Vado (seit 1475 erbaut von Biagio Rossetti und Bartol. Tri-a stani) ist in der Bildung des Äussern den bisher genannten analog, innen eine Säulenkirche mit Flachdecke, ohne Capellenreihen und Un- terlicht, desshalb von schöner Wirkung. (Die Hauptfassade erneuert, die Querbaufronte ursprünglich und der Fassade von S. Benedetto ähnlich. -- Die Nebenschiffe haben Kreuzgewölbe.) -- Endlich S. An-b drea, mit noch gothischer Fassade von 1438; innen Pfeilerkirche mit flacher Decke über niedriger Obermauer; die Nebenschiffe mit Kreuzgewölben; Capellenreihen mit Seitenlicht durch je 2 Fenster; diess Alles etwa um 1500. -- Von S. Giorgio ist wenig mehr alsc der schiefe Backsteinthurm aus dieser Zeit erhalten (1485, von Bia- gio Rossetti).
Als griechisches, gleicharmiges Kreuz mit Eckräumen wurde S.d Spirito 1519 gegründet; nach mancherlei Schicksalen jetzt sehr ver- ändert. -- Noch zu Ende des XVI. Jahrhunderts baute Alberto Schiatti das einfache und sehr artige Kirchlein la Madonnina ine dieser Form (unweit Porta romana).
Von den Kreuzgängen blieb dem Verfasser zufällig derjenigef der Certosa (jetziges Camposanto) unzugänglich; -- drei durch offene Durchblicke zu einer sehr schönen Wirkung vereinigte finden sichg neben S. Benedetto (davon einer auf Pfeilern, die andern auf Säulen); -- ein ähnlicher bei S. Giorgio vor Porta romana; -- ein vermauerterh bei S. Maria in Vado.i
Von Profanbauten dieses Styles ist in Ferrara nicht so viel bedeutendes erhalten als man erwarten möchte. Die schönsten Bauten der Herzoge vom Hause Este sind untergegangen; ihr Castell ist als malerischer, imposanter Anblick ohne Gleichen, kann aber nicht als Palast gelten. Von den sonstigen fürstlichen Gebäuden zeigt der jetzige Pal. Communale allerlei interessante Reste, aber nichts zu-k sammenhängendes mehr, mit Ausnahme des hinten angebauten herzog- lichen Arsenals, welches aussen ein schlichter Backsteinbau mit Pi- lastern, innen eine regelrechte Basilica (nur ohne Tribuna) ist. -- Die angefangene Halle aussen im Erdgeschoss des Palastes, gegen das Castell hin, ist erst von Galeazzo Alessi (s. unten), der längere Zeit in Alfonso's II. Diensten stand. -- Der Palazzo Schifa-noja, voml Herzog Borso seit 1470 ausgebaut, ist architektonisch nicht bedeutend,
14*
Kirchen. Klosterhöfe. Paläste.
Vado (seit 1475 erbaut von Biagio Rossetti und Bartol. Tri-a stani) ist in der Bildung des Äussern den bisher genannten analog, innen eine Säulenkirche mit Flachdecke, ohne Capellenreihen und Un- terlicht, desshalb von schöner Wirkung. (Die Hauptfassade erneuert, die Querbaufronte ursprünglich und der Fassade von S. Benedetto ähnlich. — Die Nebenschiffe haben Kreuzgewölbe.) — Endlich S. An-b drea, mit noch gothischer Fassade von 1438; innen Pfeilerkirche mit flacher Decke über niedriger Obermauer; die Nebenschiffe mit Kreuzgewölben; Capellenreihen mit Seitenlicht durch je 2 Fenster; diess Alles etwa um 1500. — Von S. Giorgio ist wenig mehr alsc der schiefe Backsteinthurm aus dieser Zeit erhalten (1485, von Bia- gio Rossetti).
Als griechisches, gleicharmiges Kreuz mit Eckräumen wurde S.d Spirito 1519 gegründet; nach mancherlei Schicksalen jetzt sehr ver- ändert. — Noch zu Ende des XVI. Jahrhunderts baute Alberto Schiatti das einfache und sehr artige Kirchlein la Madonnina ine dieser Form (unweit Porta romana).
Von den Kreuzgängen blieb dem Verfasser zufällig derjenigef der Certosa (jetziges Camposanto) unzugänglich; — drei durch offene Durchblicke zu einer sehr schönen Wirkung vereinigte finden sichg neben S. Benedetto (davon einer auf Pfeilern, die andern auf Säulen); — ein ähnlicher bei S. Giorgio vor Porta romana; — ein vermauerterh bei S. Maria in Vado.i
Von Profanbauten dieses Styles ist in Ferrara nicht so viel bedeutendes erhalten als man erwarten möchte. Die schönsten Bauten der Herzoge vom Hause Este sind untergegangen; ihr Castell ist als malerischer, imposanter Anblick ohne Gleichen, kann aber nicht als Palast gelten. Von den sonstigen fürstlichen Gebäuden zeigt der jetzige Pal. Communale allerlei interessante Reste, aber nichts zu-k sammenhängendes mehr, mit Ausnahme des hinten angebauten herzog- lichen Arsenals, welches aussen ein schlichter Backsteinbau mit Pi- lastern, innen eine regelrechte Basilica (nur ohne Tribuna) ist. — Die angefangene Halle aussen im Erdgeschoss des Palastes, gegen das Castell hin, ist erst von Galeazzo Alessi (s. unten), der längere Zeit in Alfonso’s II. Diensten stand. — Der Palazzo Schifa-noja, voml Herzog Borso seit 1470 ausgebaut, ist architektonisch nicht bedeutend,
14*
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0233"n="211"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Kirchen. Klosterhöfe. Paläste.</hi></fw><lb/><hirendition="#g">Vado</hi> (seit 1475 erbaut von <hirendition="#g">Biagio Rossetti</hi> und <hirendition="#g">Bartol. Tri-</hi><noteplace="right">a</note><lb/><hirendition="#g">stani</hi>) ist in der Bildung des Äussern den bisher genannten analog,<lb/>
innen eine Säulenkirche mit Flachdecke, ohne Capellenreihen und Un-<lb/>
terlicht, desshalb von schöner Wirkung. (Die Hauptfassade erneuert,<lb/>
die Querbaufronte ursprünglich und der Fassade von S. Benedetto<lb/>
ähnlich. — Die Nebenschiffe haben Kreuzgewölbe.) — Endlich S. <hirendition="#g">An-</hi><noteplace="right">b</note><lb/><hirendition="#g">drea</hi>, mit noch gothischer Fassade von 1438; innen Pfeilerkirche<lb/>
mit flacher Decke über niedriger Obermauer; die Nebenschiffe mit<lb/>
Kreuzgewölben; Capellenreihen mit Seitenlicht durch je 2 Fenster;<lb/>
diess Alles etwa um 1500. — Von S. <hirendition="#g">Giorgio</hi> ist wenig mehr als<noteplace="right">c</note><lb/>
der schiefe Backsteinthurm aus dieser Zeit erhalten (1485, von <hirendition="#g">Bia-<lb/>
gio Rossetti</hi>).</p><lb/><p>Als griechisches, gleicharmiges Kreuz mit Eckräumen wurde S.<noteplace="right">d</note><lb/>
Spirito 1519 gegründet; nach mancherlei Schicksalen jetzt sehr ver-<lb/>
ändert. — Noch zu Ende des XVI. Jahrhunderts baute <hirendition="#g">Alberto<lb/>
Schiatti</hi> das einfache und sehr artige Kirchlein la Madonnina in<noteplace="right">e</note><lb/>
dieser Form (unweit Porta romana).</p><lb/><p>Von den <hirendition="#g">Kreuzgängen</hi> blieb dem Verfasser zufällig derjenige<noteplace="right">f</note><lb/>
der Certosa (jetziges Camposanto) unzugänglich; — drei durch offene<lb/>
Durchblicke zu einer sehr schönen Wirkung vereinigte finden sich<noteplace="right">g</note><lb/>
neben S. Benedetto (davon einer auf Pfeilern, die andern auf Säulen);<lb/>— ein ähnlicher bei S. Giorgio vor Porta romana; — ein vermauerter<noteplace="right">h</note><lb/>
bei S. Maria in Vado.<noteplace="right">i</note></p><lb/><p>Von <hirendition="#g">Profanbauten</hi> dieses Styles ist in Ferrara nicht so viel<lb/>
bedeutendes erhalten als man erwarten möchte. Die schönsten Bauten<lb/>
der Herzoge vom Hause Este sind untergegangen; ihr Castell ist als<lb/>
malerischer, imposanter Anblick ohne Gleichen, kann aber nicht als<lb/>
Palast gelten. Von den sonstigen fürstlichen Gebäuden zeigt der<lb/>
jetzige <hirendition="#g">Pal. Communale</hi> allerlei interessante Reste, aber nichts zu-<noteplace="right">k</note><lb/>
sammenhängendes mehr, mit Ausnahme des hinten angebauten herzog-<lb/>
lichen Arsenals, welches aussen ein schlichter Backsteinbau mit Pi-<lb/>
lastern, innen eine regelrechte Basilica (nur ohne Tribuna) ist. — Die<lb/>
angefangene Halle aussen im Erdgeschoss des Palastes, gegen das<lb/>
Castell hin, ist erst von Galeazzo Alessi (s. unten), der längere Zeit<lb/>
in Alfonso’s II. Diensten stand. — Der <hirendition="#g">Palazzo Schifa-noja</hi>, vom<noteplace="right">l</note><lb/>
Herzog Borso seit 1470 ausgebaut, ist architektonisch nicht bedeutend,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">14*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[211/0233]
Kirchen. Klosterhöfe. Paläste.
Vado (seit 1475 erbaut von Biagio Rossetti und Bartol. Tri-
stani) ist in der Bildung des Äussern den bisher genannten analog,
innen eine Säulenkirche mit Flachdecke, ohne Capellenreihen und Un-
terlicht, desshalb von schöner Wirkung. (Die Hauptfassade erneuert,
die Querbaufronte ursprünglich und der Fassade von S. Benedetto
ähnlich. — Die Nebenschiffe haben Kreuzgewölbe.) — Endlich S. An-
drea, mit noch gothischer Fassade von 1438; innen Pfeilerkirche
mit flacher Decke über niedriger Obermauer; die Nebenschiffe mit
Kreuzgewölben; Capellenreihen mit Seitenlicht durch je 2 Fenster;
diess Alles etwa um 1500. — Von S. Giorgio ist wenig mehr als
der schiefe Backsteinthurm aus dieser Zeit erhalten (1485, von Bia-
gio Rossetti).
a
b
c
Als griechisches, gleicharmiges Kreuz mit Eckräumen wurde S.
Spirito 1519 gegründet; nach mancherlei Schicksalen jetzt sehr ver-
ändert. — Noch zu Ende des XVI. Jahrhunderts baute Alberto
Schiatti das einfache und sehr artige Kirchlein la Madonnina in
dieser Form (unweit Porta romana).
d
e
Von den Kreuzgängen blieb dem Verfasser zufällig derjenige
der Certosa (jetziges Camposanto) unzugänglich; — drei durch offene
Durchblicke zu einer sehr schönen Wirkung vereinigte finden sich
neben S. Benedetto (davon einer auf Pfeilern, die andern auf Säulen);
— ein ähnlicher bei S. Giorgio vor Porta romana; — ein vermauerter
bei S. Maria in Vado.
f
g
h
i
Von Profanbauten dieses Styles ist in Ferrara nicht so viel
bedeutendes erhalten als man erwarten möchte. Die schönsten Bauten
der Herzoge vom Hause Este sind untergegangen; ihr Castell ist als
malerischer, imposanter Anblick ohne Gleichen, kann aber nicht als
Palast gelten. Von den sonstigen fürstlichen Gebäuden zeigt der
jetzige Pal. Communale allerlei interessante Reste, aber nichts zu-
sammenhängendes mehr, mit Ausnahme des hinten angebauten herzog-
lichen Arsenals, welches aussen ein schlichter Backsteinbau mit Pi-
lastern, innen eine regelrechte Basilica (nur ohne Tribuna) ist. — Die
angefangene Halle aussen im Erdgeschoss des Palastes, gegen das
Castell hin, ist erst von Galeazzo Alessi (s. unten), der längere Zeit
in Alfonso’s II. Diensten stand. — Der Palazzo Schifa-noja, vom
Herzog Borso seit 1470 ausgebaut, ist architektonisch nicht bedeutend,
k
l
14*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/233>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.