adi Malta; -- Pal. Spinola (Str. nuova), sehr vollständig durchgeführt, auch im Hofe. -- Der Inhalt ist bisweilen speciell genuesisch; be- rühmte Männer und Thaten der Republik. Oft aber auch sehr all- gemein, sodass man in Ermanglung anderer Gedanken z. B. mit den zwölf ersten römischen Kaisern vorlieb nahm, die in der Profankunst dieser Zeit ja ein förmliches Gegenstück zu den zwölf Aposteln bilden -- der architektonisch sehr bequemen Zahl zu Liebe, in der uns nun einmal ihre Biographien bei Sueton überliefert sind. (Man hat sie im XVI. und XVII. Jahrhundert auch unzählige Male neu in Marmor dargestellt.)
Eine andere, eigenthümliche Ausbildung dieses Zweiges zeigt Florenz, wo wiederum der schon genannte Poccetti darin das Beste scheint geleistet zu haben. Schon die Frührenaissance hat hier in bloss ornamentalen Sgraffiti einiges Treffliche aufzuweisen, wie bz. B. die Fassaden Borgo S. Croce N. 7894 und Via de' Guicciardini N. 1696 beweisen, beide wohl noch aus dem XV. Jahrhundert. In der Folge wurden phantastische Figuren, Pane, Nymphen, Medaillons in dem noch schönen beginnenden Barockstyl, auch ganze grosse hi- storische Compositionen einfarbig an den Fassaden angebracht, wo sie zu den derben Fenstereinfassungen, Nischen mit Büsten, Wappen cu. dgl. recht glücklich wirken. Haus via della Scala N. 4372; meh- rere Paläste Ammanati's, wie Pal. Ramirez, Borgo degli Albizzi N. 440 u. s. w. (Wozu noch der grosse Palast auf Piazza S. Stefano in Pisa zu rechnen.) -- Aber auch die Bemalung in Farben wurde nicht selten versucht, und hat sich verhältnissmässig besser gehalten als man denken sollte. Wir nennen nur die Fresken (nach Salviati) dan Pal. Coppi, Via de' Benci N. 7912 und den sehr auffallenden Pal. edel Borgo auf dem Platz vor S. Croce, dessen Malereien unter Lei- tung und Theilnahme des in seiner Art grossen Giov. da San Gio- vanni zu Stande kamen. Ihr Zweck war gleichsam, die mangelnde Raumschönheit der nordisch fensterreichen Fassade zu ersetzen. (Die fzwei kleinern, farbig bemalten Paläste in Pisa auf dem genannten Platz sind sehr verwittert.)
Renaissance-Decoration Fassadenmalerei.
adi Malta; — Pal. Spinola (Str. nuova), sehr vollständig durchgeführt, auch im Hofe. — Der Inhalt ist bisweilen speciell genuesisch; be- rühmte Männer und Thaten der Republik. Oft aber auch sehr all- gemein, sodass man in Ermanglung anderer Gedanken z. B. mit den zwölf ersten römischen Kaisern vorlieb nahm, die in der Profankunst dieser Zeit ja ein förmliches Gegenstück zu den zwölf Aposteln bilden — der architektonisch sehr bequemen Zahl zu Liebe, in der uns nun einmal ihre Biographien bei Sueton überliefert sind. (Man hat sie im XVI. und XVII. Jahrhundert auch unzählige Male neu in Marmor dargestellt.)
Eine andere, eigenthümliche Ausbildung dieses Zweiges zeigt Florenz, wo wiederum der schon genannte Poccetti darin das Beste scheint geleistet zu haben. Schon die Frührenaissance hat hier in bloss ornamentalen Sgraffiti einiges Treffliche aufzuweisen, wie bz. B. die Fassaden Borgo S. Croce N. 7894 und Via de’ Guicciardini N. 1696 beweisen, beide wohl noch aus dem XV. Jahrhundert. In der Folge wurden phantastische Figuren, Pane, Nymphen, Medaillons in dem noch schönen beginnenden Barockstyl, auch ganze grosse hi- storische Compositionen einfarbig an den Fassaden angebracht, wo sie zu den derben Fenstereinfassungen, Nischen mit Büsten, Wappen cu. dgl. recht glücklich wirken. Haus via della Scala N. 4372; meh- rere Paläste Ammanati’s, wie Pal. Ramirez, Borgo degli Albizzi N. 440 u. s. w. (Wozu noch der grosse Palast auf Piazza S. Stefano in Pisa zu rechnen.) — Aber auch die Bemalung in Farben wurde nicht selten versucht, und hat sich verhältnissmässig besser gehalten als man denken sollte. Wir nennen nur die Fresken (nach Salviati) dan Pal. Coppi, Via de’ Benci N. 7912 und den sehr auffallenden Pal. edel Borgo auf dem Platz vor S. Croce, dessen Malereien unter Lei- tung und Theilnahme des in seiner Art grossen Giov. da San Gio- vanni zu Stande kamen. Ihr Zweck war gleichsam, die mangelnde Raumschönheit der nordisch fensterreichen Fassade zu ersetzen. (Die fzwei kleinern, farbig bemalten Paläste in Pisa auf dem genannten Platz sind sehr verwittert.)
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Renaissance-Decoration Fassadenmalerei.
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rühmte Männer und Thaten der Republik. Oft aber auch sehr all-
gemein, sodass man in Ermanglung anderer Gedanken z. B. mit den
zwölf ersten römischen Kaisern vorlieb nahm, die in der Profankunst
dieser Zeit ja ein förmliches Gegenstück zu den zwölf Aposteln bilden
— der architektonisch sehr bequemen Zahl zu Liebe, in der uns nun
einmal ihre Biographien bei Sueton überliefert sind. (Man hat sie im
XVI. und XVII. Jahrhundert auch unzählige Male neu in Marmor
dargestellt.)
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Eine andere, eigenthümliche Ausbildung dieses Zweiges zeigt
Florenz, wo wiederum der schon genannte Poccetti darin das
Beste scheint geleistet zu haben. Schon die Frührenaissance hat hier
in bloss ornamentalen Sgraffiti einiges Treffliche aufzuweisen, wie
z. B. die Fassaden Borgo S. Croce N. 7894 und Via de’ Guicciardini
N. 1696 beweisen, beide wohl noch aus dem XV. Jahrhundert. In
der Folge wurden phantastische Figuren, Pane, Nymphen, Medaillons
in dem noch schönen beginnenden Barockstyl, auch ganze grosse hi-
storische Compositionen einfarbig an den Fassaden angebracht, wo
sie zu den derben Fenstereinfassungen, Nischen mit Büsten, Wappen
u. dgl. recht glücklich wirken. Haus via della Scala N. 4372; meh-
rere Paläste Ammanati’s, wie Pal. Ramirez, Borgo degli Albizzi N.
440 u. s. w. (Wozu noch der grosse Palast auf Piazza S. Stefano
in Pisa zu rechnen.) — Aber auch die Bemalung in Farben wurde
nicht selten versucht, und hat sich verhältnissmässig besser gehalten
als man denken sollte. Wir nennen nur die Fresken (nach Salviati)
an Pal. Coppi, Via de’ Benci N. 7912 und den sehr auffallenden Pal.
del Borgo auf dem Platz vor S. Croce, dessen Malereien unter Lei-
tung und Theilnahme des in seiner Art grossen Giov. da San Gio-
vanni zu Stande kamen. Ihr Zweck war gleichsam, die mangelnde
Raumschönheit der nordisch fensterreichen Fassade zu ersetzen. (Die
zwei kleinern, farbig bemalten Paläste in Pisa auf dem genannten
Platz sind sehr verwittert.)
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 294. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/316>, abgerufen am 05.12.2024.
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