auf Piazza Ariostea, beide mit vorderer Strassenhalle, der erstere mit einem der bessern Höfe.
Weiter im XVI. und XVII. Jahrhundert begegnet man hier eini- gen kleinern Palästen, welche durch harmlose Zierrathen in den Wandflächen selbst (Trophäen, Büsten, Motto's etc.) ein Echo der frühern Zierlust offenbaren; Pal. Bentivoglio; Pal. Costabili. Das beste Gebäude des etwas strengern Classicismus, Pal. Crispo (um diea Mitte des XVI. Jahrhunderts von Girolamo da Carpi entworfen) lässt es bei blossen Denksprüchen bewenden, die aber das ganze Ge- bäude bedecken. -- Das einfache Haus des Ariost, Strada Mirasole,b N. 1208.
In Venedig drang der neue Styl im Verhältniss zu den Um- ständen spät durch. Die paduanische Malerschule und die einheimi- schen Sculptoren hatten schon die naturalistische Darstellungsweise ansehnlich ausgebildet, während Baukunst und Decoration noch an den gothischen Formen mehr oder weniger festhielten. Der Chorbau von S. Zaccaria wurde (1457) gothisch begonnen fast zu derselben Zeit da Mantegna schon seine heilige Euphemia malen konnte. Die Ein- fassungen der Prachtaltäre, welche von der muranesichen Malerwerk- statt ausgingen, sind noch bis nach 1450 gothischen Styles; Mastro Bartolommeo meisselt Statuen im Styl des XV. Jahrhunderts für seine noch gothischen Zierbauten. Seine Porta della Carta am Dogen-c palast und die dazu gehörende Halle bis zur Riesentreppe hin (um 1439) zeigen diesen Styl in seinem Verscheiden und doch noch in eigenthümlich schöner Weise hehandelt; das spätgothische, starkge- bauschte Blattwerk bildet schon Friese, die im Geist des neuen Jahr- hunderts gedacht sind. Sogar das Dogengrab Franc. Foscari (+ 1457)d im Chor der Frari (rechts) ist noch gothisch, ein Werk der Bildhauer- familie Bregno. An den Chorstühlen mehrerer Kirchen hält sich das Gothische bis um 1470. (S. unten.) Auch das ganze Portal von S. Giovanni e Paolo gehört dieser späten, vegetabilisch prächtigene Gothik an.
Als aber die Renaissance hereinbrach, fand sie in dem reichen Venedig eine Stätte ganz eigenthümlicher Art. Die edlern Steingat-
Venedig. Mastro Bartolommeo.
auf Piazza Ariostea, beide mit vorderer Strassenhalle, der erstere mit einem der bessern Höfe.
Weiter im XVI. und XVII. Jahrhundert begegnet man hier eini- gen kleinern Palästen, welche durch harmlose Zierrathen in den Wandflächen selbst (Trophäen, Büsten, Motto’s etc.) ein Echo der frühern Zierlust offenbaren; Pal. Bentivoglio; Pal. Costabili. Das beste Gebäude des etwas strengern Classicismus, Pal. Crispo (um diea Mitte des XVI. Jahrhunderts von Girolamo da Carpi entworfen) lässt es bei blossen Denksprüchen bewenden, die aber das ganze Ge- bäude bedecken. — Das einfache Haus des Ariost, Strada Mirasole,b N. 1208.
In Venedig drang der neue Styl im Verhältniss zu den Um- ständen spät durch. Die paduanische Malerschule und die einheimi- schen Sculptoren hatten schon die naturalistische Darstellungsweise ansehnlich ausgebildet, während Baukunst und Decoration noch an den gothischen Formen mehr oder weniger festhielten. Der Chorbau von S. Zaccaria wurde (1457) gothisch begonnen fast zu derselben Zeit da Mantegna schon seine heilige Euphemia malen konnte. Die Ein- fassungen der Prachtaltäre, welche von der muranesichen Malerwerk- statt ausgingen, sind noch bis nach 1450 gothischen Styles; Mastro Bartolommeo meisselt Statuen im Styl des XV. Jahrhunderts für seine noch gothischen Zierbauten. Seine Porta della Carta am Dogen-c palast und die dazu gehörende Halle bis zur Riesentreppe hin (um 1439) zeigen diesen Styl in seinem Verscheiden und doch noch in eigenthümlich schöner Weise hehandelt; das spätgothische, starkge- bauschte Blattwerk bildet schon Friese, die im Geist des neuen Jahr- hunderts gedacht sind. Sogar das Dogengrab Franc. Foscari († 1457)d im Chor der Frari (rechts) ist noch gothisch, ein Werk der Bildhauer- familie Bregno. An den Chorstühlen mehrerer Kirchen hält sich das Gothische bis um 1470. (S. unten.) Auch das ganze Portal von S. Giovanni e Paolo gehört dieser späten, vegetabilisch prächtigene Gothik an.
Als aber die Renaissance hereinbrach, fand sie in dem reichen Venedig eine Stätte ganz eigenthümlicher Art. Die edlern Steingat-
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[213/0235]
Venedig. Mastro Bartolommeo.
auf Piazza Ariostea, beide mit vorderer Strassenhalle, der erstere mit
einem der bessern Höfe.
Weiter im XVI. und XVII. Jahrhundert begegnet man hier eini-
gen kleinern Palästen, welche durch harmlose Zierrathen in den
Wandflächen selbst (Trophäen, Büsten, Motto’s etc.) ein Echo der
frühern Zierlust offenbaren; Pal. Bentivoglio; Pal. Costabili. Das beste
Gebäude des etwas strengern Classicismus, Pal. Crispo (um die
Mitte des XVI. Jahrhunderts von Girolamo da Carpi entworfen)
lässt es bei blossen Denksprüchen bewenden, die aber das ganze Ge-
bäude bedecken. — Das einfache Haus des Ariost, Strada Mirasole,
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In Venedig drang der neue Styl im Verhältniss zu den Um-
ständen spät durch. Die paduanische Malerschule und die einheimi-
schen Sculptoren hatten schon die naturalistische Darstellungsweise
ansehnlich ausgebildet, während Baukunst und Decoration noch an den
gothischen Formen mehr oder weniger festhielten. Der Chorbau von
S. Zaccaria wurde (1457) gothisch begonnen fast zu derselben Zeit
da Mantegna schon seine heilige Euphemia malen konnte. Die Ein-
fassungen der Prachtaltäre, welche von der muranesichen Malerwerk-
statt ausgingen, sind noch bis nach 1450 gothischen Styles; Mastro
Bartolommeo meisselt Statuen im Styl des XV. Jahrhunderts für
seine noch gothischen Zierbauten. Seine Porta della Carta am Dogen-
palast und die dazu gehörende Halle bis zur Riesentreppe hin (um
1439) zeigen diesen Styl in seinem Verscheiden und doch noch in
eigenthümlich schöner Weise hehandelt; das spätgothische, starkge-
bauschte Blattwerk bildet schon Friese, die im Geist des neuen Jahr-
hunderts gedacht sind. Sogar das Dogengrab Franc. Foscari († 1457)
im Chor der Frari (rechts) ist noch gothisch, ein Werk der Bildhauer-
familie Bregno. An den Chorstühlen mehrerer Kirchen hält sich das
Gothische bis um 1470. (S. unten.) Auch das ganze Portal von
S. Giovanni e Paolo gehört dieser späten, vegetabilisch prächtigen
Gothik an.
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Venedig eine Stätte ganz eigenthümlicher Art. Die edlern Steingat-
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/235>, abgerufen am 04.12.2024.
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