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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Rom.

An den marmornen Altären überwiegt das Figürliche; doch
sind auch die triumphbogenartigen Architekturen, welche dasselbe ein-
fassen, nicht ohne Bedeutung. Der sehr grosse Hauptaltar von S. Sil-a
vestro in Capite und der Altar Innocenz VIII in der Pace (eine derb
Capellen links im Achteck) sind vergoldet und nicht von reiner Form.
Der herrliche Altar Alexanders VI in der Sacristei von S. M. delc
Popolo ist auch in decorativer Beziehung der edelste dieser Gattung.
Andere Altäre derselben Kirche, z. B. derjenige der 4. Capelle rechtsd
und derjenige im Gange vor der Sacristei bieten nur drei einfachee
Nischen mit Predella und Aufsatz.

An den Grabmälern bemerkt man wieder diejenigen Elemente,
welche die florentinischen Decoratoren geschaffen hatten, allein man-
nigfach neu combinirt. Eine bestimmte Abweichung liegt dann in der
fast durchgehenden Ausschmückung der Seitenpfosten der Nische mit
kleinen Nischen, welche allegorische Figuren enthalten. Sodann kommt
das schöne Motiv einer über dem Sarcophag stehenden Bahre mit
Teppich, welche die liegende Gestalt des Verstorbenen trägt, häufiger
vor als in Florenz.

Weit die grösste Anzahl dieser Gräber enthält (seit S. Peter
seinen derartigen Schmuck eingebüsst hat) S. Maria del popolo.f
Vor allem die beiden Prälatengräber im Chor, welche der grosse
Andrea Sansovino seit 1505 arbeitete. Sie geben gleich die höchste
und letzte Form, welche das architektonisch angelegte Wandgrab er-
reichen kann; der Triumphbogen, auch sonst für Gräber oft ange-
wandt, ist nirgends mehr mit dieser leichten Majestät behandelt; unter
den Arabesken sind die des Sockels von den allerschönsten der ganzen
Renaissance. -- Die übrigen Prachtgräber, meist ebenfalls von Car-
dinälen und Bischöfen, füllen fast sämmtliche Capellen der Kirche an;
alle Arten von Anordnung und Schmuck sind hier durch irgend ein
Specimen repräsentirt. Die besten Ornamente vielleicht an dem Grab-g
mal Lonati (um 1500) im linken Querschiff, und an dem Grabmalh
Rocca (starb 1482) in der Sacristei. -- In der Vorhalle von S. Gre-i
gorio ist das einfache Grabmal Bonsi (rechts) eines der schönst-
geordneten; die beiden Brüder, welchen es gesetzt ist, sind durch
zwei Reliefbüsten an der Basis des Sarcophages verherrlicht. Gegen-
über das Grabmal Guidiccioni, erst vom Jahr 1643, aber mit Benützung

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Rom.

An den marmornen Altären überwiegt das Figürliche; doch
sind auch die triumphbogenartigen Architekturen, welche dasselbe ein-
fassen, nicht ohne Bedeutung. Der sehr grosse Hauptaltar von S. Sil-a
vestro in Capite und der Altar Innocenz VIII in der Pace (eine derb
Capellen links im Achteck) sind vergoldet und nicht von reiner Form.
Der herrliche Altar Alexanders VI in der Sacristei von S. M. delc
Popolo ist auch in decorativer Beziehung der edelste dieser Gattung.
Andere Altäre derselben Kirche, z. B. derjenige der 4. Capelle rechtsd
und derjenige im Gange vor der Sacristei bieten nur drei einfachee
Nischen mit Predella und Aufsatz.

An den Grabmälern bemerkt man wieder diejenigen Elemente,
welche die florentinischen Decoratoren geschaffen hatten, allein man-
nigfach neu combinirt. Eine bestimmte Abweichung liegt dann in der
fast durchgehenden Ausschmückung der Seitenpfosten der Nische mit
kleinen Nischen, welche allegorische Figuren enthalten. Sodann kommt
das schöne Motiv einer über dem Sarcophag stehenden Bahre mit
Teppich, welche die liegende Gestalt des Verstorbenen trägt, häufiger
vor als in Florenz.

Weit die grösste Anzahl dieser Gräber enthält (seit S. Peter
seinen derartigen Schmuck eingebüsst hat) S. Maria del popolo.f
Vor allem die beiden Prälatengräber im Chor, welche der grosse
Andrea Sansovino seit 1505 arbeitete. Sie geben gleich die höchste
und letzte Form, welche das architektonisch angelegte Wandgrab er-
reichen kann; der Triumphbogen, auch sonst für Gräber oft ange-
wandt, ist nirgends mehr mit dieser leichten Majestät behandelt; unter
den Arabesken sind die des Sockels von den allerschönsten der ganzen
Renaissance. — Die übrigen Prachtgräber, meist ebenfalls von Car-
dinälen und Bischöfen, füllen fast sämmtliche Capellen der Kirche an;
alle Arten von Anordnung und Schmuck sind hier durch irgend ein
Specimen repräsentirt. Die besten Ornamente vielleicht an dem Grab-g
mal Lonati (um 1500) im linken Querschiff, und an dem Grabmalh
Rocca (starb 1482) in der Sacristei. — In der Vorhalle von S. Gre-i
gorio ist das einfache Grabmal Bonsi (rechts) eines der schönst-
geordneten; die beiden Brüder, welchen es gesetzt ist, sind durch
zwei Reliefbüsten an der Basis des Sarcophages verherrlicht. Gegen-
über das Grabmal Guidiccioni, erst vom Jahr 1643, aber mit Benützung

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[243/0265] Rom. An den marmornen Altären überwiegt das Figürliche; doch sind auch die triumphbogenartigen Architekturen, welche dasselbe ein- fassen, nicht ohne Bedeutung. Der sehr grosse Hauptaltar von S. Sil- vestro in Capite und der Altar Innocenz VIII in der Pace (eine der Capellen links im Achteck) sind vergoldet und nicht von reiner Form. Der herrliche Altar Alexanders VI in der Sacristei von S. M. del Popolo ist auch in decorativer Beziehung der edelste dieser Gattung. Andere Altäre derselben Kirche, z. B. derjenige der 4. Capelle rechts und derjenige im Gange vor der Sacristei bieten nur drei einfache Nischen mit Predella und Aufsatz. a b c d e An den Grabmälern bemerkt man wieder diejenigen Elemente, welche die florentinischen Decoratoren geschaffen hatten, allein man- nigfach neu combinirt. Eine bestimmte Abweichung liegt dann in der fast durchgehenden Ausschmückung der Seitenpfosten der Nische mit kleinen Nischen, welche allegorische Figuren enthalten. Sodann kommt das schöne Motiv einer über dem Sarcophag stehenden Bahre mit Teppich, welche die liegende Gestalt des Verstorbenen trägt, häufiger vor als in Florenz. Weit die grösste Anzahl dieser Gräber enthält (seit S. Peter seinen derartigen Schmuck eingebüsst hat) S. Maria del popolo. Vor allem die beiden Prälatengräber im Chor, welche der grosse Andrea Sansovino seit 1505 arbeitete. Sie geben gleich die höchste und letzte Form, welche das architektonisch angelegte Wandgrab er- reichen kann; der Triumphbogen, auch sonst für Gräber oft ange- wandt, ist nirgends mehr mit dieser leichten Majestät behandelt; unter den Arabesken sind die des Sockels von den allerschönsten der ganzen Renaissance. — Die übrigen Prachtgräber, meist ebenfalls von Car- dinälen und Bischöfen, füllen fast sämmtliche Capellen der Kirche an; alle Arten von Anordnung und Schmuck sind hier durch irgend ein Specimen repräsentirt. Die besten Ornamente vielleicht an dem Grab- mal Lonati (um 1500) im linken Querschiff, und an dem Grabmal Rocca (starb 1482) in der Sacristei. — In der Vorhalle von S. Gre- gorio ist das einfache Grabmal Bonsi (rechts) eines der schönst- geordneten; die beiden Brüder, welchen es gesetzt ist, sind durch zwei Reliefbüsten an der Basis des Sarcophages verherrlicht. Gegen- über das Grabmal Guidiccioni, erst vom Jahr 1643, aber mit Benützung f g h i 16*

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/265>, abgerufen am 05.12.2024.