Die Gemächer und Säle des Innern zeigen zweierlei Gestalt. Die frühere (etwa 1580--1650 herrschende) hat folgende Elemente: eine flache geschnitzte oder mit Ornamenten (zweifarbig, mit etwas Gold) bemalte Sparrendecke; unterhalb derselben ein breiter Fries mit Historien oder Landschaften in Fresco; über dem Kamin ein grösseres Frescobild; der Rest der Wand entweder vertäfelt oder (ehemals) mit Tapeten, etwa gemodelten Ledertapeten, bezogen. Die spätere Gestalt zeigt Säle mit verschalten Gewölben, an welche die Fresken verlegt werden; die Wand entweder ganz mit Tapeten bedeckt, oder auch mit grossen Perspectiven bemalt. -- In den Palä- sten von Bologna herrscht der erstere Typus vor; in denjenigen von Genua mischen sich beide Gattungen; in Rom enthält z. B. Pal. Cos-a taguti ausgezeichnete Beispiele beider, Pal. Farnese aber ausser demb grossen Saal (S. 296, c) die berühmte Galeria des Annibale Caracci, welche eines der wenigen ganz architektonisch und malerisch durch- geführten Prachtinterieurs dieser Zeit ist.
Phantasiereiche Prachtsäle wird man durchschnittlich eher in den Villen zu suchen haben, wo das doppelte Licht, von vorn und von der Rückseite, benützt wurde und wo das Erdgeschoss nicht durch die Einfahrten in Anspruch genommen war. In dem Casino der Villac Borghese (von Vasanzio) kömmt noch ein Luxus der Incrustation hinzu, welcher dem hintern Saal einen wahrhaft einzigen Stoffwerth giebt. (Die Verwendung der Steine besonnener und geschmackvoller als in irgend einer Kirche.)
Das Prachtstück der Paläste war jetzt nicht der grosse, mittlere, quadratische, sondern ein schmaler länglicher Saal, etwa mit Säulen- stellungen und bemaltem Gewölbe, la galeria genannt. Sehr statt- lich im Palazzo reale zu Genua, im Pal. Doria zu Rom und im Pal.d Colonna ebenda (von Antonio del Grande). -- Von eigentlichem Rococo findet man in Italien nicht eben viele Proben, da die pla- stische Durchführung der Wanddecoration, wo sie versucht wurde, zu viele inländische Vorbilder fand; doch ist der berühmte Saal des Pal. Serra in Genua (Str. nuova), von dem Franzosen de Wailly,e auch nach Versailles noch sehr sehenswerth als eine der schönsten und ernsthaftesten Schöpfungen dieses Styles, schon mit einem Anflug des wiedererwachenden Classicismus.
Paläste. Treppen. Säle.
Die Gemächer und Säle des Innern zeigen zweierlei Gestalt. Die frühere (etwa 1580—1650 herrschende) hat folgende Elemente: eine flache geschnitzte oder mit Ornamenten (zweifarbig, mit etwas Gold) bemalte Sparrendecke; unterhalb derselben ein breiter Fries mit Historien oder Landschaften in Fresco; über dem Kamin ein grösseres Frescobild; der Rest der Wand entweder vertäfelt oder (ehemals) mit Tapeten, etwa gemodelten Ledertapeten, bezogen. Die spätere Gestalt zeigt Säle mit verschalten Gewölben, an welche die Fresken verlegt werden; die Wand entweder ganz mit Tapeten bedeckt, oder auch mit grossen Perspectiven bemalt. — In den Palä- sten von Bologna herrscht der erstere Typus vor; in denjenigen von Genua mischen sich beide Gattungen; in Rom enthält z. B. Pal. Cos-a taguti ausgezeichnete Beispiele beider, Pal. Farnese aber ausser demb grossen Saal (S. 296, c) die berühmte Galeria des Annibale Caracci, welche eines der wenigen ganz architektonisch und malerisch durch- geführten Prachtinterieurs dieser Zeit ist.
Phantasiereiche Prachtsäle wird man durchschnittlich eher in den Villen zu suchen haben, wo das doppelte Licht, von vorn und von der Rückseite, benützt wurde und wo das Erdgeschoss nicht durch die Einfahrten in Anspruch genommen war. In dem Casino der Villac Borghese (von Vasanzio) kömmt noch ein Luxus der Incrustation hinzu, welcher dem hintern Saal einen wahrhaft einzigen Stoffwerth giebt. (Die Verwendung der Steine besonnener und geschmackvoller als in irgend einer Kirche.)
Das Prachtstück der Paläste war jetzt nicht der grosse, mittlere, quadratische, sondern ein schmaler länglicher Saal, etwa mit Säulen- stellungen und bemaltem Gewölbe, la galeria genannt. Sehr statt- lich im Palazzo reale zu Genua, im Pal. Doria zu Rom und im Pal.d Colonna ebenda (von Antonio del Grande). — Von eigentlichem Rococo findet man in Italien nicht eben viele Proben, da die pla- stische Durchführung der Wanddecoration, wo sie versucht wurde, zu viele inländische Vorbilder fand; doch ist der berühmte Saal des Pal. Serra in Genua (Str. nuova), von dem Franzosen de Wailly,e auch nach Versailles noch sehr sehenswerth als eine der schönsten und ernsthaftesten Schöpfungen dieses Styles, schon mit einem Anflug des wiedererwachenden Classicismus.
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Paläste. Treppen. Säle.
Die Gemächer und Säle des Innern zeigen zweierlei Gestalt.
Die frühere (etwa 1580—1650 herrschende) hat folgende Elemente:
eine flache geschnitzte oder mit Ornamenten (zweifarbig, mit etwas
Gold) bemalte Sparrendecke; unterhalb derselben ein breiter Fries
mit Historien oder Landschaften in Fresco; über dem Kamin ein
grösseres Frescobild; der Rest der Wand entweder vertäfelt oder
(ehemals) mit Tapeten, etwa gemodelten Ledertapeten, bezogen. Die
spätere Gestalt zeigt Säle mit verschalten Gewölben, an welche
die Fresken verlegt werden; die Wand entweder ganz mit Tapeten
bedeckt, oder auch mit grossen Perspectiven bemalt. — In den Palä-
sten von Bologna herrscht der erstere Typus vor; in denjenigen von
Genua mischen sich beide Gattungen; in Rom enthält z. B. Pal. Cos-
taguti ausgezeichnete Beispiele beider, Pal. Farnese aber ausser dem
grossen Saal (S. 296, c) die berühmte Galeria des Annibale Caracci,
welche eines der wenigen ganz architektonisch und malerisch durch-
geführten Prachtinterieurs dieser Zeit ist.
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Phantasiereiche Prachtsäle wird man durchschnittlich eher in den
Villen zu suchen haben, wo das doppelte Licht, von vorn und von
der Rückseite, benützt wurde und wo das Erdgeschoss nicht durch
die Einfahrten in Anspruch genommen war. In dem Casino der Villa
Borghese (von Vasanzio) kömmt noch ein Luxus der Incrustation
hinzu, welcher dem hintern Saal einen wahrhaft einzigen Stoffwerth
giebt. (Die Verwendung der Steine besonnener und geschmackvoller
als in irgend einer Kirche.)
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Das Prachtstück der Paläste war jetzt nicht der grosse, mittlere,
quadratische, sondern ein schmaler länglicher Saal, etwa mit Säulen-
stellungen und bemaltem Gewölbe, la galeria genannt. Sehr statt-
lich im Palazzo reale zu Genua, im Pal. Doria zu Rom und im Pal.
Colonna ebenda (von Antonio del Grande). — Von eigentlichem
Rococo findet man in Italien nicht eben viele Proben, da die pla-
stische Durchführung der Wanddecoration, wo sie versucht wurde,
zu viele inländische Vorbilder fand; doch ist der berühmte Saal des
Pal. Serra in Genua (Str. nuova), von dem Franzosen de Wailly,
auch nach Versailles noch sehr sehenswerth als eine der schönsten
und ernsthaftesten Schöpfungen dieses Styles, schon mit einem Anflug
des wiedererwachenden Classicismus.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/417>, abgerufen am 05.12.2024.
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