Strada de' Giustiniani: Pal. Negrotto (jetzt Consulat von Buenos-a Ayres), mit einer trotz aller Vermauerung noch interessanten Disposi- tion. -- Erst aus dem vorigen Jahrhundert: Pal. Balbi (Str. nuovissimab N. 16) von Gregorio Petondi, merkwürdig durch den auf unregel- mässigem und sehr unebenem Terrain um jeden Preis erstrebten per- spectivischen Effekt der Halle und Treppe, welche als Brücke quer über den Hof geht; -- Pal. Penco, nahe hinter S. Pietro in Banchi, mit trefflich perspectivisch gedachtem Vestibul und einer stattlichen Treppe, welche nahezu den Hof ausfüllt; -- Pal. Salvagi (jetzt Pi- nelli) bei Croce di Malta; -- Pal. Defornari (Piazza S. Domenico); -- Pal. Casanova (Via Luccoli) mit malerisch wirkendem Hofe; u. s. w.
Den Beschluss dieser Reihe bildet der grosse Andrea Palladio von Vicenza (1518--1580). Kein Architekt des XVI. Jahrhunderts hat dem Alterthum eine so feurige Hingebung bewiesen wie er, keiner auch die antiken Denkmäler so ihrem tiefsten Wesen nach ergründet und dabei doch so frei producirt. Er beinahe allein hat sich nie an einen decorativen Einzeleffekt gehalten, sondern ausschliesslich von der Disposition und von dem Gefühl der Verhältnisse aus seine Bauten organisirt. Michelangelo, von welchem dasselbe in gleichem Umfange gilt, steht bei vielleicht höherer Anlage und bei grossartigern Auf- gaben, wie z. B. die St. Peterskirche, doch unter der Botmässigkeit seiner eigenen Grillen; Palladio ist durch und durch gesetzlich. Er wollte in vollstem Ernst die antike Baukunst wieder in's Leben rufen, während Michelangelo nichts weniger im Auge hatte, als eben diess.
Die antiken Reste gaben freilich keine Gesammtvorbilder gerade für das, was die Zeitgenossen von Palladio verlangten: für Kirchen und Paläste; letztere zumal mussten einen von allem römischen Pri- vatbau weit abweichenden Charakter tragen: den des Schlosses, der adlichen Residenz. Was Palladio bei seinem wiederholten Aufenthalt in Rom sich fruchtbringendes aneignen konnte, bestand daher weniger in dem Frontenbau, als in den innern Dispositionen und in der Glie- derung der Wände, hauptsächlich der innern. Er widmete vor Allem den damals noch wohl erhaltenen Thermen das emsigste Studium; keiner seiner Vorgänger hat die Grundrisse der antiken Trümmer so
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Paläste von Genua. Palladio.
Strada de’ Giustiniani: Pal. Negrotto (jetzt Consulat von Buenos-a Ayres), mit einer trotz aller Vermauerung noch interessanten Disposi- tion. — Erst aus dem vorigen Jahrhundert: Pal. Balbi (Str. nuovissimab N. 16) von Gregorio Petondi, merkwürdig durch den auf unregel- mässigem und sehr unebenem Terrain um jeden Preis erstrebten per- spectivischen Effekt der Halle und Treppe, welche als Brücke quer über den Hof geht; — Pal. Penco, nahe hinter S. Pietro in Banchi, mit trefflich perspectivisch gedachtem Vestibul und einer stattlichen Treppe, welche nahezu den Hof ausfüllt; — Pal. Salvagi (jetzt Pi- nelli) bei Croce di Malta; — Pal. Defornari (Piazza S. Domenico); — Pal. Casanova (Via Luccoli) mit malerisch wirkendem Hofe; u. s. w.
Den Beschluss dieser Reihe bildet der grosse Andrea Palladio von Vicenza (1518—1580). Kein Architekt des XVI. Jahrhunderts hat dem Alterthum eine so feurige Hingebung bewiesen wie er, keiner auch die antiken Denkmäler so ihrem tiefsten Wesen nach ergründet und dabei doch so frei producirt. Er beinahe allein hat sich nie an einen decorativen Einzeleffekt gehalten, sondern ausschliesslich von der Disposition und von dem Gefühl der Verhältnisse aus seine Bauten organisirt. Michelangelo, von welchem dasselbe in gleichem Umfange gilt, steht bei vielleicht höherer Anlage und bei grossartigern Auf- gaben, wie z. B. die St. Peterskirche, doch unter der Botmässigkeit seiner eigenen Grillen; Palladio ist durch und durch gesetzlich. Er wollte in vollstem Ernst die antike Baukunst wieder in’s Leben rufen, während Michelangelo nichts weniger im Auge hatte, als eben diess.
Die antiken Reste gaben freilich keine Gesammtvorbilder gerade für das, was die Zeitgenossen von Palladio verlangten: für Kirchen und Paläste; letztere zumal mussten einen von allem römischen Pri- vatbau weit abweichenden Charakter tragen: den des Schlosses, der adlichen Residenz. Was Palladio bei seinem wiederholten Aufenthalt in Rom sich fruchtbringendes aneignen konnte, bestand daher weniger in dem Frontenbau, als in den innern Dispositionen und in der Glie- derung der Wände, hauptsächlich der innern. Er widmete vor Allem den damals noch wohl erhaltenen Thermen das emsigste Studium; keiner seiner Vorgänger hat die Grundrisse der antiken Trümmer so
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Paläste von Genua. Palladio.
Strada de’ Giustiniani: Pal. Negrotto (jetzt Consulat von Buenos-
Ayres), mit einer trotz aller Vermauerung noch interessanten Disposi-
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N. 16) von Gregorio Petondi, merkwürdig durch den auf unregel-
mässigem und sehr unebenem Terrain um jeden Preis erstrebten per-
spectivischen Effekt der Halle und Treppe, welche als Brücke quer
über den Hof geht; — Pal. Penco, nahe hinter S. Pietro in Banchi,
mit trefflich perspectivisch gedachtem Vestibul und einer stattlichen
Treppe, welche nahezu den Hof ausfüllt; — Pal. Salvagi (jetzt Pi-
nelli) bei Croce di Malta; — Pal. Defornari (Piazza S. Domenico);
— Pal. Casanova (Via Luccoli) mit malerisch wirkendem Hofe; u. s. w.
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Den Beschluss dieser Reihe bildet der grosse Andrea Palladio
von Vicenza (1518—1580). Kein Architekt des XVI. Jahrhunderts
hat dem Alterthum eine so feurige Hingebung bewiesen wie er, keiner
auch die antiken Denkmäler so ihrem tiefsten Wesen nach ergründet
und dabei doch so frei producirt. Er beinahe allein hat sich nie an
einen decorativen Einzeleffekt gehalten, sondern ausschliesslich von der
Disposition und von dem Gefühl der Verhältnisse aus seine Bauten
organisirt. Michelangelo, von welchem dasselbe in gleichem Umfange
gilt, steht bei vielleicht höherer Anlage und bei grossartigern Auf-
gaben, wie z. B. die St. Peterskirche, doch unter der Botmässigkeit
seiner eigenen Grillen; Palladio ist durch und durch gesetzlich. Er
wollte in vollstem Ernst die antike Baukunst wieder in’s Leben rufen,
während Michelangelo nichts weniger im Auge hatte, als eben diess.
Die antiken Reste gaben freilich keine Gesammtvorbilder gerade
für das, was die Zeitgenossen von Palladio verlangten: für Kirchen
und Paläste; letztere zumal mussten einen von allem römischen Pri-
vatbau weit abweichenden Charakter tragen: den des Schlosses, der
adlichen Residenz. Was Palladio bei seinem wiederholten Aufenthalt
in Rom sich fruchtbringendes aneignen konnte, bestand daher weniger
in dem Frontenbau, als in den innern Dispositionen und in der Glie-
derung der Wände, hauptsächlich der innern. Er widmete vor Allem
den damals noch wohl erhaltenen Thermen das emsigste Studium;
keiner seiner Vorgänger hat die Grundrisse der antiken Trümmer so
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/377>, abgerufen am 05.12.2024.
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