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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855.

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Rom und Mantua. Peruzzi.
Der Pal. Cicciaporci an der Via de' Banchi, nur halbvollendet unda
vernachlässigt, ist ein schöner und eigenthümlicher Versuch Giulio's,
ohne Wandsäulen und stark vortretende Glieder, mit bescheidenem
Baumaterial einen neuen und bedeutenden Eindruck hervorzubringen.
-- Die Reste des Pal. Maccarani auf Piazza S. Eustachio geben inb
ihrem jetzigen Zustand nur den dürftigsten Begriff von der Absicht
des Künstlers. -- Welchen Antheil er an der Kirche Madonna dell'c
Orto im Trastevere gehabt haben mag, ist aus der heutigen Gestalt
derselben schwer zu entnehmen.

Die spätere Lebenszeit Giulio's verstrich bekanntlich in Mantua.
Es ist dem Verfasser nicht vergönnt gewesen, die schönen, aber ziem-
lich frühen Jugendeindrücke, die ihm diese Stadt hinterlassen, zu er-
neuern; er muss sich damit begnügen, Giulio's Hauptwerke zu nennen.
Der Palazzo del Te (abgekürzt aus Tajetto), ein grosses fürstlichesd
Lusthaus, ist die bedeutendste unter den erhaltenen Anlagen dieser
Art aus der goldenen Zeit, aussen fast zu ernst mit Einer dorischen
Ordnung, innen mit Hof, Garten und Zubauten das vollständigste Bei-
spiel grossartiger Profandecoration. (Vgl. S. 212, b.) Am alten Pa-e
lazzo ducale ist ein Theil von Giulio; unter seinen übrigen Palästen
wird besonders sein eigenes stattliches Haus gerühmt. Von den man-f
tuanischen Kirchen gehört ihm das jetzige Innere des Domes und dieg
(in der Nähe der Stadt gelegene?) Kirche S. Benedetto, eine hoch-h
bedeutende Anlage, wenn sie noch erhalten ist. (Von einem Nach-
folger, Giambattista Bertano, ist 1565 die Kirche S. Barbara erbaut,i
mit einem schönen Thurm von vier Ordnungen.)


Auch der grosse Baldassare Peruzzi (1481 -- 1536) gehört
zu denjenigen, auf welche Bramante einen starken Eindruck gemacht
hatte. Seine Thätigkeit theilt sich hauptsächlich zwischen Siena und
Rom, und zwar mit mehrmals wechselndem Aufenthalt. In Siena wer-
den ihm eine ganze Anzahl meist kleiner Gebäude, auch einzelne Theile
solcher zugeschrieben; bedrängt und sehr bescheiden wie er war, ent-
zog er sich auch untergeordneten Aufträgen nicht. (Seine decorativen
Arbeiten S. 240, 264.) Laut Romagnoli wären von ihm die Paläste Pollinik
und Mocenni nebst dem Innern von Villa Saracini; der Arco alle duel

Rom und Mantua. Peruzzi.
Der Pal. Cicciaporci an der Via de’ Banchi, nur halbvollendet unda
vernachlässigt, ist ein schöner und eigenthümlicher Versuch Giulio’s,
ohne Wandsäulen und stark vortretende Glieder, mit bescheidenem
Baumaterial einen neuen und bedeutenden Eindruck hervorzubringen.
— Die Reste des Pal. Maccarani auf Piazza S. Eustachio geben inb
ihrem jetzigen Zustand nur den dürftigsten Begriff von der Absicht
des Künstlers. — Welchen Antheil er an der Kirche Madonna dell’c
Orto im Trastevere gehabt haben mag, ist aus der heutigen Gestalt
derselben schwer zu entnehmen.

Die spätere Lebenszeit Giulio’s verstrich bekanntlich in Mantua.
Es ist dem Verfasser nicht vergönnt gewesen, die schönen, aber ziem-
lich frühen Jugendeindrücke, die ihm diese Stadt hinterlassen, zu er-
neuern; er muss sich damit begnügen, Giulio’s Hauptwerke zu nennen.
Der Palazzo del Te (abgekürzt aus Tajetto), ein grosses fürstlichesd
Lusthaus, ist die bedeutendste unter den erhaltenen Anlagen dieser
Art aus der goldenen Zeit, aussen fast zu ernst mit Einer dorischen
Ordnung, innen mit Hof, Garten und Zubauten das vollständigste Bei-
spiel grossartiger Profandecoration. (Vgl. S. 212, b.) Am alten Pa-e
lazzo ducale ist ein Theil von Giulio; unter seinen übrigen Palästen
wird besonders sein eigenes stattliches Haus gerühmt. Von den man-f
tuanischen Kirchen gehört ihm das jetzige Innere des Domes und dieg
(in der Nähe der Stadt gelegene?) Kirche S. Benedetto, eine hoch-h
bedeutende Anlage, wenn sie noch erhalten ist. (Von einem Nach-
folger, Giambattista Bertano, ist 1565 die Kirche S. Barbara erbaut,i
mit einem schönen Thurm von vier Ordnungen.)


Auch der grosse Baldassare Peruzzi (1481 — 1536) gehört
zu denjenigen, auf welche Bramante einen starken Eindruck gemacht
hatte. Seine Thätigkeit theilt sich hauptsächlich zwischen Siena und
Rom, und zwar mit mehrmals wechselndem Aufenthalt. In Siena wer-
den ihm eine ganze Anzahl meist kleiner Gebäude, auch einzelne Theile
solcher zugeschrieben; bedrängt und sehr bescheiden wie er war, ent-
zog er sich auch untergeordneten Aufträgen nicht. (Seine decorativen
Arbeiten S. 240, 264.) Laut Romagnoli wären von ihm die Paläste Pollinik
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[311/0333] Rom und Mantua. Peruzzi. Der Pal. Cicciaporci an der Via de’ Banchi, nur halbvollendet und vernachlässigt, ist ein schöner und eigenthümlicher Versuch Giulio’s, ohne Wandsäulen und stark vortretende Glieder, mit bescheidenem Baumaterial einen neuen und bedeutenden Eindruck hervorzubringen. — Die Reste des Pal. Maccarani auf Piazza S. Eustachio geben in ihrem jetzigen Zustand nur den dürftigsten Begriff von der Absicht des Künstlers. — Welchen Antheil er an der Kirche Madonna dell’ Orto im Trastevere gehabt haben mag, ist aus der heutigen Gestalt derselben schwer zu entnehmen. a b c Die spätere Lebenszeit Giulio’s verstrich bekanntlich in Mantua. Es ist dem Verfasser nicht vergönnt gewesen, die schönen, aber ziem- lich frühen Jugendeindrücke, die ihm diese Stadt hinterlassen, zu er- neuern; er muss sich damit begnügen, Giulio’s Hauptwerke zu nennen. Der Palazzo del Te (abgekürzt aus Tajetto), ein grosses fürstliches Lusthaus, ist die bedeutendste unter den erhaltenen Anlagen dieser Art aus der goldenen Zeit, aussen fast zu ernst mit Einer dorischen Ordnung, innen mit Hof, Garten und Zubauten das vollständigste Bei- spiel grossartiger Profandecoration. (Vgl. S. 212, b.) Am alten Pa- lazzo ducale ist ein Theil von Giulio; unter seinen übrigen Palästen wird besonders sein eigenes stattliches Haus gerühmt. Von den man- tuanischen Kirchen gehört ihm das jetzige Innere des Domes und die (in der Nähe der Stadt gelegene?) Kirche S. Benedetto, eine hoch- bedeutende Anlage, wenn sie noch erhalten ist. (Von einem Nach- folger, Giambattista Bertano, ist 1565 die Kirche S. Barbara erbaut, mit einem schönen Thurm von vier Ordnungen.) d e f g h i Auch der grosse Baldassare Peruzzi (1481 — 1536) gehört zu denjenigen, auf welche Bramante einen starken Eindruck gemacht hatte. Seine Thätigkeit theilt sich hauptsächlich zwischen Siena und Rom, und zwar mit mehrmals wechselndem Aufenthalt. In Siena wer- den ihm eine ganze Anzahl meist kleiner Gebäude, auch einzelne Theile solcher zugeschrieben; bedrängt und sehr bescheiden wie er war, ent- zog er sich auch untergeordneten Aufträgen nicht. (Seine decorativen Arbeiten S. 240, 264.) Laut Romagnoli wären von ihm die Paläste Pollini und Mocenni nebst dem Innern von Villa Saracini; der Arco alle due k l

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Zitationshilfe: Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/333>, abgerufen am 05.12.2024.