Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.Frührenaissance. Florenz. Kirchen und Klöster. Beleg, wie sehr bisweilen auf Bemalung der architektonischen Gliedermit Arabesken (hier weiss auf braun) gerechnet wurde. Die (neuere) aHauptkirche selbst gering und ungeschickt. -- Vom Anfang des XVI. Jahrhunderts der kleine Hof des Scalzo (unweit S. Marco), phan- tasievoll in wenigen Formen durch die blosse Stellung der Säulen. -- bEin anderer artiger kleiner Hof als Eingang der Confrat. di S. Pietro cmartire (unweit der Annunziata, selten offen). -- Ein Klosterhof bei dS. Girolamo 1528. -- Baulich nicht bedeutend die beiden Höfe von Og- nissanti; in den vordern ragt das linke Querschiff der Kirche auf egothischen Bogen malerisch herein. -- Die drei kleinern Höfe von S. Maria novella, aus verschiedenen Zeiten des XV. Jahrhunderts. -- fDer zweite Klosterhof al Carmine (1490), unten gewölbt, oben mit flachem Gebälk auf Consolen, beide Stockwerke ionisch. -- Aus dem gXVI. Jahrhundert die jetzige Gensdarmerie, ehemals Kloster S. Ca- hterina, auf Piazza S. Marco. -- Die Kirche San Felice, vielleicht von iMichelozzo selbst. -- Die zierliche Sacristei von S. Felicita (1470), kmit besonders hübschem Chörchen. -- Der schöne Vorhof der Annun- ziata, möglicher Weise von dem ältern Antonio San Gallo (s. unten), von welchem der mittlere Bogen an deren Aussenhalle herrührt. (Der Rest dieser Aussenhalle erst seit 1600 von Caccini.) Von Palästen und Privatgebäuden 1) dieses Styles sind hier zu 1) Der Verfasser kennt die Landhäuser um Florenz nicht genau genug, um sie
hier dem Styl nach einreihen zu können. (Villa Michelozzi auf Bellosguardo hat wenig Altes mehr an sich.) Immerhin muss er den Architekten die Wan- derungen vor sämmtlichen Thoren der Stadt in möglichst weitem Umkreis dringend anempfehlen. Von den stattlichen (nur ausnahmsweise prächtigen) Villen bis zum Bauernhause herab werden sie hier eine Fülle ländlich- schöner Baugedanken antreffen, die eben nur in der Heimat der modernen Baukunst so beisammen sind. Was in der römischen Umgegend vorhanden ist, zeigt theils mehr den schloss- und palastartigen Charakter, theils mehr bäurische Formlosigkeit. Die Gebäude um Neapel sind bei oft grossem male- rischem Reiz insgemein klein und formlos, diejenigen um Genua auffallend städtisch. Die Villen der Venezianer an der Brenta, zum Theil Anlagen des Palladio, sind dem Verfasser nur aus Abbildungen bekannt. -- Florenz allein möchte in seiner Umgebung mehr praktisch Anregendes in dieser Gattung besitzen als das ganze übrige Italien. Doch muss auch den Villen in der Frührenaissance. Florenz. Kirchen und Klöster. Beleg, wie sehr bisweilen auf Bemalung der architektonischen Gliedermit Arabesken (hier weiss auf braun) gerechnet wurde. Die (neuere) aHauptkirche selbst gering und ungeschickt. — Vom Anfang des XVI. Jahrhunderts der kleine Hof des Scalzo (unweit S. Marco), phan- tasievoll in wenigen Formen durch die blosse Stellung der Säulen. — bEin anderer artiger kleiner Hof als Eingang der Confrat. di S. Pietro cmartire (unweit der Annunziata, selten offen). — Ein Klosterhof bei dS. Girolamo 1528. — Baulich nicht bedeutend die beiden Höfe von Og- nissanti; in den vordern ragt das linke Querschiff der Kirche auf egothischen Bogen malerisch herein. — Die drei kleinern Höfe von S. Maria novella, aus verschiedenen Zeiten des XV. Jahrhunderts. — fDer zweite Klosterhof al Carmine (1490), unten gewölbt, oben mit flachem Gebälk auf Consolen, beide Stockwerke ionisch. — Aus dem gXVI. Jahrhundert die jetzige Gensdarmerie, ehemals Kloster S. Ca- hterina, auf Piazza S. Marco. — Die Kirche San Felice, vielleicht von iMichelozzo selbst. — Die zierliche Sacristei von S. Felicita (1470), kmit besonders hübschem Chörchen. — Der schöne Vorhof der Annun- ziata, möglicher Weise von dem ältern Antonio San Gallo (s. unten), von welchem der mittlere Bogen an deren Aussenhalle herrührt. (Der Rest dieser Aussenhalle erst seit 1600 von Caccini.) Von Palästen und Privatgebäuden 1) dieses Styles sind hier zu 1) Der Verfasser kennt die Landhäuser um Florenz nicht genau genug, um sie
hier dem Styl nach einreihen zu können. (Villa Michelozzi auf Bellosguardo hat wenig Altes mehr an sich.) Immerhin muss er den Architekten die Wan- derungen vor sämmtlichen Thoren der Stadt in möglichst weitem Umkreis dringend anempfehlen. Von den stattlichen (nur ausnahmsweise prächtigen) Villen bis zum Bauernhause herab werden sie hier eine Fülle ländlich- schöner Baugedanken antreffen, die eben nur in der Heimat der modernen Baukunst so beisammen sind. Was in der römischen Umgegend vorhanden ist, zeigt theils mehr den schloss- und palastartigen Charakter, theils mehr bäurische Formlosigkeit. Die Gebäude um Neapel sind bei oft grossem male- rischem Reiz insgemein klein und formlos, diejenigen um Genua auffallend städtisch. Die Villen der Venezianer an der Brenta, zum Theil Anlagen des Palladio, sind dem Verfasser nur aus Abbildungen bekannt. — Florenz allein möchte in seiner Umgebung mehr praktisch Anregendes in dieser Gattung besitzen als das ganze übrige Italien. Doch muss auch den Villen in der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0202" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Frührenaissance. Florenz. Kirchen und Klöster.</hi></fw><lb/> Beleg, wie sehr bisweilen auf Bemalung der architektonischen Glieder<lb/> mit Arabesken (hier weiss auf braun) gerechnet wurde. Die (neuere)<lb/><note place="left">a</note>Hauptkirche selbst gering und ungeschickt. — Vom Anfang des XVI.<lb/> Jahrhunderts der kleine Hof des Scalzo (unweit S. Marco), phan-<lb/> tasievoll in wenigen Formen durch die blosse Stellung der Säulen. —<lb/><note place="left">b</note>Ein anderer artiger kleiner Hof als Eingang der Confrat. di S. Pietro<lb/><note place="left">c</note>martire (unweit der Annunziata, selten offen). — Ein Klosterhof bei<lb/><note place="left">d</note>S. Girolamo 1528. — Baulich nicht bedeutend die beiden Höfe von Og-<lb/> nissanti; in den vordern ragt das linke Querschiff der Kirche auf<lb/><note place="left">e</note>gothischen Bogen malerisch herein. — Die drei kleinern Höfe von<lb/> S. Maria novella, aus verschiedenen Zeiten des XV. Jahrhunderts. —<lb/><note place="left">f</note>Der zweite Klosterhof al Carmine (1490), unten gewölbt, oben mit<lb/> flachem Gebälk auf Consolen, beide Stockwerke ionisch. — Aus dem<lb/><note place="left">g</note>XVI. Jahrhundert die jetzige Gensdarmerie, ehemals Kloster S. Ca-<lb/><note place="left">h</note>terina, auf Piazza S. Marco. — Die Kirche San Felice, vielleicht von<lb/><note place="left">i</note>Michelozzo selbst. — Die zierliche Sacristei von S. Felicita (1470),<lb/><note place="left">k</note>mit besonders hübschem Chörchen. — Der schöne Vorhof der Annun-<lb/> ziata, möglicher Weise von dem ältern Antonio San Gallo (s. unten),<lb/> von welchem der mittlere Bogen an deren Aussenhalle herrührt. (Der<lb/> Rest dieser Aussenhalle erst seit 1600 von Caccini.)</p><lb/> <p>Von <hi rendition="#g">Palästen</hi> und Privatgebäuden <note xml:id="seg2pn_7_1" next="#seg2pn_7_2" place="foot" n="1)">Der Verfasser kennt die Landhäuser um Florenz nicht genau genug, um sie<lb/> hier dem Styl nach einreihen zu können. (Villa Michelozzi auf Bellosguardo<lb/> hat wenig Altes mehr an sich.) Immerhin muss er den Architekten die Wan-<lb/> derungen vor sämmtlichen Thoren der Stadt in möglichst weitem Umkreis<lb/> dringend anempfehlen. Von den stattlichen (nur ausnahmsweise prächtigen)<lb/> Villen bis zum Bauernhause herab werden sie hier eine Fülle <hi rendition="#g">ländlich-<lb/> schöner</hi> Baugedanken antreffen, die eben nur in der Heimat der modernen<lb/> Baukunst so beisammen sind. Was in der römischen Umgegend vorhanden<lb/> ist, zeigt theils mehr den schloss- und palastartigen Charakter, theils mehr<lb/> bäurische Formlosigkeit. Die Gebäude um Neapel sind bei oft grossem male-<lb/> rischem Reiz insgemein klein und formlos, diejenigen um Genua auffallend<lb/> städtisch. Die Villen der Venezianer an der Brenta, zum Theil Anlagen des<lb/> Palladio, sind dem Verfasser nur aus Abbildungen bekannt. — Florenz allein<lb/> möchte in seiner Umgebung mehr <hi rendition="#g">praktisch</hi> Anregendes in dieser Gattung<lb/> besitzen als das ganze übrige Italien. Doch muss auch den Villen in der</note> dieses Styles sind hier zu<lb/><note place="left">l</note>nennen: Pal. Giugni-Canigiani (Via de’ Bardi N. 1333) mit einem Hof<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0202]
Frührenaissance. Florenz. Kirchen und Klöster.
Beleg, wie sehr bisweilen auf Bemalung der architektonischen Glieder
mit Arabesken (hier weiss auf braun) gerechnet wurde. Die (neuere)
Hauptkirche selbst gering und ungeschickt. — Vom Anfang des XVI.
Jahrhunderts der kleine Hof des Scalzo (unweit S. Marco), phan-
tasievoll in wenigen Formen durch die blosse Stellung der Säulen. —
Ein anderer artiger kleiner Hof als Eingang der Confrat. di S. Pietro
martire (unweit der Annunziata, selten offen). — Ein Klosterhof bei
S. Girolamo 1528. — Baulich nicht bedeutend die beiden Höfe von Og-
nissanti; in den vordern ragt das linke Querschiff der Kirche auf
gothischen Bogen malerisch herein. — Die drei kleinern Höfe von
S. Maria novella, aus verschiedenen Zeiten des XV. Jahrhunderts. —
Der zweite Klosterhof al Carmine (1490), unten gewölbt, oben mit
flachem Gebälk auf Consolen, beide Stockwerke ionisch. — Aus dem
XVI. Jahrhundert die jetzige Gensdarmerie, ehemals Kloster S. Ca-
terina, auf Piazza S. Marco. — Die Kirche San Felice, vielleicht von
Michelozzo selbst. — Die zierliche Sacristei von S. Felicita (1470),
mit besonders hübschem Chörchen. — Der schöne Vorhof der Annun-
ziata, möglicher Weise von dem ältern Antonio San Gallo (s. unten),
von welchem der mittlere Bogen an deren Aussenhalle herrührt. (Der
Rest dieser Aussenhalle erst seit 1600 von Caccini.)
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Von Palästen und Privatgebäuden 1) dieses Styles sind hier zu
nennen: Pal. Giugni-Canigiani (Via de’ Bardi N. 1333) mit einem Hof
l
1) Der Verfasser kennt die Landhäuser um Florenz nicht genau genug, um sie
hier dem Styl nach einreihen zu können. (Villa Michelozzi auf Bellosguardo
hat wenig Altes mehr an sich.) Immerhin muss er den Architekten die Wan-
derungen vor sämmtlichen Thoren der Stadt in möglichst weitem Umkreis
dringend anempfehlen. Von den stattlichen (nur ausnahmsweise prächtigen)
Villen bis zum Bauernhause herab werden sie hier eine Fülle ländlich-
schöner Baugedanken antreffen, die eben nur in der Heimat der modernen
Baukunst so beisammen sind. Was in der römischen Umgegend vorhanden
ist, zeigt theils mehr den schloss- und palastartigen Charakter, theils mehr
bäurische Formlosigkeit. Die Gebäude um Neapel sind bei oft grossem male-
rischem Reiz insgemein klein und formlos, diejenigen um Genua auffallend
städtisch. Die Villen der Venezianer an der Brenta, zum Theil Anlagen des
Palladio, sind dem Verfasser nur aus Abbildungen bekannt. — Florenz allein
möchte in seiner Umgebung mehr praktisch Anregendes in dieser Gattung
besitzen als das ganze übrige Italien. Doch muss auch den Villen in der
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