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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Renaissance-Decoration. Styl des Benvenuto.
aDeckelschale in den Uffizien (mit den verschlungenen Buchstaben H
und D, Heinrich II. und Diane de Poitiers?), das Bedeutendste aber
figurirt; so (ebenda) eine Art von Trajanssäule mit reicher Basis,
zwei Schalen mit Nereidenzügen, eine Flasche mit Bacchanal, u. s. w.

Ausserdem befindet sich hier ein berühmtes Denkmal: das Käst-
chen Clemens VII mit den in den Crystall geschliffenen Passions-
geschichten des Valerio Vicentino. Wie die Robbia, so ist
Valerio durch seinen Stoff zu einer Einfachheit der Darstellung ge-
nöthigt worden, deren Mangel die Reliefs der grössten Meister jener
Zeit nur bedingt geniessbar macht. So glaubt man eines der reinsten
Denkmäler damaliger Sculptur vor sich zu sehen; es fragt sich aber,
ob Valerio im Marmor ebenso einfach und bedeutend geblieben wäre.
Vielleicht dem hohen Werthe dieser Compositionen zu Liebe wurde
die Einfassung des Kästchens eine nur schlicht architektonische. (Zu
bvergleichen mit den Relieftäfelchen Verschiedener im ersten Zimmer
der Bronzen, ebenda.)

c

Anders das farnesische Kästchen des Joannes de Bernardi im
Museum von Neapel, an welchem die reiche, bewegte Metalleinfassung
das Übergewicht hat über die Crystallschliffe (Jagden, Thaten des
Hercules etc.). Als decoratives Ganzes einzig in seiner Art, ist es
im Einzelnen bei trefflicher Arbeit doch minder erfreulich als das
ebengenannte 1).


Leider ist von den erzgegossenen Prunkgegenständen, nach wel-
chen Benvenuto's Lebensbeschreibung die Lust rege macht, nichts
Sicheres mehr erhalten 2). -- Die welche bald nach ihm kamen, erbten
das feine Gleichgewicht seiner Behandlung nicht, wurden auch wohl

1) Da wir diesen Kleinsculptoren, welche zugleich Medailleurs waren, weder
hier noch bei Anlass der Sculptur einen Abschnitt widmen können, so müssen
wir auf die Lebensbeschreibung des Valerio Vicentino und der Übrigen bei
Vasari, sowie auf die Anmerkungen der Herausgeber verweisen.
2) *In der Bibliothek des Museums zu Neapel wird dem Benvenuto der Deckel
**eines Messbuches, in Mantua (Sacristei von S. Barbara) ein Becken, im Schatz
von S. Peter zu Rom eine Reihe von Leuchtern zugeschrieben. -- Unter den
+Bronzen der Uffizien (I. Zimmer) ist nur "Helm und Schild Franz I." von
ihm, und auch hier liessen sich Zweifel erheben.

Renaissance-Decoration. Styl des Benvenuto.
aDeckelschale in den Uffizien (mit den verschlungenen Buchstaben H
und D, Heinrich II. und Diane de Poitiers?), das Bedeutendste aber
figurirt; so (ebenda) eine Art von Trajanssäule mit reicher Basis,
zwei Schalen mit Nereidenzügen, eine Flasche mit Bacchanal, u. s. w.

Ausserdem befindet sich hier ein berühmtes Denkmal: das Käst-
chen Clemens VII mit den in den Crystall geschliffenen Passions-
geschichten des Valerio Vicentino. Wie die Robbia, so ist
Valerio durch seinen Stoff zu einer Einfachheit der Darstellung ge-
nöthigt worden, deren Mangel die Reliefs der grössten Meister jener
Zeit nur bedingt geniessbar macht. So glaubt man eines der reinsten
Denkmäler damaliger Sculptur vor sich zu sehen; es fragt sich aber,
ob Valerio im Marmor ebenso einfach und bedeutend geblieben wäre.
Vielleicht dem hohen Werthe dieser Compositionen zu Liebe wurde
die Einfassung des Kästchens eine nur schlicht architektonische. (Zu
bvergleichen mit den Relieftäfelchen Verschiedener im ersten Zimmer
der Bronzen, ebenda.)

c

Anders das farnesische Kästchen des Joannes de Bernardi im
Museum von Neapel, an welchem die reiche, bewegte Metalleinfassung
das Übergewicht hat über die Crystallschliffe (Jagden, Thaten des
Hercules etc.). Als decoratives Ganzes einzig in seiner Art, ist es
im Einzelnen bei trefflicher Arbeit doch minder erfreulich als das
ebengenannte 1).


Leider ist von den erzgegossenen Prunkgegenständen, nach wel-
chen Benvenuto’s Lebensbeschreibung die Lust rege macht, nichts
Sicheres mehr erhalten 2). — Die welche bald nach ihm kamen, erbten
das feine Gleichgewicht seiner Behandlung nicht, wurden auch wohl

1) Da wir diesen Kleinsculptoren, welche zugleich Medailleurs waren, weder
hier noch bei Anlass der Sculptur einen Abschnitt widmen können, so müssen
wir auf die Lebensbeschreibung des Valerio Vicentino und der Übrigen bei
Vasari, sowie auf die Anmerkungen der Herausgeber verweisen.
2) *In der Bibliothek des Museums zu Neapel wird dem Benvenuto der Deckel
**eines Messbuches, in Mantua (Sacristei von S. Barbara) ein Becken, im Schatz
von S. Peter zu Rom eine Reihe von Leuchtern zugeschrieben. — Unter den
Bronzen der Uffizien (I. Zimmer) ist nur „Helm und Schild Franz I.“ von
ihm, und auch hier liessen sich Zweifel erheben.
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[274/0296] Renaissance-Decoration. Styl des Benvenuto. Deckelschale in den Uffizien (mit den verschlungenen Buchstaben H und D, Heinrich II. und Diane de Poitiers?), das Bedeutendste aber figurirt; so (ebenda) eine Art von Trajanssäule mit reicher Basis, zwei Schalen mit Nereidenzügen, eine Flasche mit Bacchanal, u. s. w. a Ausserdem befindet sich hier ein berühmtes Denkmal: das Käst- chen Clemens VII mit den in den Crystall geschliffenen Passions- geschichten des Valerio Vicentino. Wie die Robbia, so ist Valerio durch seinen Stoff zu einer Einfachheit der Darstellung ge- nöthigt worden, deren Mangel die Reliefs der grössten Meister jener Zeit nur bedingt geniessbar macht. So glaubt man eines der reinsten Denkmäler damaliger Sculptur vor sich zu sehen; es fragt sich aber, ob Valerio im Marmor ebenso einfach und bedeutend geblieben wäre. Vielleicht dem hohen Werthe dieser Compositionen zu Liebe wurde die Einfassung des Kästchens eine nur schlicht architektonische. (Zu vergleichen mit den Relieftäfelchen Verschiedener im ersten Zimmer der Bronzen, ebenda.) b Anders das farnesische Kästchen des Joannes de Bernardi im Museum von Neapel, an welchem die reiche, bewegte Metalleinfassung das Übergewicht hat über die Crystallschliffe (Jagden, Thaten des Hercules etc.). Als decoratives Ganzes einzig in seiner Art, ist es im Einzelnen bei trefflicher Arbeit doch minder erfreulich als das ebengenannte 1). Leider ist von den erzgegossenen Prunkgegenständen, nach wel- chen Benvenuto’s Lebensbeschreibung die Lust rege macht, nichts Sicheres mehr erhalten 2). — Die welche bald nach ihm kamen, erbten das feine Gleichgewicht seiner Behandlung nicht, wurden auch wohl 1) Da wir diesen Kleinsculptoren, welche zugleich Medailleurs waren, weder hier noch bei Anlass der Sculptur einen Abschnitt widmen können, so müssen wir auf die Lebensbeschreibung des Valerio Vicentino und der Übrigen bei Vasari, sowie auf die Anmerkungen der Herausgeber verweisen. 2) In der Bibliothek des Museums zu Neapel wird dem Benvenuto der Deckel eines Messbuches, in Mantua (Sacristei von S. Barbara) ein Becken, im Schatz von S. Peter zu Rom eine Reihe von Leuchtern zugeschrieben. — Unter den Bronzen der Uffizien (I. Zimmer) ist nur „Helm und Schild Franz I.“ von ihm, und auch hier liessen sich Zweifel erheben.

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/296>, abgerufen am 05.12.2024.