Die Bauten Michelangelo's, der mit der goldenen Zeit begann und durch seine spätere Willkür schon den ganzen Barockstyl einleitete und zu rechtfertigen schien, wurden bereits aufgezählt. Von den zu- nächst zu nennenden Baumeistern waren mehrere seine unmittelbaren Schüler und Executanten, andere seine Anhänger, alle mehr oder we- niger von ihm berührt. Man darf sie darob bewundern, dass sie seine Extravaganzen noch nicht mehr im Sinne eigener Willkür aus- beuteten.
An ihrer Spitze steht Giacomo Barozzi von Vignola (1507--1573), dessen Handbuch der Säulenordnungen (Trattato degli ordini) die Ar- chitektur der letzten zwei Jahrhunderte völlig beherrscht hat und noch jetzt stellenweise einen grossen Einfluss ausübt, nachdem seit hundert Jahren die echten griechischen Ordnungen bekannt und abgebildet sind. Als ausübender Künstler begann er mit einigen Bauten in Bo- logna; ausser den oben (S. 208, e) genannten Banchi wird eine Casaa Bocchi und in dem nahen Minerbio ein Palazzo Isolani genannt, über dessen Vorhandensein ich keine Kunde habe. -- Sein frühster Colossal- bau, der Pal. Farnese in Piacenza, ist interessant als eines der erstenb Gebäude, in welchen durchaus kein herrschendes Einzelmotiv vor- kömmt, sondern nur die Verhältnisse sprechen, und zwar beim ein- fachsten Detail, das überdiess nur stellenweise wirklich ausgeführt ist. Die Abstufung der Stockwerke ist der (allerdings nicht genügende) Gehalt des ungeheuern Gebäudes, welches übrigens nicht zur Hälfte vollendet und jetzt eine Caserne ist.
In Rom hatte er grossen Antheil an der prächtigen Villa, welchec Papst Julius III (1550--1555) an der Via Flaminia baute und die noch jetzt als Vigna di Papa Giulio benannt wird. Wer die Urheber und Erfinder der einzelnen Motive dieses ehemals grossen Ganzen sind, lässt sich nicht mehr ausmitteln; Vasari, der an mehrern Stellen (in den Biographien des Taddeo Zucchero zweimal und in der Übersicht seiner eigenen Werke) davon spricht, schreibt die Haupt- ideen dem baulustigen Papste zu, sich selber aber die Redaction der- selben; diese habe Michelangelo durchgesehen und verbessert, Vignola aber bloss ausgeführt; ausschliesslich von ihm (Vasari) sei der Ent- wurf zu dem Brunnen unten (d. h. im hintern Hof), welchen dann Vignola und Ammanati ausführten. Abgesehen von seinen Urhebern
Vignola.
Die Bauten Michelangelo’s, der mit der goldenen Zeit begann und durch seine spätere Willkür schon den ganzen Barockstyl einleitete und zu rechtfertigen schien, wurden bereits aufgezählt. Von den zu- nächst zu nennenden Baumeistern waren mehrere seine unmittelbaren Schüler und Executanten, andere seine Anhänger, alle mehr oder we- niger von ihm berührt. Man darf sie darob bewundern, dass sie seine Extravaganzen noch nicht mehr im Sinne eigener Willkür aus- beuteten.
An ihrer Spitze steht Giacomo Barozzi von Vignola (1507—1573), dessen Handbuch der Säulenordnungen (Trattato degli ordini) die Ar- chitektur der letzten zwei Jahrhunderte völlig beherrscht hat und noch jetzt stellenweise einen grossen Einfluss ausübt, nachdem seit hundert Jahren die echten griechischen Ordnungen bekannt und abgebildet sind. Als ausübender Künstler begann er mit einigen Bauten in Bo- logna; ausser den oben (S. 208, e) genannten Banchi wird eine Casaa Bocchi und in dem nahen Minerbio ein Palazzo Isolani genannt, über dessen Vorhandensein ich keine Kunde habe. — Sein frühster Colossal- bau, der Pal. Farnese in Piacenza, ist interessant als eines der erstenb Gebäude, in welchen durchaus kein herrschendes Einzelmotiv vor- kömmt, sondern nur die Verhältnisse sprechen, und zwar beim ein- fachsten Detail, das überdiess nur stellenweise wirklich ausgeführt ist. Die Abstufung der Stockwerke ist der (allerdings nicht genügende) Gehalt des ungeheuern Gebäudes, welches übrigens nicht zur Hälfte vollendet und jetzt eine Caserne ist.
In Rom hatte er grossen Antheil an der prächtigen Villa, welchec Papst Julius III (1550—1555) an der Via Flaminia baute und die noch jetzt als Vigna di Papa Giulio benannt wird. Wer die Urheber und Erfinder der einzelnen Motive dieses ehemals grossen Ganzen sind, lässt sich nicht mehr ausmitteln; Vasari, der an mehrern Stellen (in den Biographien des Taddeo Zucchero zweimal und in der Übersicht seiner eigenen Werke) davon spricht, schreibt die Haupt- ideen dem baulustigen Papste zu, sich selber aber die Redaction der- selben; diese habe Michelangelo durchgesehen und verbessert, Vignola aber bloss ausgeführt; ausschliesslich von ihm (Vasari) sei der Ent- wurf zu dem Brunnen unten (d. h. im hintern Hof), welchen dann Vignola und Ammanati ausführten. Abgesehen von seinen Urhebern
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Vignola.
Die Bauten Michelangelo’s, der mit der goldenen Zeit begann und
durch seine spätere Willkür schon den ganzen Barockstyl einleitete
und zu rechtfertigen schien, wurden bereits aufgezählt. Von den zu-
nächst zu nennenden Baumeistern waren mehrere seine unmittelbaren
Schüler und Executanten, andere seine Anhänger, alle mehr oder we-
niger von ihm berührt. Man darf sie darob bewundern, dass sie
seine Extravaganzen noch nicht mehr im Sinne eigener Willkür aus-
beuteten.
An ihrer Spitze steht Giacomo Barozzi von Vignola (1507—1573),
dessen Handbuch der Säulenordnungen (Trattato degli ordini) die Ar-
chitektur der letzten zwei Jahrhunderte völlig beherrscht hat und noch
jetzt stellenweise einen grossen Einfluss ausübt, nachdem seit hundert
Jahren die echten griechischen Ordnungen bekannt und abgebildet
sind. Als ausübender Künstler begann er mit einigen Bauten in Bo-
logna; ausser den oben (S. 208, e) genannten Banchi wird eine Casa
Bocchi und in dem nahen Minerbio ein Palazzo Isolani genannt, über
dessen Vorhandensein ich keine Kunde habe. — Sein frühster Colossal-
bau, der Pal. Farnese in Piacenza, ist interessant als eines der ersten
Gebäude, in welchen durchaus kein herrschendes Einzelmotiv vor-
kömmt, sondern nur die Verhältnisse sprechen, und zwar beim ein-
fachsten Detail, das überdiess nur stellenweise wirklich ausgeführt
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Gehalt des ungeheuern Gebäudes, welches übrigens nicht zur Hälfte
vollendet und jetzt eine Caserne ist.
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In Rom hatte er grossen Antheil an der prächtigen Villa, welche
Papst Julius III (1550—1555) an der Via Flaminia baute und die
noch jetzt als Vigna di Papa Giulio benannt wird. Wer die
Urheber und Erfinder der einzelnen Motive dieses ehemals grossen
Ganzen sind, lässt sich nicht mehr ausmitteln; Vasari, der an mehrern
Stellen (in den Biographien des Taddeo Zucchero zweimal und in der
Übersicht seiner eigenen Werke) davon spricht, schreibt die Haupt-
ideen dem baulustigen Papste zu, sich selber aber die Redaction der-
selben; diese habe Michelangelo durchgesehen und verbessert, Vignola
aber bloss ausgeführt; ausschliesslich von ihm (Vasari) sei der Ent-
wurf zu dem Brunnen unten (d. h. im hintern Hof), welchen dann
Vignola und Ammanati ausführten. Abgesehen von seinen Urhebern
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/363>, abgerufen am 05.12.2024.
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