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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Pisa. Lucca. Siena.

Pisa hat einige zwar späte, aber vorzügliche Arbeiten, zumal
Intarsien aufzuweisen.

Im Dom ist zunächst der Bischofsstuhl gegenüber der Kanzel 1536a
von Giov. Batt. Cervellesi (bei Vasari: Cervelliera) gearbeitet,
ein Prachtstück der durch die Antike besonnen gewordenen Intarsia,
das gerade in dieser Art seines Gleichen sucht. -- Das Stuhlwerk im
untern Theil des Chores ist etwas älter (angeblich von Giul. da Ma-
jano) ebenfalls lauter reiche Intarsia, mit Propheten, baulichen An-
sichten, Musikinstrumenten, Thieren u. s. w. Die plastisch trefflichen
geschnitzten Ausläufe lassen auf den Meister des Stuhlwerkes der
Badia in Florenz rathen. -- Die beiden Throne über den Chorstufen
stattlich im beginnenden Barockstyl um die Mitte des Jahrhunderts.

Von geschnitzten Decken ist die sehr glänzende und noch streng
eingetheilte des Domes vom Ende des XVI. Jahrhunderts. Ausge-
arteter und schon mehr als ein freies Prachtstück behandelt: diejenigeb
von S. Stefano de' Cavalieri (nach 1600).

In Lucca: der Orgellettner rechts im Dom vom Jahr 1481, derbc
geschnitzt; ausser der Holzfarbe Gold und Blau. (Allerlei neuere Zu-
thaten.)

Die drei vordern Thüren des Domes, die mittlere von grösster
Vortrefflichkeit. (In der Sacristei fünf Intarsiatafeln.)

Die Thür des erzbischöflichen Palastes, älter und einfacher. (Innend
eine treffliche Balkendecke auf geschnitzten Consolen.)

Der Orgellettner links im Dom, gute Barockarbeit, von Santee
Landucci 1615.


In Siena gehört das Stuhlwerk der obern Capelle des Palazzof
pubblico, von Domenico di Niccolo (1429), der frühsten Renais-
sance an; die Intarsia an den Wänden stellt Figuren mit den Artikeln
des christlichen Glaubens dar. (Die Orgeleinfassung später und sehr
schön.) -- Aus der Blüthezeit des Styles sind die Intarsien des Frag
Giov. da Verona (1503) zu erwähnen, welche, aus einer andern
Kirche entlehnt, in die Rücklehnen der Stühle zu beiden Seiten der
Chornische des Domes eingelassen sind; sie stellen theils heilige Ge-
räthschaften und Symbole, theils Ansichten von Gebäuden und Gassen

Pisa. Lucca. Siena.

Pisa hat einige zwar späte, aber vorzügliche Arbeiten, zumal
Intarsien aufzuweisen.

Im Dom ist zunächst der Bischofsstuhl gegenüber der Kanzel 1536a
von Giov. Batt. Cervellesi (bei Vasari: Cervelliera) gearbeitet,
ein Prachtstück der durch die Antike besonnen gewordenen Intarsia,
das gerade in dieser Art seines Gleichen sucht. — Das Stuhlwerk im
untern Theil des Chores ist etwas älter (angeblich von Giul. da Ma-
jano) ebenfalls lauter reiche Intarsia, mit Propheten, baulichen An-
sichten, Musikinstrumenten, Thieren u. s. w. Die plastisch trefflichen
geschnitzten Ausläufe lassen auf den Meister des Stuhlwerkes der
Badia in Florenz rathen. — Die beiden Throne über den Chorstufen
stattlich im beginnenden Barockstyl um die Mitte des Jahrhunderts.

Von geschnitzten Decken ist die sehr glänzende und noch streng
eingetheilte des Domes vom Ende des XVI. Jahrhunderts. Ausge-
arteter und schon mehr als ein freies Prachtstück behandelt: diejenigeb
von S. Stefano de’ Cavalieri (nach 1600).

In Lucca: der Orgellettner rechts im Dom vom Jahr 1481, derbc
geschnitzt; ausser der Holzfarbe Gold und Blau. (Allerlei neuere Zu-
thaten.)

Die drei vordern Thüren des Domes, die mittlere von grösster
Vortrefflichkeit. (In der Sacristei fünf Intarsiatafeln.)

Die Thür des erzbischöflichen Palastes, älter und einfacher. (Innend
eine treffliche Balkendecke auf geschnitzten Consolen.)

Der Orgellettner links im Dom, gute Barockarbeit, von Santee
Landucci 1615.


In Siena gehört das Stuhlwerk der obern Capelle des Palazzof
pubblico, von Domenico di Niccolò (1429), der frühsten Renais-
sance an; die Intarsia an den Wänden stellt Figuren mit den Artikeln
des christlichen Glaubens dar. (Die Orgeleinfassung später und sehr
schön.) — Aus der Blüthezeit des Styles sind die Intarsien des Frag
Giov. da Verona (1503) zu erwähnen, welche, aus einer andern
Kirche entlehnt, in die Rücklehnen der Stühle zu beiden Seiten der
Chornische des Domes eingelassen sind; sie stellen theils heilige Ge-
räthschaften und Symbole, theils Ansichten von Gebäuden und Gassen

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[263/0285] Pisa. Lucca. Siena. Pisa hat einige zwar späte, aber vorzügliche Arbeiten, zumal Intarsien aufzuweisen. Im Dom ist zunächst der Bischofsstuhl gegenüber der Kanzel 1536 von Giov. Batt. Cervellesi (bei Vasari: Cervelliera) gearbeitet, ein Prachtstück der durch die Antike besonnen gewordenen Intarsia, das gerade in dieser Art seines Gleichen sucht. — Das Stuhlwerk im untern Theil des Chores ist etwas älter (angeblich von Giul. da Ma- jano) ebenfalls lauter reiche Intarsia, mit Propheten, baulichen An- sichten, Musikinstrumenten, Thieren u. s. w. Die plastisch trefflichen geschnitzten Ausläufe lassen auf den Meister des Stuhlwerkes der Badia in Florenz rathen. — Die beiden Throne über den Chorstufen stattlich im beginnenden Barockstyl um die Mitte des Jahrhunderts. a Von geschnitzten Decken ist die sehr glänzende und noch streng eingetheilte des Domes vom Ende des XVI. Jahrhunderts. Ausge- arteter und schon mehr als ein freies Prachtstück behandelt: diejenige von S. Stefano de’ Cavalieri (nach 1600). b In Lucca: der Orgellettner rechts im Dom vom Jahr 1481, derb geschnitzt; ausser der Holzfarbe Gold und Blau. (Allerlei neuere Zu- thaten.) c Die drei vordern Thüren des Domes, die mittlere von grösster Vortrefflichkeit. (In der Sacristei fünf Intarsiatafeln.) Die Thür des erzbischöflichen Palastes, älter und einfacher. (Innen eine treffliche Balkendecke auf geschnitzten Consolen.) d Der Orgellettner links im Dom, gute Barockarbeit, von Sante Landucci 1615. e In Siena gehört das Stuhlwerk der obern Capelle des Palazzo pubblico, von Domenico di Niccolò (1429), der frühsten Renais- sance an; die Intarsia an den Wänden stellt Figuren mit den Artikeln des christlichen Glaubens dar. (Die Orgeleinfassung später und sehr schön.) — Aus der Blüthezeit des Styles sind die Intarsien des Fra Giov. da Verona (1503) zu erwähnen, welche, aus einer andern Kirche entlehnt, in die Rücklehnen der Stühle zu beiden Seiten der Chornische des Domes eingelassen sind; sie stellen theils heilige Ge- räthschaften und Symbole, theils Ansichten von Gebäuden und Gassen f g

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/285>, abgerufen am 05.12.2024.