sondern sind in Ermanglung eines Bessern allmälig unter schwanken- der Benützung seiner Entwürfe zu Stande gekommen. Er selbst legt schon 1536 die beiden Flachtreppen an, deren vordere mit den Ba-a lustraden zu beiden Seiten und oben an der Terrasse so wesentlich für die Wirkung des Ganzen ist. Im Jahr 1538 erhielt unter seiner Leitung die Reiterstatue Marc Aurels ihren jetzigen Platz in der Mitte der ganzen Anlage. Wahrscheinlich gehört ihm auch der Ent- wurf zum jetzigen Senatorenpalast, und gewiss dessen herrlich an-b gelegte Doppeltreppe, welche mit dem Brunnen und den beiden Flussgöttern ein wahrhaft einziges plastisch-architektonisches Ganzes bildet und für die Treppe der Laurenziana reichlich entschädigt. Zu den beiden Seitenpalästen, die erst ein Jahrhundert später (derjenigec des Museums zuletzt) im Detail nach dem Geschmack dieser Zeit aus- geführt wurden, lag ein Plan von ihm vor; sie sind zu originell ge- dacht, zu richtig im Verhältniss zum Senatorenpalast, als dass man die Idee einem Andern beimessen möchte. Für alles Einzelne aber, namentlich für das hässliche Mittelfenster des einen, ist derselbe Gio- vanni del Duca verantwortlich, welcher auf Sangallo's Kirche an Piazza Trajana die barocke Laterne setzte. Auch die schräge Richtung auf den Senatorenpalast zu, wurde am ehesten wohl von Michelangelo angegeben. Die beiden hintern Hallen über den Treppen nach Aracelid und dem tarpeischen Berge hin sind von Vignola entworfen.
Eine theilweise Benützung von Michelangelo's Ideen trat bei vielen Gebäuden ein; manches wird auch nur sagenhaft mit seinem grossen Namen in Verbindung gebracht. So soll z. B. die Sapienzae in Rom, welche theils von Giac. della Porta, theils erst gegen 1650 erbaut wurde, auf einem Entwurf Michelangelo's beruhen und wenn man die grandiose Wirkung des Pfeilerhofes (ohne den Oberbau) und der hintern Fronte in Betracht zieht, so gewinnt die Behauptung Glauben. -- Porta del popolo ist viel zu zahm für Michelangelo, zu-f mal an der Aussenseite. -- In S. Maria maggiore ist der zweite Anbau von der Hauptfronte kommend links (Cap. Sforza) von Giac. dellag Porta oder Tiberio Calcagni nach einem willkürlich veränderten Plan Michelangelo's ausgeführt.
Ausserhalb Rom's wird bei Anlass der Madonna di Carignano in Genua, einem notorischen Bau des Alessi, nur eine Nachahmung des
Capitolinische und andere Bauten.
sondern sind in Ermanglung eines Bessern allmälig unter schwanken- der Benützung seiner Entwürfe zu Stande gekommen. Er selbst legt schon 1536 die beiden Flachtreppen an, deren vordere mit den Ba-a lustraden zu beiden Seiten und oben an der Terrasse so wesentlich für die Wirkung des Ganzen ist. Im Jahr 1538 erhielt unter seiner Leitung die Reiterstatue Marc Aurels ihren jetzigen Platz in der Mitte der ganzen Anlage. Wahrscheinlich gehört ihm auch der Ent- wurf zum jetzigen Senatorenpalast, und gewiss dessen herrlich an-b gelegte Doppeltreppe, welche mit dem Brunnen und den beiden Flussgöttern ein wahrhaft einziges plastisch-architektonisches Ganzes bildet und für die Treppe der Laurenziana reichlich entschädigt. Zu den beiden Seitenpalästen, die erst ein Jahrhundert später (derjenigec des Museums zuletzt) im Detail nach dem Geschmack dieser Zeit aus- geführt wurden, lag ein Plan von ihm vor; sie sind zu originell ge- dacht, zu richtig im Verhältniss zum Senatorenpalast, als dass man die Idee einem Andern beimessen möchte. Für alles Einzelne aber, namentlich für das hässliche Mittelfenster des einen, ist derselbe Gio- vanni del Duca verantwortlich, welcher auf Sangallo’s Kirche an Piazza Trajana die barocke Laterne setzte. Auch die schräge Richtung auf den Senatorenpalast zu, wurde am ehesten wohl von Michelangelo angegeben. Die beiden hintern Hallen über den Treppen nach Aracelid und dem tarpeischen Berge hin sind von Vignola entworfen.
Eine theilweise Benützung von Michelangelo’s Ideen trat bei vielen Gebäuden ein; manches wird auch nur sagenhaft mit seinem grossen Namen in Verbindung gebracht. So soll z. B. die Sapienzae in Rom, welche theils von Giac. della Porta, theils erst gegen 1650 erbaut wurde, auf einem Entwurf Michelangelo’s beruhen und wenn man die grandiose Wirkung des Pfeilerhofes (ohne den Oberbau) und der hintern Fronte in Betracht zieht, so gewinnt die Behauptung Glauben. — Porta del popolo ist viel zu zahm für Michelangelo, zu-f mal an der Aussenseite. — In S. Maria maggiore ist der zweite Anbau von der Hauptfronte kommend links (Cap. Sforza) von Giac. dellag Porta oder Tiberio Calcagni nach einem willkürlich veränderten Plan Michelangelo’s ausgeführt.
Ausserhalb Rom’s wird bei Anlass der Madonna di Carignano in Genua, einem notorischen Bau des Alessi, nur eine Nachahmung des
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Capitolinische und andere Bauten.
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schon 1536 die beiden Flachtreppen an, deren vordere mit den Ba-
lustraden zu beiden Seiten und oben an der Terrasse so wesentlich
für die Wirkung des Ganzen ist. Im Jahr 1538 erhielt unter seiner
Leitung die Reiterstatue Marc Aurels ihren jetzigen Platz in der
Mitte der ganzen Anlage. Wahrscheinlich gehört ihm auch der Ent-
wurf zum jetzigen Senatorenpalast, und gewiss dessen herrlich an-
gelegte Doppeltreppe, welche mit dem Brunnen und den beiden
Flussgöttern ein wahrhaft einziges plastisch-architektonisches Ganzes
bildet und für die Treppe der Laurenziana reichlich entschädigt. Zu
den beiden Seitenpalästen, die erst ein Jahrhundert später (derjenige
des Museums zuletzt) im Detail nach dem Geschmack dieser Zeit aus-
geführt wurden, lag ein Plan von ihm vor; sie sind zu originell ge-
dacht, zu richtig im Verhältniss zum Senatorenpalast, als dass man
die Idee einem Andern beimessen möchte. Für alles Einzelne aber,
namentlich für das hässliche Mittelfenster des einen, ist derselbe Gio-
vanni del Duca verantwortlich, welcher auf Sangallo’s Kirche an
Piazza Trajana die barocke Laterne setzte. Auch die schräge Richtung
auf den Senatorenpalast zu, wurde am ehesten wohl von Michelangelo
angegeben. Die beiden hintern Hallen über den Treppen nach Araceli
und dem tarpeischen Berge hin sind von Vignola entworfen.
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vielen Gebäuden ein; manches wird auch nur sagenhaft mit seinem
grossen Namen in Verbindung gebracht. So soll z. B. die Sapienza
in Rom, welche theils von Giac. della Porta, theils erst gegen 1650
erbaut wurde, auf einem Entwurf Michelangelo’s beruhen und wenn
man die grandiose Wirkung des Pfeilerhofes (ohne den Oberbau) und
der hintern Fronte in Betracht zieht, so gewinnt die Behauptung
Glauben. — Porta del popolo ist viel zu zahm für Michelangelo, zu-
mal an der Aussenseite. — In S. Maria maggiore ist der zweite Anbau
von der Hauptfronte kommend links (Cap. Sforza) von Giac. della
Porta oder Tiberio Calcagni nach einem willkürlich veränderten Plan
Michelangelo’s ausgeführt.
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Genua, einem notorischen Bau des Alessi, nur eine Nachahmung des
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/355>, abgerufen am 05.12.2024.
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