lommeo. (Jetzt an der Inschrift: Collegio italiano kenntlich und als Dameninstitut im Innern unzugänglich.) Isolirt auf hohen Garten- terrassen, mit einwärts tretenden Bogenhallen in der Mitte, und prachtvoller durchbrochener Balustrade oben, macht das Gebäude die glänzendste Wirkung, von der man nicht sogleich inne wird, dass sie auf der weisesten Oeconomie der Mittel beruht, auf der schönen und schlichten Flächeneintheilung, auf der sorglichen Handhabung der Pi- laster beider Ordnungen (ionisch und korinthisch), welche nur an den Hauptfronten cannelirt und nur an den Haupttheilen derselben reich- lich angebracht sind. (Die dorische Ordnung für eine Grotte an der Hauptterrasse verspart.)
Was von den Villen der Umgebung erhalten ist, vermag der Verfasser nicht anzugeben. (In S. Pier d'Arena: Villen Spinola, Ler-a cari, Doria, Grimaldi, Imperiali.) In S. Martin d'Albaro hat er Villab Giustiniani vergebens zu erfragen gesucht. Das sog. Paradiso, über der Strasse dahin, soll ebenfalls von Alessi sein. -- Am See von Pe- rugia ist das Schloss von Castiglione ein, wie es heisst, ausgezeich-c neter Bau von ihm.
Wiederum von einem Lombarden des XVI. Jahrhunderts, Rocco Lurago, ist der berümte Pal. Doria-Tursi (jetziges Municipio,d Str. nuova). Hier zum erstenmal tritt jene gänzliche Verwilderung des decorativ misshandelten Details ein, in der Absicht auf Effect im Grossen. (Hässliche und rohe Pfeiler und Gesimse, colossale Fratzen als Masken über den Fenstern etc.) Allein die Composition ist vor- züglich wirksam; die Fassade setzt sich rechts und links in durch- sichtigen Altanhallen fort; innen ist die Unebenheit des Bodens zu einer prächtigen Treppenwirkung mit Ausblick in den Hallenhof hin- auf benützt, an dessen Ende dann die Haupttreppe, vom ersten Ab- satz an in zwei Armen, emporsteigt.
Doch die höhere, veredelte Stufe desselben Hofbaues gewährt erst der Palast der Universität (Str. Balbi), von dem Lombarden Bar-e tolommeo Bianco (als Jesuitencollegium begonnen 1623). Auf die sehr ausgeartete Fassade folgt hier unerwartet ein Hofraum, den die Phantasie kaum reicher und schöner denken kann; durch Verdoppelung
B. Cicerone. 23
Genua. Alessi; Lurago; Bianco.
lommeo. (Jetzt an der Inschrift: Collegio italiano kenntlich und als Dameninstitut im Innern unzugänglich.) Isolirt auf hohen Garten- terrassen, mit einwärts tretenden Bogenhallen in der Mitte, und prachtvoller durchbrochener Balustrade oben, macht das Gebäude die glänzendste Wirkung, von der man nicht sogleich inne wird, dass sie auf der weisesten Oeconomie der Mittel beruht, auf der schönen und schlichten Flächeneintheilung, auf der sorglichen Handhabung der Pi- laster beider Ordnungen (ionisch und korinthisch), welche nur an den Hauptfronten cannelirt und nur an den Haupttheilen derselben reich- lich angebracht sind. (Die dorische Ordnung für eine Grotte an der Hauptterrasse verspart.)
Was von den Villen der Umgebung erhalten ist, vermag der Verfasser nicht anzugeben. (In S. Pier d’Arena: Villen Spinola, Ler-a cari, Doria, Grimaldi, Imperiali.) In S. Martin d’Albaro hat er Villab Giustiniani vergebens zu erfragen gesucht. Das sog. Paradiso, über der Strasse dahin, soll ebenfalls von Alessi sein. — Am See von Pe- rugia ist das Schloss von Castiglione ein, wie es heisst, ausgezeich-c neter Bau von ihm.
Wiederum von einem Lombarden des XVI. Jahrhunderts, Rocco Lurago, ist der berümte Pal. Doria-Tursi (jetziges Municipio,d Str. nuova). Hier zum erstenmal tritt jene gänzliche Verwilderung des decorativ misshandelten Details ein, in der Absicht auf Effect im Grossen. (Hässliche und rohe Pfeiler und Gesimse, colossale Fratzen als Masken über den Fenstern etc.) Allein die Composition ist vor- züglich wirksam; die Fassade setzt sich rechts und links in durch- sichtigen Altanhallen fort; innen ist die Unebenheit des Bodens zu einer prächtigen Treppenwirkung mit Ausblick in den Hallenhof hin- auf benützt, an dessen Ende dann die Haupttreppe, vom ersten Ab- satz an in zwei Armen, emporsteigt.
Doch die höhere, veredelte Stufe desselben Hofbaues gewährt erst der Palast der Universität (Str. Balbi), von dem Lombarden Bar-e tolommeo Bianco (als Jesuitencollegium begonnen 1623). Auf die sehr ausgeartete Fassade folgt hier unerwartet ein Hofraum, den die Phantasie kaum reicher und schöner denken kann; durch Verdoppelung
B. Cicerone. 23
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Genua. Alessi; Lurago; Bianco.
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Dameninstitut im Innern unzugänglich.) Isolirt auf hohen Garten-
terrassen, mit einwärts tretenden Bogenhallen in der Mitte, und
prachtvoller durchbrochener Balustrade oben, macht das Gebäude die
glänzendste Wirkung, von der man nicht sogleich inne wird, dass sie
auf der weisesten Oeconomie der Mittel beruht, auf der schönen und
schlichten Flächeneintheilung, auf der sorglichen Handhabung der Pi-
laster beider Ordnungen (ionisch und korinthisch), welche nur an den
Hauptfronten cannelirt und nur an den Haupttheilen derselben reich-
lich angebracht sind. (Die dorische Ordnung für eine Grotte an der
Hauptterrasse verspart.)
Was von den Villen der Umgebung erhalten ist, vermag der
Verfasser nicht anzugeben. (In S. Pier d’Arena: Villen Spinola, Ler-
cari, Doria, Grimaldi, Imperiali.) In S. Martin d’Albaro hat er Villa
Giustiniani vergebens zu erfragen gesucht. Das sog. Paradiso, über
der Strasse dahin, soll ebenfalls von Alessi sein. — Am See von Pe-
rugia ist das Schloss von Castiglione ein, wie es heisst, ausgezeich-
neter Bau von ihm.
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Lurago, ist der berümte Pal. Doria-Tursi (jetziges Municipio,
Str. nuova). Hier zum erstenmal tritt jene gänzliche Verwilderung
des decorativ misshandelten Details ein, in der Absicht auf Effect im
Grossen. (Hässliche und rohe Pfeiler und Gesimse, colossale Fratzen
als Masken über den Fenstern etc.) Allein die Composition ist vor-
züglich wirksam; die Fassade setzt sich rechts und links in durch-
sichtigen Altanhallen fort; innen ist die Unebenheit des Bodens zu
einer prächtigen Treppenwirkung mit Ausblick in den Hallenhof hin-
auf benützt, an dessen Ende dann die Haupttreppe, vom ersten Ab-
satz an in zwei Armen, emporsteigt.
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Doch die höhere, veredelte Stufe desselben Hofbaues gewährt erst
der Palast der Universität (Str. Balbi), von dem Lombarden Bar-
tolommeo Bianco (als Jesuitencollegium begonnen 1623). Auf die
sehr ausgeartete Fassade folgt hier unerwartet ein Hofraum, den die
Phantasie kaum reicher und schöner denken kann; durch Verdoppelung
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/375>, abgerufen am 05.12.2024.
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