der Faustina). Die Fassade, für
welche nach Brunellesco auch Rafael und Michelangelo Entwürfe
machen mussten, ist vor lauter grossen Absichten ein Rohbau ge-
blieben. Auch der erste Klosterhof soll nach Brunellesco’s Entwurf
gebaut sein.
Lange nach Brunellesco’s Tode (1470) wurde eine zweite Basilica
S. Spirito, nach seinen (wie man glaubt, sehr frei benützten) Zeich-
nungen begonnen. Hier sind die Capellennischen mit den Nebenschiffen
gleich hoch und dafür wie für alles Detail ist Brunellesco kaum ver-
antwortlich zu machen. (Die übertrieben grossen Portalakroterien;
das Zusammentreffen zweier Fenster in einer Ecke aussen!) Auch
die kleinliche Kuppel mit Cylinder über dem Kreuz (die er an S. Lo-
renzo vermied) ist vielleicht nicht sein Gedanke; wohl aber die Her-
umführung der Nebenschiffe um Querbau und Chor, trotz der oft
getadelten Zweitheiligkeit der Abschlüsse. Unser Auge ist an Schluss-
Intervalle von ungerader Zahl zu sehr gewöhnt, um dieser Freiheit
leicht gerecht zu werden; an sich ist der perspectivische Durchblick
dieser hintern Theile sehr schön.
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Für die ganze Entwicklung der Renaissance von grosser Bedeu-
tung ist die Capelle des Geschlechtes Pazzi, im vordern Klosterhof
von S. Croce in Florenz. Die polygone Flachkuppel mit Rundfenstern
über dem griechischen Kreuz ist in dieser Gestalt eine Lieblingsform
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/197>, abgerufen am 04.12.2024.
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