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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Siena. Benedetto da Majano.
Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. --
Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; dena
Pal. de' Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. -- Von denb
Kirchen soll die Osservanza (1/2 Stunde vor Porta Ovile) ganz vonc
Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen
Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Died
Sacristei im Carmine kenne ich nicht.

Das Kirchlein Fontegiusta -- zwölf Kreuzgewölbe von viere
Säulen und acht Wandsäulen gestützt, mit einem obern Stockwerk,
das innen nicht sichtbar ist -- rührt von Franc. Fedeli aus Como
(1479) her. -- In Cecco's spätern Jahren war vielleicht der junge
Baldassare Peruzzi sein Schüler.

Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De-
coration des obern Oratoriums in S. Bernardino herrühren. Pilaster,f
Friese und Flachdecke gehören zum Geschmackvollsten der Blüthe-
zeit. -- Die Decoration im untern Raum von S. Caterina etwas späterg
und nicht mehr so rein.


Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau-
kunst war indess nicht den Bauherren von Siena, sondern dem Flo-
rentiner Benedetto da Majano bestimmt. Nach seinem Entwurf
(ob noch bei seinen Lebzeiten, ist ungewiss) begann 1489 der Bau des
Palazzo Strozzi. Mit Ausnahme des ausser aller Linie stehendenh
Pal. Pitti ist dieses majestätische Gebäude die letzte und höchste
Form, welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glie-
der durch den blossen Contrast in der Flächenbehandlung erreichen
kann. Dieser Contrast ist hier ohne Vergleich glücklicher gehand-
habt und die Fenster zu den Flächen besser vertheilt als am Pal.
Riccardi; das weltberühmte Kranzgesimse (nur an der hintern Seite
und an einem Theil der Nebenfassaden ganz ausgeführt) und der bei
aller Enge und Tiefe doch schöne Hof wurden später nach Cronaca's
Entwurf hinzugefügt.

Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San
Gallo
, deren Ruhm durch die ausgebreitetere Thätigkeit ihres Neffen,
des jüngern Antonio, mit Unrecht etwas in den Schatten geräth. Dem

Siena. Benedetto da Majano.
Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. —
Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; dena
Pal. de’ Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. — Von denb
Kirchen soll die Osservanza (½ Stunde vor Porta Ovile) ganz vonc
Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen
Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Died
Sacristei im Carmine kenne ich nicht.

Das Kirchlein Fontegiusta — zwölf Kreuzgewölbe von viere
Säulen und acht Wandsäulen gestützt, mit einem obern Stockwerk,
das innen nicht sichtbar ist — rührt von Franc. Fedeli aus Como
(1479) her. — In Cecco’s spätern Jahren war vielleicht der junge
Baldassare Peruzzi sein Schüler.

Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De-
coration des obern Oratoriums in S. Bernardino herrühren. Pilaster,f
Friese und Flachdecke gehören zum Geschmackvollsten der Blüthe-
zeit. — Die Decoration im untern Raum von S. Caterina etwas späterg
und nicht mehr so rein.


Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau-
kunst war indess nicht den Bauherren von Siena, sondern dem Flo-
rentiner Benedetto da Majano bestimmt. Nach seinem Entwurf
(ob noch bei seinen Lebzeiten, ist ungewiss) begann 1489 der Bau des
Palazzo Strozzi. Mit Ausnahme des ausser aller Linie stehendenh
Pal. Pitti ist dieses majestätische Gebäude die letzte und höchste
Form, welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glie-
der durch den blossen Contrast in der Flächenbehandlung erreichen
kann. Dieser Contrast ist hier ohne Vergleich glücklicher gehand-
habt und die Fenster zu den Flächen besser vertheilt als am Pal.
Riccardi; das weltberühmte Kranzgesimse (nur an der hintern Seite
und an einem Theil der Nebenfassaden ganz ausgeführt) und der bei
aller Enge und Tiefe doch schöne Hof wurden später nach Cronaca’s
Entwurf hinzugefügt.

Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San
Gallo
, deren Ruhm durch die ausgebreitetere Thätigkeit ihres Neffen,
des jüngern Antonio, mit Unrecht etwas in den Schatten geräth. Dem

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[185/0207] Siena. Benedetto da Majano. Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. — Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; den Pal. de’ Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. — Von den Kirchen soll die Osservanza (½ Stunde vor Porta Ovile) ganz von Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Die Sacristei im Carmine kenne ich nicht. a b c d Das Kirchlein Fontegiusta — zwölf Kreuzgewölbe von vier Säulen und acht Wandsäulen gestützt, mit einem obern Stockwerk, das innen nicht sichtbar ist — rührt von Franc. Fedeli aus Como (1479) her. — In Cecco’s spätern Jahren war vielleicht der junge Baldassare Peruzzi sein Schüler. e Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De- coration des obern Oratoriums in S. Bernardino herrühren. Pilaster, Friese und Flachdecke gehören zum Geschmackvollsten der Blüthe- zeit. — Die Decoration im untern Raum von S. Caterina etwas später und nicht mehr so rein. f g Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau- kunst war indess nicht den Bauherren von Siena, sondern dem Flo- rentiner Benedetto da Majano bestimmt. Nach seinem Entwurf (ob noch bei seinen Lebzeiten, ist ungewiss) begann 1489 der Bau des Palazzo Strozzi. Mit Ausnahme des ausser aller Linie stehenden Pal. Pitti ist dieses majestätische Gebäude die letzte und höchste Form, welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glie- der durch den blossen Contrast in der Flächenbehandlung erreichen kann. Dieser Contrast ist hier ohne Vergleich glücklicher gehand- habt und die Fenster zu den Flächen besser vertheilt als am Pal. Riccardi; das weltberühmte Kranzgesimse (nur an der hintern Seite und an einem Theil der Nebenfassaden ganz ausgeführt) und der bei aller Enge und Tiefe doch schöne Hof wurden später nach Cronaca’s Entwurf hinzugefügt. h Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San Gallo, deren Ruhm durch die ausgebreitetere Thätigkeit ihres Neffen, des jüngern Antonio, mit Unrecht etwas in den Schatten geräth. Dem

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/207>, abgerufen am 04.12.2024.