Palast, eine Bischofswohnung, die Kirche und die Hallen des Platzes eine vollständige Baugruppe edler Frührenaissance darstellen. Leider kann der von Rom Abreisende aus bekannten Gründen nur mit un- verhältnissmässigen Opfern seine Etappen selber bestimmen und so wird Pienza selbst bei mehrmaligen Reisen dem Kunstfreund in der Regel entgehen. Ähnlich verhält es sich mit Urbino, wo Cecco di aGiorgio den berühmten Herzogspalast baute. Von Rosellino werden eine Anzahl Bauten in der Mark Ancona nahmhaft gemacht.
b
In Siena ist von Rosellino der Palast Nerucci; als Cecco's cHauptwerke erscheinen die Paläste Piccolomini (jetzt del Governo) dund Spannocchi (alles 1460--1472). Der gemeinsame Styl dieser Bauten beruht noch auf dem mittelalterlichen Fassadenprincip und die antikisirende Verzierung (Gesimse, Consolen, Eierstäbe u. s. w.) ist nichts weniger als rein gehandhabt; allein Brunellesco hatte das Gefühl für schöne Verhältnisse der Stockwerke geweckt und Miche- lozzo (an seinem Pal. Riccardi in Florenz) eine gesetzmässige Abstu- fung der Rustica, der Fenster und der Gliederungen zum erstenmal durchgeführt und diese Fortschritte eigneten sich die Sienesen für ihre Bauten an. Der Charakter einer ernsten Pracht wird wohl selten in so mässigen Dimensionen so bedeutend erreicht worden sein. Nichts Einzelnes, z. B. keine mittlere Loggia, drängt sich vor; das ganze wirkt gleichmässig imposant; der Moment, da das Schloss zum Palaste wird, drückt sich hier eigenthümlich schön aus. (Der ehemals reizende Hof des Pal. del Governo ist schon lange etwas verbaut.)
Cecco wusste sich auch kleinern Aufgaben anzupassen und er- escheint dann für die jetzige Architektur besonders lehrreich. Der Pal. della Ciaja (jetzt Costantini, wenn ich richtig gehört habe), der nur ein elegantes Privathaus sein sollte, ist ohne Rustica, mit einfach zier- lichsten Gesimsen und Fensteraufsätzen und edler Pforte eines der fliebenswürdigsten Gebäude von Siena; der Pal. Bandini-Piccolo- mini (von Backstein mit steinernen Einfassungen) kann vollends als kleines Renaissancehaus im vorzugsweisen Sinne gelten. -- In der gLoggia del Papa (1460) gab sich Cecco seiner Neigung für dünne, zarte Bogen von weiter Spannung über die Gebühr hin; ebenso zei- hgen seine beiden einfachschönen Klosterhöfe bei S. Francesco, wie er im Gewölbebau um jeden Preis (noch mehr als Brunellesco) den
Frührenaissance. Siena.
Palast, eine Bischofswohnung, die Kirche und die Hallen des Platzes eine vollständige Baugruppe edler Frührenaissance darstellen. Leider kann der von Rom Abreisende aus bekannten Gründen nur mit un- verhältnissmässigen Opfern seine Etappen selber bestimmen und so wird Pienza selbst bei mehrmaligen Reisen dem Kunstfreund in der Regel entgehen. Ähnlich verhält es sich mit Urbino, wo Cecco di aGiorgio den berühmten Herzogspalast baute. Von Rosellino werden eine Anzahl Bauten in der Mark Ancona nahmhaft gemacht.
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In Siena ist von Rosellino der Palast Nerucci; als Cecco’s cHauptwerke erscheinen die Paläste Piccolomini (jetzt del Governo) dund Spannocchi (alles 1460—1472). Der gemeinsame Styl dieser Bauten beruht noch auf dem mittelalterlichen Fassadenprincip und die antikisirende Verzierung (Gesimse, Consolen, Eierstäbe u. s. w.) ist nichts weniger als rein gehandhabt; allein Brunellesco hatte das Gefühl für schöne Verhältnisse der Stockwerke geweckt und Miche- lozzo (an seinem Pal. Riccardi in Florenz) eine gesetzmässige Abstu- fung der Rustica, der Fenster und der Gliederungen zum erstenmal durchgeführt und diese Fortschritte eigneten sich die Sienesen für ihre Bauten an. Der Charakter einer ernsten Pracht wird wohl selten in so mässigen Dimensionen so bedeutend erreicht worden sein. Nichts Einzelnes, z. B. keine mittlere Loggia, drängt sich vor; das ganze wirkt gleichmässig imposant; der Moment, da das Schloss zum Palaste wird, drückt sich hier eigenthümlich schön aus. (Der ehemals reizende Hof des Pal. del Governo ist schon lange etwas verbaut.)
Cecco wusste sich auch kleinern Aufgaben anzupassen und er- escheint dann für die jetzige Architektur besonders lehrreich. Der Pal. della Ciaja (jetzt Costantini, wenn ich richtig gehört habe), der nur ein elegantes Privathaus sein sollte, ist ohne Rustica, mit einfach zier- lichsten Gesimsen und Fensteraufsätzen und edler Pforte eines der fliebenswürdigsten Gebäude von Siena; der Pal. Bandini-Piccolo- mini (von Backstein mit steinernen Einfassungen) kann vollends als kleines Renaissancehaus im vorzugsweisen Sinne gelten. — In der gLoggia del Papa (1460) gab sich Cecco seiner Neigung für dünne, zarte Bogen von weiter Spannung über die Gebühr hin; ebenso zei- hgen seine beiden einfachschönen Klosterhöfe bei S. Francesco, wie er im Gewölbebau um jeden Preis (noch mehr als Brunellesco) den
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Palast, eine Bischofswohnung, die Kirche und die Hallen des Platzes
eine vollständige Baugruppe edler Frührenaissance darstellen. Leider
kann der von Rom Abreisende aus bekannten Gründen nur mit un-
verhältnissmässigen Opfern seine Etappen selber bestimmen und so
wird Pienza selbst bei mehrmaligen Reisen dem Kunstfreund in der
Regel entgehen. Ähnlich verhält es sich mit Urbino, wo Cecco di
Giorgio den berühmten Herzogspalast baute. Von Rosellino werden
eine Anzahl Bauten in der Mark Ancona nahmhaft gemacht.
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In Siena ist von Rosellino der Palast Nerucci; als Cecco’s
Hauptwerke erscheinen die Paläste Piccolomini (jetzt del Governo)
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Bauten beruht noch auf dem mittelalterlichen Fassadenprincip und
die antikisirende Verzierung (Gesimse, Consolen, Eierstäbe u. s. w.)
ist nichts weniger als rein gehandhabt; allein Brunellesco hatte das
Gefühl für schöne Verhältnisse der Stockwerke geweckt und Miche-
lozzo (an seinem Pal. Riccardi in Florenz) eine gesetzmässige Abstu-
fung der Rustica, der Fenster und der Gliederungen zum erstenmal
durchgeführt und diese Fortschritte eigneten sich die Sienesen für
ihre Bauten an. Der Charakter einer ernsten Pracht wird wohl selten
in so mässigen Dimensionen so bedeutend erreicht worden sein. Nichts
Einzelnes, z. B. keine mittlere Loggia, drängt sich vor; das ganze
wirkt gleichmässig imposant; der Moment, da das Schloss zum Palaste
wird, drückt sich hier eigenthümlich schön aus. (Der ehemals reizende
Hof des Pal. del Governo ist schon lange etwas verbaut.)
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Cecco wusste sich auch kleinern Aufgaben anzupassen und er-
scheint dann für die jetzige Architektur besonders lehrreich. Der Pal.
della Ciaja (jetzt Costantini, wenn ich richtig gehört habe), der nur
ein elegantes Privathaus sein sollte, ist ohne Rustica, mit einfach zier-
lichsten Gesimsen und Fensteraufsätzen und edler Pforte eines der
liebenswürdigsten Gebäude von Siena; der Pal. Bandini-Piccolo-
mini (von Backstein mit steinernen Einfassungen) kann vollends als
kleines Renaissancehaus im vorzugsweisen Sinne gelten. — In der
Loggia del Papa (1460) gab sich Cecco seiner Neigung für dünne,
zarte Bogen von weiter Spannung über die Gebühr hin; ebenso zei-
gen seine beiden einfachschönen Klosterhöfe bei S. Francesco, wie
er im Gewölbebau um jeden Preis (noch mehr als Brunellesco) den
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/206>, abgerufen am 04.12.2024.
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