aangepasst. -- Darauf folgt, ebenfalls noch vom Besten, die Bemalung von S. Benedetto; ausser einem durchgehenden Fries mit Genien sind vorzüglich die Tonnengewölbe mit ihren von reichen Bändern eingefassten Cassetten beachtenswerth; dies Alles ist nur grau in grau mit wenigem Goldbraun; die Farbigkeit wurde aufgespart für die Flachkuppel, und die figürliche Composition in vollen Farben für die Hauptkuppel und die drei Halbkuppeln der Abschlüsse. (Diese von Vincenzo Veronesi ausgemalt.) Die untern Theile sind weiss geblieben, oder überweisst.
Den Ausgang der Gattung in sinnlosem Schwulst zeigen hier die bvon Girolamo da Carpi in S. Francesco gemalten Zierrathen (um 1550, cSeite 210) und vollends diejenigen in S. Paolo (1575).
Von den Arabesken profaner Gebäude sind diejenigen, welche die zahlreichen Malereien Dosso Dossi's und seiner Schule im Castell umgeben, nicht von höherer Bedeutung. Freier und angenehmer er- dgeht sich dieselbe Schule in den Deckenmalereien der sämmtlichen eini- germassen erhaltenen Räume der Palazzina (Seite 212, b); der allerdings erst von den Loggien abgeleitete Styl offenbart hier durch den Rauch der Schmiedewerkstatt hindurch, als welche das Gebäude jetzt dient, seinen unzerstörbaren Reiz.
Von venezianischen Arbeiten gehört die Mosaicirung des Sacri- steigewölbes in S. Marco hieher, von welcher unten.
Die grosse Veränderung, welche zunächst in Rom mit diesem De- corationstyl eintritt, datirt wohl hauptsächlich von der Entdeckung der Thermen des Titus, welche man nicht nach den erhaltenen Resten in den jetzt zugänglichen Theilen, sondern nach ihrem damaligen Be- stande würdigen muss. Die rafaelische Kunstgeneration lernte hier in den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts eine Menge neuen my- thologischen und allegorischen Stoffes, einen neuen antiken Styl, eine neue Eintheilung der baulichen Flächen und Glieder, neue Farben- werthe, eine neue Abwechslung von Stuccorelief und Zeichnung in bestimmtem Verhältniss zu den Farben, endlich den überaus dauer-
Renaissance. Decorirende Malerei.
aangepasst. — Darauf folgt, ebenfalls noch vom Besten, die Bemalung von S. Benedetto; ausser einem durchgehenden Fries mit Genien sind vorzüglich die Tonnengewölbe mit ihren von reichen Bändern eingefassten Cassetten beachtenswerth; dies Alles ist nur grau in grau mit wenigem Goldbraun; die Farbigkeit wurde aufgespart für die Flachkuppel, und die figürliche Composition in vollen Farben für die Hauptkuppel und die drei Halbkuppeln der Abschlüsse. (Diese von Vincenzo Veronesi ausgemalt.) Die untern Theile sind weiss geblieben, oder überweisst.
Den Ausgang der Gattung in sinnlosem Schwulst zeigen hier die bvon Girolamo da Carpi in S. Francesco gemalten Zierrathen (um 1550, cSeite 210) und vollends diejenigen in S. Paolo (1575).
Von den Arabesken profaner Gebäude sind diejenigen, welche die zahlreichen Malereien Dosso Dossi’s und seiner Schule im Castell umgeben, nicht von höherer Bedeutung. Freier und angenehmer er- dgeht sich dieselbe Schule in den Deckenmalereien der sämmtlichen eini- germassen erhaltenen Räume der Palazzina (Seite 212, b); der allerdings erst von den Loggien abgeleitete Styl offenbart hier durch den Rauch der Schmiedewerkstatt hindurch, als welche das Gebäude jetzt dient, seinen unzerstörbaren Reiz.
Von venezianischen Arbeiten gehört die Mosaicirung des Sacri- steigewölbes in S. Marco hieher, von welcher unten.
Die grosse Veränderung, welche zunächst in Rom mit diesem De- corationstyl eintritt, datirt wohl hauptsächlich von der Entdeckung der Thermen des Titus, welche man nicht nach den erhaltenen Resten in den jetzt zugänglichen Theilen, sondern nach ihrem damaligen Be- stande würdigen muss. Die rafaelische Kunstgeneration lernte hier in den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts eine Menge neuen my- thologischen und allegorischen Stoffes, einen neuen antiken Styl, eine neue Eintheilung der baulichen Flächen und Glieder, neue Farben- werthe, eine neue Abwechslung von Stuccorelief und Zeichnung in bestimmtem Verhältniss zu den Farben, endlich den überaus dauer-
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Renaissance. Decorirende Malerei.
angepasst. — Darauf folgt, ebenfalls noch vom Besten, die Bemalung
von S. Benedetto; ausser einem durchgehenden Fries mit Genien
sind vorzüglich die Tonnengewölbe mit ihren von reichen Bändern
eingefassten Cassetten beachtenswerth; dies Alles ist nur grau in grau
mit wenigem Goldbraun; die Farbigkeit wurde aufgespart für die
Flachkuppel, und die figürliche Composition in vollen Farben für die
Hauptkuppel und die drei Halbkuppeln der Abschlüsse. (Diese von
Vincenzo Veronesi ausgemalt.) Die untern Theile sind weiss geblieben,
oder überweisst.
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Den Ausgang der Gattung in sinnlosem Schwulst zeigen hier die
von Girolamo da Carpi in S. Francesco gemalten Zierrathen (um 1550,
Seite 210) und vollends diejenigen in S. Paolo (1575).
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c
Von den Arabesken profaner Gebäude sind diejenigen, welche
die zahlreichen Malereien Dosso Dossi’s und seiner Schule im Castell
umgeben, nicht von höherer Bedeutung. Freier und angenehmer er-
geht sich dieselbe Schule in den Deckenmalereien der sämmtlichen eini-
germassen erhaltenen Räume der Palazzina (Seite 212, b); der allerdings
erst von den Loggien abgeleitete Styl offenbart hier durch den Rauch
der Schmiedewerkstatt hindurch, als welche das Gebäude jetzt dient,
seinen unzerstörbaren Reiz.
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Von venezianischen Arbeiten gehört die Mosaicirung des Sacri-
steigewölbes in S. Marco hieher, von welcher unten.
Die grosse Veränderung, welche zunächst in Rom mit diesem De-
corationstyl eintritt, datirt wohl hauptsächlich von der Entdeckung der
Thermen des Titus, welche man nicht nach den erhaltenen Resten
in den jetzt zugänglichen Theilen, sondern nach ihrem damaligen Be-
stande würdigen muss. Die rafaelische Kunstgeneration lernte hier
in den ersten Jahren des XVI. Jahrhunderts eine Menge neuen my-
thologischen und allegorischen Stoffes, einen neuen antiken Styl, eine
neue Eintheilung der baulichen Flächen und Glieder, neue Farben-
werthe, eine neue Abwechslung von Stuccorelief und Zeichnung in
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/304>, abgerufen am 05.12.2024.
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