(Campagnola) ohne Kenntniss der Loggien dieser Schöpfung nicht fähig gewesen wäre.
Giovanni da Udine selber soll in seinen alten Tagen als Glasmaler die Fenster der Bibl. Laurenziana in Florenz und die desa geschlossenen Ganges im dritten Hof der Certosa mit jenen Arabeskenb ausgefüllt haben, welche zwar sehr hübsch und für das Tageslicht vortheilhaft, aber doch ein so matter Nachhall der Loggien sind, dass man sie lieber einem Andern zutrauen möchte. -- Es sind von den letzten Glasgemälden (bis 1568 1) der italienischen Kunst, Reparaturen und moderne Arbeiten ausgenommen; auch wollen sie bloss zarte Zierrathen rings um ein kleines einfarbiges Mittelbild oder Wappen vorstellen.
Kehren wir zur gemalten Mauerdecoration der Interieurs zurück. Sie hatte inzwischen das Schicksal der Geschichtsmalerei getheilt und sich zum schnellen und massenhaften Produciren entschlossen. Ihr höchstes Princip wird die Gefälligkeit, das angenehm gaukelnde Spiel vegetabilischer, animalischer und menschlicher Formen nebst Schilden, Gefässen, Masken, Cartouchen, Täfelchen, auch ganzen eingerahmten Bildern, auf meist hellem Grunde. Nicht die Phantasie ist es, die da fehlt; eine grosse Fülle von Concetti aller Art strömt den Decoratoren zu; Laune und selbst Witz stehen ihnen reichlich zu Gebote; als Maler gehören sie noch immer dem furchtlosen XVI. und XVII. Jahr- hundert an; aber das Gleichgewicht ist verloren, die schöne Verthei- lung des Vorrathes nach Gattungen und Functionen im architektonisch gegliederten Raume. Sie glaubten der Werth der Loggien beruhe auf dem Reichthum, während doch die Gesetzlichkeit dieses Reichthums das Wesentliche ist.
1) Also schwerlich von Giovanni, der schon 1564 starb. -- In einem Zimmer des Pal. Grimani zu Venedig (bei S. Maria formosa) sollen noch Decoratio-* nen von Giovanni, nebst Gemälden des Salviati erhalten sein. Quadri's "otto giorni" melden nichts davon.
B. Cicerone. 19
Spätere Arabeskenmaler und Stuccatoren.
(Campagnola) ohne Kenntniss der Loggien dieser Schöpfung nicht fähig gewesen wäre.
Giovanni da Udine selber soll in seinen alten Tagen als Glasmaler die Fenster der Bibl. Laurenziana in Florenz und die desa geschlossenen Ganges im dritten Hof der Certosa mit jenen Arabeskenb ausgefüllt haben, welche zwar sehr hübsch und für das Tageslicht vortheilhaft, aber doch ein so matter Nachhall der Loggien sind, dass man sie lieber einem Andern zutrauen möchte. — Es sind von den letzten Glasgemälden (bis 1568 1) der italienischen Kunst, Reparaturen und moderne Arbeiten ausgenommen; auch wollen sie bloss zarte Zierrathen rings um ein kleines einfarbiges Mittelbild oder Wappen vorstellen.
Kehren wir zur gemalten Mauerdecoration der Interieurs zurück. Sie hatte inzwischen das Schicksal der Geschichtsmalerei getheilt und sich zum schnellen und massenhaften Produciren entschlossen. Ihr höchstes Princip wird die Gefälligkeit, das angenehm gaukelnde Spiel vegetabilischer, animalischer und menschlicher Formen nebst Schilden, Gefässen, Masken, Cartouchen, Täfelchen, auch ganzen eingerahmten Bildern, auf meist hellem Grunde. Nicht die Phantasie ist es, die da fehlt; eine grosse Fülle von Concetti aller Art strömt den Decoratoren zu; Laune und selbst Witz stehen ihnen reichlich zu Gebote; als Maler gehören sie noch immer dem furchtlosen XVI. und XVII. Jahr- hundert an; aber das Gleichgewicht ist verloren, die schöne Verthei- lung des Vorrathes nach Gattungen und Functionen im architektonisch gegliederten Raume. Sie glaubten der Werth der Loggien beruhe auf dem Reichthum, während doch die Gesetzlichkeit dieses Reichthums das Wesentliche ist.
1) Also schwerlich von Giovanni, der schon 1564 starb. — In einem Zimmer des Pal. Grimani zu Venedig (bei S. Maria formosa) sollen noch Decoratio-* nen von Giovanni, nebst Gemälden des Salviati erhalten sein. Quadri’s „otto giorni“ melden nichts davon.
B. Cicerone. 19
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Spätere Arabeskenmaler und Stuccatoren.
(Campagnola) ohne Kenntniss der Loggien dieser Schöpfung nicht
fähig gewesen wäre.
Giovanni da Udine selber soll in seinen alten Tagen als
Glasmaler die Fenster der Bibl. Laurenziana in Florenz und die des
geschlossenen Ganges im dritten Hof der Certosa mit jenen Arabesken
ausgefüllt haben, welche zwar sehr hübsch und für das Tageslicht
vortheilhaft, aber doch ein so matter Nachhall der Loggien sind, dass
man sie lieber einem Andern zutrauen möchte. — Es sind von den
letzten Glasgemälden (bis 1568 1) der italienischen Kunst, Reparaturen
und moderne Arbeiten ausgenommen; auch wollen sie bloss zarte
Zierrathen rings um ein kleines einfarbiges Mittelbild oder Wappen
vorstellen.
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Sie hatte inzwischen das Schicksal der Geschichtsmalerei getheilt und
sich zum schnellen und massenhaften Produciren entschlossen. Ihr
höchstes Princip wird die Gefälligkeit, das angenehm gaukelnde Spiel
vegetabilischer, animalischer und menschlicher Formen nebst Schilden,
Gefässen, Masken, Cartouchen, Täfelchen, auch ganzen eingerahmten
Bildern, auf meist hellem Grunde. Nicht die Phantasie ist es, die da
fehlt; eine grosse Fülle von Concetti aller Art strömt den Decoratoren
zu; Laune und selbst Witz stehen ihnen reichlich zu Gebote; als
Maler gehören sie noch immer dem furchtlosen XVI. und XVII. Jahr-
hundert an; aber das Gleichgewicht ist verloren, die schöne Verthei-
lung des Vorrathes nach Gattungen und Functionen im architektonisch
gegliederten Raume. Sie glaubten der Werth der Loggien beruhe auf
dem Reichthum, während doch die Gesetzlichkeit dieses Reichthums
das Wesentliche ist.
1) Also schwerlich von Giovanni, der schon 1564 starb. — In einem Zimmer
des Pal. Grimani zu Venedig (bei S. Maria formosa) sollen noch Decoratio-
nen von Giovanni, nebst Gemälden des Salviati erhalten sein. Quadri’s „otto
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/311>, abgerufen am 05.12.2024.
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