Eine Menge kleinerer Villen verdanken einen bisweilen unbe- schreiblichen Reiz wesentlich ihrer Lage und Aussicht. (Die ruinirte aVigna Barberini bei S. Spirito; die ebenfalls ganz vernachlässigte Villa Spada hinter der Acqua Paolina, nebst den übrigen Villen des bJaniculus; Villa Spada oder Mills auf dem Palatin, deren erbärmliches jetziges Casino diese Stelle nicht ewig verunzieren wird; der Garten der Passionisten auf dem Coelius u. a. m.). Andere, auch in wenig bevorzugter Lage, enthalten doch einzelne Elemente von grossem Reiz oder erwecken durch ihren Charakter dieselbe Stimmung, welche jene grössern und berühmtern Anlagen hervorrufen. (Mehrere ganz canspruchlose an der Strasse von den Diocletiansthermen nach Porta S. Lorenzo, andere an der Strasse von S. Maria maggiore nach dem dLateran; in der Nähe des letztern Villa Massimi und Villa Altieri, letztere mit schönen Laubgängen und einer grossen Pinie, sowie auch Villa Wolkonski, deren Hauptwirkung auf den Trümmern des Aquä- ductes beruht.)
Nicht eine Anlage, sondern nur ein wonnevoller Ort war der eCypressenhain der Villa Poniatowski, nutzlos dem Boden eben gemacht im Jahr 1849. Die Baumfeindschaft ist im heutigen Italien ein populärer Zug.
Von den neapolitanischen Villen reicht keine bedeutende über das vorige Jahrhundert hinauf. Die zum Theil ältern Anlagen auf dem Vomero sind im Gartenstyl den römischen auf keine Weise fzu vergleichen, auch ganz wasserlos, allein so gelegen, dass die Aus- gsicht auch die prächtigste Einrahmung würde vergessen machen. Flo- ridiana ist völlig modern, Belvedere zum Theil; Villa Patrizi und Villa Ricciardi (diese mit doppeltem Blick, gegen das Meer und gegen Camaldoli) sind älter; die traumhafte Herrlichkeit der Aus- sicht haben sie mit dem ganzen Höhenzug gemein. Von den Bour- hbonenvillen des vorigen Jahrhunderts nimmt der Park von Caserta, nicht durch Aussicht, allein durch die Anlage, den ersten Rang ein. Ausserdem Capodimonte, Quisisana bei Castellamare, Portici u. s. w. i-- Als moderne Gründung ist der hintere Theil der Villa reale in Neapel seiner vielartigen tropischen Vegetation gemäss mit Recht in landschaftlichem, nicht in architektonischem Sinne angelegt.
Villen und Gärten.
Eine Menge kleinerer Villen verdanken einen bisweilen unbe- schreiblichen Reiz wesentlich ihrer Lage und Aussicht. (Die ruinirte aVigna Barberini bei S. Spirito; die ebenfalls ganz vernachlässigte Villa Spada hinter der Acqua Paolina, nebst den übrigen Villen des bJaniculus; Villa Spada oder Mills auf dem Palatin, deren erbärmliches jetziges Casino diese Stelle nicht ewig verunzieren wird; der Garten der Passionisten auf dem Coelius u. a. m.). Andere, auch in wenig bevorzugter Lage, enthalten doch einzelne Elemente von grossem Reiz oder erwecken durch ihren Charakter dieselbe Stimmung, welche jene grössern und berühmtern Anlagen hervorrufen. (Mehrere ganz canspruchlose an der Strasse von den Diocletiansthermen nach Porta S. Lorenzo, andere an der Strasse von S. Maria maggiore nach dem dLateran; in der Nähe des letztern Villa Massimi und Villa Altieri, letztere mit schönen Laubgängen und einer grossen Pinie, sowie auch Villa Wolkonski, deren Hauptwirkung auf den Trümmern des Aquä- ductes beruht.)
Nicht eine Anlage, sondern nur ein wonnevoller Ort war der eCypressenhain der Villa Poniatowski, nutzlos dem Boden eben gemacht im Jahr 1849. Die Baumfeindschaft ist im heutigen Italien ein populärer Zug.
Von den neapolitanischen Villen reicht keine bedeutende über das vorige Jahrhundert hinauf. Die zum Theil ältern Anlagen auf dem Vomero sind im Gartenstyl den römischen auf keine Weise fzu vergleichen, auch ganz wasserlos, allein so gelegen, dass die Aus- gsicht auch die prächtigste Einrahmung würde vergessen machen. Flo- ridiana ist völlig modern, Belvedere zum Theil; Villa Patrizi und Villa Ricciardi (diese mit doppeltem Blick, gegen das Meer und gegen Camaldoli) sind älter; die traumhafte Herrlichkeit der Aus- sicht haben sie mit dem ganzen Höhenzug gemein. Von den Bour- hbonenvillen des vorigen Jahrhunderts nimmt der Park von Caserta, nicht durch Aussicht, allein durch die Anlage, den ersten Rang ein. Ausserdem Capodimonte, Quisisana bei Castellamare, Portici u. s. w. i— Als moderne Gründung ist der hintere Theil der Villa reale in Neapel seiner vielartigen tropischen Vegetation gemäss mit Recht in landschaftlichem, nicht in architektonischem Sinne angelegt.
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Villen und Gärten.
Eine Menge kleinerer Villen verdanken einen bisweilen unbe-
schreiblichen Reiz wesentlich ihrer Lage und Aussicht. (Die ruinirte
Vigna Barberini bei S. Spirito; die ebenfalls ganz vernachlässigte
Villa Spada hinter der Acqua Paolina, nebst den übrigen Villen des
Janiculus; Villa Spada oder Mills auf dem Palatin, deren erbärmliches
jetziges Casino diese Stelle nicht ewig verunzieren wird; der Garten
der Passionisten auf dem Coelius u. a. m.). Andere, auch in wenig
bevorzugter Lage, enthalten doch einzelne Elemente von grossem
Reiz oder erwecken durch ihren Charakter dieselbe Stimmung, welche
jene grössern und berühmtern Anlagen hervorrufen. (Mehrere ganz
anspruchlose an der Strasse von den Diocletiansthermen nach Porta
S. Lorenzo, andere an der Strasse von S. Maria maggiore nach dem
Lateran; in der Nähe des letztern Villa Massimi und Villa Altieri,
letztere mit schönen Laubgängen und einer grossen Pinie, sowie auch
Villa Wolkonski, deren Hauptwirkung auf den Trümmern des Aquä-
ductes beruht.)
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Nicht eine Anlage, sondern nur ein wonnevoller Ort war der
Cypressenhain der Villa Poniatowski, nutzlos dem Boden eben
gemacht im Jahr 1849. Die Baumfeindschaft ist im heutigen Italien
ein populärer Zug.
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Von den neapolitanischen Villen reicht keine bedeutende
über das vorige Jahrhundert hinauf. Die zum Theil ältern Anlagen
auf dem Vomero sind im Gartenstyl den römischen auf keine Weise
zu vergleichen, auch ganz wasserlos, allein so gelegen, dass die Aus-
sicht auch die prächtigste Einrahmung würde vergessen machen. Flo-
ridiana ist völlig modern, Belvedere zum Theil; Villa Patrizi
und Villa Ricciardi (diese mit doppeltem Blick, gegen das Meer
und gegen Camaldoli) sind älter; die traumhafte Herrlichkeit der Aus-
sicht haben sie mit dem ganzen Höhenzug gemein. Von den Bour-
bonenvillen des vorigen Jahrhunderts nimmt der Park von Caserta,
nicht durch Aussicht, allein durch die Anlage, den ersten Rang ein.
Ausserdem Capodimonte, Quisisana bei Castellamare, Portici u. s. w.
— Als moderne Gründung ist der hintere Theil der Villa reale in
Neapel seiner vielartigen tropischen Vegetation gemäss mit Recht in
landschaftlichem, nicht in architektonischem Sinne angelegt.
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Burckhardt, Jacob: Der Cicerone. Eine Anleitung zum Genuss der Kunstwerke Italiens. Basel, 1855, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/burckhardt_cicerone_1855/428>, abgerufen am 05.12.2024.
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