dieses Styles bedeckt. (Etwa um 1500.) Nur als Specimen merk- würdig; das Gemalte, z. B. die Engel und Putten der obern Lunette passen durch ihren grössern Massstab nicht zu den Wandstatuetten der Madonna und der beiden anbetenden Engel.
a
Im Dom von Spello der Tabernakel des Hauptaltars, eine Kuppel auf vier Säulen, in graziöser und früher Renaissance.
b
Im Dom von Narni, rechts, eine Altarnische sammt dem zunächst davor stehenden Bogen, beide als Triumphbogen in Stucco behandelt; noch XV. Jahrhundert.
In Rom beginnt, abgesehen von einigen frühern Arbeiten des Filarete und Anderer, der reichere Luxus des Marmorornamentes mit den 1460er Jahren und erreicht ein Jahrzehnd später eine unbe- schreibliche Fülle und Pracht. Ich bin nicht im Stande, das Beste und Reinste aus dem Gedächtniss näher zu bezeichnen, oder die Ent- wicklung dieses Zweiges der Ornamentik historisch zu verfolgen, glaube aber, dass das grösste Verdienst, wenn nicht der Erfindung, doch der Verbreitung dieser eleganten Formen dem Mino da Fie- sole angehört, welcher damals (s. unten) in Rom eine ganze Anzahl von marmornen Gräbern u. a. Prachtarbeiten schuf. Man beachte, dass von seinem Hauptwerke, dem Grabmal Pauls II., nur die figür- lichen Theile (in der Crypta von S. Peter) gerettet, die decorativen dagegen untergegangen sind. -- Unter den Grabmälern sind diejenigen spanischer Prälaten, welche durch Calixt III. und wohl noch durch Alexander VI. nach Rom gezogen worden sein mögen, vorzüglich zahlreich. -- Pollajuolo's Arbeiten wurden schon genannt.
c
Von Portaleinfassungen ist diejenige an S. Marco des Giu- dliano da Majano (S. 192) selber würdig. Auch diejenige an S. Giacomo degli Spagnuoli sehr schön.
e
Die Sängertribune der Capella Sistina, mit ihrer edeln, ern- sten Pracht, ist für diese gegebene Stätte und Ausdehnung ein voll- kommen vortreffliches Werk zu nennen. Auch die Marmorschranken, welche den Vorraum vom Hauptraum trennen, sind vom Besten; febenso die Balustrade der Capella Carafa in S. Maria sopra Minerva.
Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
dieses Styles bedeckt. (Etwa um 1500.) Nur als Specimen merk- würdig; das Gemalte, z. B. die Engel und Putten der obern Lunette passen durch ihren grössern Massstab nicht zu den Wandstatuetten der Madonna und der beiden anbetenden Engel.
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Im Dom von Spello der Tabernakel des Hauptaltars, eine Kuppel auf vier Säulen, in graziöser und früher Renaissance.
b
Im Dom von Narni, rechts, eine Altarnische sammt dem zunächst davor stehenden Bogen, beide als Triumphbogen in Stucco behandelt; noch XV. Jahrhundert.
In Rom beginnt, abgesehen von einigen frühern Arbeiten des Filarete und Anderer, der reichere Luxus des Marmorornamentes mit den 1460er Jahren und erreicht ein Jahrzehnd später eine unbe- schreibliche Fülle und Pracht. Ich bin nicht im Stande, das Beste und Reinste aus dem Gedächtniss näher zu bezeichnen, oder die Ent- wicklung dieses Zweiges der Ornamentik historisch zu verfolgen, glaube aber, dass das grösste Verdienst, wenn nicht der Erfindung, doch der Verbreitung dieser eleganten Formen dem Mino da Fie- sole angehört, welcher damals (s. unten) in Rom eine ganze Anzahl von marmornen Gräbern u. a. Prachtarbeiten schuf. Man beachte, dass von seinem Hauptwerke, dem Grabmal Pauls II., nur die figür- lichen Theile (in der Crypta von S. Peter) gerettet, die decorativen dagegen untergegangen sind. — Unter den Grabmälern sind diejenigen spanischer Prälaten, welche durch Calixt III. und wohl noch durch Alexander VI. nach Rom gezogen worden sein mögen, vorzüglich zahlreich. — Pollajuolo’s Arbeiten wurden schon genannt.
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Von Portaleinfassungen ist diejenige an S. Marco des Giu- dliano da Majano (S. 192) selber würdig. Auch diejenige an S. Giacomo degli Spagnuoli sehr schön.
e
Die Sängertribune der Capella Sistina, mit ihrer edeln, ern- sten Pracht, ist für diese gegebene Stätte und Ausdehnung ein voll- kommen vortreffliches Werk zu nennen. Auch die Marmorschranken, welche den Vorraum vom Hauptraum trennen, sind vom Besten; febenso die Balustrade der Capella Carafa in S. Maria sopra Minerva.
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Renaissance-Decoration. Stein und Metall.
dieses Styles bedeckt. (Etwa um 1500.) Nur als Specimen merk-
würdig; das Gemalte, z. B. die Engel und Putten der obern Lunette
passen durch ihren grössern Massstab nicht zu den Wandstatuetten
der Madonna und der beiden anbetenden Engel.
Im Dom von Spello der Tabernakel des Hauptaltars, eine Kuppel
auf vier Säulen, in graziöser und früher Renaissance.
Im Dom von Narni, rechts, eine Altarnische sammt dem zunächst
davor stehenden Bogen, beide als Triumphbogen in Stucco behandelt;
noch XV. Jahrhundert.
In Rom beginnt, abgesehen von einigen frühern Arbeiten des
Filarete und Anderer, der reichere Luxus des Marmorornamentes mit
den 1460er Jahren und erreicht ein Jahrzehnd später eine unbe-
schreibliche Fülle und Pracht. Ich bin nicht im Stande, das Beste
und Reinste aus dem Gedächtniss näher zu bezeichnen, oder die Ent-
wicklung dieses Zweiges der Ornamentik historisch zu verfolgen,
glaube aber, dass das grösste Verdienst, wenn nicht der Erfindung,
doch der Verbreitung dieser eleganten Formen dem Mino da Fie-
sole angehört, welcher damals (s. unten) in Rom eine ganze Anzahl
von marmornen Gräbern u. a. Prachtarbeiten schuf. Man beachte,
dass von seinem Hauptwerke, dem Grabmal Pauls II., nur die figür-
lichen Theile (in der Crypta von S. Peter) gerettet, die decorativen
dagegen untergegangen sind. — Unter den Grabmälern sind diejenigen
spanischer Prälaten, welche durch Calixt III. und wohl noch durch
Alexander VI. nach Rom gezogen worden sein mögen, vorzüglich
zahlreich. — Pollajuolo’s Arbeiten wurden schon genannt.
Von Portaleinfassungen ist diejenige an S. Marco des Giu-
liano da Majano (S. 192) selber würdig. Auch diejenige an S. Giacomo
degli Spagnuoli sehr schön.
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Die Sängertribune der Capella Sistina, mit ihrer edeln, ern-
sten Pracht, ist für diese gegebene Stätte und Ausdehnung ein voll-
kommen vortreffliches Werk zu nennen. Auch die Marmorschranken,
welche den Vorraum vom Hauptraum trennen, sind vom Besten;
ebenso die Balustrade der Capella Carafa in S. Maria sopra Minerva.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/264>, abgerufen am 05.12.2024.
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