zählen nur Einiges von dem auf, was noch nicht bei Anlass der Ar- chitektur genannt wurde.
Zunächst eine Anzahl Marmorschranken, theils mit Gittern, theils mit enggestellten Säulchen oben, welche zum Verschluss der Capellen in S. Petronio dienen. Das älteste, noch gothische Beispiel,a 4. Capelle links; -- reiche und frühe Renaissance, 7. Capelle links; -- später und eleganter, 10. Capelle rechts; -- das schönste 4. Ca- pelle rechts, vom Jahr 1483; -- einfach 6. Capelle rechts; -- das späteste, von Formigine, 8. Capelle rechts. -- In S. Michele in bosco:b die Mauern zu beiden Seiten des Chorgitters, die Pilaster und Thüren des Chores, vom Bessern des oberitalischen Styles.
Einzelne Altarnischen mit und ohne Schranken: in S. Martinoc maggiore die erste rechts (1529); in Madonna di Baracano die Ein-d fassung der Hauptaltarnische, von der Bildhauerin Properzia de' Rossi, die hier dem Formigine nachfolgt: -- in SS. Vitale ed Agricola diee Stuccoeinfassungen um die Fresken der grossen Capelle links, mit guten, bloss vegetabilischen Arabesken.
Die Grabmäler sind sammt und sonders im Styl der Arabesken weit geringer als die bessern florentinischen und römischen. Die an den Backstein und Sandstein gewöhnte Decoration konnte sich in die Vortheile des Marmors, wo sie an diesen kam, nicht hineinfinden. Eine ganze Anzahl aus verschiedenen Kirchen stehen jetzt im Campo-f santo bei der Certosa; andere noch in den Kirchen selbst. Ausnahms- weise arbeitet wohl ein Florentiner irgend ein Prachtstück in seiner heimischen Art, wie z. B. Francesco di Simone das Grabmalg Tartagni (1477) in S. Domenico (Durchgang zur linken Seitenthür); allein dieses ist doch nur eine plastisch und decorativ befangene Nach- ahmung des Grabmals Marzuppini (S. 234, h) und das Meiste, was sonst vorkömmt, ist noch viel geringer.
Als prächtige decorative Erscheinung ist das Stuccograbmal des Lodov. Gozzadini im linken Seitenschiff der Servi (statt des 3. Altars)h trotz seines Schwulstes diesen Marmorsachen vorzuziehen; von einem unbedeutenden Bildhauer jener Zeit, Giov. Zacchio. Auch das einfachere Grabmal des Giac. Birro im Klosterhof von S. Domenicoi ist eines von den glücklich angeordneten des beginnenden Barockstyls.
Bologna.
zählen nur Einiges von dem auf, was noch nicht bei Anlass der Ar- chitektur genannt wurde.
Zunächst eine Anzahl Marmorschranken, theils mit Gittern, theils mit enggestellten Säulchen oben, welche zum Verschluss der Capellen in S. Petronio dienen. Das älteste, noch gothische Beispiel,a 4. Capelle links; — reiche und frühe Renaissance, 7. Capelle links; — später und eleganter, 10. Capelle rechts; — das schönste 4. Ca- pelle rechts, vom Jahr 1483; — einfach 6. Capelle rechts; — das späteste, von Formigine, 8. Capelle rechts. — In S. Michele in bosco:b die Mauern zu beiden Seiten des Chorgitters, die Pilaster und Thüren des Chores, vom Bessern des oberitalischen Styles.
Einzelne Altarnischen mit und ohne Schranken: in S. Martinoc maggiore die erste rechts (1529); in Madonna di Baracano die Ein-d fassung der Hauptaltarnische, von der Bildhauerin Properzia de’ Rossi, die hier dem Formigine nachfolgt: — in SS. Vitale ed Agricola diee Stuccoeinfassungen um die Fresken der grossen Capelle links, mit guten, bloss vegetabilischen Arabesken.
Die Grabmäler sind sammt und sonders im Styl der Arabesken weit geringer als die bessern florentinischen und römischen. Die an den Backstein und Sandstein gewöhnte Decoration konnte sich in die Vortheile des Marmors, wo sie an diesen kam, nicht hineinfinden. Eine ganze Anzahl aus verschiedenen Kirchen stehen jetzt im Campo-f santo bei der Certosa; andere noch in den Kirchen selbst. Ausnahms- weise arbeitet wohl ein Florentiner irgend ein Prachtstück in seiner heimischen Art, wie z. B. Francesco di Simone das Grabmalg Tartagni (1477) in S. Domenico (Durchgang zur linken Seitenthür); allein dieses ist doch nur eine plastisch und decorativ befangene Nach- ahmung des Grabmals Marzuppini (S. 234, h) und das Meiste, was sonst vorkömmt, ist noch viel geringer.
Als prächtige decorative Erscheinung ist das Stuccograbmal des Lodov. Gozzadini im linken Seitenschiff der Servi (statt des 3. Altars)h trotz seines Schwulstes diesen Marmorsachen vorzuziehen; von einem unbedeutenden Bildhauer jener Zeit, Giov. Zacchio. Auch das einfachere Grabmal des Giac. Birro im Klosterhof von S. Domenicoi ist eines von den glücklich angeordneten des beginnenden Barockstyls.
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Zunächst eine Anzahl Marmorschranken, theils mit Gittern,
theils mit enggestellten Säulchen oben, welche zum Verschluss der
Capellen in S. Petronio dienen. Das älteste, noch gothische Beispiel,
4. Capelle links; — reiche und frühe Renaissance, 7. Capelle links;
— später und eleganter, 10. Capelle rechts; — das schönste 4. Ca-
pelle rechts, vom Jahr 1483; — einfach 6. Capelle rechts; — das
späteste, von Formigine, 8. Capelle rechts. — In S. Michele in bosco:
die Mauern zu beiden Seiten des Chorgitters, die Pilaster und Thüren
des Chores, vom Bessern des oberitalischen Styles.
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Einzelne Altarnischen mit und ohne Schranken: in S. Martino
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fassung der Hauptaltarnische, von der Bildhauerin Properzia de’ Rossi,
die hier dem Formigine nachfolgt: — in SS. Vitale ed Agricola die
Stuccoeinfassungen um die Fresken der grossen Capelle links, mit
guten, bloss vegetabilischen Arabesken.
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Die Grabmäler sind sammt und sonders im Styl der Arabesken
weit geringer als die bessern florentinischen und römischen. Die an
den Backstein und Sandstein gewöhnte Decoration konnte sich in die
Vortheile des Marmors, wo sie an diesen kam, nicht hineinfinden.
Eine ganze Anzahl aus verschiedenen Kirchen stehen jetzt im Campo-
santo bei der Certosa; andere noch in den Kirchen selbst. Ausnahms-
weise arbeitet wohl ein Florentiner irgend ein Prachtstück in seiner
heimischen Art, wie z. B. Francesco di Simone das Grabmal
Tartagni (1477) in S. Domenico (Durchgang zur linken Seitenthür);
allein dieses ist doch nur eine plastisch und decorativ befangene Nach-
ahmung des Grabmals Marzuppini (S. 234, h) und das Meiste, was sonst
vorkömmt, ist noch viel geringer.
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Als prächtige decorative Erscheinung ist das Stuccograbmal des
Lodov. Gozzadini im linken Seitenschiff der Servi (statt des 3. Altars)
trotz seines Schwulstes diesen Marmorsachen vorzuziehen; von einem
unbedeutenden Bildhauer jener Zeit, Giov. Zacchio. Auch das
einfachere Grabmal des Giac. Birro im Klosterhof von S. Domenico
ist eines von den glücklich angeordneten des beginnenden Barockstyls.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/271>, abgerufen am 05.12.2024.
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