wird eine naturalistische Illusion erstrebt; die einzelnen Geschichten machen den Anspruch, durch Goldrahmen hindurch als wirkliche Vor- gänge gesehen zu werden, wovon bei Anlass der Malerei das Nähere. Die Rahmen selber bilden eine bisweilen grossartige Configuration, allein ihre Profilirung ist schon höchst barock und (zu Vermeidung des Schattens) meist flach. Nebenfelder werden wohl mit einfarbigen Darstellungen (bronzefarben, blaugrau, braun) einfacherer Art aus- gefüllt, allein die starke goldene Einrahmung macht jeden zartern decorativen Contrast zu den farbigen Hauptbildern unmöglich. -- Im- merhin sind wenigstens die Räume im Dogenpalast von den präch- tigsten dieser Zeit; das stattliche untere Wandgetäfel, die Thüren mit ihren Giebelstatuen, die pomphaften Kamine mit allegorischen Figuren oben und Marmoratlanten unten vollenden den Eindruck von Macht- fülle, der in diesen Sälen waltet. Wenn es sich aber um wohlthuende, reine Stimmung handelt, so wird diese in den Räumen der rafaelischen Zeit sich eher finden lassen.
Ausser diesen Wand- und Deckenverzierungen gab es schon seit Anfang der Renaissance eine Verzierung der Fassaden, wie sie dem schmucklustigen Jahrhundert zusagte 1).
Die Mörtelflächen zwischen den Fenstern, auch Bogenfüllungen, Friese etc. wurden, wo man es vermochte oder liebte, mit Ornamenten oder mit Geschichten bedeckt. Diess geschah theils al Fresco, theils allo Sgraffito (d. h. die Wand wurde schwarz bemalt, ein weisser Überzug darauf gelegt und dann durch theilweises Wegschaben des
1) Für diese ganze Gattung vgl. bei Vasari die Biographien des Vincenzo da S. Geminiano, des Peruzzi, des Polidoro und Maturino, des Fra Giocondo und Liberale, des Christofano Gherardi genannt Doceno (für die ganze ge- malte Decoration wichtig), des Sanmicheli, des Garofalo und anderer Lom- barden, des Taddeo Zucchero, etc. -- Dieser Quelle zufolge muss das Er- haltene zum Verlorenen in einem winzigen Verhältniss stehen. Die Fassa- denmalerei bestimmte noch um 1550 offenbar die Physiognomie mancher Städte in wesentlichem Grade.
Renaissance-Decoration. Fassadenmalerei.
wird eine naturalistische Illusion erstrebt; die einzelnen Geschichten machen den Anspruch, durch Goldrahmen hindurch als wirkliche Vor- gänge gesehen zu werden, wovon bei Anlass der Malerei das Nähere. Die Rahmen selber bilden eine bisweilen grossartige Configuration, allein ihre Profilirung ist schon höchst barock und (zu Vermeidung des Schattens) meist flach. Nebenfelder werden wohl mit einfarbigen Darstellungen (bronzefarben, blaugrau, braun) einfacherer Art aus- gefüllt, allein die starke goldene Einrahmung macht jeden zartern decorativen Contrast zu den farbigen Hauptbildern unmöglich. — Im- merhin sind wenigstens die Räume im Dogenpalast von den präch- tigsten dieser Zeit; das stattliche untere Wandgetäfel, die Thüren mit ihren Giebelstatuen, die pomphaften Kamine mit allegorischen Figuren oben und Marmoratlanten unten vollenden den Eindruck von Macht- fülle, der in diesen Sälen waltet. Wenn es sich aber um wohlthuende, reine Stimmung handelt, so wird diese in den Räumen der rafaelischen Zeit sich eher finden lassen.
Ausser diesen Wand- und Deckenverzierungen gab es schon seit Anfang der Renaissance eine Verzierung der Fassaden, wie sie dem schmucklustigen Jahrhundert zusagte 1).
Die Mörtelflächen zwischen den Fenstern, auch Bogenfüllungen, Friese etc. wurden, wo man es vermochte oder liebte, mit Ornamenten oder mit Geschichten bedeckt. Diess geschah theils al Fresco, theils allo Sgraffito (d. h. die Wand wurde schwarz bemalt, ein weisser Überzug darauf gelegt und dann durch theilweises Wegschaben des
1) Für diese ganze Gattung vgl. bei Vasari die Biographien des Vincenzo da S. Geminiano, des Peruzzi, des Polidoro und Maturino, des Fra Giocondo und Liberale, des Christofano Gherardi genannt Doceno (für die ganze ge- malte Decoration wichtig), des Sanmicheli, des Garofalo und anderer Lom- barden, des Taddeo Zucchero, etc. — Dieser Quelle zufolge muss das Er- haltene zum Verlorenen in einem winzigen Verhältniss stehen. Die Fassa- denmalerei bestimmte noch um 1550 offenbar die Physiognomie mancher Städte in wesentlichem Grade.
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Renaissance-Decoration. Fassadenmalerei.
wird eine naturalistische Illusion erstrebt; die einzelnen Geschichten
machen den Anspruch, durch Goldrahmen hindurch als wirkliche Vor-
gänge gesehen zu werden, wovon bei Anlass der Malerei das Nähere.
Die Rahmen selber bilden eine bisweilen grossartige Configuration,
allein ihre Profilirung ist schon höchst barock und (zu Vermeidung
des Schattens) meist flach. Nebenfelder werden wohl mit einfarbigen
Darstellungen (bronzefarben, blaugrau, braun) einfacherer Art aus-
gefüllt, allein die starke goldene Einrahmung macht jeden zartern
decorativen Contrast zu den farbigen Hauptbildern unmöglich. — Im-
merhin sind wenigstens die Räume im Dogenpalast von den präch-
tigsten dieser Zeit; das stattliche untere Wandgetäfel, die Thüren mit
ihren Giebelstatuen, die pomphaften Kamine mit allegorischen Figuren
oben und Marmoratlanten unten vollenden den Eindruck von Macht-
fülle, der in diesen Sälen waltet. Wenn es sich aber um wohlthuende,
reine Stimmung handelt, so wird diese in den Räumen der rafaelischen
Zeit sich eher finden lassen.
Ausser diesen Wand- und Deckenverzierungen gab es schon seit
Anfang der Renaissance eine Verzierung der Fassaden, wie sie
dem schmucklustigen Jahrhundert zusagte 1).
Die Mörtelflächen zwischen den Fenstern, auch Bogenfüllungen,
Friese etc. wurden, wo man es vermochte oder liebte, mit Ornamenten
oder mit Geschichten bedeckt. Diess geschah theils al Fresco, theils
allo Sgraffito (d. h. die Wand wurde schwarz bemalt, ein weisser
Überzug darauf gelegt und dann durch theilweises Wegschaben des
1) Für diese ganze Gattung vgl. bei Vasari die Biographien des Vincenzo da
S. Geminiano, des Peruzzi, des Polidoro und Maturino, des Fra Giocondo
und Liberale, des Christofano Gherardi genannt Doceno (für die ganze ge-
malte Decoration wichtig), des Sanmicheli, des Garofalo und anderer Lom-
barden, des Taddeo Zucchero, etc. — Dieser Quelle zufolge muss das Er-
haltene zum Verlorenen in einem winzigen Verhältniss stehen. Die Fassa-
denmalerei bestimmte noch um 1550 offenbar die Physiognomie mancher Städte
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/314>, abgerufen am 05.12.2024.
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