letztern die Zeichnung hervorgebracht). Natürlich haben alle diese Arbeiten mehr oder weniger gelitten, auch wohl totale Erneuerungen erduldet. Es ist eine schwierige Frage, wie weit die architektonische Composition auf diesen Schmuck rechnete; an der Farnesina zu Roma z. B., für welche bestimmte Aussagen existiren, vermisst doch das Auge denselben nicht, obschon er verschwunden ist (mit Ausnahme der Bogenfüllungen auf der Tiberseite im Garten, welche noch Victo- rien, Abundantien etc. von rafaelischer Erfindung enthalten). In Rom war das Sgraffito und das einfarbige Fresco damals sehr beliebt; doch hat sich von Polidoro da Caravaggio und seinem Gehülfen Ma- turino nicht viel mehr erhalten, als der Fries mit der Geschichte derb Niobe (an dem Hause Via della maschera d'oro, N. 7), welcher als grosse mythologische Composition eines der besten Werke der rafae- lischen Schule ist; ausserdem Einiges an Pal. Ricci (Via Giulia).c
Ein Hauptsitz der Gattung aber wurde, wiederum wohl durch Perin del Vaga, Genua, wo noch an der Gartenseite des Pal. Doriad Aussenmalereien von der Hand Jenes erhalten sind 1). Die genuesischen Paläste, welchen bei dem vorherrschenden Engbau die kräftigere archi- tektonische Ausladung versagt war, bedurften am ehesten eines Er- satzes durch Malereien. Das Ornament nimmt hier nur eine unter- geordnete Stelle ein; es sind vorherrschend ganze grosse heroische und allegorische Figuren, selbst Geschichten, in mässiger architekto- nischer (d. h. bloss gemalter) Einrahmung. Das Vollständigste und Beste was mir aus der Zeit Perins selber in dieser Art vorgekommen ist, sind die Malereien am jetzigen päpstlichen Consulat (Piazza dell'e Agnello, N. 643); zwischen Friesen von Trophäen und andern von Putten sieht man Heldenfiguren, Schlachten, Gefangene, mythologische Siege etc. noch recht gut dargestellt. Auch die grau in grau gemalten Siege des Hercules, an der Rückseite des Pal. Odero (jetzt Mari,f von Salita del Castelletto aus sichtbar) sind von ähnlichem Werthe. Dann folgt Pal. Imperiali (Piazza Campetto), vom Jahr 1560, mitg seinen theils bronze- theils naturfarbenen Aussenmalereien; -- Pal.h Spinola (Str. S. Caterina, N. 13); -- die Stadtseite des Gasthofes Croce
1) Den S. Georg von Carlo Mantegna, an der Stadtseite des Pal. di S. Giorgio,* kann man kaum mehr erkennen.
Rom. Genua.
letztern die Zeichnung hervorgebracht). Natürlich haben alle diese Arbeiten mehr oder weniger gelitten, auch wohl totale Erneuerungen erduldet. Es ist eine schwierige Frage, wie weit die architektonische Composition auf diesen Schmuck rechnete; an der Farnesina zu Roma z. B., für welche bestimmte Aussagen existiren, vermisst doch das Auge denselben nicht, obschon er verschwunden ist (mit Ausnahme der Bogenfüllungen auf der Tiberseite im Garten, welche noch Victo- rien, Abundantien etc. von rafaelischer Erfindung enthalten). In Rom war das Sgraffito und das einfarbige Fresco damals sehr beliebt; doch hat sich von Polidoro da Caravaggio und seinem Gehülfen Ma- turino nicht viel mehr erhalten, als der Fries mit der Geschichte derb Niobe (an dem Hause Via della maschera d’oro, N. 7), welcher als grosse mythologische Composition eines der besten Werke der rafae- lischen Schule ist; ausserdem Einiges an Pal. Ricci (Via Giulia).c
Ein Hauptsitz der Gattung aber wurde, wiederum wohl durch Perin del Vaga, Genua, wo noch an der Gartenseite des Pal. Doriad Aussenmalereien von der Hand Jenes erhalten sind 1). Die genuesischen Paläste, welchen bei dem vorherrschenden Engbau die kräftigere archi- tektonische Ausladung versagt war, bedurften am ehesten eines Er- satzes durch Malereien. Das Ornament nimmt hier nur eine unter- geordnete Stelle ein; es sind vorherrschend ganze grosse heroische und allegorische Figuren, selbst Geschichten, in mässiger architekto- nischer (d. h. bloss gemalter) Einrahmung. Das Vollständigste und Beste was mir aus der Zeit Perins selber in dieser Art vorgekommen ist, sind die Malereien am jetzigen päpstlichen Consulat (Piazza dell’e Agnello, N. 643); zwischen Friesen von Trophäen und andern von Putten sieht man Heldenfiguren, Schlachten, Gefangene, mythologische Siege etc. noch recht gut dargestellt. Auch die grau in grau gemalten Siege des Hercules, an der Rückseite des Pal. Odero (jetzt Mari,f von Salita del Castelletto aus sichtbar) sind von ähnlichem Werthe. Dann folgt Pal. Imperiali (Piazza Campetto), vom Jahr 1560, mitg seinen theils bronze- theils naturfarbenen Aussenmalereien; — Pal.h Spinola (Str. S. Caterina, N. 13); — die Stadtseite des Gasthofes Croce
1) Den S. Georg von Carlo Mantegna, an der Stadtseite des Pal. di S. Giorgio,* kann man kaum mehr erkennen.
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Rom. Genua.
letztern die Zeichnung hervorgebracht). Natürlich haben alle diese
Arbeiten mehr oder weniger gelitten, auch wohl totale Erneuerungen
erduldet. Es ist eine schwierige Frage, wie weit die architektonische
Composition auf diesen Schmuck rechnete; an der Farnesina zu Rom
z. B., für welche bestimmte Aussagen existiren, vermisst doch das
Auge denselben nicht, obschon er verschwunden ist (mit Ausnahme
der Bogenfüllungen auf der Tiberseite im Garten, welche noch Victo-
rien, Abundantien etc. von rafaelischer Erfindung enthalten). In Rom
war das Sgraffito und das einfarbige Fresco damals sehr beliebt;
doch hat sich von Polidoro da Caravaggio und seinem Gehülfen Ma-
turino nicht viel mehr erhalten, als der Fries mit der Geschichte der
Niobe (an dem Hause Via della maschera d’oro, N. 7), welcher als
grosse mythologische Composition eines der besten Werke der rafae-
lischen Schule ist; ausserdem Einiges an Pal. Ricci (Via Giulia).
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Ein Hauptsitz der Gattung aber wurde, wiederum wohl durch
Perin del Vaga, Genua, wo noch an der Gartenseite des Pal. Doria
Aussenmalereien von der Hand Jenes erhalten sind 1). Die genuesischen
Paläste, welchen bei dem vorherrschenden Engbau die kräftigere archi-
tektonische Ausladung versagt war, bedurften am ehesten eines Er-
satzes durch Malereien. Das Ornament nimmt hier nur eine unter-
geordnete Stelle ein; es sind vorherrschend ganze grosse heroische
und allegorische Figuren, selbst Geschichten, in mässiger architekto-
nischer (d. h. bloss gemalter) Einrahmung. Das Vollständigste und
Beste was mir aus der Zeit Perins selber in dieser Art vorgekommen
ist, sind die Malereien am jetzigen päpstlichen Consulat (Piazza dell’
Agnello, N. 643); zwischen Friesen von Trophäen und andern von
Putten sieht man Heldenfiguren, Schlachten, Gefangene, mythologische
Siege etc. noch recht gut dargestellt. Auch die grau in grau gemalten
Siege des Hercules, an der Rückseite des Pal. Odero (jetzt Mari,
von Salita del Castelletto aus sichtbar) sind von ähnlichem Werthe.
Dann folgt Pal. Imperiali (Piazza Campetto), vom Jahr 1560, mit
seinen theils bronze- theils naturfarbenen Aussenmalereien; — Pal.
Spinola (Str. S. Caterina, N. 13); — die Stadtseite des Gasthofes Croce
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kann man kaum mehr erkennen.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/315>, abgerufen am 05.12.2024.
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