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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Siena. Perugia.

Das hübsche kleine Weihbecken in der Sacristei des Domes zua
Siena, emaillirt und auf einen Engel gestützt, von Giov. Turini,
und das noch einfachere bronzene in der Kirche Fontegiusta (zweiteb
Säule links) von Giov. delle Bombarde (1480) haben durch den-
selben monumentalen Ernst, der auch im Kleinen sich nicht zur leeren
Niedlichkeit bequemt, eine Bedeutung die weit über den absoluten
Formgehalt hinausgeht.

Lorenzo Vecchietta, als Bildhauer nur ein manierirter fleissi-
ger Nachfolger des Quercia und Donatello, als Maler den bessern
Zeitgenossen weit nachstehend, hat als Decorator in Marmor und in
Bronze einen eigenthümlichen Werth. Das eherne Ciborium (Sacra-c
menthäuschen) auf dem Hochaltar des Domes, wovon sich in der
Academie (Grosser Saal) die Originalzeichnung befindet, hat durchd
seine originelle energische Bildung auf die ganze sienesische Zierweise
Einfluss gehabt; er selbst bildete (vorher oder später) den marmornene
Aufsatz des Taufbrunnens in San Giovanni ähnlich; ein kleineres bron-
zenes Ciborium in der Kirche Fontegiusta (2. Altar rechts), schönerf
als diese beiden Arbeiten und in seinen untern Theilen fast griechisch
lebendig, ist entweder von ihm oder von einem Schüler. Guss und
Ciselirung sind durchgängig trefflich. -- Das Marmorciborium auf demg
Hochaltar von San Domenico giebt dasselbe Motiv freilich im aller-
reinsten und schönsten Styl der Blüthezeit wieder, sodass man es
den Sienesen kaum verargen kann, wenn sie darin eine Jugendarbeit
Michelangelo's 1) erkennen wollen.

Auch Jacopo della Quercia selbst muss hier noch einmal
erwähnt werden, wegen des glücklich gedachten Eisengitters an derh
Capelle des Palazzo pubblico.


Auf dem Wege von Florenz nach Rom sind ausser den genannten
und noch zu nennenden Arbeiten hier noch einige anzuführen, die ich
an keiner besondern Stelle unterzubringen weiss.

In S. Domenico zu Perugia, 4. Capelle rechts, ist die ganze Al-i
tarwand mit einer grossen Decoration von Stuccaturen und Gemälden

1) Im Dom von Forli wird ebenfalls das Ciborium dem Michelangelo zugeschrieben.*
B. Cicerone. 16
Siena. Perugia.

Das hübsche kleine Weihbecken in der Sacristei des Domes zua
Siena, emaillirt und auf einen Engel gestützt, von Giov. Turini,
und das noch einfachere bronzene in der Kirche Fontegiusta (zweiteb
Säule links) von Giov. delle Bombarde (1480) haben durch den-
selben monumentalen Ernst, der auch im Kleinen sich nicht zur leeren
Niedlichkeit bequemt, eine Bedeutung die weit über den absoluten
Formgehalt hinausgeht.

Lorenzo Vecchietta, als Bildhauer nur ein manierirter fleissi-
ger Nachfolger des Quercia und Donatello, als Maler den bessern
Zeitgenossen weit nachstehend, hat als Decorator in Marmor und in
Bronze einen eigenthümlichen Werth. Das eherne Ciborium (Sacra-c
menthäuschen) auf dem Hochaltar des Domes, wovon sich in der
Academie (Grosser Saal) die Originalzeichnung befindet, hat durchd
seine originelle energische Bildung auf die ganze sienesische Zierweise
Einfluss gehabt; er selbst bildete (vorher oder später) den marmornene
Aufsatz des Taufbrunnens in San Giovanni ähnlich; ein kleineres bron-
zenes Ciborium in der Kirche Fontegiusta (2. Altar rechts), schönerf
als diese beiden Arbeiten und in seinen untern Theilen fast griechisch
lebendig, ist entweder von ihm oder von einem Schüler. Guss und
Ciselirung sind durchgängig trefflich. — Das Marmorciborium auf demg
Hochaltar von San Domenico giebt dasselbe Motiv freilich im aller-
reinsten und schönsten Styl der Blüthezeit wieder, sodass man es
den Sienesen kaum verargen kann, wenn sie darin eine Jugendarbeit
Michelangelo’s 1) erkennen wollen.

Auch Jacopo della Quercia selbst muss hier noch einmal
erwähnt werden, wegen des glücklich gedachten Eisengitters an derh
Capelle des Palazzo pubblico.


Auf dem Wege von Florenz nach Rom sind ausser den genannten
und noch zu nennenden Arbeiten hier noch einige anzuführen, die ich
an keiner besondern Stelle unterzubringen weiss.

In S. Domenico zu Perugia, 4. Capelle rechts, ist die ganze Al-i
tarwand mit einer grossen Decoration von Stuccaturen und Gemälden

1) Im Dom von Forli wird ebenfalls das Ciborium dem Michelangelo zugeschrieben.*
B. Cicerone. 16
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[241/0263] Siena. Perugia. Das hübsche kleine Weihbecken in der Sacristei des Domes zu Siena, emaillirt und auf einen Engel gestützt, von Giov. Turini, und das noch einfachere bronzene in der Kirche Fontegiusta (zweite Säule links) von Giov. delle Bombarde (1480) haben durch den- selben monumentalen Ernst, der auch im Kleinen sich nicht zur leeren Niedlichkeit bequemt, eine Bedeutung die weit über den absoluten Formgehalt hinausgeht. a b Lorenzo Vecchietta, als Bildhauer nur ein manierirter fleissi- ger Nachfolger des Quercia und Donatello, als Maler den bessern Zeitgenossen weit nachstehend, hat als Decorator in Marmor und in Bronze einen eigenthümlichen Werth. Das eherne Ciborium (Sacra- menthäuschen) auf dem Hochaltar des Domes, wovon sich in der Academie (Grosser Saal) die Originalzeichnung befindet, hat durch seine originelle energische Bildung auf die ganze sienesische Zierweise Einfluss gehabt; er selbst bildete (vorher oder später) den marmornen Aufsatz des Taufbrunnens in San Giovanni ähnlich; ein kleineres bron- zenes Ciborium in der Kirche Fontegiusta (2. Altar rechts), schöner als diese beiden Arbeiten und in seinen untern Theilen fast griechisch lebendig, ist entweder von ihm oder von einem Schüler. Guss und Ciselirung sind durchgängig trefflich. — Das Marmorciborium auf dem Hochaltar von San Domenico giebt dasselbe Motiv freilich im aller- reinsten und schönsten Styl der Blüthezeit wieder, sodass man es den Sienesen kaum verargen kann, wenn sie darin eine Jugendarbeit Michelangelo’s 1) erkennen wollen. c d e f g Auch Jacopo della Quercia selbst muss hier noch einmal erwähnt werden, wegen des glücklich gedachten Eisengitters an der Capelle des Palazzo pubblico. h Auf dem Wege von Florenz nach Rom sind ausser den genannten und noch zu nennenden Arbeiten hier noch einige anzuführen, die ich an keiner besondern Stelle unterzubringen weiss. In S. Domenico zu Perugia, 4. Capelle rechts, ist die ganze Al- tarwand mit einer grossen Decoration von Stuccaturen und Gemälden i 1) Im Dom von Forli wird ebenfalls das Ciborium dem Michelangelo zugeschrieben. B. Cicerone. 16

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/263>, abgerufen am 05.12.2024.