Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.Siena. Benedetto da Majano. Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. --Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; dena Pal. de' Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. -- Von denb Kirchen soll die Osservanza (1/2 Stunde vor Porta Ovile) ganz vonc Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Died Sacristei im Carmine kenne ich nicht. Das Kirchlein Fontegiusta -- zwölf Kreuzgewölbe von viere Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De- Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau- Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San Siena. Benedetto da Majano. Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. —Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; dena Pal. de’ Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. — Von denb Kirchen soll die Osservanza (½ Stunde vor Porta Ovile) ganz vonc Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Died Sacristei im Carmine kenne ich nicht. Das Kirchlein Fontegiusta — zwölf Kreuzgewölbe von viere Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De- Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau- Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0207" n="185"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Siena. Benedetto da Majano.</hi></fw><lb/> Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. —<lb/> Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; den<note place="right">a</note><lb/> Pal. de’ Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. — Von den<note place="right">b</note><lb/> Kirchen soll die Osservanza (½ Stunde vor Porta Ovile) ganz von<note place="right">c</note><lb/> Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen<lb/> Fassaden von S. <hi rendition="#g">Caterina</hi> und <hi rendition="#g">Madonna delle Nevi</hi> an. Die<note place="right">d</note><lb/> Sacristei im Carmine kenne ich nicht.</p><lb/> <p>Das Kirchlein <hi rendition="#g">Fontegiusta</hi> — zwölf Kreuzgewölbe von vier<note place="right">e</note><lb/> Säulen und acht Wandsäulen gestützt, mit einem obern Stockwerk,<lb/> das innen nicht sichtbar ist — rührt von Franc. Fedeli aus Como<lb/> (1479) her. — In Cecco’s spätern Jahren war vielleicht der junge<lb/> Baldassare Peruzzi sein Schüler.</p><lb/> <p>Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De-<lb/> coration des obern Oratoriums in S. Bernardino herrühren. Pilaster,<note place="right">f</note><lb/> Friese und Flachdecke gehören zum Geschmackvollsten der Blüthe-<lb/> zeit. — Die Decoration im untern Raum von S. Caterina etwas später<note place="right">g</note><lb/> und nicht mehr so rein.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau-<lb/> kunst war indess nicht den Bauherren von Siena, sondern dem Flo-<lb/> rentiner <hi rendition="#g">Benedetto da Majano</hi> bestimmt. Nach seinem Entwurf<lb/> (ob noch bei seinen Lebzeiten, ist ungewiss) begann 1489 der Bau des<lb/><hi rendition="#g">Palazzo Strozzi</hi>. Mit Ausnahme des ausser aller Linie stehenden<note place="right">h</note><lb/> Pal. Pitti ist dieses majestätische Gebäude die letzte und höchste<lb/> Form, welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glie-<lb/> der durch den blossen Contrast in der Flächenbehandlung erreichen<lb/> kann. Dieser Contrast ist hier ohne Vergleich glücklicher gehand-<lb/> habt und die Fenster zu den Flächen besser vertheilt als am Pal.<lb/> Riccardi; das weltberühmte Kranzgesimse (nur an der hintern Seite<lb/> und an einem Theil der Nebenfassaden ganz ausgeführt) und der bei<lb/> aller Enge und Tiefe doch schöne Hof wurden später nach Cronaca’s<lb/> Entwurf hinzugefügt.</p><lb/> <p>Es folgte das ältere Brüderpaar <hi rendition="#g">Giuliano</hi> und <hi rendition="#g">Antonio di San<lb/> Gallo</hi>, deren Ruhm durch die ausgebreitetere Thätigkeit ihres Neffen,<lb/> des jüngern Antonio, mit Unrecht etwas in den Schatten geräth. Dem<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0207]
Siena. Benedetto da Majano.
Eindruck des Leichten und Schwebenden hervorzubringen strebte. —
Der Palazzo del Magnifico ist der Lage wegen etwas formlos; den
Pal. de’ Diavoli (vor Porta Camollia) kenne ich nicht. — Von den
Kirchen soll die Osservanza (½ Stunde vor Porta Ovile) ganz von
Cecco erbaut sein; in der Stadt gehören ihm die köstlichen kleinen
Fassaden von S. Caterina und Madonna delle Nevi an. Die
Sacristei im Carmine kenne ich nicht.
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Das Kirchlein Fontegiusta — zwölf Kreuzgewölbe von vier
Säulen und acht Wandsäulen gestützt, mit einem obern Stockwerk,
das innen nicht sichtbar ist — rührt von Franc. Fedeli aus Como
(1479) her. — In Cecco’s spätern Jahren war vielleicht der junge
Baldassare Peruzzi sein Schüler.
e
Von irgend einem trefflichen Meister gegen 1500 muss die De-
coration des obern Oratoriums in S. Bernardino herrühren. Pilaster,
Friese und Flachdecke gehören zum Geschmackvollsten der Blüthe-
zeit. — Die Decoration im untern Raum von S. Caterina etwas später
und nicht mehr so rein.
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Das Resultat zu ziehen aus der speciell toscanischen Palastbau-
kunst war indess nicht den Bauherren von Siena, sondern dem Flo-
rentiner Benedetto da Majano bestimmt. Nach seinem Entwurf
(ob noch bei seinen Lebzeiten, ist ungewiss) begann 1489 der Bau des
Palazzo Strozzi. Mit Ausnahme des ausser aller Linie stehenden
Pal. Pitti ist dieses majestätische Gebäude die letzte und höchste
Form, welche ein Steinhaus ohne verbindende und überleitende Glie-
der durch den blossen Contrast in der Flächenbehandlung erreichen
kann. Dieser Contrast ist hier ohne Vergleich glücklicher gehand-
habt und die Fenster zu den Flächen besser vertheilt als am Pal.
Riccardi; das weltberühmte Kranzgesimse (nur an der hintern Seite
und an einem Theil der Nebenfassaden ganz ausgeführt) und der bei
aller Enge und Tiefe doch schöne Hof wurden später nach Cronaca’s
Entwurf hinzugefügt.
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Es folgte das ältere Brüderpaar Giuliano und Antonio di San
Gallo, deren Ruhm durch die ausgebreitetere Thätigkeit ihres Neffen,
des jüngern Antonio, mit Unrecht etwas in den Schatten geräth. Dem
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Zitationshilfe: | Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/207>, abgerufen am 17.07.2024. |